Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
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S. Schneider Die Graslandgesellschaften Luxemburgs 46 (bei Capellen und bei Bridel), Minette-Vorland (bei Esch/Alzette), Alzette-, Attert- und Mittelsauertal (bei Hünsdorf), Südlichen Gutland (bei Noerzange) und Mosel-Vorland und Syrtal (bei Niederanven) auf Keuper- und Lias-Mergel. Die Kennart des hier behandelten Großseggenriedes, Carex riparia, ist in Luxemburg eine gefährdete Art (Colling 2005). Des Weiteren kommen noch fünf Rote Liste-Arten im Aufnahmematerial vor. Auch hier besteht – wie für alle Großseggenriede – eine Schutzbedürftigkeit. Das Galio palustris-Caricetum ripariae ist auch in anderen Gebieten (z. B. Taunus, Rhein-Main- Gebiet) nur selten verbreitet (Goebel 1995, Nawrath 2005) und es gibt in der überregionalen Literatur insgesamt wenig Aufnahmematerial, das diese Gesellschaft belegt. 4.1.7 Phalaridetum arundinaceae Libbert 1931 (Rohr-Glanzgras- Röhricht) Tab. C2, Abb. A15 Aspekt und Struktur Das Phalaridetum arundinaceae ist durch die Dominanz von Phalaris arundinacea gekennzeichnet. Das schilfartige Gras bildet hochwüchsige, etwa 150 bis 200 cm hohe, sehr einheitliche, dichte Bestände. Kleinwüchsige Arten werden stark zurückgedrängt. Die Bestände sind extrem artenarm. So wird der Blühaspekt des Rohr-Glanzgras-Röhrichts nur vom Rohr- Glanzgras bestimmt (Abb. 9). Bis zur Blütezeit Ende Juni bestimmen die breiten Blätter den Aspekt, später die bis 20 cm langen bräunlichvioletten Rispen. Aufgrund des raschen vegetativen Wachstums des Rhizomsystems (Rosenthal 1992) kann sich Phalaris schnell ausbreiten und zur Vorherrschaft gelangen. Bei den hier beschriebenen röhrichtartigen Beständen handelt es sich nicht um echte Röhrichte, die an Ufern von Fließ- oder Stillgewässern (Verlandungsröhricht) mit stark schwankenden Wasserständen (Philippi 1974) vorkommen, sondern um nicht mehr genutzte, feuchte Graslandbestände. Diese Rohr-Glanzgras- Bestände sind aus Feuchtwiesen hervorgegangen oder konnten sich aufgrund sehr extensiver Nutzung (späte und unregelmäßige Mahd) entwi- ckeln. Bei diesen Sukzessionsstadien handelt es sich größtenteils um ältere Brachestadien, die aufgrund der besonderen Physignomie aus dem umgebenden bewirtschafteten Grasland hervorstechen. Syntaxonomie Die vom Rohr-Glanzgras beherrschten Bestände werden hier im Phalaridetum arundinaceae des Magnocaricion zusammengefasst. Da Phalaris arundinacea eine weite ökologische Amplitude hat und in anderen Vegetationstypen (u. a. Molinietalia- Gesellschaften, Auenwälder) vorkommt und dort ebenfalls Dominanzbestände ausbildet, ist ihr Wert als Assoziationskennart schwach. Hier wird dennoch an der klassischen Fassung als Assoziation festgehalten (Philippi 1974). Da es sich bei den wenigen zur Verfügung stehenden Aufnahmen größtenteils um Brachestadien und nicht um echte Röhrichte handelt, wäre es durchaus sinnvoll, die Bestände als Phalaris arundinacea-Gesellschaft einzustufen. Dies erfolgt für Luxemburg jedoch aus unterschiedlichen Gründen nicht. Unter anderem wurde eine Phalaris arundinacea-Gesellschaft bislang in der Literatur nicht ausreichend beschrieben und andere Autoren (z. B. Goebel 1995, Rennwald 2000, Nawrath 2005) fassen ähnliche Brachestadien von Phalaris arundinacea ebenfalls als Assoziation. Die Zugehörigkeit des Phalaridetum arundinaceae zum Magnocaricion-Verband ist nicht eindeutig geklärt. So trennen einige Autoren (u. a. Pott 1995) die Fließwasserröhrichte von den Großseggenröhrichten des Magnocaricion und stellen sie in einen eigenen Verband, den Phalaridion arundinaceae Kopecký 1961. In vorliegender Arbeit wird hier Philippi (1974), Goebel (1995), Rennwald (2000), Dierschke & Briemle (2002) und anderen gefolgt und das Phalaridetum arundinaceae zum Magnocaricion gestellt, auch wenn die Arten der Phragmito- Magnocaricetea nur spärlich vorhanden sind. Artenzusammensetzung und Untergliederung Die Rohr-Glanzgras-Bestände sind typischerweise äußerst artenarm. Die mittlere Artenzahl beträgt 9 Arten, wobei die Artenzahl zwischen nur 3 und 19 Arten schwankt. Phalaris ist mit im Durchschnitt 95 % Deckung dominant. Im Aufnahmematerial sind nur drei Arten mit hohen Stetigkeiten vorhanden: Galium palustre, Urtica dioica und Galeopsis tetrahit. Mehr als zwei Drittel aller Arten kommt nur mit einer Stetigkeit bis 20 % vor. Ferrantia • 66 / 2011
