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Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs

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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />

72<br />

Untergliederung<br />

<strong>Die</strong> Verbandsgesellschaft ist floristisch wie<br />

standörtlich heterogen und lässt sich demzufolge<br />

in zahlreiche Ausbildungen untergliedern.<br />

Es werden sieben Ausbildungen der Calthion-<br />

Verbandsgesellschaft ausgegliedert. Dabei erfolgt<br />

die Untergliederung zum einen nach Dominanzen<br />

oder Hervortreten bestimmter Pflanzenarten<br />

(Alopecurus pratensis, A. rendlei, Juncus inflexus) und<br />

zum anderen anhand von edaphisch geprägten<br />

Artengruppen. Hier erfolgt die Gliederung nach<br />

dem Nährstoff- und Wassergradienten. Arten<br />

der Differentialartengruppen sind zum einen<br />

Magerkeits- und Nässezeiger und zum anderen<br />

Frischezeiger. <strong>Die</strong> Ausbildung mit Magerkeitszeigern<br />

umfasst die nährstoffärmsten Wiesen<br />

der Gesellschaft. <strong>Die</strong> nährstoffreichsten Feuchtwiesen<br />

sind die Bestände der Alopecurus pratensis-<br />

Ausbildung. <strong>Die</strong> Ausbildung mit Frischezeigern,<br />

die differentialartenarme Ausbildung sowie die<br />

kennartenarme Ausbildung beschließen die Reihe<br />

der mäßig nährstoffreichen Wiesen. Innerhalb<br />

der Verbandsgesellschaft lassen sich die unterschiedlichen<br />

Nutzungsintensitäten an den Ausbildungen<br />

ablesen.<br />

Edaphisch geprägte Ausbildungen<br />

Ausbildung mit Magerkeitszeiger, Ausbildung<br />

mit Carex nigra<br />

<strong>Die</strong> Ausbildung mit Magerkeitszeiger wie Carex<br />

nigra, Juncus conglomeratus, Carex panicea und C.<br />

ovalis besiedelt die magersten Standorte innerhalb<br />

der Calthion-Verbandsgesellschaft (Abb. 27,<br />

Abb. 28, Abb. 29, Abb. 30). Nährstoffzeiger wie<br />

Alopecurus pratensis, Poa trivialis und Taraxacum<br />

sect. Ruderalia treten zurück. <strong>Die</strong> Seggen sind<br />

ein wichtiger Indikator für extensiv genutzte<br />

Feuchtwiesen in Luxemburg. <strong>Die</strong> Bestände der<br />

mageren Ausbildung sind sehr artenreich; ihre<br />

mittlere Artenzahl liegt bei 27 Arten. Sie sind<br />

niedrigwüchsiger als die übrigen Calthion-Wiesen.<br />

<strong>Die</strong>se magere Ausbildung tritt noch hier und da<br />

im Südwesten <strong>Luxemburgs</strong> auf, ist aber als sehr<br />

selten einzustufen. Sie blieb noch weitgehend von<br />

der Intensivierung der Nutzung verschont. Meist<br />

sind diese mageren Wiesen sehr kleinflächig<br />

innerhalb intensiv genutzter Grünlandbestände<br />

ausgebildet, was deren Erhalt erschwert. Da der<br />

Futterwert aufgrund des Seggen- und Binsenanteils<br />

gering ist (Hauser 1988), sind die Bestände<br />

durch Aufdüngung stark gefährdet (s. auch<br />

Colling & Faber 1996). <strong>Die</strong> Gliederung von Feucht-<br />

wiesen in eine Ausbildung mit Carex nigra wurde<br />

auch in der überregionalen Literatur mehrfach<br />

vorgenommen (z. B. Hauser 1988, Nawrath 2005).<br />

<strong>Die</strong> magere Ausbildung mit Carex nigra wird hier<br />

weit gefasst. Es werden auch magere Wiesen ohne<br />

oder nur mit wenigen Arten der Differentialartengruppe,<br />

aber mit anderen Magerkeitszeigern (z. B.<br />

Scorzonera humilis, Succisa pratensis, Briza media<br />

(Abb. 31), Luzula campestris) einbezogen.<br />

<strong>Die</strong>se mageren Feuchtwiesen – besonders<br />

diejenigen mit Molinion-Arten – zählen zu den<br />

wertvollsten Feuchtwiesen des Landes und sollten<br />

unbedingt erhalten werden. Sie sind aufgrund<br />

des Vorkommens von bedrohten und seltenen<br />

Pflanzenarten besonders schutzwürdig. Ihr Erhalt<br />

muss oberste Priorität haben.<br />

Drei Varianten der Carex nigra-Ausbildung<br />

werden unterschieden: Eine Variante mit Nässe-<br />

und Säurezeigern, eine differentialartenlose<br />

Variante und eine Variante mit Arten des Molinion.<br />

<strong>Die</strong> Variante mit Nässe- und Säurezeigern der<br />

Kleinseggenriede (Ranunculus flammula-Variante)<br />

besiedelt die weniger basenreichen (mR 4,9)<br />

und nassesten Standorte innerhalb der mageren<br />

Ausbildung. Zu ihren Differentialarten gehören<br />

Ranunculus flammula, Agrostis canina und Veronica<br />

scutellata. Der Flammende Hahnenfuß (Ranunculus<br />

flammula) bestimmt mit seinen hellgelben<br />

Blüten den Blühaspekt (Abb. 32). <strong>Die</strong> Bestände<br />

fallen durch den Reichtum an Kleinseggen (u. a.<br />

Carex flacca, Abb. 33) auf und vermitteln zu den<br />

Kleinseggenrieden (Caricetum nigrae). Sie sind<br />

sehr artenreich (mAZ 30) und somit äußerst<br />

schutzwürdig und gehören zu den wertvollsten<br />

Feuchtwiesen <strong>Luxemburgs</strong>.<br />

<strong>Die</strong> differentialartenlose Variante wird lediglich<br />

durch Carex nigra und Juncus conglomeratus (und<br />

Carex panicea) gekennzeichnet. Caltha palustris,<br />

Scirpus sylvaticus und einige Röhrichtpflanzen<br />

(z. B. Eleocharis palustris) treten etwas stärker<br />

hervor. Auch hier wird der Aspekt entscheidend<br />

von den Kleinseggen bestimmt. <strong>Die</strong> differentialartenlose<br />

Variante vermittelt wie die Ranunculus<br />

flammula-Variante zum Caricetum nigrae.<br />

<strong>Die</strong> Variante mit Arten des Molinion ist durch<br />

das Auftreten von Kenn- und Differentialarten<br />

des Molinion-Verbandes gekennzeichnet. Als<br />

Differentialarten des Molinion treten Scorzonera<br />

humilis, Succisa pratensis, Silaum silaus (schwache<br />

<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011

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