MITTEILUNGEN DER RESIDENZEN-KOMMISSION DER ...
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BUCHVORSTELLUNGEN<br />
Gründungsmythen – Genealogien – Memorialzeichen. Beiträge zur institutionellen<br />
Konstruktion von Kontinuität, hg. von Gert MELVILLE und Karl-Siegbert REHBERG,<br />
Köln u.a. 2004 [Böhlau, geb., X + 300 S., 5 sw-Abb., 39,90 Euro].<br />
Gegenstand des hier überblicksartig zu besprechenden Sammelbandes sind Mechanismen,<br />
mit deren Hilfe kollektive Identität konstruiert und perpetuiert werden kann. Die Aufsatzsammlung<br />
geht zurück auf eine vom Sonderforschungsbereich 537 „Institutionalität und<br />
Geschichtlichkeit“ (Dresden) ausgerichtete gemeinsame Dresdener Tagung aus dem Jahre<br />
2002 mit Vertretern der Sonderforschungsbereiche 434 „Erinnerungskulturen“ (Giessen), 437<br />
„Kriegserfahrungen. Krieg und Gesellschaft in der Neuzeit“ (Tübingen) und 541 „Identitäten<br />
und Alteritäten. Die Funktion von Alterität für die Konstitution und Konstruktion von Identität“<br />
(Freiburg). Da sich die drei zuletzt genannten bei der Tagung vertretenen Sonderforschungsbereiche<br />
zunächst einmal vor allem mit dem Thema der kollektiven Identität beschäftigen,<br />
ist es äußerst begrüßenswert, daß sich ein reger Austausch der verschiedenen Blickwinkel<br />
auf dieses Themenfeld ergeben hat, und daß Ergebnisse dieses Gedankenaustausches<br />
nunmehr in Form dieses Bandes zugänglich gemacht werden. Darüberhinaus ist der vorgelegte<br />
Band überaus interessant, weil das Themenfeld der Schaffung und Aufrechterhaltung kollektiver<br />
Identität mit dem der Institution und Institutionalisierung, also dem Schwerpunkt des<br />
Dresdener Sonderforschungsbereiches verknüpft wird. Auf die zentralen Verbindungen zwischen<br />
Institutionen einerseits und den Spielarten, mittels Institutionalisierung kollektive Identitäten<br />
zu schaffen und zu unterstützen, stellt der Band mit großer thematischer Vielfalt und<br />
in einer sehr gelungenen Weise in insgesamt 14 Beiträgen ab.<br />
Institutionen, Institutionalität und kollektive Identität sind eng miteinander verbunden und<br />
bedingen sich wechselseitig. Auf der einen Seite sind Institutionen Douglass C. North zufolge<br />
die Verbindung einer Gesellschaft mit ihrer eigenen Vergangenheit, werden doch in Gepflogenheiten,<br />
Regeln und Arrangements – all dies läßt sich im weitesten Sinne unter dem Institutionenbegriff<br />
subsumieren – Erfahrungen früherer Generationen offenbar. Häufig lassen<br />
sich überdies die konkreten Formen, in denen Institutionen einer Zeitepoche ausgestaltet<br />
werden, nur mittels der historischen Analyse ihres Entstehungsprozesses und seiner Kontextfaktoren<br />
verstehen. Das bedeutet in letzter Konsequenz, daß mittels Institutionen kollektive<br />
Identität geschaffen und eine Brücke zur Vergangenheit geschlagen wird, einerlei, ob dies<br />
nun bewußt oder unbewußt geschieht, oder ob an frühere Erfahrungen angeknüpft wird oder<br />
man sich von ihnen eher absetzen möchte. Auf der anderen Seite ist kollektive Identität eine<br />
unabdingbare Voraussetzung für die Entstehung und das Bestehen von Institutionen. Nur<br />
wenn die Mitglieder einer Gemeinschaft über ein Minimum gemeinsamer Orientierung verfügen,<br />
werden institutionelle Regelungen einerseits geschaffen und andererseits auch akzeptiert<br />
werden.<br />
Somit existieren also eigentlich zwei Ebenen der Verbindung zwischen Institutionen und<br />
kollektiver Identität: Auf der ersten Ebene wäre die Notwendigkeit anzusiedeln, die in bereits<br />
bestehenden Institutionen unter Umständen nur vage zum Ausdruck kommende, gleichwohl<br />
aber latent vorhandene kollektive Identität zu formulieren – oder besser: „zu konstruieren“,<br />
wie man dies in Anlehnung an Michel Foucault auch zu bezeichen sich angewöhnt hat – und<br />
sie zu unterstützen und dauerhaft aufrecht, sie im Gedächtnis der Mitglieder einer Gemeinschaft<br />
präsent zu halten. Dies geschieht z.B. typischerweise durch Mythen. Auf der zweiten<br />
Ebene sind dann die Konsequenzen dieser Notwendigkeit zu finden, nämlich daß das Bestre-<br />
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