Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />
Verbreitung und Aspekte des Naturschutzes<br />
<strong>Die</strong> Carex disticha-Gesellschaft kommt regelmäßig<br />
in vernässten Senken innerhalb anderer Calthion-<br />
Gesellschaften vor. Carex disticha bildet häufig<br />
kleinräumige Bestände in extensiv genutzten<br />
Feuchtwiesen aus. Sie bildet in genutzten und<br />
unregelmäßig genutzten Beständen des Bromo-<br />
Senecionetum aquaticae, der Calthion-Verbandsgesellschaft<br />
und seltener des Angelico-Cirsietum<br />
oleracei Dominanzbestände aus. Dabei verzahnt<br />
sie sich mit Flutrasen (Ranunculo-Alopecuretum<br />
geniculati, Caricetum vulpinae), Großseggenrieden<br />
(z. B. Caricetum gracilis) und Kleinseggenrieden<br />
(Caricetum nigrae). <strong>Die</strong> Ausbildung mit<br />
Arten des Wirtschaftsgrünlandes konnte aktuell<br />
am häufigsten beobachtet werden (eigene<br />
Aufnahmen aus den Jahren 2006 & 2007), wohingegen<br />
die brachliegenden Bestände weniger<br />
häufig gefunden wurden. <strong>Die</strong> Carex disticha-<br />
Gesellschaft kommt schwerpunktmäßig in<br />
extensiv gemähten Wiesen vor. Sie kann sich<br />
aber auch in aufgelassenen Flächen halten, in die<br />
Röhrichtpflanzen vordringen (Goebel 1995).<br />
<strong>Die</strong> Verbreitung der Gesellschaft beschränkt<br />
sich weitgehend auf den Süden des Landes.<br />
Dort ist sie ziemlich häufig, wenn auch meist<br />
nur kleinflächig ausgebildet. Großflächige<br />
Bestände gibt es beispielsweise im Pönn bei<br />
Koedange, typisch ausgeprägte – wenn auch<br />
nur kleinflächige – Carex disticha-Bestände<br />
sind z. B. bei Bascharage (Dreckwiss), Abweiler<br />
(Lamette) und Olm (am Hooch) zu finden. Im<br />
Norden tritt sie dagegen nur gelegentlich auf<br />
etwas basenreicheren Böden auf. <strong>Die</strong>s lässt<br />
sich z. B. auch aus der Verbreitung und den<br />
ökologischen Ansprüchen der Art erschließen<br />
(s. unveröffentlichte Karten Reichling und<br />
Van Rompaey et al. 1979). Faber (1975) und<br />
Steinbach (1995b) haben die Gesellschaft nur<br />
an zwei Standorten im Norden des Landes<br />
aufnehmen können. Es konnten keine eigenen<br />
Belege der Carex disticha-Gesellschaft im Ösling<br />
gefunden werden.<br />
<strong>Die</strong> Kammseggen-Wiese ist in Luxemburg schutzwürdig,<br />
sie weist einige gefährdete Pflanzenarten<br />
auf. Obwohl sie recht häufig im Süden<br />
des Landes ist, stellt sie insgesamt betrachtet<br />
eine Gesellschaft dar, deren Verbreitung von<br />
mehreren ökologischen Faktoren abhängig<br />
ist. Sie ist außerdem größtenteils an extensiv<br />
genutzte Wiesen gebunden. Zudem sind die<br />
<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011<br />
Kammseggen-Wiesen ein typischer Vertreter der<br />
luxemburgischen Feuchtwiesen auf basenreichen<br />
Böden.<br />
4.3.6 Crepido-Juncetum acutiflori<br />
Oberd. 1957 (Sumpfpippau-<br />
Waldbinsen-Wiesen)<br />
Tab. C8, Abb. A30<br />
Aspekt und Struktur<br />
<strong>Die</strong> Bestände der Spitzblütigen Binse, auch<br />
Waldbinse genannt, sind schon von Weitem durch<br />
das Dunkelgrün der Binsenherden zu erkennen<br />
und prägen das Landschaftsbild in den vernässten<br />
Talgründen im Norden <strong>Luxemburgs</strong> (Abb. 46).<br />
<strong>Die</strong> immergrünen Halme der Spitzblütigen Binse<br />
bestimmen das ganze Jahr über die Nasswiesen<br />
und deren Brachestadien durch ihre einheitliche<br />
Struktur (Abb. 47). <strong>Die</strong> Waldbinsen-Wiesen heben<br />
sich deutlich von den umgebenden Gesellschaften<br />
ab und zeigen Vernässungszonen an. Bei den<br />
untersuchten Wuchsorten der Gesellschaft handelt<br />
es sich sowohl um noch genutze als auch größtenteils<br />
um nicht mehr genutzte Wiesen. Im Frühjahr<br />
und Sommer zeigt die Begleitflora der Waldbinsen-<br />
Wiese bunte Blühaspekte. Im Frühjahr streuen<br />
Cardamine amara, Caltha palustris und Dactylorhiza<br />
majalis leuchtende Farbflecken auf die hellbraune<br />
Streu. <strong>Die</strong> neuen Triebe von Juncus acutiflorus<br />
wachsen nämlich erst recht spät aus der teilweise<br />
dichten braunen Streu heraus (Amani 1980,<br />
<strong>Die</strong>rschke & Vogel 1981). Etwas später treten Persicaria<br />
bistorta, Crepis paludosa und Lotus pedunculatus<br />
hinzu. Galium uliginosum, G. palustre, Comarum<br />
palustre, Ranunculus flammula und Cirsium palustre<br />
bilden im Sommer bunte Farbtupfer in den grünen<br />
Binsenbeständen. Juncus acutiflorus nimmt mit<br />
seinen Halmen die Mittelschicht in etwa 60 bis<br />
80 cm Höhe ein. Höherwüchsige Arten wie z. B.<br />
Cirsium palustre, Angelica sylvestris, Valeriana officinalis<br />
agg., Lysimachia vulgaris und Filipendula<br />
ulmaria (seltener) überragen diese hin und<br />
wieder bis in Höhen von etwa 140 cm. Oft fehlen<br />
hochwüchsige Arten und die Waldbinse bildet<br />
selbst die oberste Schicht. <strong>Die</strong> Unterschicht wird<br />
oftmals von großblättrigen Arten wie z. B. Persicaria<br />
bistorta, Comarum palustre und Menyanthes<br />
trifoliata bestimmt. Mit seinem dichtrasigen Wuchs<br />
und langen unterirdischen Rhizomen kann Juncus<br />
acutiflorus sich sehr gut vegetativ ausbreiten und<br />
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