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Buschreiter von Beginn an erfolgreich Die Krone der Reiterei Die ...

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THEMA<br />

■■■ AUF OLYMPISCHEN PARCOURS<br />

DIE GOLDENEN<br />

REITER ...<br />

Sie konnten sich herrlich über<br />

ihre Silbermedaille freuen (v. l.):<br />

Dorothee Schnei<strong>der</strong>, Kristina Sprehe<br />

und Helen L<strong>an</strong>geh<strong>an</strong>enberg.<br />

Fotos: www.sportfotos-lafrentz.de, www.toffi-images.de (POOL /KMSP DPPI OPENING CEREMONY)<br />

Aber f<strong>an</strong>gen wir <strong>von</strong> vorne <strong>an</strong>: Als 1896 <strong>der</strong> fr<strong>an</strong>zösische<br />

Pädagoge und Historiker Pierre de<br />

Coubertin die Olympischen Spiele <strong>der</strong> Neuzeit<br />

in Athen ins Leben rief, fehlte <strong>der</strong> Reitsport noch unter<br />

dem Dach <strong>der</strong> fünf Ringe. Bei <strong>der</strong> zweiten Auflage<br />

in Paris, die zeitgleich mit Weltausstellung stattf<strong>an</strong>d,<br />

gab es erste Schauvorführungen im Weit- und Hochspringen<br />

mit Pferden. Caprilli machte mit seinem Vierbeiner<br />

einen Satz <strong>von</strong> 5,70 Meter und trug sich als Sieger<br />

in die Annalen ein.<br />

Das erste olympische Gold für die deutschen Reiter<br />

holte <strong>der</strong> Mecklenburger Carl Friedrich Freiherr <strong>von</strong><br />

L<strong>an</strong>gen, <strong>der</strong> auf dem Gut Klein Belitz nördlich <strong>von</strong> Bützow<br />

geboren wurde und später in Parow bei Stralsund<br />

sein Domizil hatte. Auf Draufgänger wurde er 1928 in<br />

Amsterdam nicht nur Einzel-, son<strong>der</strong>n auch mit Herm<strong>an</strong>n<br />

Linkenbach und Freiherr Eugen <strong>von</strong> Lotzbeck<br />

M<strong>an</strong>nschafts-Olympiasieger in <strong>der</strong> Dressur. Seine<br />

Lebensgeschichte wurde später unter dem Titel „Rei-<br />

tet für Deutschl<strong>an</strong>d“ in <strong>der</strong> NS-Zeit zu Propag<strong>an</strong>dazwecken missbraucht. Ein<br />

Jahr vor den Olympischen Spielen in Berlin verunglückte er tödlich <strong>an</strong> den<br />

Folgen eines Sturzes in <strong>der</strong> Döberitzer Heide bei Dallgow. Seine spätere Nachfolge<br />

auf dem olympischen Podest trat 1936 <strong>der</strong> aus Pommern (Köslin) stammende<br />

Heinz Pollay mit Kronos <strong>an</strong>. Auch mit <strong>der</strong> M<strong>an</strong>nschaft wurde in <strong>der</strong><br />

Spreemetropole Platz eins erzielt.<br />

Mit sechs Gold- und zwei Bronzemedaillen ist <strong>der</strong> 1999 viel zu früh verstorbene<br />

Dr. Reiner Klimke vor Springreiter-Legende H<strong>an</strong>s-Günter Winkler<br />

(fünf Mal Gold, ein Mal Bronze) <strong>der</strong> <strong>erfolgreich</strong>ste Olympiareiter weltweit.<br />

Der Rechts<strong>an</strong>walt aus Münster war auf fünf Olympiaden in <strong>der</strong> Dressur<br />

siegreich und mit Ahlerich in Los Angeles 1984 sogar gleich doppelt. Das<br />

Double schafften im Viereck auch Nicole Uphoff mit Rembr<strong>an</strong>dt (1988 in<br />

Seoul und 1992 in Barcelona) sowie Isabell Werth (1996 in Atl<strong>an</strong>ta). Das<br />

deutsche Dressur-Team konnte sich bis 2008 in Hongkong als Seriensieger<br />

feiern lassen.<br />

<strong>Buschreiter</strong> <strong>von</strong> <strong>Beginn</strong> <strong>an</strong> <strong>erfolgreich</strong><br />

In <strong>der</strong> 100-jährigen Geschichte des olympischen Reitsports waren die deutschen<br />

Pferdesportler <strong>der</strong> Vielseitigkeit, früher auch Military gen<strong>an</strong>nt, stets<br />

<strong>erfolgreich</strong>. Bei jeweils 22 Entscheidungen in <strong>der</strong> Einzel- und in <strong>der</strong> Team-<br />

Wertung eroberten sie wie Schweden jeweils sieben Goldmedaillen. Kein <strong>an</strong><strong>der</strong>es<br />

L<strong>an</strong>d k<strong>an</strong>n mehr aufweisen. Bei <strong>der</strong> Premiere 1912 in Stockholm err<strong>an</strong>g<br />

Friedrich <strong>von</strong> Rochow auf Idealist mit Silber im Einzel hinter dem Schweden<br />

