Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
S. Schneider Die Graslandgesellschaften Luxemburgs 90 Abb. 46: Typisches Landschaftsbild eines Bachtals im Ösling mit ausgedehnten Waldbinsen- Wiesen bei Urspelt. Foto: S. Schneider, 22.05.2008. Abb. 47: Sumpfpippau-Waldbinsen-Wiese, typischer Aspekt, bei Eselborn. Foto: S. Schneider, 22.06.2006. Ferrantia • 66 / 2011
S. Schneider Die Graslandgesellschaften Luxemburgs bildet rasch Dominanzbestände aus (Wolf 1979, Dierschke & Briemle 2002, Waesch 2003). Die Samen sind nach Untersuchungen von Waesch (2003) kurzlebig. Syntaxonomie Die Spitzblütige Binse hat ein subatlantisches Areal (Dierschke et al. 2004). Die Namensgebung und synsystematische Einordnung der Gesellschaft ist für Mitteleuropa bisher nicht eindeutig geklärt. Es gibt unterschiedliche syntaxonomische Auffassungen, die hier etwas ausführlicher behandelt werden. Die Waldbinsen-Bestände werden in der Literatur überwiegend als eigene Assoziation behandelt und Crepido-Juncetum acutiflori Oberd. 1957 genannt. Nowak (1992), Weißbecker (1993), Pott (1995), Rennwald (2000) und Nawrath (2005) geben den von der Spitzblütigen Binse dominierten Beständen keinen Assoziationsrang, da ihnen eine stete Kennart fehlt und Juncus acutiflorus auch in Kleinseggenrieden hochstet ist. Die Autoren benennen sie als Crepis paludosa-Juncus acutiflorus- (Calthion)-Gesellschaft bzw. Juncus acutiflorus- Gesellschaft. Weißbecker (1993) weist daraufhin, dass der Begriff der Assoziation dem Verband Juncion acutiflori vorbehalten bleiben soll und hebt so gleichzeitig die Zuordnung zum Calthion hervor. Auch Dierschke (1990) gliedert die Bestände als Crepis paludosa-Juncus acutiflorus-Gesellschaft. Nach einer neuen Übersichtstabelle, in der etwa 300 Aufnahmen ausgewertet wurden, finden Dierschke & Waesch (2003) einige Argumente, die für eine eigene Assoziation, das Crepido-Juncetum acutiflori, sprechen. Die Autoren räumen diesen Beständen eine floristische und ökologische Eigenständigkeit ein. Schließlich ordnen auch Dierschke et al. (2004) die Waldbinsen-Wiesen als Crepido- Juncetum acutiflori ein und stufen Juncus acutiflorus als schwache Assoziationskennart ein. Nach Nowak (1992) und Nawrath (2005) ist die Spitzblütige Binse allerdings als Kennart ungeeignet, da sie nicht nur in den Feuchtwiesen sondern auch gesellschaftsbildend in den Kleinseggenrieden vorkommt. Im Untersuchungsgebiet werden die Waldbinsen- Bestände als eigene Assoziation (in Anlehnung an Dierschke et al. 2004) aufgefasst. Wenngleich sie nur schwache Kennarten besitzen, denn Juncus acutiflorus kommt auch hier ebenso in Kleinseggenrieden (Caricion nigrae) vor. Crepis paludosa Ferrantia • 66 / 2011 ist selten, ihr wird nicht der gleiche diagnostische Wert beigemessen wie Juncus acutiflorus. Die Waldbinsen-Bestände sind in Luxemburg sehr prägend und bezeichnend. Sie erhalten deshalb Assoziationsrang, auch wenn die Anforderungen an eine eigene Assoziation nach Bergmeier et al. (1990) nicht eindeutig gegeben sind. Zum Crepido-Juncetum acutiflori werden hier alle Aufnahmen gestellt, in denen Juncus acutiflorus mit mindestens Deckungsgrad 2 vorkommt. Andere Autoren (z. B. Nowak 1992, Nawrath 2005) rechnen alle Bestände unabhängig vom Deckungsgrad der Spitzblütigen Binse den Waldbinsen-Wiesen zu und begründen dies mit den Änderungen der Deckungsgrade in Abhängigkeit von den Schwankungen der jährlichen Niederschlagsmenge. Die von Juncus acutiflorus dominierten Bestände werden von Wolf (1979), Schwabe (1987), Oberdorfer (1993c) und Bettinger (1996, 2002) in einem eigenen Verband, dem Juncion acutiflori Br.