Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />
Abb. 11: Comarum palustre bei Hachiville.<br />
Foto: S. Schneider, 18.06.2008.<br />
(Menyanthes trifoliata-Gesellschaft, Potentilla<br />
palustris[=Comarum palustre]-Gesellschaft, z. B.<br />
Wittig 1999, Bettinger et al. 2008).<br />
Entsprechend der Wasser- und Basenversorgung<br />
können vier Ausbildungen ausgegliedert werden:<br />
eine Ausbildung mit Comarum palustre, eine<br />
Ausbildung mit Potentilla erecta, eine basenreichere<br />
Ausbildung mit Carex disticha und eine differentialartenlose<br />
Ausbildung. <strong>Die</strong> Ausbildung mit<br />
Comarum palustre umfasst Bestände auf äußerst<br />
nährstoffarmen und nassen Standorten. Zur Differentialartengruppe<br />
gehören ausgesprochene Magerkeits-<br />
und Nässezeiger: Epilobium palustre, Viola<br />
palustris, Eriophorum angustifolium, Carex canescens,<br />
Menyanthes trifoliata und Carex echinata. <strong>Die</strong> Arten<br />
kommen z. T. mit hohen Deckungsgraden vor.<br />
<strong>Die</strong>se Ausbildung kann als typische Ausbildung<br />
angesehen werden. In ihr sind kaum Arten der<br />
Feuchtwiesen und des Wirtschaftsgrünlandes zu<br />
finden. <strong>Die</strong> Mehrheit dieser Riede liegt brach.<br />
<strong>Die</strong> Ausbildung mit Potentilla erecta leitet zu<br />
den Borstgrasrasen über und schließt besonders<br />
artenreiche Bestände ein. Sie stockt auf Standorten,<br />
die zeitweise abtrocknen. Zur Differential-<br />
<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011<br />
artengruppe der Ausbildung mit Carex disticha<br />
gehören eine Vielzahl an Arten des Wirtschaftsgrünlandes:<br />
z. B. Trifolium repens, Trifolium pratense,<br />
Plantago lanceolata, Festuca pratensis, Centaurea<br />
jacea s. l., Lathyrus pratensis. Sie stockt auf basenreicheren<br />
Böden im Gutland und zeigt am<br />
stärksten die Übergänge zu den Feuchtwiesen.<br />
<strong>Die</strong> differentialartenlose Ausbildung steht<br />
ökologisch zwischen der Ausbildung mit<br />
Comarum palustre und der Ausbildung mit Potentilla<br />
erecta. Sie unterscheidet sich deutlich von den<br />
drei anderen Ausbildungen. In ihr tritt Carex nigra<br />
mit absoluter Dominanz auf, die weiteren Arten<br />
kommen nur mit geringen Deckungsgraden vor.<br />
<strong>Die</strong> Bestände dieser Ausbildung zeigen zudem die<br />
niedrigsten mittleren Artenzahlen.<br />
Ökologie<br />
Das Braunseggen-Ried besiedelt saure, oligotrophe<br />
bis mesotrophe Niedermoor- und<br />
Gleyböden (vgl. Steiner 1993, <strong>Die</strong>rschke & Briemle<br />
2002). Es gibt einen basenärmeren typischen<br />
Flügel und einen etwas basenreicheren Flügel.<br />
Kleinseggenriede kommen im Untersuchungsgebiet<br />
auf Niedermoorböden und dauernd nassen<br />
Mineralböden vor.<br />
Verbreitung und Aspekte des Naturschutzes<br />
Das Braunseggen-Ried ist in Luxemburg meist nur<br />
sehr kleinflächig ausgebildet. Oft ist es nur wenige<br />
Quadratmeter groß. Der Verbreitungsschwerpunkt<br />
liegt auf den basenarmen Böden im Ösling.<br />
<strong>Die</strong> Seggenriede sind in Luxemburg gelegentlich<br />
in vernässten Mulden innerhalb von Magergrünlandkomplexen<br />
ausgebildet. <strong>Die</strong>se innerhalb des<br />
Graslandes gelegenen Flächen werden mitgemäht.<br />
Zudem gibt es einige Bestände, die beweidet<br />
werden, die restlichen unterliegen keiner Nutzung<br />
mehr. Viele artenreiche Bestände, in besonderem<br />
Maße die Ausbildung mit Comarum palustre, sind<br />
nur noch in Naturschutzgebieten zu finden.<br />
Kleinseggenriede sind in den letzten Jahrzehnten<br />
aufgrund der Intensivierung der Landwirtschaft<br />
mit Entwässerungsmaßnahmen und Eutrophierung<br />
zerstört worden. Auf der anderen Seite<br />
stellt die zunehmende Verbrachung und damit<br />
das Vordringen von Weidengebüschen oder in<br />
weniger nassen Bereichen von Hochstauden (z. B.<br />
Filipendula ulmaria) eine erhebliche Gefährdung<br />
dar. Naturschutzfachlich ist das Caricetum nigrae<br />
in besonderem Maße, aufgrund der Artenvielfalt<br />
und der sehr hohen Anzahl an Rote Liste-Arten,<br />
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