Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
S. Schneider Die Graslandgesellschaften Luxemburgs 86 Abb. 44: Kammseggen-Wiese im Übergang zur Calthion-Verbandsgesellschaft bei Koedange. Foto: S. Schneider, 16.05.2007. Abb. 45: Kammseggen-Wiese bei Olm. Foto: S. Schneider, 01.06.2006. Ferrantia • 66 / 2011
S. Schneider Die Graslandgesellschaften Luxemburgs schürigen Feuchtwiesen im Gutland (Colling et al. 1994). Sie kommt in vielen Calthion-Gesellschaften des Untersuchungsgebietes sehr häufig vor. Hohe Stetigkeiten hat sie im Angelico-Cirsietum oleracei, Bromo-Senecionetum aquaticae und in der Calthion- Verbandsgesellschaft. Die Carex disticha-Gesellschaft wird Verbücheln (1987) sowie Dierschke et al. (2004) folgend dem Calthion zugeordnet. In der Literatur werden solche Bestände als Gesellschaft (z. B. Verbücheln 1987, Schrautzer & Wiebe 1993, Goebel 1995), als Rumpfgesellschaft (Schaminée et al. 1996) oder als Assoziation (Caricetum distichae Steffen 1931/ Jonas 1933) angesehen. Die Assoziation wird dann überwiegend dem Magnocaricion zugeordnet (z. B. Balátová-Tuláčková 1976, 1978: Caricenion gracilis- Unterverband). In manchen Fällen wird die Eigenständigkeit der Gesellschaft infrage gestellt. Die Dominanz-Ausprägungen der Kammsegge werden dann der Calthion-Basalgesellschaft zugeordnet (Rennwald 2000). Auch Nawrath (2005) lehnt die Ausweisung einer Carex disticha- Gesellschaft ab, da die Dominanzbestände von Carex disticha im Taunus in unterschiedlichen Artenverbindungen vorkommen. Er gliedert eine Ausbildung einer Calthion-Verbandsgesellschaft mit Carex disticha-Dominanz aus. Ebenso spricht Waesch (2003) den Dominanzbildungen von Carex disticha weder ein Assoziationsrang zu, noch weist er eine Gesellschaft aus. Stattdessen gliedert er eine Carex disticha-Fazies im Angelico-Cirsietum oleracei aus. In Luxemburg weist die Gesellschaft jedoch eine recht einheitliche Artenverbindung auf und ist häufig ausgebildet, so dass die Ausweisung als Gesellschaft gerechtfertigt ist. Hier wird der Meinung von Dierschke et al. (2004) gefolgt, der sie als dynamische Phase des Calthion einstuft. Da Carex disticha eine weite soziologische Amplitude hat und in vielen Feuchtwiesen-Gesellschaften mit hoher Stetigkeit vorkommt, kann die Art nicht als Assoziations-Kennart gelten. Da die Kammsegge ihren Verbreitungsschwerpunkt eindeutig im Calthion hat (vgl. Rennwald 2000), kann sie als Verbandskennart aufgefasst werden. Sie kann aber aufgrund ihrer sonstigen soziologischen Verbreitung in anderen Syntaxa nur als schwache Calthion-Kennart gelten. Goebel (1995) betont die Einstufung der Kammsegge als Calthion-Art. Dierschke et al. (2004) stufen sie als Molinietalia-Kennart ein. Ferrantia • 66 / 2011 Die Zugehörigkeit der Carex disticha-Gesellschaft zum Verband Calthion ist zum einen durch den Verbreitungsschwerpunkt der Art im Calthion und zum anderen durch das Vorkommen zahlreicher Calthion- und Molinietalia-Kennarten (Caltha palustris, Myosotis scorpioides agg. u. a.) gegeben. Andere Autoren stufen die Gesellschaft als Molinietalia-Gesellschaft ein, da ihr Verbandskennarten fehlen (Foerster 1983, Böger 1991: Molinietalia, Fazies von Carex disticha). Eine Verwandtschaft zu den Flutrasen (Potentillion anserinae) und zu den Großseggenrieden (Magnocaricion) besteht in stark vernässten Bereichen. Das Vorkommen einiger Röhrichtund Großseggenried-Arten (wie Galium palustre, Carex acuta, Phalaris arundinacea, Iris pseudacorus) zeigt die enge floristische Verwandtschaft, die aber schwächer ausgeprägt ist als bei der Scirpus sylvaticus-Gesellschaft. Dies korrespondiert mit den Beobachtungen von Goebel (1995) aus dem Rhein-Main-Gebiet. Die Ähnlichkeit mit den übrigen Feuchtwiesengesellschaften ist bei einigen Beständen sehr groß, so dass einige Aufnahmen den oben beschriebenen Calthion-Gesellschaften (Calthion-Verbandsgesellschaft, Bromo-Senecionetum aquaticae) zugeordnet werden könnten. Lediglich die starke Dominanz von Carex disticha dient als Unterscheidungskriterium. In der Literatur des Untersuchungsgebietes sind die Carex disticha-Bestände als Carex disticha- Gesellschaft (Steinbach 1995b, Steinbach & Walisch 2001) oder als Fazies des Caricetum gracilis (Faber 1975) erfasst und dem Magnocaricion zugeordnet. Die Carex disticha-Gesellschaft sollte aber wegen der hohen Beteiligung an Arten des Wirtschaftsgrünlandes nicht zum Magnocaricion gestellt werden (vgl. Verbücheln 1987). Artenzusammensetzung Begleitend zur dominanten Carex disticha treten Arten des Calthion, der Molinietalia, der Caricetalia nigrae und der Phragmitetalia auf. Hochstet sind Caltha palustris, Myosotis scorpioides agg., Filipendula ulmaria, Lychnis flos-cuculi und Galium palustre. Weniger häufig, aber mit hohen Deckungsgraden, kommen folgende Arten feuchter Standorte vor: Senecio aquaticus, Scirpus sylvaticus, Carex nigra, C. panicea u. a. Somit sind Feuchtwiesenpflanzen die bezeichnenden Arten der Carex disticha-Gesellschaft. Stete Begleiter 87
