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Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs

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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />

54<br />

Frage, zumal dies der einzige Verband der Kleinseggenriede<br />

in Luxemburg ist. Andere Autoren<br />

(z. B. Schrautzer 1988, Steiner 1993, Steinbuch<br />

1995, <strong>Die</strong>rßen 1996, Rennwald 2000) nehmen<br />

ebenso eine Zuordnung zu den Kleinseggen-<br />

rieden (Scheuchzerio-Caricetea fuscae) vor, allerdings<br />

dem in Luxemburg nicht vorkommendem<br />

Caricion lasiocarpae.<br />

Aufgrund der Vorkommen zahlreicher Feuchtwiesenpflanzen<br />

mit hohen Stetigkeiten könnten<br />

die Bestände im untersuchten Gebiet auch den<br />

Molinietalia zugeordnet werden, wie es z. B. von<br />

Nawrath (2005) für Bestände im Taunus erfolgt.<br />

Ruthsatz & Kraß (1998) ordnen ihre von Carex<br />

rostrata dominierten Bestände aus dem Hunsrück,<br />

die eine starke Durchdringung mit Arten der<br />

Feucht- und Nasswiesen aufweisen, als seggenreiches<br />

Brachestadium von Feuchtwiesen und<br />

gliedern es als Carex rostrata-Gesellschaft aus.<br />

Artenzusammensetzung<br />

Typisch für das Schnabelseggen-Ried ist die starke<br />

Dominanz der Schnabelsegge mit Deckungsgraden<br />

≥ 3. Mit einer mittleren Artenzahl von<br />

15 Arten sind die Bestände der Schnabelsegge<br />

noch recht artenreich, wobei die Artenzahlen<br />

im vorhandenen Aufnahmematerial erheblich<br />

schwanken (von 7 bis 22 Arten). <strong>Die</strong> Begleitflora<br />

der Carex rostrata-Gesellschaft enthält eine<br />

Reihe von Magerkeitszeiger nasser Standorte<br />

(z. B. Epilobium palustre, Agrostis canina und Viola<br />

palustris). Während den Großseggenried-Gesellschaften<br />

des Untersuchungsgebietes Magerkeitszeiger<br />

fast ganz fehlen, kommen sie im<br />

Schnabelseggen-Ried stet vor. <strong>Die</strong> Carex rostrata-<br />

Gesellschaft <strong>Luxemburgs</strong> ist durch äusserst<br />

wenige Arten der Röhrichte gekennzeichnet. Es<br />

kommen nur zwei Arten (Galium palustre und<br />

Equisetum fluviatile) hochstet vor. Weitere Arten<br />

sind u. a. Mentha aquatica, Iris pseudacorus und<br />

Sparganium erectum. Hingegen treten Kennarten<br />

des Calthion und der Molinietalia deutlich häufiger<br />

auf. Hochstet sind Caltha palustris (mit Deckungen<br />

> 5 %, oft > 25 %), Lotus pedunculatus, Myosotis<br />

scorpioides agg., Cirsium palustre, Juncus effusus,<br />

J. acutiflorus, Galium uliginosum und Angelica<br />

sylvestris. Sie zeigen den engen Kontakt zu den<br />

Feuchtwiesen und vermitteln so zu den Gesellschaften<br />

der Molinietalia. Zudem deutet die gute<br />

Ausstattung mit Molinietalia-Arten zusammen mit<br />

den Klassenkennarten der Molinio-Arrhenatheretea<br />

(Rumex acetosa) auf die ehemalige Nutzung der<br />

Flächen hin. Nährstoffzeiger fehlen gänzlich oder<br />

kommen nur mit sehr geringen Deckungsgraden<br />

vor. Im Vergleich zu den Großseggenrieden weist<br />

die Carex rostrata-Gesellschaft die wenigsten nitrophilen<br />

Arten auf.<br />

Charakterisiert wird sie weiterhin durch das<br />

stete Vorkommen von Arten der Montio-Cardaminetea<br />

(Stellaria alsine, Epilobium obscurum), die<br />

in den anderen Seggenrieden nur ganz vereinzelt<br />

vorkommen.<br />

<strong>Die</strong> Carex rostrata-Gesellschaft kann nicht weiter<br />

differenziert werden. Nährstoffärmere Bestände<br />

werden von Magerkeits- und Nässezeiger gekennzeichnet:<br />

Epilobium palustre, Agrostis canina,<br />

Comarum palustre, Viola palustris, Eriophorum<br />

angustifolium und Menyanthes trifoliata. Sie stellen<br />

den ärmsten Flügel des Schnabelseggen-Rieds dar.<br />

Ökologie<br />

Das Schnabelseggen-Ried kommt in Luxemburg<br />

auf nährstoff- und basenarmen, dauernassen<br />

Standorten vor (mN 4,4; mR 4,4; mF 8,0). Im<br />

Vergleich zu den Großseggenrieden sind die<br />

Bedingungen deutlich nährstoff- und basenärmer.<br />

Bei einer Zuordnung zum Magnocaricion würde<br />

es den nährstoffärmsten Flügel der Großseggenriede<br />

kennzeichnen. <strong>Die</strong> von der Schnabelsegge<br />

besiedelten Standorte werden gelegentlich<br />

überschwemmt. Carex rostrata verträgt sehr hohe<br />

Wasserstände besser als Carex vesicaria (Therburg<br />

& Ruthsatz 1989). <strong>Die</strong> Carex rostrata-Gesellschaft<br />

kann auf z. T. sehr sauren Böden vorkommen.<br />

Nach Therburg & Ruthsatz (1989) ist Carex rostrata<br />

aufgrund einiger Anpassungsmechanismen<br />

besser als Carex vesicaria befähigt, nährstoffarme<br />

Standorte zu besiedeln. Sie begründen dies durch<br />

die geringen Zuwachsraten von Carex rostrata (im<br />

gleichen Zeitabschnitt) und durch den Luxuskonsum<br />

wachstumslimitierender Nährstoffe. C.<br />

rostrata nimmt, so wie andere Seggen nährstoffarmer<br />

Standorte, mehr Phosphat und Kalium auf,<br />

als unmittelbar für ihr Wachstum notwendig wäre.<br />

Sie verfügt weiterhin über eine hohe Aufnahmefähigkeit<br />

für Nährstoffe bei geringen Konzentrationen.<br />

All dies ermöglicht ihr, Nährstoffreserven<br />

anzulegen, auf die sie bei geringer Nährstoffverfügbarkeit<br />

zurückgreifen kann. <strong>Die</strong> oben<br />

genannten Autoren konnten deutliche Unterschiede<br />

in der Nährstoffökologie des Schnabel-<br />

und Blasenseggen-Rieds finden.<br />

<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011

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