Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />
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mit Valeriana dioica ist durch zahlreiche Magerkeitszeiger<br />
gekennzeichnet. Arten der Kleinseggenriede<br />
(z. B. Eriophorum angustifolium, Carex<br />
demissa, Veronica scutellata, Carex panicea), Pfeifengraswiesen<br />
(Succisa pratensis) sowie Borstgrasrasen<br />
(Potentilla erecta, Carex ovalis, Carex pallescens,<br />
Luzula multiflora u. a.) bilden die Differentialartengruppe<br />
und leiten zu den Kleinseggenrieden<br />
sowie Borstgrasrasen über. Sie kennzeichnen<br />
saure, nasse und nährstoffarme Standorte. Crepis<br />
paludosa tritt in dieser Variante schwerpunktmäßig<br />
auf und bestimmt den Aspekt der Waldbinsen-<br />
Wiesen (Abb. 48). Ein unverwechselbares<br />
Aussehen erhalten die Waldbinsen-Bestände<br />
zur Fruchtzeit des Schmalblättrigen Wollgrases<br />
(Eriophorum angustifolium) (Abb. 49). Mit einer<br />
mittleren Artenzahl von 30 Arten ist sie die artenreichste<br />
Variante. Des Weiteren wird eine Variante<br />
mit Carex rostrata und Menyanthes trifoliata<br />
ausgegliedert. Dabei bilden diese beiden Differentialarten<br />
sowie Carex canescens gelegentlich kleinräumige<br />
Dominanzen aus (Abb. 50, Abb. 51).<br />
<strong>Die</strong>se drei Varianten charakterisieren den nährstoffarmen<br />
Flügel des Crepido-Juncetum. Der Vergleich<br />
mit der überregionalen Literatur zeigt, dass Untereinheiten<br />
mit Arten der Kleinseggenriede (Agrostis<br />
canina, Epilobium palustre, Viola palustris, Carex nigra)<br />
sehr häufig sind (z. B. Wolf 1979, Weißbecker 1993,<br />
Ruthsatz & Kraß 1998, Waesch 2003, Nawrath 2005).<br />
<strong>Die</strong> Variante mit Scirpus sylvaticus siedelt auf<br />
etwas nährstoffreicheren Böden. Valeriana repens<br />
gilt hier als schwache Differentialart. Nährstoffzeiger<br />
wie Urtica dioica treten stärker hervor als<br />
in den magersten Varianten. Auf etwas weniger<br />
(dauer-) nassen Böden tritt die Variante mit<br />
Agrostis capillaris auf. Während Feuchtwiesenpflanzen<br />
zurücktreten, kommen weit verbreitete<br />
Arten des Wirtschaftsgrünlandes wie Rumex<br />
acetosa und Holcus lanatus mit höheren Deckungsgraden<br />
vor als in den anderen Varianten. Zu den<br />
Differentialarten gehören des weiteren Taraxacum<br />
sect. Ruderalia, Trifolium repens, Plantago lanceolata<br />
und Anthoxanthum odoratum. Der differentialartenlosen<br />
Variante fehlen jegliche Magerkeitszeiger.<br />
Hier treten die Nährstoffzeiger am<br />
stärksten hervor. Eine weitere Untergliederung in<br />
eine Untervariante mit und ohne Nährstoffzeiger<br />
ist denkbar. Da die nitrophilen Arten jedoch nicht<br />
auf diese Variante beschränkt sind, wird keine<br />
weitere Untergliederung vorgenommen.<br />
In der differentialartenlosen Ausbildung sind<br />
überwiegend artenarme Dominanzbestände von<br />
Juncus acutiflorus zusammengefasst (mAZ 14).<br />
Ihnen fehlen die Nässe- und Magerkeitszeiger fast<br />
vollständig. Bis auf eine Aufnahme handelt es sich<br />
dabei um die ältesten vorliegenden Aufnahmen<br />
solcher Bestände.<br />
Ökologie<br />
<strong>Die</strong> Waldbinsen-Wiesen besiedeln dauernd durchfeuchtete<br />
bis nasse, quellig oder wasserzügige<br />
(sickernasse), nährstoff- und basenarme, schwach<br />
saure Böden. Zu den besiedelten Böden gehören<br />
ganzjährig sickernasse Gleye, Pseudogleye bis<br />
Anmoor- und Niedermoorböden. Für die Vegetationsaufnahmen<br />
wurde eine mittlere Feuchtezahl<br />
von mF 7,5, eine mittlere Reaktionszahl von<br />
mR 4,5 und eine mittlere Stickstoffzahl von mN 4,2<br />
berechnet. Das Hauptvorkommen in Luxemburg<br />
beschränkt sich auf die sauren, nährstoffarmen<br />
Böden des Öslings. Subatlantische Klimabedingungen<br />
begünstigen das Vorkommen von Juncus<br />
acutiflorus aufgrund der dauernden Durchfeuchtung.<br />
Juncus acutiflorus ist an Standorte<br />
gebunden, an denen zumindest im Oberboden<br />
Wasserbewegungen stattfinden. Damit sind<br />
sie nicht so nährstoff- und basenarm wie die<br />
staunassen Standorte der Kleinseggenriede<br />
(Goebel 1995).<br />
Es besteht eine enge ökologische Verwandtschaft<br />
mit den Waldsimsen-Beständen. Auf besser<br />
nährstoffversorgten Standorten gelangt Scirpus<br />
sylvaticus zur Dominanz (Amani 1980) und bildet<br />
die Scirpus sylvaticus-Gesellschaft (s. Kap. 4.3.7).<br />
Amani (1980) hat für Juncus acutiflorus-Bestände<br />
größere Grundwasserschwankungen feststellen<br />
können als für die Scirpus sylvaticus-Gesellschaft.<br />
Bei dauerhaft höherem Wasserstand dominiert<br />
die Waldbinse, wobei Scirpus sylvaticus auch auf<br />
staunassen Standorten anzutreffen ist.<br />
Verbreitung<br />
Nach Schaminée et al. (1996) liegt das Areal des<br />
Crepido-Juncetum acutiflori in Westeuropa und<br />
dem westlichen Mitteleuropa. <strong>Die</strong> Waldbinsen-<br />
Wiese ist im westlichen Mitteleuropa außerhalb<br />
kalkreicher Gebiete weit verbreitet (<strong>Die</strong>rschke et<br />
al. 2004). Nach Nawrath (2005) hat sie ihr hauptsächliches<br />
Verbreitungsgebiet im euatlantischen<br />
bis subatlantischen Südwesteuropa.<br />
<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011