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MITTEILUNGEN DER RESIDENZEN-KOMMISSION DER ...

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SCHRÖ<strong>DER</strong>, Sybille: Macht und Gabe. Materielle Kultur am Hof Heinrichs II. von England,<br />

Husum 2004 (Historische Studien, 481) [Matthiesen, geb., 336 S., 16 Abb., 51 Euro].<br />

Die Autorin fragt nach dem „komplexen Zusammenhang zwischen Prachtentfaltung und<br />

Herrschaft, der in seinem jeweiligen Wirkungszusammenhang differenziert zu betrachten sei“<br />

(S. 13). Diesen Zusammenhang möchte sie exemplarisch anhand der Funktion der materiellen<br />

Kultur für die Herrschaftsrepräsentation des englischen Königs Heinrich II. behandeln. Daß<br />

die Autorin gleich eingangs betont, daß die Rolle des Hofes dabei besonders zu berücksichtigen<br />

sei, erstaunt, denn wo anders als am Hof, dem Zentrum der Herrschaft, in dessen Mitte<br />

der Herrscher steht, entfaltete sich denn herrschaftliche, höfische Pracht, zumal auf dieser<br />

königlichen, fürstlichen Ebene? Und tatsächlich sind es Bereiche der Sachkultur des angevinischen<br />

Hofes und der mit diesem verbundenen höfischen Welt der Zeit, die im Mittelpunkt<br />

der Untersuchung stehen. Ausdrücklich ausgeklammert werden Gegenstände der Herrschaftsrepräsentation,<br />

die sakralen Bereichen zuzuordnen sind und ebendort von funktionaler Bedeutung<br />

für die entsprechenden Rituale und Zeremonien sind. So konzentriert sich die Studie<br />

auf Grundlage einer insbesondere durch die pipe rolls – der Rechnungslegung des exchequer<br />

– günstigen Überlieferungssituation (ergänzt durch literarische, historiographische und hagiographische<br />

Texte) auf die „profanen Gegenstände“ – beschränkt auf einige beispielhaft<br />

ausgewählte mobile Objekte wie Wild, Wein, cervisia, Textilien und Prachtzelte – und deren<br />

Zeichenhaftigkeit, wobei der Gabe die Rolle der materiellen Herrschaftsrepräsentation zugewiesen<br />

wird, die auch andernorts sichtbar ist [nebenbei bemerkt: unschwer zu entschlüsseln<br />

ist die Sigle „PR“, das Auffinden der entsprechenden Edition im Quellen- und Literaturverzeichnis<br />

hingegen erfordert wenigstens vom unbefangenen Leser einigen Scharfsinn].<br />

Zugrunde gelegt wird zwar richtig, aber kaum problematisiert ein Verständnis von Hof als<br />

Herrschafts- und Kommunikationszentrum, „das durch seine räumliche Instabilität und seinen<br />

personalen Wandel geprägt war“ (S. 22). Überhaupt umfaßt die einleitende Beschäftigung<br />

mit der Begrifflichkeit nur knappe drei Seiten (S. 21-23) und widmet sich theoretisch weitgehend<br />

unreflektiert neben dem Phänomen des Hofes, dem Zeichencharakter der Sachkultur<br />

und dem Gabentausch v.a. Repräsentation und Legitimation von Herrschaft. Allerdings finden<br />

sich einige Überlegungen in den Eingangsabschnitten von Kapitel 2 (über die „Bedeutung<br />

materieller Kultur für die Herrschaftsrepräsentation“, S. 27-29), 3 (zu „Besitz, Herrschaft<br />

und Freigebigkeit“, S. 57-60) und 4 (über „Gaben am eigenen Hof; Patronage, Belohnung<br />

und Bezahlung“, S. 78-80). Eine Auseinandersetzung mit dem im Titel angekündigten<br />

Verhältnis von Macht und Gabe findet leider nur implizit statt. – Wer aber jemals mit seriellen<br />

Quellen gearbeitet hat, ob ediert oder als Archivalien vorliegend, weiß, wieviel Fleiß,<br />

Mühe und Zeit, Kraft und Selbstdisziplin, aber auch Geschick vonnöten ist, um das Material<br />

zu sichten, zu ordnen und Ausgewähltes sinnvoll in die Darstellung einzubringen. Es ist der<br />

Autorin, die ihr Handwerk versteht, trefflich gelungen, diesen Aufgaben unter Konzentration<br />

auf die Fragestellung gerecht zu werden. Die in schöner Symmetrie aufgebaute Arbeit, eine<br />

im Sommersemester 2003 an der Freien Universität Berlin eingereichte Dissertation, ist ohne<br />

Berücksichtigung von Einleitung und Schluß in acht eng an den Quellen orientierte Kapitel<br />

gegliedert, die zwei großen Teilen zugeordnet sind. Mit Ausnahme der Kapitel 4 und 5 finden<br />

sich kapitelweise Zusammenfassungen; einige Exkurse illustrieren ausgewählte Abschnitte.<br />

Der erste Teil thematisiert mit den Kapiteln 2, 3, 4 und 5 „Übergreifende Aspekte: Materielle<br />

Kultur und Herrschaft unter Heinrich II. von England“ (S. 25-140), der zweite liefert mit den<br />

Kapiteln 6, 7, 8 und 9 „Exemplarische Studien zu ausgewählten Bereichen der materiellen<br />

Kultur“ (S. 141-278). Wie die Autorin selbst schreibt, soll der erste Teil dazu dienen, nicht<br />

nur „das Verhältnis zwischen Herrschaft, Repräsentation und materieller Kultur unter Hein-<br />

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