Stiften ist Weitsicht (pdf) - Deutsches Stiftungszentrum
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12 Stiftungen 2011-12<br />
Versprechen,<br />
dass man sich daran hält<br />
Hans Küng im Gespräch<br />
Im Interview spricht der weltberühmte Theologe und Präsident der Stiftung Weltethos über Normen<br />
und Werte für eine Weltgesellschaft, die Rolle der globalen Wirtschaft und die Funktion des <strong>Stiften</strong>s.<br />
Frage: Sie beschäftigen sich seit langem mit dem<br />
Projekt Weltethos. Können Sie es uns kurz skizzieren?<br />
Küng: Kurz <strong>ist</strong> nicht ganz einfach. Das Projekt<br />
strebt Frieden unter den Religionen, Kulturen<br />
und Nationen auf der Basis gemeinsamer elementarer<br />
ethischer Werte, Maßstäbe und Haltungen an.<br />
Das Weltethos <strong>ist</strong> keine neue Erfindung, sondern<br />
gründet in einer Art Urethos. Der Mensch musste<br />
lernen, sich menschlich zu benehmen. Zum Schutz<br />
zentraler Lebens und Gesellschaftsbereiche haben<br />
sich durch die Jahrtausende Normen entwickelt,<br />
Imperative der Menschlichkeit: zum Schutz des<br />
Lebens – nicht morden –, des Eigentums – nicht<br />
stehlen –, der Wahrheit – nicht falsches Zeugnis<br />
geben –, der geschlechtlichen Beziehungen –<br />
Sexualität nicht missbrauchen. Schon Konfuzius,<br />
fünf Jahrhunderte vor Chr<strong>ist</strong>i Geburt, hat die<br />
Goldene Regel der Gegenseitigkeit formuliert,<br />
die sich in allen großen ethischen und religiösen<br />
Traditionen findet: „Tu nicht dem anderen, was<br />
du nicht willst, dass man es dir tut“.<br />
Für wen gilt die Goldene Regel?<br />
Sie soll schon in Familie und Schule bis hin zur<br />
großen Politik und Wirtschaft gelten. An der Basis<br />
des Weltethos mit jenen vier Imperativen der<br />
Menschlichkeit findet sich außer der Goldenen<br />
Regel das Grundprinzip der Humanität, welches<br />
von Glaubenden und auch von nichtreligiösen<br />
Menschen mitgetragen werden kann: Jeder Mensch<br />
muss menschlich und nicht unmenschlich, gar<br />
bestialisch behandelt werden – jeder Mensch, sowohl<br />
Mann wie Frau, weiß wie farbig, reich wie arm,<br />
jung wie alt. Weltethos <strong>ist</strong> also kein ethisches<br />
System, sondern besteht aus diesen wenigen<br />
elementaren Grundsätzen der Menschlichkeit.<br />
Sie haben 2009 im UN-Hauptquartier das Manifest<br />
zu einem Globalen Wirtschaftsethos vorgestellt, das<br />
von der Stiftung Weltethos erarbeitet wurde. Wie <strong>ist</strong><br />
das Weltethos auf die Wirtschaft übertragbar?<br />
Im Manifest wurden die Grundnormen des Weltethos<br />
für die Wirtschaft konkretisiert. Auch in<br />
diesem Bereich der Gesellschaft sind gemeinsame<br />
Spielregeln gefragt, nach denen gutes Wirtschaften<br />
gelingen soll, auch hier besteht gewissermaßen<br />
eine pädagogische Aufgabe, die Menschen zu<br />
sensibilisieren, dass ihr Handeln auch eine ethische<br />
Dimension hat. Wie wir nach den Krisenerfahrungen<br />
merken, <strong>ist</strong> es nötiger denn je, diese<br />
Verantwortungsdimension des Handelns bewusst<br />
zu machen. Deswegen brauchen wir auch in der<br />
Wirtschaft diese globalen ethischen Standards,<br />
und zwar über die Grenzen und Nationen hinweg,<br />
wirklich global. Was schon für den Fußball<br />
gilt, muss umso mehr für die Wirtschaft gelten.<br />
Diese Normen sind nicht repressiv, sondern helfen<br />
zu einem guten, fairen Spiel.