Alex<strong>an</strong><strong>der</strong> Nordl<strong>an</strong><strong>der</strong> die erste Medaille für Germ<strong>an</strong>y. In <strong>der</strong> Teamwertung<br />

gab es die gleiche Reihenfolge.<br />

Das erste Doppelgold über drei Disziplinen holte erneut<br />

ein Mecklenburger. Der 1906 in Turloff bei Dabel<br />

geborene Ludwig Stubbendorf gew<strong>an</strong>n 1936 in Berlin<br />

auf dem Trakehner Nurmi den Einzel- und mit Rudolf<br />

Lippert und Konrad Freiherr <strong>von</strong> W<strong>an</strong>genheim den<br />

M<strong>an</strong>nschaftswettkampf. Alle drei starben kurze Zeit<br />

später im beziehungsweise <strong>an</strong> den Folgen des II. Weltkrieges.<br />

D<strong>an</strong>ach gab es bek<strong>an</strong>ntlich zwei deutsche<br />

Staaten, die 1960 in Rom und 1964 in Tokio eine gemeinsame<br />

Vielseitigkeitsm<strong>an</strong>nschaft stellten. In <strong>der</strong> jap<strong>an</strong>ischen<br />

Hauptstadt holten Fritz Liggis und Horst Karsten<br />

aus dem „Westen“ und Gerhard Schulz aus dem<br />

„Osten“ Team-Bronze. Der jetzt in Berlin lebende Karl-<br />

Heinz Fuhrm<strong>an</strong>n war Einzelreiter.<br />

Nachdem M<strong>an</strong>nschafts-Olympiasieg 1988 in Seoul<br />

gab es eine kleine Durststrecke für die deutschen <strong>Buschreiter</strong>,<br />

was vor<strong>der</strong>e Plätze betraf. Erst 2008 trumpften<br />

die schwarz-rot-goldenen Teilnehmer wie<strong>der</strong> auf<br />

und das mit einem erneuten Doppelgold. Der Holsteiner<br />

Zahnarzt Hinrich Romeike wurde zum Medienstar.<br />

Und das wie<strong>der</strong>holte sich nahezu 2012 London…<br />

<strong>Die</strong> <strong>Krone</strong> <strong>der</strong> <strong>Reiterei</strong><br />

<strong>Die</strong> Vielseitigkeitsreiter waren es, die gleich zu <strong>Beginn</strong> den deutschen Medaillespiegel<br />

<strong>an</strong>hoben, und sie waren es, die zu guter letzt die hiesige Reitsport-Ehre<br />

retteten. Das Team um den M<strong>an</strong>nschafts-, Europa- und Olympiasieger<br />

Michael Jung verteidigte nicht nur seinen in Hongkong vor vier Jahren<br />

gewonnen M<strong>an</strong>nschaftstitel. Der am Tag seines Siegesrittes 30 Jahre alt<br />

gewordene Jung holte zudem mit La Biostetique Sam erneut nach dem Doppel-Gold-Gewinn<br />

<strong>von</strong> Hongkong Einzelgold in die Bundesrepublik.<br />

<strong>Die</strong> 25-jährige S<strong>an</strong>dra Auffarth bekam im Greenwich Park ferner für ihre<br />

Leistung im Sattel <strong>von</strong> Opgun Louvo die Bronzemedaille umgelegt. Damit<br />

toppte das deutsche Team, zu dem noch Ingrid Klimke mit Butts Abraxxas<br />

FRH, Dirk Schrade mit King Artus und Peter Thomsen mit Horseware’s Barny<br />

zählten, das Ergebnis <strong>der</strong> letzten Olympischen Spiele.<br />

<strong>Die</strong> Dressur<br />

AUF OLYMPISCHEN PARCOURS | THEMA<br />

Es beg<strong>an</strong>n für die deutsche <strong>Reiterei</strong> gleich doppelt golden auf <strong>der</strong> Insel, die für einen Teil <strong>der</strong> deutschen Sportler<br />

insgesamt keine <strong>der</strong> Glückseligkeit wurde. Wer den Medaillenspiegel betrachtet, k<strong>an</strong>n das nach absoluten Medaillen<br />

tun, nach Effizienz, nach Edelmetall im Verhältnis zu den Einwohnern, im Vergleich zum Ergebnis vor <strong>der</strong> Wende,<br />

seit dem Zweiten Weltkrieg o<strong>der</strong> er k<strong>an</strong>n es auch einfach nur in Beziehung zu 2008 setzen. Wie m<strong>an</strong> es aber dreht<br />

und wendet, so goldig sieht es dieses Mal nicht aus. So gesehen spiegeln die Ergebnisse <strong>der</strong> reitsportlichen Disziplinen<br />

Vielseitigkeit, Springen und Dressur das Gesamtbild <strong>der</strong> deutschen Sportler. Richtig glücklich waren am Ende vor<br />

allem die Vielseitigkeitsreiter, die <strong>der</strong> Königsdisziplin <strong>der</strong> <strong>Reiterei</strong> erneut zwei <strong>Krone</strong>n aufsetzten.<br />