-Bl. 1947 in Br.-Bl. et Tx. 1952 (atlantische Waldbinsen-Wiesen) zugeordnet. Nach Oberdorfer (1993c) gelten neben der dominanten und oft alleinigen Verbandskennart Juncus acutiflorus, einige andere atlantische Arten als Verbandskennarten des Juncion wie Anagallis tenella, Carum verticillatum, Scutellaria minor und Wahlenbergia hederacea. Diese Kennarten fehlen dem Grünland Luxemburgs fast gänzlich. Lediglich Scutellaria minor findet sich selten und das Moorglöckchen (Wahlenbergia hederacea) kommt sogar nur in einem Gebiet im Norden Luxemburgs vor (Conzefenn bei Wilwerdange). Juncus acutiflorus hat seinen Verbreitungsschwerpunkt zwar in den Binsenwiesen, kommt aber auch in einigen weiteren Gesellschaften vor. Deshalb wird sie hier nicht als Kennart des Verbandes Juncion acutiflori gesehen (in Anlehnung an Dierschke et al. 2004). Waldbinsen-Bestände mit Wahlenbergia hederacea lassen sich nach Bettinger (1996, 2002) zu dem atlantisch geprägten Juncetum acutiflori (= Crepido- Juncetum acutiflori) stellen. Er stellt die Nasswiesen der nordsaarländischen Bachauen zum Juncion acutiflori aufgrund der Vielzahl an Molinion- und Caricion nigrae-Kennarten und stellt sie nicht zum Calthion. Eine Zuordnung zum Juncion kann für stark atlantisch geprägte Bestände mit wichtigen Charakterarten sinnvoll sein. So stellt Goebel (1995) heraus, dass Binsenbestände mit Scutellaria minor und nur wenigen Calthion-Arten zum atlantischen Juncion-Verband zu stellen sind und 91
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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />
bildet rasch Dominanzbestände aus (Wolf 1979,<br />
<strong>Die</strong>rschke & Briemle 2002, Waesch 2003). <strong>Die</strong><br />
Samen sind nach Untersuchungen von Waesch<br />
(2003) kurzlebig.<br />
Syntaxonomie<br />
<strong>Die</strong> Spitzblütige Binse hat ein subatlantisches Areal<br />
(<strong>Die</strong>rschke et al. 2004). <strong>Die</strong> Namensgebung und<br />
synsystematische Einordnung der Gesellschaft ist<br />
für Mitteleuropa bisher nicht eindeutig geklärt.<br />
Es gibt unterschiedliche syntaxonomische Auffassungen,<br />
die hier etwas ausführlicher behandelt<br />
werden.<br />
<strong>Die</strong> Waldbinsen-Bestände werden in der Literatur<br />
überwiegend als eigene Assoziation behandelt und<br />
Crepido-Juncetum acutiflori Oberd. 1957 genannt.<br />
Nowak (1992), Weißbecker (1993), Pott (1995),<br />
Rennwald (2000) und Nawrath (2005) geben<br />
den von der Spitzblütigen Binse dominierten<br />
Beständen keinen Assoziationsrang, da ihnen eine<br />
stete Kennart fehlt und Juncus acutiflorus auch<br />
in Kleinseggenrieden hochstet ist. <strong>Die</strong> Autoren<br />
benennen sie als Crepis paludosa-Juncus acutiflorus-<br />
(Calthion)-Gesellschaft bzw. Juncus acutiflorus-<br />
Gesellschaft. Weißbecker (1993) weist daraufhin,<br />
dass der Begriff der Assoziation dem Verband<br />
Juncion acutiflori vorbehalten bleiben soll und hebt<br />
so gleichzeitig die Zuordnung zum Calthion hervor.<br />
Auch <strong>Die</strong>rschke (1990) gliedert die Bestände als<br />
Crepis paludosa-Juncus acutiflorus-Gesellschaft.<br />
Nach einer neuen Übersichtstabelle, in der etwa<br />
300 Aufnahmen ausgewertet wurden, finden<br />
<strong>Die</strong>rschke & Waesch (2003) einige Argumente, die<br />
für eine eigene Assoziation, das Crepido-Juncetum<br />
acutiflori, sprechen. <strong>Die</strong> Autoren räumen diesen<br />
Beständen eine floristische und ökologische Eigenständigkeit<br />
ein. Schließlich ordnen auch <strong>Die</strong>rschke<br />
