Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />
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sind weiterhin Poa trivialis und Alopecurus<br />
pratensis. Magerkeitszeiger wie Carex nigra sind<br />
weniger häufig. <strong>Die</strong> mittlere Artenzahl aller<br />
Aufnahmen beträgt 17.<br />
Untergliederung<br />
<strong>Die</strong> Kammseggen-Wiese gliedert sich in vier<br />
Ausbildungen. Dabei wird eine Ausbildung mit<br />
Nässezeigern, eine mit Arten des Wirtschaftsgrünlandes,<br />
eine mit Brache- und Nährstoffzeigern<br />
und eine differentialartenlose Ausbildung<br />
unterschieden. <strong>Die</strong> Differenzierung beruht in<br />
erster Linie auf der unterschiedlichen Nutzungsweise<br />
der Aufnahmeflächen bzw. dem Feuchtegradienten.<br />
Während die genutzten, „typischen“<br />
Bestände über Arten des Wirtschaftsgrünlandes<br />
verfügen, macht sich in den z. T. älteren Brachestadien<br />
der Rückgang bzw. Ausfall an Wiesenpflanzen<br />
(Klassenkennarten) bemerkbar. Sie<br />
verfügen aber noch über ausreichend Kennarten<br />
des Calthion und der Molinietalia, um sie dem<br />
Calthion zuzuordnen.<br />
<strong>Die</strong> Ausbildung mit Nässezeigern (Ausbildung<br />
mit Persicaria amphibia) umfasst die Bestände<br />
feuchter bis nasser (mF 8,1) und relativ basenreicher<br />
(mR 6,2) Standorte, gekennzeichnet durch<br />
Nässezeiger wie Lycopus europaeus, Epilobium<br />
parviflorum und Mentha aquatica. <strong>Die</strong>se werden<br />
von weiteren Arten der Röhrichte (Galium<br />
palustre, Phalaris arundinacea, Iris pseudacorus)<br />
begleitet. <strong>Die</strong> Ausbildung leitet somit zu den<br />
Röhrichten und Großseggenrieden (Caricetum<br />
gracilis) über. Wenige Calthion- und Molinietalia-<br />
Arten zeugen von der ehemaligen Nutzung.<br />
Arten des Wirtschaftsgrünlandes sind aufgrund<br />
der fortgeschrittenen Sukzession selten. <strong>Die</strong><br />
Bestände der Ausbildung werden häufig, oftmals<br />
lang andauernd überflutet und sind daher aus<br />
der Nutzung gefallen. Mit im Mittel 16 Arten<br />
steht diese Ausbildung zwischen den anderen<br />
Ausbildungen. Eine Aufnahme (lfd.-Nr. 7) leitet<br />
mit dem Vorkommen von Eleocharis uniglumis zur<br />
Eleocharis uniglumis-Gesellschaft der Flutrasen<br />
über.<br />
<strong>Die</strong> Ausbildung mit Arten des Wirtschaftsgrünlandes<br />
(Ausbildung mit Festuca pratensis)<br />
verfügt als einzige über stete Arten des<br />
Wirtschaftsgrünlandes. Zur Differentialartengruppe<br />
gehören u. a. Festuca pratensis, Ranunculus<br />
repens, Holcus lanatus, Anthoxanthum<br />
odoratum, Ranunculus acris, Lysimachia nummu-<br />
laria, Cardamine pratensis. <strong>Die</strong> Ausbildung weist<br />
einige stete Verbandskennarten (Caltha palustris,<br />
Myosotis scorpioides agg., Senecio aquaticus)<br />
und Ordnungskennarten (Lychnis flos-cuculi,<br />
Filipendula ulmaria) auf. Neben der dominanten<br />
Kammsegge treten vereinzelt Carex nigra, C.<br />
panicea und C. acuta mit hohen Deckungsgraden<br />
auf. Einige Arten der Röhrichte wie Galium<br />
palustre sind hin und wieder zu beobachten. <strong>Die</strong><br />
Ausbildung leitet zur Calthion-Verbandsgesellschaft<br />
und zum Bromo-Senecionetum aquatici über.<br />
Der mittlere Feuchte-Zeigerwert ist niedriger<br />
(mF 7,0) als der der Ausbildung mit Persicaria<br />
amphibia. Sie ist mit einer mittleren Artenzahl von<br />
23 die artenreichste Ausbildung.<br />
<strong>Die</strong> Ausbildung mit Brache- und Nährstoffzeigern<br />
(Ausbildung mit Urtica dioica) besiedelt<br />
etwas trockenere Standorte. Bezeichnende Arten<br />
sind Urtica dioica, Galeopsis tetrahit und Galium<br />
aparine. Das höhere Nährstoffangebot wird<br />
durch diese Nährstoffzeiger belegt. Der mittlere<br />
Zeigerwert für Stickstoff (mN 5,3) weist ebenfalls<br />
darauf hin. <strong>Die</strong> mittlere Artenzahl liegt mit 14<br />
relativ niedrig. Persicaria bistorta wird hier als<br />
Brachezeiger gewertet. Zu den steten Begleitern<br />
zählen Caltha palustris, Cirsium palustre, Galium<br />
uliginosum, Poa trivialis und Achillea ptarmica.<br />
Arten der Molinio-Arrhenatheretea fehlen<br />
weitgehend. Insgesamt kommen aufgrund der<br />
fortgeschrittenen Sukzession wenige Wiesenpflanzen<br />
vor.<br />
In der differentialartenlosen Ausbildung sind<br />
die artenärmsten Bestände (mAZ 8) zusammengefasst.<br />
Ihnen fehlen jegliche Differentialarten<br />
sowie viele Charakterarten.<br />
Ökologie<br />
<strong>Die</strong> Kammseggen-Wiese kommt auf feuchten bis<br />
in der Regel staunassen, basenreichen und mäßig<br />
nährstoffversorgten Böden vor (mF 7,5; mR 5,8;<br />
mN 5,2). Sie besiedelt meist tonige, schwere<br />
Grundwasserböden. Es konnte hin und wieder<br />
beobachtet werden, dass Stauwasser mit 10 bis<br />
20 cm über der Bodenoberfläche anstand.<br />
Carex disticha gilt allgemein als Überflutungszeiger<br />
und bevorzugt Geländemulden oder<br />
Ränder an Bächen und Gräben, die gelegentlich<br />
überflutet sind oder in denen sich das Wasser<br />
nach Überschwemmungen länger staut. Damit<br />
verbunden ist ein höherer Nährstoffeintrag.<br />
<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011