Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />
<strong>Die</strong> Waldbinsen-Wiese ist in Luxemburg eine der<br />
häufigsten Feuchtwiesengesellschaften des Öslings<br />
und hat dort ihren Verbreitungsschwerpunkt. Sie<br />
ist sehr häufig in den Feucht- und Nassgrünlandbrachen<br />
anzutreffen. Dort ist sie bestandsprägend<br />
und nimmt den größten Teil der nassen Bereiche<br />
ein. <strong>Die</strong> Waldbinsen-Wiese kommt großflächig vor<br />
allem entlang der vielzähligen Talauen vor. Kleinflächiger<br />
ist sie aber auch in quelligen Mulden<br />
oder an Rändern von Gräben und Quell- oder<br />
Bachläufen ausgebildet. Im Gelände bevorzugt<br />
die Juncus acutiflorus-Gesellschaft leicht geneigte<br />
Hänge oder Mulden (Quellmulden). Sie kommt<br />
aber auch auf fast ebenem Gelände vor. Oft liegen<br />
die Waldbinsen-Bestände in Feuchtwiesenkomplexen,<br />
in denen sie als dunkelgrüne Inseln<br />
hervortreten und mit anderen Gesellschaften<br />
Mosaike bilden. <strong>Die</strong> Waldbinsen-Wiese steht oft<br />
im Kontakt mit Mädesüß-Hochstaudenfluren,<br />
Juncus effusus-Beständen, der Bistorta officinalis-<br />
Gesellschaft, der Scirpus sylvaticus-Gesellschaft<br />
und weiteren Brachestadien. In besonderem Maße<br />
ist das Crepido-Juncetum acutiflori in Luxemburg<br />
eng mit Kleinseggenrieden und Niedermoor-<br />
Relikten verzahnt. <strong>Die</strong> Übergänge dazwischen<br />
sind z. T. fließend.<br />
In Luxemburg liegen viele Waldbinsen-Bestände,<br />
wie oben erwähnt, innerhalb großer Nasswiesenbrachen,<br />
darunter einige Naturschutzgebiete<br />
wie Breechen bei Clervaux, Cornely's Millen bei<br />
Basbellain und Bruch bei Rombach-Martelange.<br />
Ausgedehnte und sehr interessante Bestände<br />
finden sich auch bei Grosbous (Neimillen) und<br />
Heinerscheid (Deifeburen). In vielen Schutzgebieten<br />
z. B. Sauerwisen bei Wahlhausen,<br />
Lukeschbaach bei Heinerscheid, Ramescher bei<br />
Crendal und Conzefenn bei Wilwerdange werden<br />
die Waldbinsen-Wiesen durch einmalige späte<br />
Mahd gepflegt. <strong>Die</strong> Waldbinsen-Bestände können<br />
auch eine mäßige Beweidung ertragen und lassen<br />
sich – wenn auch in geringem Maße – in beweideten<br />
Nasszonen finden (z. B. Pessenheck bei<br />
Clervaux). Dabei handelt es sich aber i. d. R. um<br />
sehr extensiv beweidete Flächen, da bei intensiverer<br />
Beweidung meist die stärker weide- und<br />
trittverträgliche Flatterbinse (Juncus effusus) zur<br />
Vorherrschaft gelangt.<br />
Im Gutland tritt die Assoziation kaum auf. <strong>Die</strong>s<br />
liegt am geologischen Untergrund. <strong>Die</strong> Waldbinse<br />
wächst bevorzugt auf basenarmen, durchsickerten-nassen<br />
Böden (s. o.). <strong>Die</strong>sen Anforde-<br />
<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011<br />
rungen entsprechen die Böden der devonischen<br />
Gesteine (Tonschiefer) des Öslings in besonderem<br />
Maße.<br />
Oberdorfer (1993c) gibt den Verbreitungsschwerpunkt<br />
der Waldbinsen-Sümpfe in Deutschland auf<br />
versumpften Wiesengründen im Schwarzwald, im<br />
Odenwald, in der Pfälzer Haardt und im Rheinischen<br />
Schiefergebirge an. Eines der Hauptverbreitungsgebiete<br />
der Waldbinsen-Wiese liegt dabei im<br />
Rheinischen Schiefergebirge. Zahlreiche Autoren<br />
beschreiben Waldbinsen-Wiesen aus dem Rheinischen<br />
Schiefergebirge: aus der Eifel (Klapp 1965),<br />
aus dem Hunsrück (Wey 1987, Manz 1989, Ruthsatz<br />
& Kraß 1998), aus dem Westerwald (Schwickert<br />
1992) und aus dem Taunus (Nawrath 2005) sowie<br />
aus Mittelgebirgstälern Nordrhein-Westfalens<br />
(Foerster 1983). Schwickerath (1944) beschreibt<br />
atlantische Waldbinsen-Bestände aus dem Hohen<br />
Venn (Belgien) als markanteste Pflanzenbestände<br />
der feuchten Talauen. Selten sind dort Scutellaria<br />
minor und Wahlenbergia hederacea zu finden. Im<br />
Saarland gibt es die noch genutzten typischen<br />
Juncus-Nasswiesen nur in den nordsaarländischen<br />
Bachauen (Bettinger 1996). Schwabe (1987) und<br />
Nowak & Schulz (2002) beschreiben Waldbinsen-<br />
Wiesen als häufigste Feuchtwiese im (Süd-)<br />
Schwarzwald. <strong>Die</strong> Verbreitung in Belgien, Frankreich<br />
und den Niederlanden wird im Abschnitt<br />
Syntaxonomie behandelt.<br />
Aspekte des Naturschutzes<br />
<strong>Die</strong> Waldbinsen-Wiesen sind im allgemeinen<br />
ein- bis zweischürig. Früher wurden diese nassen<br />
Bereiche mit der Sense gemäht. Mit dem heutigen<br />
Einsatz von Maschinen werden diese nur noch<br />
gelegentlich oder gar nicht mehr genutzt. Denn<br />
die maschinelle Bewirtschaftung der Flächen<br />
wird durch die feuchten, teilweise äußerst<br />
nassen Böden sehr erschwert. <strong>Die</strong>se nassen<br />
Stellen werden zumeist vielfach ausgespart.<br />
<strong>Die</strong> Waldbinsen-Wiesen stellen die nassesten<br />
Bereiche dar. Gelegentlich werden die Flächen<br />
als Viehweiden genutzt. Bei Beweidung werden<br />
diese Bereiche entweder vom Vieh gemieden<br />
oder stark vom Vieh zertreten (<strong>Die</strong>rschke & Vogel<br />
1981, <strong>Die</strong>rschke & Briemle 2002, <strong>Die</strong>rschke et al.<br />
2004). <strong>Die</strong> meisten Waldbinsen-Wiesen wurden<br />
mittlerweile vollkommen aus der Nutzung<br />
genommen und liegen brach. <strong>Die</strong>s konnte auch<br />
in anderen Regionen beobachtet werden (Wolf<br />
1979, Schwickert 1992, Bettinger 1996, Ruthsatz &<br />
Kraß 1998, <strong>Die</strong>rschke et al. 2004). <strong>Die</strong> Waldbinsen-<br />
97