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Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs

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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />

84<br />

Gesellschaft (lfd.-Nr. 182 bis 187). Durch Düngung<br />

verarmen solche Bestände an Feuchtwiesenpflanzen<br />

(Verbücheln 1987).<br />

<strong>Die</strong> Abtrennung von der Alopecurus pratensis-<br />

Gesellschaft erfolgt positiv durch das Auftreten der<br />

steten Kennarten des Calthion und der Molinietalia<br />

sowie durch das etwas stärkere Auftreten einiger<br />

Klassenkennarten (z. B. Cardamine pratensis, Ajuga<br />

reptans, Lathyrus pratensis und Lysimachia nummularia).<br />

In geringem Umfang werden zudem Nässeund<br />

Magerkeitszeiger (z. B. Galium palustre) herangezogen.<br />

Von den anderen Ausbildungen der Calthion-<br />

Verbandsgesellschaft wird die Alopecurus-<br />

Dominanz-Ausbildung lediglich durch das<br />

Vorherrschen von Alopecurus pratensis bzw. das<br />

Fehlen der entsprechenden Differentialarten<br />

getrennt.<br />

<strong>Die</strong>se nährstoffreichen Feuchtwiesen mit der<br />

kennzeichnenden Art Alopecurus pratensis sind in<br />

der überregionalen Literatur nur selten beschrieben<br />

worden. Des Öfteren finden sich Bearbeitungen der<br />

kennartenverarmten Alopecurus pratensis-Gesellschaft.<br />

Lediglich Verbücheln (1987) beschreibt<br />

ähnliche Bestände als Alopecurus pratensis-Fazies<br />

der Wassergreiskraut-Wiesen.<br />

<strong>Die</strong> Alopecurus-Dominanzausbildung ist eine<br />

weit verbreitete Feuchtwiesengesellschaft in<br />

Luxemburg. Sie stellt den häufigsten Feuchtwiesen-Typ<br />

auf (mäßig) nährstoffreichen,<br />

gedüngten, ein- bis dreimal jährlich gemähten<br />

Standorten dar. Da sie ganzjährig gut wasserversorgt<br />

ist (mF 6,7), wird sie i. d. R. intensiv genutzt.<br />

Ihren Verbreitungsschwerpunkt hat sie ebenso wie<br />

die anderen Ausbildungen im Gutland. Zu ihren<br />

Kontaktgesellschaften zählen fast alle Calthion-<br />

Gesellschaften, (wechselfeuchte) Glatthaferwiesen<br />

und die Alopecurus pratensis-Gesellschaft.<br />

Anhand der Ausbildung mit Wiesen-Fuchsschwanz<br />

kann die Wirkung der Nutzungsintensivierung<br />

aufgezeigt werden. Aus artenreichen<br />

Feuchtwiesen (magere Ausbildung der Calthion-<br />

Verbandsgesellschaft) können durch Düngung<br />

diese verarmten Bestände entstanden sein. Dabei<br />

sind die Kennarten der Feuchtwiesen etwas<br />

zurückgegangen sowie Arten der Kleinseggenriede<br />

und Pfeifengraswiesen gänzlich verschwunden.<br />

Arten, die an magere, nährstoffarme Bedingungen<br />

gebunden sind, werden durch konkurrenzstarke<br />

Obergräser wie Alopecurus pratensis verdrängt.<br />

In der Literatur des Untersuchungsgebiets werden<br />

die Bestände meist als mäßig nährstoffreiche,<br />

aufgedüngte Feuchtwiesen (als Bromo-Senecionetum<br />

aquatici) angesprochen, in denen die Feuchtwiesenpflanzen<br />

aufgrund der Nutzungsintensivierung<br />

zurücktreten und der Wiesen-Fuchsschwanz mit<br />

mehr als 25 % Deckung vorkommt (Colling &<br />

Faber 1996, 1998, Colling & Reckinger 1997).<br />

Aus naturschutzfachlicher Sicht ist die Alopecurus-<br />

Dominanz-Ausbildung der Calthion-Verbandsgesellschaft<br />

trotz der Artenverarmung und dem<br />

stärkeren Auftreten von Eutrophierungszeigern<br />

erhaltenswert. Das Vorkommen gefährdeter Arten<br />

(Oenanthe peucedanifolia, Selinum carvifolia, Senecio<br />

aquaticus, Dactylorhiza majalis) und typischer<br />

Feuchtwiesenpflanzen stärkt deren floristische<br />

Bedeutung. <strong>Die</strong> Arten des Calthion könnten bei<br />

Aushagerung ggf. wieder zunehmen, da sie im<br />

Bestand noch vorhanden sind.<br />

Ökologie<br />

<strong>Die</strong> Calthion-Verbandsgesellschaft besiedelt<br />

generell ähnliche Standorte wie die Wassergreiskraut-Wiesen.<br />

<strong>Die</strong> Nährstoff- und Wasserversorgung<br />

der Böden variiert jedoch stark (s. Ausbildungen).<br />

<strong>Die</strong> Gesellschaft siedelt auf mageren,<br />

mäßig nährstoffreichen bis nährstoffreichen,<br />

basenreichen, immer gut wasserversorgten, mäßig<br />

(wechsel-)feuchten bis feuchten, zeitweise auch<br />

auf nassen Böden. Gerade die tonhaltigen, mittelschweren<br />

bis schweren, stark vergleyten Böden<br />

des Südwesten <strong>Luxemburgs</strong> (Colling et al. 1994,<br />

Administration des eaux et forêts du grand-duché<br />

de Luxembourg 1995) sind geeignete Standorte<br />

für die Entwicklung von Feuchtwiesen. <strong>Die</strong> mäßig<br />

bis stark vernässten Böden unterliegen der Mahdoder<br />

Weidenutzung, während die nur schwach<br />

vergleyten, grundwasserferneren Böden ackerbaulich<br />

genutzt werden (Colling et al. 1994).<br />

Verbreitung und Aspekte des Naturschutzes<br />

Ihren Verbreitungsschwerpunkt hat die Calthion-<br />

Verbandsgesellschaft im Süden und Südwesten<br />

des Landes. <strong>Die</strong>s lässt sich durch die dort vorherrschenden<br />

tonigen, staunassen Böden und deren<br />

bevorzugte Nutzung als Mähwiesen erklären.<br />

<strong>Die</strong> Vegetationsaufnahmen der Gesellschaft<br />

stammen hauptsächlich aus den Naturräumen<br />

Südliches Gutland und Rebierger Gutland<br />

sowie dem Minette-Vorland. Aus den folgenden<br />

Gemeinden liegen Aufnahmen vor: Bascharage,<br />

Bertrange, Bettembourg, Clemency, Dippach, Ell,<br />

<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011

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