et al. (2004) die Waldbinsen-Wiesen als Crepido-<br />
Juncetum acutiflori ein und stufen Juncus acutiflorus<br />
als schwache Assoziationskennart ein. Nach<br />
Nowak (1992) und Nawrath (2005) ist die Spitzblütige<br />
Binse allerdings als Kennart ungeeignet,<br />
da sie nicht nur in den Feuchtwiesen sondern auch<br />
gesellschaftsbildend in den Kleinseggenrieden<br />
vorkommt.<br />
Im Untersuchungsgebiet werden die Waldbinsen-<br />
Bestände als eigene Assoziation (in Anlehnung an<br />
<strong>Die</strong>rschke et al. 2004) aufgefasst. Wenngleich sie<br />
nur schwache Kennarten besitzen, denn Juncus<br />
acutiflorus kommt auch hier ebenso in Kleinseggenrieden<br />
(Caricion nigrae) vor. Crepis paludosa<br />
<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011<br />
ist selten, ihr wird nicht der gleiche diagnostische<br />
Wert beigemessen wie Juncus acutiflorus. <strong>Die</strong><br />
Waldbinsen-Bestände sind in Luxemburg sehr<br />
prägend und bezeichnend. Sie erhalten deshalb<br />
Assoziationsrang, auch wenn die Anforderungen<br />
an eine eigene Assoziation nach Bergmeier et al.<br />
(1990) nicht eindeutig gegeben sind.<br />
Zum Crepido-Juncetum acutiflori werden hier alle<br />
Aufnahmen gestellt, in denen Juncus acutiflorus mit<br />
mindestens Deckungsgrad 2 vorkommt. Andere<br />
Autoren (z. B. Nowak 1992, Nawrath 2005) rechnen<br />
alle Bestände unabhängig vom Deckungsgrad der<br />
Spitzblütigen Binse den Waldbinsen-Wiesen zu<br />
und begründen dies mit den Änderungen der<br />
Deckungsgrade in Abhängigkeit von den Schwankungen<br />
der jährlichen Niederschlagsmenge.<br />
<strong>Die</strong> von Juncus acutiflorus dominierten Bestände<br />
werden von Wolf (1979), Schwabe (1987),<br />
Oberdorfer (1993c) und Bettinger (1996, 2002)<br />
in einem eigenen Verband, dem Juncion acutiflori<br />
Br.-Bl. 1947 in Br.-Bl. et Tx. 1952 (atlantische<br />
Waldbinsen-Wiesen) zugeordnet. Nach Oberdorfer<br />
(1993c) gelten neben der dominanten und oft<br />
alleinigen Verbandskennart Juncus acutiflorus,<br />
einige andere atlantische Arten als Verbandskennarten<br />
des Juncion wie Anagallis tenella, Carum<br />
verticillatum, Scutellaria minor und Wahlenbergia<br />
hederacea. <strong>Die</strong>se Kennarten fehlen dem Grünland<br />
<strong>Luxemburgs</strong> fast gänzlich. Lediglich Scutellaria<br />
minor findet sich selten und das Moorglöckchen<br />
(Wahlenbergia hederacea) kommt sogar nur in einem<br />
Gebiet im Norden <strong>Luxemburgs</strong> vor (Conzefenn<br />
bei Wilwerdange). Juncus acutiflorus hat seinen<br />
Verbreitungsschwerpunkt zwar in den Binsenwiesen,<br />
kommt aber auch in einigen weiteren<br />
Gesellschaften vor. Deshalb wird sie hier nicht<br />
als Kennart des Verbandes Juncion acutiflori<br />
gesehen (in Anlehnung an <strong>Die</strong>rschke et al. 2004).<br />
Waldbinsen-Bestände mit Wahlenbergia hederacea<br />
lassen sich nach Bettinger (1996, 2002) zu dem<br />
atlantisch geprägten Juncetum acutiflori (= Crepido-<br />
Juncetum acutiflori) stellen. Er stellt die Nasswiesen<br />
der nordsaarländischen Bachauen zum Juncion<br />
acutiflori aufgrund der Vielzahl an Molinion- und<br />
Caricion nigrae-Kennarten und stellt sie nicht zum<br />
Calthion. Eine Zuordnung zum Juncion kann für<br />
stark atlantisch geprägte Bestände mit wichtigen<br />
Charakterarten sinnvoll sein. So stellt Goebel<br />
(1995) heraus, dass Binsenbestände mit Scutellaria<br />
minor und nur wenigen Calthion-Arten zum<br />
atlantischen Juncion-Verband zu stellen sind und<br />
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