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Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs

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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />

Verbreitung<br />

In Luxemburg kommt die Carex rostrata-Gesellschaft<br />

sowohl an stehenden Gewässern, entlang von<br />

Bachauen und Gräben vor als auch in besonders<br />

nassen Mulden innerhalb von Feuchtwiesen, die<br />

entweder durch Staunässe oder durch gelegentliche<br />

Überschwemmungen vernässt sind. Das Schnabel-<br />

seggen-Ried grenzt unmittelbar an genutzte oder<br />

bereits brach gefallene, i. d. R. nährstoffarme<br />

Feucht- und Nasswiesen, an Caricetum nigrae-<br />

Bestände oder Röhrichte. <strong>Die</strong> von der Schnabelsegge<br />

dominierten Bestände sind in Luxemburg<br />

sehr kleinflächig ausgebildet. Großflächige<br />

Bestände sind im Untersuchungsgebiet selten.<br />

Das Hauptverbreitungsgebiet der von Carex rostrata<br />

beherrschten Bestände liegt im Ösling. Alle vorliegenden<br />

Vegetationsaufnahmen des Schnabelseggen-<br />

Rieds (bis auf eine Ausnahme) wurden im Norden<br />

<strong>Luxemburgs</strong> erstellt. Vereinzelt findet sich die<br />

Gesellschaft auch im Süden <strong>Luxemburgs</strong>.<br />

Aspekte des Naturschutzes<br />

<strong>Die</strong> Carex rostrata-Gesellschaft ist in Luxemburg<br />

selten und meist kleinflächig ausgebildet und<br />

wird daher als stark gefährdet eingestuft. Generell<br />

kann für Luxemburg von einem Rückgang des<br />

Schnabelseggen-Rieds aufgrund der allgemeinen<br />

Eutrophierung und der Nutzungsintensivierung<br />

ausgegangen werden. Eine weitere Gefährdung<br />

wird im Eindringen gesellschaftsfremder Arten<br />

aufgrund der weniger starken Konkurrenzkraft auf<br />

nährstoffreichen Standorten gesehen (Therburg<br />

& Ruthsatz 1989). Aufgrund der Zuordnung der<br />

Carex rostrata-Gesellschaft zu den Kleinseggenrieden,<br />

gehört sie zu den gesetzlich geschützten<br />

Sümpfen und Niedermooren in Luxemburg (Loi<br />

du 19 janvier 2004 concernant la protection de la<br />

nature et des ressources naturelles; Ministère de<br />

l'environnement 2006).<br />

4.3 Feucht- und Nasswiesen sowie<br />

ihre Brachestadien (Calthion<br />

palustris)<br />

4.3.1 Allgemeines und syntaxonomische<br />

Einordnung<br />

<strong>Die</strong> Ordnung Molinietalia caerulea W. Koch 1926<br />

(Streu- und Futterwiesen feucht-nasser Standorte)<br />

<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011<br />

innerhalb der Klasse Molinio-Arrhenatheretea<br />

Tüxen 1937 (Wirtschaftsgrünland und verwandte<br />

Vegetationstypen) umfasst im Untersuchungsgebiet<br />

den Verband Calthion palustris Tüxen 1937<br />

(Sumpfdotterblumen-Futterwiesen) und Molinion<br />

caerulea W. Koch 1926 (Pfeifengras-Wiesen). Gesellschaften<br />

des Cnidion dubii Balátová-Tuláčková 19<strong>66</strong><br />

(Brenndolden-Auenwiesen) fehlen in Luxemburg.<br />

<strong>Die</strong> syntaxonomische Stellung der Brenndolden-<br />

Auenwiesen ist in der Literatur unterschiedlich.<br />

Während viele Autoren sie in einen eigenen<br />

Verband stellen (z. B. Ellmauer & Mucina 1993,<br />

Oberdorfer 1993c, Rennwald 2000), fassen andere<br />

Autoren sie in einem Unterverband des Molinion<br />

auf (Cnidienion venosi, z. B. Goebel 1995). Auch die<br />

Syntaxonomie der Mädesüß-Hochstaudenfluren<br />

wird in der Literatur unterschiedlich aufgefasst. Der<br />

Verband Filipendulion Lohmeyer in Oberdorfer et al.<br />

1967 (Mädesüß-Hochstaudenfluren) wird oftmals<br />

als eigener Verband innerhalb der Molinietalia<br />

gefasst (z. B. Oberdorfer 1993c, <strong>Die</strong>rschke 1996,<br />

Nawrath 2005) oder als Unterverband Filipendulenion<br />

zum Calthion gestellt (z. B. Ellmauer &<br />

Mucina 1993). <strong>Die</strong>rschke et al. (2004) u. a. sehen<br />

die Hochstaudenfluren als eigenen Strukturtyp an<br />

und befürworten eine eigenständigere syntaxonomische<br />

Stellung und damit eine Herauslösung aus<br />

dem bestehenden System innerhalb der Molinietalia<br />

bzw. der Molinio-Arrhenatheretea (s. Kap. 4.3.8). Das<br />

atlantisch verbreitete Juncion acutiflori gehört nicht<br />

zu den Molinietalia. In Luxemburg wie auch in<br />

Deutschland gibt es kein Juncion acutiflori (s. Kap.<br />

4.3.6; vgl. <strong>Die</strong>rschke et al. 2004).<br />

<strong>Die</strong> Molinietalia umfassen Wiesen (wechsel-)<br />

feuchter bis nasser Standorte. <strong>Die</strong> Molinietalia-<br />

Gesellschaften verfügen über eine Vielzahl an<br />

Kenn- und Trennarten; die Feuchtezeiger grenzen<br />

sie gegenüber den Arrhenatheretalia ab. <strong>Die</strong> Gesellschaften<br />

der Molinietalia kommen sowohl auf<br />

nährstoffarmen als auch auf nährstoffreichen<br />

Standorten vor und zeigen eine relativ weite<br />

ökologische Amplitude.<br />

Das Calthion palustris umfasst ein- bis zweischürige<br />

Futterwiesen feuchter bis nasser, mäßig bis gut<br />

nährstoffversorgter Standorte sowie Brachestadien<br />

ehemals genutzter Feuchtwiesen. <strong>Die</strong><br />

Feuchtbrachen-Gesellschaften stehen oft in engem<br />

Kontakt mit den Feuchtwiesen und sind ihnen<br />

floristisch nahe (<strong>Die</strong>rschke 1990).<br />

In der Literatur wird das Calthion gelegentlich<br />

in zwei Unterverbände, das Calthenion und das<br />

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