Von Jessica Bunjes und H<strong>an</strong>s-Joachim Begall<br />

Foto: Archiv<br />

Freiherr <strong>von</strong> L<strong>an</strong>gen holte das erste<br />

olympische Reiter-Gold für Deutschl<strong>an</strong>d.<br />

„Hier in Engl<strong>an</strong>d zu gewinnen ist etwas g<strong>an</strong>z Beson<strong>der</strong>es“, gab Bundestrainer<br />

H<strong>an</strong>s Melzer zu. Und für ihn und sein Team wurde <strong>der</strong> Besuch im<br />

Vereinten Königreich so beson<strong>der</strong>s, wie er nur sein konnte: Bereits nach <strong>der</strong><br />

Dressur hatte die deutsche M<strong>an</strong>nschaft die Führung übernommen, das Richterteam<br />

Nick Burton (Großbrit<strong>an</strong>nien), Anne-Mette Bin<strong>der</strong> (Dänemark)<br />

und Gilli<strong>an</strong> Rolton (Australien), wertete hart aber fair. Lediglich Ingrid Klim-<br />

09 I 12 – MECKLENBURGER PFERDE I 9


THEMA | AUF OLYMPISCHEN PARCOURS<br />

ke (39,3) und Dirk Schrade (39,8) gel<strong>an</strong>g es, fehlerlos durchs Viereck zu kommen.<br />

Peter Thomsen, <strong>der</strong>, wie in Hongkong, die Rolle des „Pathfin<strong>der</strong>s“ im<br />

deutschen Team übernommen hatte, blieb mit seinem Barnaul xx-Sohn hinter<br />

den Erwartungen zurück. In <strong>der</strong> Galopptour, eigentlich die Stärke des<br />

Paares, schlug <strong>der</strong> Braune mehrmals aus, so dass am Ende nur 58,5 Punkte<br />

herauskamen. S<strong>an</strong>dra Auffarths Einritt verzögerte sich, weil ein durch den<br />

starken Wind beschädigtes Richterhäuschen wie<strong>der</strong> repariert werden musste.<br />

Das kostete Nerven: „Als ich ins Stadion kam, war er sehr nervös“, erklärte<br />

Auffarth, die versuchte, das „so gut es geht zu vertuschen“. Fast alle<br />

Lektionen gel<strong>an</strong>gen tadellos. Michael Jungs Sam ließ sich <strong>von</strong> <strong>der</strong> Atmosphäre<br />

ebenfalls aus <strong>der</strong> Ruhe bringen, zwei Fehler schlugen zu Buche. Am Ende st<strong>an</strong>den<br />

40,6 Punkte auf dem Konto <strong>von</strong> Michael Jung und seinem St<strong>an</strong> The M<strong>an</strong><br />

xx-Sohn.<br />

Das Gelände<br />

53 <strong>der</strong> gestarteten 74 Teilnehmer beendeten die olympische Geländestrecke,<br />

die die Englän<strong>der</strong>in Sue im Greenwich Park gestaltet hatte. Viel Platz st<strong>an</strong>d<br />

ihr nicht zur Verfügung, denn <strong>der</strong> jahrhun<strong>der</strong>te alte Baumbest<strong>an</strong>d erschwerte<br />

die Kreativität. Zu guter letzt fehlten die l<strong>an</strong>gen Galoppierstrecken. Stattdessen<br />

mussten zahlreichen Wendungen, viele Etappen bergauf-bergab und oft schräge<br />

stehende Sprünge gemeistert werden. Dem geschuldet wurde we<strong>der</strong> das<br />

Höhen- noch das Breitenlimit voll ausgereizt.<br />

Für die Deutschen galt die Devise „den direkten Weg“ zu wählen. Zunächst<br />

galoppierte Peter Thomsen, mit nur 5,2 Zeitstrafpunkten, ins Ziel und flachste.<br />

„Der Kurs hat mehrere Schwierigkeiten: Zeit, Bäume, Äste und die vielen<br />

Kurven.” Letzte erwiesen sich als Problem für Dirk Schrades King Artus,<br />

<strong>der</strong> unterwegs ein Eisen verlor. Daraus resultierten Zeitfehler (10,8) und <strong>der</strong><br />

Der für die Holsteiner Zucht <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nte H-Ekwador ging unter <strong>der</strong> Polin Katarzyna<br />

Milczarek. <strong>Die</strong> für den Mecklenburger Reit- und Fahrverein Krackow (Vorpommern-<br />

Greifswald) reitende Polin hat im Gr<strong>an</strong>d Prix den 38. Platz <strong>von</strong> 50 Teilnehmern belegt.<br />

10 I MECKLENBURGER PFERDE – 09 I 12<br />

Foto: www.sportfotos-lafrentz.de<br />

34-Jährige zeigte sich selbstkritisch, nachdem er bei <strong>der</strong> EM in Fontainbleau<br />

gestürzt war: „Natürlich bin ich damit nicht zufrieden, aber ich wollte heil<br />

ins Ziel kommen.” Ingrid Klimke und Butts Abraxxas waren souverän unterwegs.<br />

Sie gehörte zu den neun Reitern, die ohne Strafpunkte ins Ziel kamen.<br />

Bereits zuvor war das Limit kritisch beäugt worden: „Ich denke kaum,<br />

dass die Zeit in diesem Gelände machbar ist“, unkte <strong>der</strong> Olympiasieger <strong>von</strong><br />

