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Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs

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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />

52<br />

bedeutsam und unbedingt schützenswert. Mit 25<br />

Arten der Roten Liste weist es die zweithöchste<br />

Anzahl gefährdeter Arten aller <strong>Graslandgesellschaften</strong><br />

auf. Darunter sind einige stark gefährdete<br />

Arten wie Arnica montana, Epipactis palustris,<br />

Eriophorum angustifolium, Pedicularis palustris,<br />

Scorzonera humilis und Triglochin palustris. Viele<br />

Bestände können mittlerweile nur als Degradations-<br />

stadien angesehen werden. Es gibt nur noch wenige<br />

typische Bestände. Nach dem luxemburgischen<br />

Naturschutzgesetz (Artikel 17) gelten Sümpfe<br />

und Niedermoore als geschützte Biotoptypen (Loi<br />

du 19 janvier 2004 concernant la protection de la<br />

nature et des ressources naturelles). Das Caricetum<br />

nigrae fällt in die Kategorie „Subtyp Kleinseggenried“<br />

und ist somit ab einer Mindestgröße von 100<br />

m² geschützt (Ministère de l'environnement 2006,<br />

Naumann 2009).<br />

4.2.3 Carex rostrata-Gesellschaft<br />

(Schnabelseggen-Ried)<br />

Tab. C3, Abb. A17<br />

Aspekt und Struktur<br />

<strong>Die</strong> Carex rostrata-Gesellschaft ist durch das<br />

Vorherrschen der namensgebenden Segge Carex<br />

rostrata (Schnabelsegge, Abb. 12) gekennzeichnet.<br />

Zur Fruchtzeit prägen die gelben Schläuche der<br />

Seggenähren die artenarmen ansonsten unscheinbaren<br />

Bestände (Abb. 13). Einige durch ihre<br />

gelben, weißen oder roten Blüten auffallende<br />

Feuchtwiesen- und Röhricht-Pflanzen (Caltha<br />

palustris, Lotus pedunculatus, Galium palustre, G.<br />

uliginosum, Comarum palustre u. a.) verleihen den<br />

Seggenbeständen etwas auffälligere Blühaspekte.<br />

Im späten Herbst sind die braunen Blätter der<br />

Sauergräser dann prägend.<br />

Untersuchungen der Phytomasse von Carex<br />

rostrata- und C. vesicaria-Beständen durch Therburg<br />

& Ruthsatz (1989) haben gezeigt, dass die Bestände<br />

der Carex rostrata-Gesellschaft heterogener<br />

aufgebaut sind als die des Caricetum vesicariae.<br />

In die vorliegende Beschreibung der Carex rostrata-<br />

Gesellschaft sind 11 Vegetationsaufnahmen eingeflossen.<br />

Syntaxonomie<br />

<strong>Die</strong> syntaxonomische Zuordnung der Carex<br />

rostrata-Bestände erfolgt in der Literatur immer<br />

noch nach unterschiedlichen Kriterien. In<br />

Rennwald (2000: 311) werden diese teilweise<br />

konträren Positionen angeführt. Einige Autoren<br />

lehnen dabei die Ausweisung sowohl als Assoziation<br />

als auch als Carex rostrata-Gesellschaft ab.<br />

<strong>Die</strong>rßen (in Rennwald 2000: 311) hingegen besteht<br />

auf eine Fassung als Assoziation.<br />

In der vorliegenden Arbeit werden die Carex<br />

rostrata-Bestände als Gesellschaft gefasst (in<br />

Anlehnung an Baumann 2000 und Nawrath 2005).<br />

Ihr kann aufgrund fehlender Kenn- und Trennarten<br />

kein Assoziationsrang zugeteilt werden.<br />

Meist werden die Schnabelseggen-Bestände in<br />

der Literatur dennoch als Assoziation gefasst (vgl.<br />

Balátová-Tuláčková et al. 1993, <strong>Die</strong>rßen 1996),<br />

obwohl Carex rostrata eine schwache Kennart<br />

ist und in anderen Syntaxa hochstet auftritt. So<br />

kommt sie in Luxemburg häufig im Caricetum<br />

nigrae, aber auch in mageren Ausbildungen des<br />

Crepido-Juncetum acutiflori, in der Juncus effusus-<br />

Gesellschaft, in der Scirpus sylvaticus-Gesellschaft<br />

und in Großseggenrieden vor.<br />

<strong>Die</strong> synsystematische Zuordnung der Carex<br />

rostrata-Bestände erfolgt in der Literatur ebenfalls<br />

nach unterschiedlichen Gesichtspunkten. Je nach<br />

Autor werden die Bestände dem Magnocaricion<br />

elatae (Philippi 1974, Goebel 1995, Pott 1995) oder<br />

dem Caricion lasiocarpae (Scheuchzerio-Caricetea<br />

fuscae) zugeordnet.<br />

Mehrere Kriterien sprechen für eine Einstufung in<br />

die Klasse Scheuchzerio-Caricetea nigrae gegenüber<br />

der Zuordnung zum Magnocaricion. In den vorliegenden<br />

Aufnahmen ist der Anteil an Phragmito-<br />

Magnocaricetea-Arten gering und Kennarten des<br />

Magnocaricion fehlen weitgehend. Hingegen ist<br />

der Anteil an Arten der Kleinseggenriede hoch.<br />

<strong>Die</strong> floristische Verwandtschaft zu den Kleinseggenrieden<br />

ist deutlich zu erkennen. Auch die<br />

gesamte Struktur (u. a. auch Bestandeshöhe) der<br />

untersuchten Bestände ist den Kleinseggenrieden<br />

ähnlicher als den Großseggenrieden. Zudem sind<br />

die Standortbedingungen erheblich oligotropher<br />

als die der Großseggen. Damit besteht eine morphologisch<br />

und ökologisch stärkere Übereinstimmung<br />

mit der Scheuchzerio-Caricetea (vgl. Steinbuch<br />

1995). Es kann hier jedoch nur eine Zuordnung<br />

zur Klasse erfolgen, eine Eingliederung in<br />

Ordnung und Verband kann aufgrund fehlender<br />

Kennarten nicht erfolgen. <strong>Die</strong>s wurde z. B. auch<br />

von Baumann (2000) für im Harz untersuchte<br />

Bestände vorgenommen. Standörtlich betrachtet,<br />

kommt eine Zuordnung zum Caricion nigrae in<br />

<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011

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