Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />
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palustris) und werden daher zur Calthion-Verbandsgesellschaft<br />
gestellt (Abb. 38). Aufgrund der<br />
– wenn auch schwachen – Charakterisierung mit<br />
Kennarten sollten sie nicht zur Molinio-Arrhenatheretea-Klassengesellschaft<br />
gestellt werden.<br />
Ihre mittlere Artenzahl liegt mit 20 Arten höher<br />
als die der Alopecurus pratensis-Ausbildung der<br />
Calthion-VG sowie der Fuchsschwanz-Wiesen<br />
(Alopecurus pratensis-Gesellschaft). Magerkeitszeiger<br />
sind bis auf sehr wenige Arten<br />
verschwunden (Carex nigra, Juncus conglomeratus,<br />
Succisa pratensis, Luzula campestris u. a.).<br />
Es lassen sich eine Variante mit Frischezeigern<br />
der Arrhenatheretalia sowie eine differentialartenlose<br />
Variante ausgliedern. Damit stockt<br />
die artenreichere Variante mit Frischezeigern<br />
(mAZ 23) auf etwas frischeren Böden als die differentialartenlose<br />
Variante (mAZ 19).<br />
Zur Abgrenzung der kennartenarmen Ausbildung<br />
von der differentialartenlosen Ausbildung<br />
wurden Anzahl und Deckungsgrade der Calthionund<br />
Molinietalia-Arten mit einbezogen.<br />
<strong>Die</strong>se Wiesen sind das beste Beispiel für die Artenverarmung<br />
der Feuchtwiesen nach Nutzungsintensivierung.<br />
Stärkere Düngung ist vorwiegend<br />
für den Rückgang und das Verschwinden von<br />
Feuchtwiesenpflanzen verantwortlich. Meist<br />
nehmen Obergräser (Alopecurus pratensis, Poa<br />
trivialis) zu und verdrängen die typischen<br />
Pflanzenarten (vgl. Colling & Faber 1998). Es<br />
fallen zuerst die Kennarten aus. <strong>Die</strong> kennartenarmen<br />
Feuchtwiesen nehmen zu Ungunsten der<br />
artenreichen Feuchtwiesen zu. In der Literatur des<br />
Untersuchungsgebietes werden diese Bestände<br />
eben noch als Restbestände ehemals artenreicher<br />
Feuchtwiesen dokumentiert. Da es sich um einen<br />
weit verbreiteten Feuchtwiesen-Typ handelt,<br />
werden diese kennartenarmen Bestände in der<br />
vorliegenden Arbeit mitberücksichtigt. <strong>Die</strong>se<br />
kennartenarme Ausbildung vermittelt zur Molinio-<br />
Arrhenatheretea-Klassengesellschaft, in die sie sich<br />
bei fortschreitender Artenverarmung entwickelt.<br />
Ausbildungen mit einzelnen kennzeichnenden<br />
Arten<br />
Ausbildung mit Alopecurus rendlei<br />
Alopecurus rendlei (Aufgeblasener Fuchsschwanz)<br />
tritt kleinräumig gelegentlich in Feuchtwiesen auf<br />
basenreichen, verdichteten und vor allem wechselfeuchten<br />
Böden auf. Dabei bildet er begrenzte<br />
dichte Herden und bestimmt den Aspekt. <strong>Die</strong><br />
Mittelschicht (45 cm Höhe) wird stark vom<br />
Aufgeblasenen Fuchsschwanz geprägt (Abb. 39,<br />
Abb. 40). <strong>Die</strong> Bestände sind ähnlich artenreich<br />
wie die der Alopecurus rendlei-Variante des Bromo-<br />
Senecionetum aquatici (mAZ 29). <strong>Die</strong> Alopecurus<br />
rendlei-Ausbildung ist in Luxemburg selten. Sechs<br />
Aufnahmen stammen aus lediglich zwei Arbeiten<br />
der „grauen Literatur“ (Moes 1991, Takla 2001),<br />
hinzu kommen vier eigene Aufnahmen.<br />
Es lassen sich zwei Varianten unterscheiden: eine<br />
differentialartenlose Variante und eine Variante<br />
mit Alopecurus geniculatus. <strong>Die</strong> differentialartenlose<br />
Variante ist etwas artenreicher (mAZ 31).<br />
In ihr sind die Arten des Wirtschaftsgrünlandes<br />
stärker vertreten als in der Variante mit Alopecurus<br />
geniculatus. Sie siedelt auf etwas frischeren Standorten.<br />
<strong>Die</strong> Variante mit Alopecurus geniculatus<br />
und anderen Flutrasen-Arten (Rumex obtusifolius,<br />
Glyceria fluitans) stockt auf stärker vernässten,<br />
basenreichen und etwas nährstoffreicheren Böden<br />
mit längeranhaltender Staunässe. Carex disticha<br />
tritt hier als Basen- und Nässezeiger mit hohen<br />
Deckungsgraden auf. Equisetum palustre und<br />
Carex disticha kennzeichnen die basenreicheren<br />
Standorte. Einige Molinio-Arrhenatheretea-Arten<br />
treten aufgrund der Nässe etwas zurück. <strong>Die</strong><br />
Alopecurus geniculatus-Variante vermittelt zu den<br />
Flutrasen (Ranunculo-Alopecuretum geniculati). <strong>Die</strong><br />
artenärmste Aufnahme (lfd.-Nr. 161) zeigt eine<br />
sehr große Verwandtschaft zu den Flutrasen.<br />
Ausbildung mit Juncus inflexus<br />
<strong>Die</strong>se Ausbildung ist durch das Auftreten der<br />
Blaugrünen Binse Juncus inflexus gekennzeichnet<br />
(Deckung > 1). Ihre blaugrünen Horste geben<br />
diesen Feuchtwiesen ihr charakteristisches<br />
Aussehen (Abb. 41). Gelegentlich tritt die<br />
Blaugrüne Binse in leicht vernässten Calthion-<br />
Beständen stärker hervor und bildet kleinräumig<br />
markante Bestände aus, die in dieser Ausbildung<br />
zusammengefasst sind. <strong>Die</strong>se Ausbildung<br />
kommt besonders in verdichteten und gestörten<br />
Bereichen in spät oder unregelmäßig gemähten<br />
Wiesen vor. Juncus inflexus ist zudem eine typische<br />
Art von feuchten und nassen Viehweiden, wo<br />
sie besonders die trittbeeinflussten Quell- und<br />
Staunässebereiche besiedelt. Sie kommt auf<br />
verdichteten, lehmigen und tonigen, nährstoff-<br />
und basenreichen Böden vor (Oberdorfer 2001,<br />
Jäger & Werner 2002).<br />
<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011