1984 und 1988, Mark Todd. S<strong>an</strong>dra Auffarth hatte mit ihrem Fuchs einige<br />

Probleme, er ließ sich kaum bändigen, was am Ende Kraftreserven kostete.<br />

4,8 Zeitstrafpunkte kamen auf das Konto hinzu. „Ich hatte großen Respekt<br />

vor <strong>der</strong> Strecke“, so Auffarth.<br />

Michael Jung war letzter deutscher Starter. Er ließ es ruhiger <strong>an</strong>gehen, und<br />

kam mit Sam fünf Sekunden unter <strong>der</strong> Bestzeit sicher ins Ziel. Damit hatte<br />

er sich <strong>von</strong> Platz elf auf vier vorgearbeitet.<br />

Das Springen<br />

Erneut waren für die M<strong>an</strong>nschafts- und Einzelentscheidungen zwei Umläufe<br />

über verschiedene Parcours gefor<strong>der</strong>t. Der erste zählte für Einzel- und M<strong>an</strong>nschaftswertung.<br />

Im zweiten ritten die besten 25 um die Einzelmedaillen. Das<br />

deutsche Team führte nach Dressur und Springen. Peter Thomsen und Barny<br />

waren wie<strong>der</strong> nicht in Bestform – zwei Abwürfe. Schrade und Auffarth kamen<br />

fehlerfrei durch den Pacours. Michael Jung und Sam mussten also strafpunktfrei<br />

bleiben, um die Medaille heil nach Hause zu bringen. Und das Geburtstagskind<br />

machte es sp<strong>an</strong>nend, denn gleich zu <strong>Beginn</strong> touchierte Sam mehrere<br />

St<strong>an</strong>gen. Doch ein bisschen Glück gehört auch dazu – alles blieb oben. Und<br />

die Freude schlug Wellen: Trainer Melzer jubelte: „Es war eng, wir hätten auch<br />

Vierte werden können. Jetzt kehren wir mit stolz geschwellter Brust zurück ins<br />

olympische Dorf.” Das Duo Melzer- Christopher Bartle wurde damit zugleich<br />

<strong>erfolgreich</strong>ste DOKR-Bundestrainer aller Zeiten.<br />

Nach dieser Runde galoppierte Klimke unbeschwert über die Hürden,<br />

Braxxi auch - zwei Mal fiel die St<strong>an</strong>ge, hinzu kam ein Zeitstrafpunkt.<br />

Damit fiel das Paar auf Platz acht zurück, qualifizierte sich aber für die<br />

Einzelentscheidung am Nachmittag. Doch auf diesen Ritt verzichtete<br />

die Reitmeisterin – eine Nullrunde im Parcours war sicher nicht zu erwarten<br />

gewesen. Den Pl<strong>an</strong>, dem <strong>an</strong> neunter Stelle liegenden Dirk Schrade<br />

damit ihren Startplatz zu überlassen, vereitelte das FEI-Reglement.<br />

Über einen kürzeren, aber schwereren Parcours blieben sowohl S<strong>an</strong>dra<br />

Auffarth als auch Michael Jung wie<strong>der</strong> fehlerfrei, und als bei Wega, das<br />

Pferd <strong>der</strong> Schwedin Sara Algotsson-Ostholt, am letzten Sprung die St<strong>an</strong>ge<br />

fiel st<strong>an</strong>d fest: Michael Jung wird als Doppel-Olympiasieger und würdiger<br />

Nachfolger <strong>von</strong> Hinrich Romeike in die Geschichte des Reitsports<br />

eingehen. Silber für die Schwedin, Bronze für das „Küken“ Auffarth.<br />

M<strong>an</strong>nschaftssilber ging <strong>an</strong> die Gastgeber, Bronze <strong>an</strong> Neuseel<strong>an</strong>d.<br />

Springreiten: Ohne Medaille<br />

Nach dem sensationellen Gänsehaut-Erfolg <strong>der</strong> Vielseitigkeits-<br />

Equipe, lagen trotz des chaotischen Auftakts mit mehreren Ausfällen<br />

und <strong>der</strong> nicht akzeptierten Nennung <strong>von</strong> Thomas Voss mit Carinjo als<br />

Ersatzreiter noch so m<strong>an</strong>che Hoffnung auf den Springreitern, die doch<br />

in <strong>der</strong> Verg<strong>an</strong>genheit immer eine sichere B<strong>an</strong>k für gute Resultate gewesen<br />

waren. Doch das Blatt hatte sich dieses Jahr gewendet ...<br />

Zunächst einmal war <strong>der</strong> Ausfall <strong>von</strong> Carsten-Otto Nagel und Corradina<br />

zu verkraften, das wohl <strong>erfolgreich</strong>ste deutsche Paar <strong>der</strong> verg<strong>an</strong>genen<br />

Jahre. Doch Corradina konnte nach ihrer Zahn-OP auch in<br />

den beiden Qualifikationen Aachen und Rotterdam nicht <strong>an</strong> den Start<br />

gehen – das Aus für London. Kurz vor Abflug kam d<strong>an</strong>n noch die Absage<br />

<strong>von</strong> Philip Weishaupt, dessen Monte Bellini <strong>an</strong> einem Infekt laborierte.<br />