S. Schneider Die Graslandgesellschaften Luxemburgs Ferrantia • 66 / 2011 Abb. 9: Rohr-Glanzgras-Röhricht bei Basbellain. Foto: S. Schneider, 24.06.2008. Die in Feuchtgraslandgesellschaften eingebundenen Rohr-Glanzgras-Röhrichte sind sowohl aufgrund der übergreifenden Feuchtwiesenarten als auch der vorhergehenden Wiesennutzung reich an Arten des Wirtschaftsgrünlandes. Artenreichere Bestände finden sich zudem auf etwas höher gelegenen Flächen, die nur gelegentlich von Hochwässern überflutet werden. In sie dringen Nitrophyten und Arten der angrenzenden Feucht- und Nasswiesen(-brachen) regelmäßig ein (vgl. Schwickert 1992, Weißbecker 1993). Als weitere Magnocaricion-Arten sind nur Galium palustre und Scutellaria galericulata häufig vertreten (maximaler Deckungsgrad 2). Pflanzen der Röhrichte sind insgesamt selten, es kommen z. B. Equisetum fluviatile, Sparganium erectum, Iris pseudacorus und Lycopus europaeus vor. Dies ist typisch für die Bestände, die sich aus Feuchtwiesen entwickelt haben (Nawrath 2005). Brache- und Nährstoffzeiger wie Urtica dioica, Galeopsis tetrahit, Galium aparine, Epilobium ciliatum und Calystegia sepium sind die häufigsten Begleiter des Rohr-Glanzgrases. Sie erreichen z. T. hohe Deckungsgrade. Die Brennnessel kommt in fast 50 % aller Aufnahmen vor und ist wie alle Nitrophyten auf etwas trockeneren Standorten häufiger. Die Feuchtwiesenpflanzen treten im Vergleich zu den Calthion-Brachegesellschaften deutlich zurück, sind aber noch vorhanden. Kennarten des Calthion und Kennarten der Molinio-Arrhenatheretea deuten auf die ehemalige Mahdnutzung hin (vgl. Wolf 1979, Ruthsatz & Kraß 1998). Ihre Deckungsgrade liegen unter 25 %. Bis auf Persicaria bistorta und Angelica sylvestris, die in etwa einem Drittel der Aufnahmen vorkommen, treten die anderen nur sporadisch auf. Die Gruppe der Molinio-Arrhenatheretea-Arten ist im Vergleich zu Calthion-Brachen stark dezimiert. Sie enthält im Phalaridetum nur sehr wenige Arten (z. B. Holcus lanatus) mit geringer Stetigkeit. Dies weist daraufhin, dass es sich um sehr alte oder zu nasse Brachestadien handelt, in denen Phalaris arundinacea zu Ungunsten der Wiesenpflanzen zur Dominanz gelangt ist. Auch Hochstauden wie Filipendula ulmaria und Lysimachia vulgaris treten zurück. In den ganz nassen Beständen sind Röhrichtpflanzen wie Iris pseudacorus, Phragmites australis oder Großseggen häufiger zu finden. Eine Aufnahme (lfd.-Nr. 11) zeigt mit Sparganium erectum (Deckung 3) einen Übergang zur Sparganium erectum- Gesellschaft an. Es liegen nur vier Aufnahmen zu dieser Gesellschaft vor (Steinbach 1995a, b). Sie ist in Luxemburg als Uferröhricht an stehenden und fließenden Gewässern wenig verbreitet. 47
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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />
46<br />
(bei Capellen und bei Bridel), Minette-Vorland<br />
(bei Esch/Alzette), Alzette-, Attert- und Mittelsauertal<br />
(bei Hünsdorf), Südlichen Gutland (bei<br />
Noerzange) und Mosel-Vorland und Syrtal (bei<br />
Niederanven) auf Keuper- und Lias-Mergel.<br />
<strong>Die</strong> Kennart des hier behandelten Großseggenriedes,<br />
Carex riparia, ist in Luxemburg eine<br />
gefährdete Art (Colling 2005). Des Weiteren<br />
kommen noch fünf Rote Liste-Arten im Aufnahmematerial<br />
vor. Auch hier besteht – wie für alle<br />
Großseggenriede – eine Schutzbedürftigkeit.<br />
Das Galio palustris-Caricetum ripariae ist auch in<br />
anderen Gebieten (z. B. Taunus, Rhein-Main-<br />
Gebiet) nur selten verbreitet (Goebel 1995,<br />
Nawrath 2005) und es gibt in der überregionalen<br />
Literatur insgesamt wenig Aufnahmematerial,<br />
das diese Gesellschaft belegt.<br />
4.1.7 Phalaridetum arundinaceae<br />
