Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
S. Schneider Die Graslandgesellschaften Luxemburgs 64 Im Mitteleuropa gelten Kohldistel-Wiesen als die am weitesten verbreiteten Feuchtwiesen (Dierschke et al. 2004). Die Kohldistel-Wiese ist in Luxemburg jedoch eine der seltensten Feuchtwiesen-Gesellschaften. Wahrscheinlich handelt es sich nur noch um Restbestände. Cirsium oleraceum ist zwar noch relativ häufig in Luxemburg zu finden, allerdings kommt sie größtenteils nur noch am Rande von Feuchtwiesen vor und nicht in den Wiesen selbst. Sie wächst häufig entlang von Gräben und Bachufern. Gelegentlich ist sie auch in Großseggenrieden wie der Carex acutiformis-Gesellschaft zu finden. Diese Verdrängung der Art wurde in erster Linie durch Änderungen im Wasserhaushalt hervorgerufen. Da zu wenig Datenmaterial aus älterer Zeit zur Verfügung steht, kann nicht abgeschätzt werden, wie weit die Verbreitung vor einigen Jahrzehnten tatsächlich war. In der Literatur konnten nur sehr wenige Hinweise auf Kohldistel-Wiesen in Luxemburg gefunden werden. Lediglich vier Aufnahmen des Angelico-Cirsietum oleracei stammen aus der Literatur (lfd.-Nr. 13, 14, 20, 22). Dies ist ein Hinweis auf die Seltenheit der Assoziation. Der Rückgang der Kohldistel-Wiese in jüngster Zeit wurde in anderen Regionen beobachtet, so z. B. in Schleswig-Holstein (Schrautzer 1988, Schrautzer & Wiebe 1993), im Rhein-Main-Gebiet (Goebel 1995) und im Taunus (Nawrath 2005). In Deutschland gilt die Assoziation als gefährdet (Rennwald 2000), in Hessen sogar als stark gefährdet (Bergmeier & Nowak 1988). Die Kohldistel-Wiese ist die artenreichste Feuchtwiesengesellschaft des Calthion. Sie – und im besonderen Maße ihre magere Ausbildung mit Carex panicea – weist einige seltene und gefährdete Arten auf. Insbesondere ist das Vorkommen von Pedicularis palustris und Selinum carvifolia hervorzuheben. Ihr floristischer und ihr vegetationskundlicher Wert sind somit unumstritten. Das Angelico-Cirsietum oleracei ist in Luxemburg stark gefährdet und gilt als schützenswert. Als Gefährdungen werden in erster Linie die Aufgabe der Nutzung und die Intensivierung der Nutzung gesehen. Dabei sind vor allem die nassen Kohldistel-Wiesen (Ausbildung mit Carex panicea) gefährdet. Bei Nutzungsaufgabe entwickeln sich Filipendula ulmaria-Hochstaudenfluren; auf nassen Standorten kommt es zu Dominanzausbildungen von Scirpus sylvaticus oder Seggen (Dierschke et al. 2004). Der Erhalt der Kohldistel-Wiese kann nur durch entsprechende Nutzung erfolgen (Oberdorfer 1993c). Dabei sollten die ertragreichen Bestände zweimal im Jahr gemäht werden. Die wertvollsten Bestände Luxemburgs liegen in einem geplanten Naturschutzgebiet (Koedinger Brill) und werden einmal im Jahr gemäht. 4.3.3 Bromo-Senecionetum aquatici Lenski 1953 (Wassergreiskraut- Wiese) Tab. C5, Abb. A19 Aspekt und Struktur Das Bromo-Senecionetum aquatici ist durch die Assoziationskennart Senecio aquaticus gekennzeichnet (Abb. 20). Die Blühaspekte entsprechen weitgehend denen der Kohldistel-Wiesen. Beginnend mit den zarten rosa Farbtönen von Cardamine pratensis im zeitigen Frühjahr folgt etwas später das intensive Gelb der Sumpfdotterblume. Gelbe Blüten von Ranunculus acris, Ranunculus repens und seltener Ranunculus flammula bestimmen den weiteren Aspekt. Besonders der Abb. 20: Senecio aquaticus bei Bascharage. Foto: S. Schneider, 06.06.2007. Ferrantia • 66 / 2011
S. Schneider Die Graslandgesellschaften Luxemburgs Ferrantia • 66 / 2011 Abb. 21: Wassergreiskraut-Wiese bei Hesperange. Foto: S. Schneider, 04.06.2007. Abb. 22: Wassergreiskraut-Wiese bei Bertrange. Foto: S. Schneider, 05.06.2008. 65
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<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011<br />
Abb. 21: Wassergreiskraut-Wiese bei Hesperange. Foto: S. Schneider, 04.06.2007.<br />
Abb. 22: Wassergreiskraut-Wiese bei Bertrange. Foto: S. Schneider, 05.06.2008.<br />
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