<strong>Die</strong> Reservisten Meredith Michaels-Beerbaum und Bella Donna<br />

rutschen ins Team. Voss war als neue Reserve vorgesehen. Doch das<br />

IOC-Reglement (nur ein Reservist erhält eine Akkreditierung) verhin<strong>der</strong>te<br />

<strong>der</strong>en potentiellen Auftritt auf olympischem Parkett: Carin-<br />

And the Winner is … Germ<strong>an</strong>y mit Michael Jung. Silber ging <strong>an</strong> die Schwedin Sara<br />

Algotsson-Ostholt (li.), Bronze <strong>an</strong> S<strong>an</strong>dra Auffarth.<br />

jo flog gleich zurück, Voss wurde im FN-Quartier untergebracht und besah<br />

sich die Springen immerhin <strong>von</strong> <strong>der</strong> B<strong>an</strong>k aus.<br />

Im ersten Wertungsspringen ging es um die Startplätze für den Nationenpreis<br />

sowie für die Qualifikation zum Einzelfinale. J<strong>an</strong>ne-Frie<strong>der</strong>ike Meyer<br />

kam mit Lambrasco ebenso wie Meredith Michaels Beerbaum mit Prima<br />

Donna ohne Springfehler ins Ziel, Marcus Ehning kassierte mit Plot Blue<br />

einen Zeitfehler. Codex One, Pferd <strong>von</strong> Christi<strong>an</strong> Ahlm<strong>an</strong>n, verweigerte am<br />

Einsprung <strong>der</strong> zweifachen Kombination den <strong>Die</strong>nst. Beim zweiten Anlauf<br />

klappte es immerhin. „So was k<strong>an</strong>n immer passieren“, zeigte sich Ahlm<strong>an</strong>n<br />

zunächst zuversichtlich.<br />

Im Nationenpreis wurden die Karten neu gemischt. Parcourschef Bob Ellis<br />

hatte die Anfor<strong>der</strong>ungen seines im Lokalkolorit gestalteten Kurses allerdings<br />

deutlich nach oben geschraubt. An dem Tag war das offenbar zu viel verl<strong>an</strong>gt<br />

<strong>von</strong> den Deutschen. Aber auch Fr<strong>an</strong>kreich hatte Pech, Simon Delestre riss<br />

ein Zügel, und Belgien scheiterte ebenfalls. „Und uns fehlte eine Nullrunde”,<br />

sagte Bundestrainer Otto Becker enttäuscht. J<strong>an</strong>ne-Frie<strong>der</strong>ike Meyer, Marcus<br />

Ehning und Christi<strong>an</strong> Ahlm<strong>an</strong>n waren mit je einem Abwurf ins Ziel gekommen.<br />

Meredith Michaels-Beerbaum kassierte zwei, nahm den Fehler aber –<br />

sportlich – auf die eigene Kappe: „Ich hätte <strong>von</strong> <strong>der</strong> Triplebarre zum Steilsprung<br />

AUF OLYMPISCHEN PARCOURS | THEMA<br />

statt fünf l<strong>an</strong>gen Galoppsprüngen, sechs kurze reiten müssen.” <strong>Die</strong> Konzentration<br />

<strong>der</strong> relativ unerfahrenen, erst neunjährigen, Stute litt.<br />

Trotz <strong>der</strong> Abwürfe hatte sie sich, ebenso wie Marcus Ehning und J<strong>an</strong>ne Frie<strong>der</strong>ike<br />

Meyer, für die dritte Runde (Einzelwertung, zweiter Umlauf Nationenpreis)<br />

qualifiziert. Hier sorgte J<strong>an</strong>ne Meyer für Aufregung und zwar nur indirekt<br />

durch ihren mit 17 Fehlern belasteten Ritt: Kaum im Ziel, gab sie öffentlich<br />

bek<strong>an</strong>nt, dass sie mit Lambrasco kein Championat mehr reiten würde:<br />

„Er war jetzt dreimal dabei und hat immer 150 Prozent gegeben, ich muss<br />

ihm das nicht mehr <strong>an</strong>tun.” Trainer Otto Becker reagierte verärgert: „So ist sie<br />

auch geritten”, kritisierte er.<br />

Meredith Michaels-Beerbaum, die trotz ihres jungen Pferdes sehr gut aussah<br />

beendete die Runde mit einem Zeitfehler, während Marcus Ehning ohne Fehler<br />

blieb, was für beide den Einzug in die Einzelentscheidung bedeutete. „Marcus<br />

Ehning reitet wie in einem A-Stilspringen”, begeisterte sich Fernseh-Mo<strong>der</strong>ator<br />

Carsten Sostmeier über die auch stilistisch tadellose Runde.<br />

Engl<strong>an</strong>d und die Nie<strong>der</strong>l<strong>an</strong>de – Maikel v<strong>an</strong> <strong>der</strong> Vleuten mit Verdi und Marc<br />

Houtzager mit Tamino waren Doppel-Null geblieben – kassierten beide je vier<br />

Strafpunkte. Doch nach einem Stechen behielten die Gastgeber mit einem spektakulär<br />

reitenden Nick Skelton, dessen famos springen<strong>der</strong> Quick Star-Sohn Big<br />