- Seite 35 und 36: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 37 und 38: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 39 und 40: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 41 und 42: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 43 und 44: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 45 und 46: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 47 und 48: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 49 und 50: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 51 und 52: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 53 und 54: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 55 und 56: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 57 und 58: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 59 und 60: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 61 und 62: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 63 und 64: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 65 und 66: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 67 und 68: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 69 und 70: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 71 und 72: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 73 und 74: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 75 und 76: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 77 und 78: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 79 und 80: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 81 und 82: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 83 und 84: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 85: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 89 und 90: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 91 und 92: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 93 und 94: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 95 und 96: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 97 und 98: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 99 und 100: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 101 und 102: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 103 und 104: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 105 und 106: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 107 und 108: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 109 und 110: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 111 und 112: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 113 und 114: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 115 und 116: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 117 und 118: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 119 und 120: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 121 und 122: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 123 und 124: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 125 und 126: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 127 und 128: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 129 und 130: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 131 und 132: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 133 und 134: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 135 und 136: S. Schneider Die Graslandgesellscha
S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />
schürigen Feuchtwiesen im Gutland (Colling et al.<br />
1994). Sie kommt in vielen Calthion-Gesellschaften<br />
des Untersuchungsgebietes sehr häufig vor. Hohe<br />
Stetigkeiten hat sie im Angelico-Cirsietum oleracei,<br />
Bromo-Senecionetum aquaticae und in der Calthion-<br />
Verbandsgesellschaft.<br />
<strong>Die</strong> Carex disticha-Gesellschaft wird Verbücheln<br />
(1987) sowie <strong>Die</strong>rschke et al. (2004) folgend dem<br />
Calthion zugeordnet. In der Literatur werden<br />
solche Bestände als Gesellschaft (z. B. Verbücheln<br />
1987, Schrautzer & Wiebe 1993, Goebel 1995), als<br />
Rumpfgesellschaft (Schaminée et al. 1996) oder<br />
als Assoziation (Caricetum distichae Steffen 1931/<br />
Jonas 1933) angesehen. <strong>Die</strong> Assoziation wird dann<br />
überwiegend dem Magnocaricion zugeordnet (z. B.<br />
