Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />
orten durch Rhizome rasch ausbreiten können.<br />
Damit verbunden sind die Zunahme der Bestandeshöhe<br />
und Phytomasse, die Streu-Anhäufung<br />
sowie ein rapider Rückgang der anderen Arten<br />
(Müller et al. 1992). Aufgrund dessen ist das<br />
Rohr-Glanzgras-Röhricht in Luxemburg nicht<br />
gefährdet. Es stellt ein relativ stabiles, vorläufiges<br />
Endstadium der Sukzession dar, wobei die<br />
dicke Streuauflage und starke Beschattung die<br />
hohe Widerstandskraft gegen weitere Veränderungen<br />
bedingen. Gehölze sind wohl nicht in der<br />
Lage solche dichten Bestände zu überwachsen<br />
(Müller et al. 1992, Heil 1995). Auf den in<br />
Luxemburg untersuchten Phalaris-Beständen<br />
wurden sogar auf älteren Brachen keine Gehölze<br />
beobachtet. <strong>Die</strong> Gesellschaft ist wegen der<br />
zunehmenden Eutrophierung der Landschaft<br />
eher in Ausbreitung begriffen. Zudem fallen<br />
schwer zugängliche und schlecht befahrbare<br />
Bachtälchen zunehmend aus der Nutzung. Dort<br />
kann das Rohr-Glanzgras Dominanzbestände<br />
bilden.<br />
Rote Liste-Arten sind in den Rohr-Glanzgras-<br />
Beständen <strong>Luxemburgs</strong> selten. Im allgemeinen<br />
bieten Röhrichte Lebensraum, besonders für<br />
Vögel, bereichern das Landschaftsbild und<br />
erhöhen die Strukturvielfalt.<br />
4.2 Kleinseggenriede bodensaurer<br />
Standorte (Caricion nigrae<br />
und Scheuchzerio-Caricetea<br />
nigrae)<br />
4.2.1 Allgemeines und syntaxonomische<br />
Einordnung<br />
In der Klasse der Scheuchzerio-Caricetea nigrae<br />
Tx. 1937 (Kleinseggensümpfe und -riede, in der<br />
Literatur auch als Scheuchzerio-Caricetea fuscae<br />
bezeichnet) werden die von niedrigwüchsigen<br />
Seggen beherrschten Bestände nährstoffarmer<br />
Niedermoore erfasst. <strong>Die</strong> Scheuchzerio-Caricetea<br />
nigrae gliedert sich in drei Ordnungen: Scheuchzerietalia<br />
palustris Nordhagen 1937, Caricetalia<br />
nigrae W. Koch 1926 und Caricetalia davallianae<br />
Br.-Bl. 1949 (Rennwald 2000). <strong>Die</strong> untersuchten<br />
Bestände in Luxemburg werden dem Caricion<br />
nigrae W. Koch 1926 innerhalb der Caricetalia<br />
<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011<br />
nigrae-Ordnung zugeordnet. <strong>Die</strong> Carex rostrata-<br />
Gesellschaft kann nur der Klasse zugeordnet<br />
werden (s. Kap. 4.2.3, Syntaxonomie).<br />
Kleinseggenriede sind durch das Vorherrschen<br />
niedrigwüchsiger Seggen, „Kleinseggen“ wie<br />
Carex nigra, C. panicea, C. canescens, C. echinata<br />
und C. rostrata gekennzeichnet. <strong>Die</strong> primären, von<br />
Natur aus waldfreien Standorte finden sich am<br />
Rand von Hochmooren und Seen oder an Quellen<br />
(Oberdorfer 1998). Im Untersuchungsgebiet<br />
besiedeln Kleinseggenriede fast ausschließlich<br />
sekundäre Standorte in mitten landwirtschaftlich<br />
genutzter Flächen. Dabei sind sie besonders oft in<br />
genutzten Feuchtwiesen und deren Brachestadien<br />
zu finden. Sie verzahnen sich regelmäßig mit<br />
Calthion-, Molinion-, Violion- und Magnocaricion-<br />
Gesellschaften. Es gibt zahlreiche Übergänge<br />
zwischen diesen Gesellschaften, was eine klare<br />
Trennung erschwert. Damit wird der Begriff des<br />
Kleinseggenrieds hier etwas weiter gefasst.<br />
Bei der Zuordnung der Aufnahmen zu den Kleinseggenrieden<br />
wird das Vorkommen bestimmter<br />
Kleinseggenarten gefordert, wobei das Vorkommen<br />
von typischen Arten anderer Gesellschaften nicht<br />
zum Ausschluss des Bestandes führt.<br />
4.2.2 Caricetum nigrae Braun 1915<br />
(Braunseggen-Ried)<br />
Tab. C3, Abb. A16<br />
Aspekt und Struktur<br />
Der Aspekt und die Struktur des Caricetum nigrae<br />
werden durch die vorherrschenden niedrigwüchsigen<br />
Seggen (Carex nigra) und deren Begleitflora<br />
bestimmt (Abb. 10). Der Blühaspekt wird hauptsächlich<br />
von auffällig blühenden Kräutern (z. B.<br />
Comarum palustre, Abb. 11) ergänzt. Je nach Standortbedingungen<br />
variiert die Zusammensetzung<br />
der Begleitflora und damit die Struktur der Gesellschaft.<br />
In die Beschreibung des Caricetum nigrae<br />
sind 47 Vegetationsaufnahmen (davon 26 eigene)<br />
eingeflossen.<br />
Syntaxonomie<br />
Das Caricetum nigrae gehört den bodensauren<br />
Niedermoorgesellschaften des Caricion nigrae an.<br />
<strong>Die</strong> syntaxonomische Stellung der namensgebenden<br />
Art wird in der Literatur unterschiedlich<br />
gewertet. Manche Autoren stufen sie als sehr<br />
schwache Kennart ein, da sie auch in anderen<br />
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