09 I 12 – MECKLENBURGER PFERDE I 11<br />

Foto: www.sportfotos-lafrentz.de


THEMA | AUF OLYMPISCHEN PARCOURS<br />

Meredith Michaels-Beerbaum und Bella Donna v. Baldini II-Calido I waren als<br />

Reserve gesetzt gewesen und bewährten sich in London als zukunftsfähiges Paar.<br />

Star drei makellose Runden absolviert hatte, Ben Maher mit Tripple, Scott Brash<br />

mit Hello S<strong>an</strong>ctos und Peter Charles mit Vindicat die Oberh<strong>an</strong>d. Nick Skelton<br />

erklärte im Anschluss unter Tränen: „<strong>Die</strong>ser Sieg bedeutetet alles für mich.”<br />

Während drei britische Reiter ohne Fehler blieben, fielen ausgerechnet bei<br />

Maikel v<strong>an</strong> <strong>der</strong> Vleuten und Marc Houtzager eine beziehungsweise zwei St<strong>an</strong>gen.<br />

<strong>Die</strong> Bronzemedaille ging <strong>an</strong> die Saudis vor den Reitern aus <strong>der</strong> Schweiz.<br />

Das Einzel<br />

Im Springen um die Einzelmedaillen starteten alle Teilnehmer „bei<br />

Null”. Zur Enttäuschung <strong>der</strong> Holsteiner F<strong>an</strong>s waren Casall und Rolf-Gör<strong>an</strong><br />

Bengtsson, nicht mehr dabei, weil sich <strong>der</strong> Holsteiner Verb<strong>an</strong>dshengst einen<br />

Ballentritt zugezogen hatte. In Abstimmung mit dem schwedischen Tierarzt<br />

fasste <strong>der</strong> amtierende Weltr<strong>an</strong>glistenerste d<strong>an</strong>n den Entschluss, Casall zurückzuziehen.<br />

Auch bei den deutschen lief es nicht gut. Bei Bella Donna ließen<br />

Kräfte und Konzentration nach, keine Sch<strong>an</strong>de, die Stute hatte sich sehr<br />

gut gezeigt. Sie musste zwei Abwürfe hinnehmen. Marcus Ehning und Plot<br />

Blue machten mit einer Nullrunde Hoffnungen. Doch <strong>der</strong> Borkener konnte<br />

seine Ch<strong>an</strong>ce, zum ersten Mal eine Medaillenplatz in <strong>der</strong> olympischen Einzelwertung<br />

zu gewinnen, mit zwei folgenden Springfehlern nicht nutzen. „Verdammt<br />

ärgerlich”, meckerte ein frustrierter Marcus Ehning nach seinem Ritt.<br />

„Ich bin wahrscheinlich zu vorsichtig <strong>an</strong> das Gatter geritten, und d<strong>an</strong>n passierte<br />

noch <strong>der</strong> Folgefehler.” Im zweiten Umlauf fiel auch bei Nick Skelton<br />

und Big Star eine St<strong>an</strong>ge. Das bedeutete <strong>an</strong>statt <strong>der</strong> erhofften zweiten Goldmedaille<br />

Platz fünf für den Publikumsliebling und Favoriten.<br />

<strong>Die</strong> Goldmedaille ging <strong>an</strong> Steve Guerdat. Er war als einziger mit dem Selle-Fr<strong>an</strong>cais<br />

Nino de Buissonnets in beiden Umläufen ohne Fehler geblieben.<br />

1924 hatte es das letzte Schweizer Gold im Einzel-Springen gegeben. Um<br />

12 I MECKLENBURGER PFERDE – 09 I 12<br />

Silber und Bronze stachen <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong> Gerco Schrö<strong>der</strong> mit London und<br />

<strong>der</strong> kurzzeitige Olympiasieger <strong>von</strong> 2004, Ci<strong>an</strong> O’Connor. Er hatte wohl ein<br />

Hufeisen in <strong>der</strong> Tasche: Zunächst hatte er <strong>von</strong> <strong>der</strong> durch die irische Fe<strong>der</strong>ation<br />

zurück gezogene Nominierung <strong>von</strong> Denis Lynch profitiert. Schließlich<br />

verhalf ihm <strong>der</strong> Ausfall <strong>von</strong> Casall zu einem Startplatz. Er saß im Sattel<br />

<strong>von</strong> Blue Loyd , den ein Syndikat vor acht Monaten mit Blick auf die Olympischen<br />

Spiele <strong>von</strong> <strong>der</strong> Norwegerin Nina Braaten gekauft hatte. Doch im Stechen<br />

ritt er den L<strong>an</strong>dor S-Sohn gegen den letzten Sprung – Bronze.<br />

Dressur: „Silber gewonnen“<br />

Der Jubel war groß, die nach außen kolportierte Freude in <strong>der</strong> FN ebenfalls.<br />

<strong>Die</strong> tr<strong>an</strong>sportierte Nachricht war: „Silber gewonnen”. Das mag auch<br />

alles richtig sein, wenn m<strong>an</strong> verdrängt, dass „wir” mit Totilas das wohl spektakulärste<br />