Balátová-Tuláčková 1976, 1978: Caricenion gracilis-<br />
Unterverband). In manchen Fällen wird die<br />
Eigenständigkeit der Gesellschaft infrage gestellt.<br />
<strong>Die</strong> Dominanz-Ausprägungen der Kammsegge<br />
werden dann der Calthion-Basalgesellschaft<br />
zugeordnet (Rennwald 2000). Auch Nawrath<br />
(2005) lehnt die Ausweisung einer Carex disticha-<br />
Gesellschaft ab, da die Dominanzbestände von<br />
Carex disticha im Taunus in unterschiedlichen<br />
Artenverbindungen vorkommen. Er gliedert eine<br />
Ausbildung einer Calthion-Verbandsgesellschaft<br />
mit Carex disticha-Dominanz aus. Ebenso spricht<br />
Waesch (2003) den Dominanzbildungen von Carex<br />
disticha weder ein Assoziationsrang zu, noch weist<br />
er eine Gesellschaft aus. Stattdessen gliedert er eine<br />
Carex disticha-Fazies im Angelico-Cirsietum oleracei<br />
aus. In Luxemburg weist die Gesellschaft jedoch<br />
eine recht einheitliche Artenverbindung auf und<br />
ist häufig ausgebildet, so dass die Ausweisung<br />
als Gesellschaft gerechtfertigt ist. Hier wird der<br />
Meinung von <strong>Die</strong>rschke et al. (2004) gefolgt, der<br />
sie als dynamische Phase des Calthion einstuft.<br />
Da Carex disticha eine weite soziologische<br />
Amplitude hat und in vielen Feuchtwiesen-Gesellschaften<br />
mit hoher Stetigkeit vorkommt, kann<br />
die Art nicht als Assoziations-Kennart gelten.<br />
Da die Kammsegge ihren Verbreitungsschwerpunkt<br />
eindeutig im Calthion hat (vgl. Rennwald<br />
2000), kann sie als Verbandskennart aufgefasst<br />
werden. Sie kann aber aufgrund ihrer sonstigen<br />
soziologischen Verbreitung in anderen Syntaxa<br />
nur als schwache Calthion-Kennart gelten. Goebel<br />
(1995) betont die Einstufung der Kammsegge als<br />
Calthion-Art. <strong>Die</strong>rschke et al. (2004) stufen sie als<br />
Molinietalia-Kennart ein.<br />
<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011<br />
<strong>Die</strong> Zugehörigkeit der Carex disticha-Gesellschaft<br />
zum Verband Calthion ist zum einen durch den<br />
Verbreitungsschwerpunkt der Art im Calthion und<br />
zum anderen durch das Vorkommen zahlreicher<br />
Calthion- und Molinietalia-Kennarten (Caltha<br />
palustris, Myosotis scorpioides agg. u. a.) gegeben.<br />
Andere Autoren stufen die Gesellschaft als<br />
Molinietalia-Gesellschaft ein, da ihr Verbandskennarten<br />
fehlen (Foerster 1983, Böger 1991:<br />
Molinietalia, Fazies von Carex disticha).<br />
Eine Verwandtschaft zu den Flutrasen (Potentillion<br />
anserinae) und zu den Großseggenrieden<br />
(Magnocaricion) besteht in stark vernässten<br />
Bereichen. Das Vorkommen einiger Röhrichtund<br />
Großseggenried-Arten (wie Galium palustre,<br />
Carex acuta, Phalaris arundinacea, Iris pseudacorus)<br />
zeigt die enge floristische Verwandtschaft,<br />
die aber schwächer ausgeprägt ist als bei der<br />
Scirpus sylvaticus-Gesellschaft. <strong>Die</strong>s korrespondiert<br />
mit den Beobachtungen von Goebel (1995)<br />
aus dem Rhein-Main-Gebiet. <strong>Die</strong> Ähnlichkeit<br />
mit den übrigen Feuchtwiesengesellschaften<br />
ist bei einigen Beständen sehr groß, so dass<br />
einige Aufnahmen den oben beschriebenen<br />
Calthion-Gesellschaften (Calthion-Verbandsgesellschaft,<br />
Bromo-Senecionetum aquaticae) zugeordnet<br />
werden könnten. Lediglich die starke Dominanz<br />
von Carex disticha dient als Unterscheidungskriterium.<br />
In der Literatur des Untersuchungsgebietes sind<br />
die Carex disticha-Bestände als Carex disticha-<br />
Gesellschaft (Steinbach 1995b, Steinbach &<br />
Walisch 2001) oder als Fazies des Caricetum<br />
gracilis (Faber 1975) erfasst und dem Magnocaricion<br />
zugeordnet. <strong>Die</strong> Carex disticha-Gesellschaft<br />
sollte aber wegen der hohen Beteiligung an Arten<br />
des Wirtschaftsgrünlandes nicht zum Magnocaricion<br />
gestellt werden (vgl. Verbücheln 1987).<br />
Artenzusammensetzung<br />
Begleitend zur dominanten Carex disticha treten<br />
Arten des Calthion, der Molinietalia, der Caricetalia<br />
nigrae und der Phragmitetalia auf. Hochstet<br />
sind Caltha palustris, Myosotis scorpioides agg.,<br />
Filipendula ulmaria, Lychnis flos-cuculi und<br />
Galium palustre. Weniger häufig, aber mit hohen<br />
Deckungsgraden, kommen folgende Arten<br />
feuchter Standorte vor: Senecio aquaticus, Scirpus<br />
sylvaticus, Carex nigra, C. panicea u. a. Somit sind<br />
Feuchtwiesenpflanzen die bezeichnenden Arten<br />
der Carex disticha-Gesellschaft. Stete Begleiter<br />
87