Libbert 1931 (Rohr-Glanzgras-<br />
Röhricht)<br />
Tab. C2, Abb. A15<br />
Aspekt und Struktur<br />
Das Phalaridetum arundinaceae ist durch die<br />
Dominanz von Phalaris arundinacea gekennzeichnet.<br />
Das schilfartige Gras bildet<br />
hochwüchsige, etwa 150 bis 200 cm hohe, sehr<br />
einheitliche, dichte Bestände. Kleinwüchsige<br />
Arten werden stark zurückgedrängt. <strong>Die</strong> Bestände<br />
sind extrem artenarm. So wird der Blühaspekt<br />
des Rohr-Glanzgras-Röhrichts nur vom Rohr-<br />
Glanzgras bestimmt (Abb. 9). Bis zur Blütezeit<br />
Ende Juni bestimmen die breiten Blätter den<br />
Aspekt, später die bis 20 cm langen bräunlichvioletten<br />
Rispen. Aufgrund des raschen vegetativen<br />
Wachstums des Rhizomsystems (Rosenthal<br />
1992) kann sich Phalaris schnell ausbreiten und zur<br />
Vorherrschaft gelangen.<br />
Bei den hier beschriebenen röhrichtartigen<br />
Beständen handelt es sich nicht um echte<br />
Röhrichte, die an Ufern von Fließ- oder Stillgewässern<br />
(Verlandungsröhricht) mit stark<br />
schwankenden Wasserständen (Philippi 1974)<br />
vorkommen, sondern um nicht mehr genutzte,<br />
feuchte Graslandbestände. <strong>Die</strong>se Rohr-Glanzgras-<br />
Bestände sind aus Feuchtwiesen hervorgegangen<br />
oder konnten sich aufgrund sehr extensiver<br />
Nutzung (späte und unregelmäßige Mahd) entwi-<br />
ckeln. Bei diesen Sukzessionsstadien handelt es<br />
sich größtenteils um ältere Brachestadien, die<br />
aufgrund der besonderen Physignomie aus dem<br />
umgebenden bewirtschafteten Grasland hervorstechen.<br />
Syntaxonomie<br />
<strong>Die</strong> vom Rohr-Glanzgras beherrschten Bestände<br />
werden hier im Phalaridetum arundinaceae des<br />
Magnocaricion zusammengefasst. Da Phalaris<br />
arundinacea eine weite ökologische Amplitude hat<br />
und in anderen Vegetationstypen (u. a. Molinietalia-<br />
Gesellschaften, Auenwälder) vorkommt und dort<br />
ebenfalls Dominanzbestände ausbildet, ist ihr<br />
Wert als Assoziationskennart schwach. Hier wird<br />
dennoch an der klassischen Fassung als Assoziation<br />
festgehalten (Philippi 1974). Da es sich bei den<br />
wenigen zur Verfügung stehenden Aufnahmen<br />
größtenteils um Brachestadien und nicht um echte<br />
Röhrichte handelt, wäre es durchaus sinnvoll,<br />
die Bestände als Phalaris arundinacea-Gesellschaft<br />
einzustufen. <strong>Die</strong>s erfolgt für Luxemburg jedoch<br />
aus unterschiedlichen Gründen nicht. Unter<br />
anderem wurde eine Phalaris arundinacea-Gesellschaft<br />
bislang in der Literatur nicht ausreichend<br />
beschrieben und andere Autoren (z. B. Goebel<br />
1995, Rennwald 2000, Nawrath 2005) fassen<br />
ähnliche Brachestadien von Phalaris arundinacea<br />
ebenfalls als Assoziation.<br />
<strong>Die</strong> Zugehörigkeit des Phalaridetum arundinaceae<br />
zum Magnocaricion-Verband ist nicht eindeutig<br />
geklärt. So trennen einige Autoren (u. a. Pott 1995)<br />
die Fließwasserröhrichte von den Großseggenröhrichten<br />
des Magnocaricion und stellen sie in einen<br />
eigenen Verband, den Phalaridion arundinaceae<br />
Kopecký 1961. In vorliegender Arbeit wird hier<br />
Philippi (1974), Goebel (1995), Rennwald (2000),<br />
<strong>Die</strong>rschke & Briemle (2002) und anderen gefolgt<br />
und das Phalaridetum arundinaceae zum Magnocaricion<br />
gestellt, auch wenn die Arten der Phragmito-<br />
Magnocaricetea nur spärlich vorhanden sind.<br />
Artenzusammensetzung und Untergliederung<br />
<strong>Die</strong> Rohr-Glanzgras-Bestände sind typischerweise<br />
äußerst artenarm. <strong>Die</strong> mittlere Artenzahl beträgt<br />
9 Arten, wobei die Artenzahl zwischen nur 3 und<br />
19 Arten schwankt. Phalaris ist mit im Durchschnitt<br />
95 % Deckung dominant. Im Aufnahmematerial<br />
sind nur drei Arten mit hohen Stetigkeiten<br />
vorhanden: Galium palustre, Urtica dioica<br />
und Galeopsis tetrahit. Mehr als zwei Drittel aller<br />
Arten kommt nur mit einer Stetigkeit bis 20 % vor.<br />
<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011