Dressurpferd aller Zeiten im L<strong>an</strong>d haben, das aber wegen Kr<strong>an</strong>kheit<br />

seines Reiters Matthias Alex<strong>an</strong><strong>der</strong> Rath nicht mit nach London fuhr. Und<br />

seine spektakulärsten Auftritte scheinen auch hinter dem herrlichen Rappen<br />

zu liegen. Zumindest vorerst. Zu verkraften galt es außerdem und vor allem<br />

den plötzlichen Tod des so beliebten wie <strong>erfolgreich</strong>en Bundestrainers Holger<br />

Schmezers, die Absage <strong>von</strong> Isabel Werth, für das deutsche Team zu reiten,<br />

und so weiter und so fort. <strong>Die</strong> Zeichen st<strong>an</strong>den also nicht zu Besten, wie<br />

wir uns erinnern, als sich die Equipe auf nach London machte. Insofern ist<br />

eine Silbermedaille, die erste nach einer ungebrochenen Gold-Reihe seit 1972,<br />

ein guter Trostpreis.<br />

„Wir haben Silber gewonnen und nicht Gold verloren”, machte jedenfalls<br />

Helen L<strong>an</strong>geh<strong>an</strong>enberg kler, nachdem sich Großbrit<strong>an</strong>nien nach Gr<strong>an</strong>d Prix<br />

und Gr<strong>an</strong>d Prix Special die Goldmedaille gesichert hatte und Deutschl<strong>an</strong>d<br />

vor den Nie<strong>der</strong>l<strong>an</strong>den Zweiter geworden war. L<strong>an</strong>geh<strong>an</strong>enberg hatte mit Da-<br />

Foto: www.toffi-images.de<br />

mon Hill hinter Charlotte Dujardin und Valegro, den späteren<br />

Einzelolympiasiegern, und Adelinde Cornelisson<br />

mit Parzival jeweils Platz drei belegt. In beiden Prüfungen<br />

zeigte sich <strong>der</strong>, unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em für die Holsteiner Zucht <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nte,<br />

Donnerhall-Sohn mit seiner Reiterin nahezu fehlerfrei<br />

in schöner Anlehnung, mit guten Trab- und Galopp-<br />

Verstärkungen. Kristina Sprehe, mit 25 Jahren jüngste<br />

Reiterin des deutschen Teams, hatte mit dem <strong>von</strong> Falk Rosenbauer<br />

ausgebildeten De Niro-Sohn Desperados im<br />

Gr<strong>an</strong>d Prix eine hervorragende Vorstellung hingelegt. „Ich<br />

bin sprachlos”, sagte Kristina Sprehe überwältigt. <strong>Die</strong> Richter belohnten ihre<br />

Vorstellung mit 79,119 Prozent, was Platz vier im Gr<strong>an</strong>d Prix bedeutete. Auch<br />

Heimtrainer Jürgen Koschel war stolz: „Sie hat keine Punkte liegen gelassen.”<br />

Nicht so optimal verlief es für die Dinklagerin lei<strong>der</strong> im Special. Desperados<br />

machte sich in <strong>der</strong> ersten Piaffe-Passage-Tour einmal „frei”, d<strong>an</strong>ach<br />

aber ging er die Aufgabe fehlerfrei mit viel Ausdruck zu Ende. Mit den vergebenen<br />

76,254 Prozent und ein paar verlorenen Pünktchen waren die führenden<br />

Briten jedoch nicht mehr einzuholen. Dorothee Schnei<strong>der</strong> war mit<br />

<strong>der</strong> Don Fre<strong>der</strong>ico-Tochter Diva Royal ins Viereck geg<strong>an</strong>gen. Es war Ende<br />

letzten Jahres die Idee des verstorbenen Holger Schmezers gewesen, das Paar<br />

für die Olympischen Spiele im Auge zu behalten. Nun waren Schnei<strong>der</strong> und<br />

Diva Royal in Aachen für den erkr<strong>an</strong>kten Matthias Alex<strong>an</strong><strong>der</strong> Rath ins Team<br />

gerückt. Und sie machten ihre Sache gut. 76,277 Prozent im Gr<strong>an</strong>d Prix und<br />

77,571 im Gr<strong>an</strong>d Prix Special: „Dorothee und Diva Royal haben eine ras<strong>an</strong>te<br />

Entwicklung genommen”; bestätigte Bundestrainer Jonny Hilberath. Er lobte:<br />

„<strong>Die</strong> Stute hat sich in Top-Form präsentiert”. Wie Schnei<strong>der</strong> bei einer<br />

Pressekonferenz unter Tränen mitteilte, wird Diva Royal in Zukunft (wie<strong>der</strong>)<br />

<strong>von</strong> Stella Roth geritten. <strong>Die</strong> Besitzertochter, in London als Pflegerin<br />

dabei, ist mit <strong>der</strong> Stute bereits in <strong>der</strong> Piaff-För<strong>der</strong>preis-Tour <strong>erfolgreich</strong> unterwegs<br />

gewesen. Am Ende waren es für das deutsche Team 78,216<br />

(Durchschnitts-) Prozentpunkte, Großbrit<strong>an</strong>nien hatte 79,979 Punkte<br />

und die Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong> 77,124.<br />

<strong>Die</strong> Kür<br />

Auch hier waren die Voraussetzungen suboptimal: <strong>Die</strong> Computer generierte<br />

Startauslosung war Pech. Zum einen mussten die Deutschen vor den<br />

favorisierten Reitern aus Engl<strong>an</strong>d und den Nie<strong>der</strong>l<strong>an</strong>den ins Viereck, zum<br />

<strong>an</strong><strong>der</strong>en ritten alle drei hinterein<strong>an</strong><strong>der</strong>. „Das ist eine sehr günstige Reihenfolge<br />

für das britische Fernsehen, für die Reiterinnen und für den Bundestrainer.<br />

Jonny Hilberath hat keine Zeit, sich um die drei zu kümmern, da sie<br />

in direkter Folge dr<strong>an</strong> sind“, monierte Equipechef Klaus Roeser. Laut Reglement<br />

nicht mehr dabei war Einzelreiterin Annabel Balkenhol, die mit Dablino<br />

im Greenwich Park nicht in Bestform war. Favoriten auf Einzelgold<br />

waren die Sieger des Gr<strong>an</strong>d Prix (83,663 Prozent) und Special (83,286), Charlotte<br />

Dujardin und Valegro, die als letzte Starter ins Viereck gingen. Zuvor<br />

waren die Weltcupsiegerin Adelinde Cornelissen und Parzival sehr hoch benotet<br />

worden (88,196). Der Fuchs machte zwar keine Fehler, ging aber zu<br />

eng. <strong>Die</strong> Hollän<strong>der</strong>in war mit ihrem Ritt dennoch sehr zufrieden: „Das war<br />

eine <strong>der</strong> besten Vorstellungen <strong>von</strong> Parzival.” Dujardin hatte mit Valegro, <strong>der</strong>,<br />

wie die Reiterin später zugab, nicht „mehr g<strong>an</strong>z so spritzig” war wie in Gr<strong>an</strong>d<br />

Prix und Gr<strong>an</strong>d Prix Special, als Musik einen englische Melodienreigen gewählt.<br />

<strong>Die</strong> Kür hatte einen hohen Schwierigkeitsgrad und wurde mit einem<br />

neuen olympischen Rekor<strong>der</strong>gebnis belohnt: 90,089 Prozent. „Wir haben<br />

uns heute für die Harmonie entschieden”, begründete Chefrichter Stephen<br />

Clarke (Großbrit<strong>an</strong>nien) die R<strong>an</strong>gierung Dujardin vor Cornelissen. G<strong>an</strong>z<br />

knapp war hingegen die Entscheidung um die Bronzemedaille. Um minimale<br />

0,036 Prozent hatten die Richter Laura Bechtholsheimer und ihren 17-jährigen<br />

Mistral Hojris, <strong>der</strong> vor allem in <strong>der</strong> Piaffe-Passage-Tour glänzte, im Verlauf<br />

<strong>der</strong> Vorstellung aber immer mehr auf die H<strong>an</strong>d kam, vor Helen L<strong>an</strong>geh<strong>an</strong>enberg<br />

gesehen. Bis auf einen kleinen Aussetzer in einer Piaffe war Damon<br />

Hill eine tolle Runde mit vorbildlichen Passagen geg<strong>an</strong>gen. „Das ist schon<br />

AUF OLYMPISCHEN PARCOURS | THEMA<br />

ärgerlich, wenn m<strong>an</strong> so knapp <strong>an</strong> einer Medaille vorbeischrammt”,<br />

bedauerte L<strong>an</strong>geh<strong>an</strong>enberg. Das Ergebnis war vor<br />

allem dem dänischen Richter Leif Tornblad geschuldet, <strong>der</strong><br />

ihr nur 79,750 Prozent zugesprochen hatte. <strong>Die</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en Richter<br />

lagen bei 83 bis 85 Prozent. Hinter Carl Hester mit Uthopia<br />

und Anky v<strong>an</strong> Grunsven mit dem 18-jährigen Salinero, <strong>der</strong> in<br />

dieser Kür seinen letzten offiziellen Auftritt hatte, knackten<br />

Dorothee Schnei<strong>der</strong> und die immer in schöner Anlehnung gehende<br />

Diva Royal trotz zwei technischer Fehler - in den Einer-Wechseln<br />

und in <strong>der</strong> Galopptraversale - die 80 Prozent-<br />

Marke: 81, 661 Prozent, die Platz sieben bedeuteten. „So etwas darf bei Olympischen<br />

Spielen einfach nicht passieren”, zeigte sich Schnei<strong>der</strong> selbstkritisch.<br />

Kristina Sprehe hatte ihre Kür nach Aachen noch ein wenig umgestellt und<br />

den Schwierigkeitsgrad mit einhändig gerittenen Galopp-Pirouetten erhöht.<br />

Sie kam mit 81, 376 Prozent auf Platz acht. Hilberath und sein Team gedachten<br />

mit <strong>der</strong> Medaille, die das junge Team trotz aller Widrigkeiten so tapfer und<br />

verdient erkämpft hat, des verstorbenen Schmezers: „Holger hätte sich über<br />

diese Leistungen wahnsinnig gefreut. Er hat hoffentlich <strong>von</strong> oben zugesehen”.<br />

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09 I 12 – MECKLENBURGER PFERDE I 13

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