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Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs

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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />

Bedeutung. <strong>Die</strong> Arten der Begleitflora erreichen<br />

zudem oft nur sehr geringe Deckungen. Kräuter<br />

kommen im Durchschnitt mit 10 bis 50 % Deckung<br />

vor, wobei Leguminosen fast ganz zurücktreten<br />

und üblicherweise weniger als 5 % bedecken.<br />

Am Aufbau der Großseggenriede sind neben der<br />

jeweils dominanten Großsegge weitere Arten des<br />

Magnocaricion und der Phragmito-Magnocaricetea<br />

beteiligt. In fast der Hälfte aller Aufnahmen kommt<br />

Galium palustre als Verbandskennart vor. Häufige<br />

(> 20 % Stetigkeit) Ordnungs- und Klassenkennarten<br />

sind Equisetum fluviatile, Iris pseudacorus und<br />

Phalaris arundinacea. Mentha aquatica, Phragmites<br />

australis, Persicaria amphibia, Lycopus europaeus und<br />

Epilobium parviflorum kommen mit Stetigkeiten<br />

bis 20 % vor. Deutlich seltener sind beispielweise<br />

Scutellaria galericulata und Typha latifolia. Es kommt<br />

eine Vielzahl an weiteren Arten der Röhrichte vor,<br />

allerdings mit weniger als 5 % Stetigkeit: z. B. Berula<br />

erecta, Sparganium erectum, Solanum dulcamara, Acorus<br />

calamus. Kennarten des Calthion-Verbandes und Arten<br />

der Molinietalia sind mit hohen Stetigkeiten und<br />

zum Teil auch hohen Deckungen verbreitet. <strong>Die</strong>ses<br />

Vorkommen zahlreicher Feucht- und Nasswiesenpflanzen<br />

belegt, dass die meisten Großseggenriede<br />

<strong>Luxemburgs</strong> Brachestadien sind. Gelegentlich treten<br />

nährstoffliebende Arten auf. <strong>Die</strong>se Nitrophyten und<br />

vor allem Arten der Röhrichte (Phragmito-Magnocaricetea)<br />

differenzieren die Großseggenriede von den<br />

Gesellschaften der Molinietalia. <strong>Die</strong> Magnocaricion-<br />

Gesellschaften zeigen floristische Ähnlichkeit mit den<br />

Feuchtbrachen-Gesellschaften des Calthion im Untersuchungsgebiet.<br />

Beispielsweise treten Nitrophyten<br />

in den nähstoffreicheren Ausbildungen der Feuchtbrachen<br />

auf, Arten der Molinietalia sind stete Begleiter<br />

der Feuchtbrachen wie auch der Großseggenriede.<br />

<strong>Die</strong> häufigsten Großseggen-Gesellschaften in<br />

Luxemburg sind die Carex acutiformis-Gesellschaft<br />

(belegt durch 25 Aufnahmen von 78 Aufnahmen<br />

des Magnocaricion) und das Caricetum gracilis. <strong>Die</strong><br />

seltenste Großseggen-Gesellschaft ist das Caricetum<br />

paniculatae (mit 10 Aufnahmen belegt). Alle Großseggenriede<br />

sind nur kleinflächig ausgebildet. Oft<br />

sind sie nur wenige Quadratmeter groß, kommen<br />

als kleine Flecken oder als schmale Streifen im<br />

genutzten Grünland vor. Sie können durchaus<br />

auch großflächiger ausgebildet sein, vorwiegend<br />

in nicht regelmäßig genutzten Auenwiesen oder in<br />

Feuchtbrachen-Komplexen (z. B. im nördlichen Teil<br />

des Koedinger Brill bei Koedange). Großseggen-<br />

Bestände sind hauptsächlich in vernässten Mulden<br />

<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011<br />

oder Senken im Grasland sowie in versumpften<br />

Talniederungen ausgebildet. Sie treten aber auch auf<br />

schwach geneigten Hängen mit Hangwasser-Austritt<br />

oder Quellaustritten auf. Sehr häufig findet man sie<br />

im Auenbereich der Fließgewässer oder an Gräben,<br />

die gelegentlich über die Ufer treten. Auch im Verlandungsbereich<br />

von Stillgewässern sind sie zu finden.<br />

<strong>Die</strong> Bestände innerhalb des genutzten Graslandes<br />

werden zeitweise mit gemäht und sind etwas artenreicher.<br />

Im Gegensatz dazu stehen die schon sehr<br />

lange nicht mehr genutzten, verarmten Bestände, die<br />

oft nicht mehr als 10 Arten aufweisen. In Luxemburg<br />

treten Großseggenriede auch innerhalb von feuchten<br />

Viehweiden auf. <strong>Die</strong> hartblättrigen und rauen Blätter<br />

werden vom Vieh gemieden.<br />

Vermutlich waren Großseggenriede in Luxemburg,<br />

wie auch in anderen Gebieten früher wesentlich<br />

häufiger als heute. Entwässerungsmaßnahmen<br />

und andere Eingriffe wie Gewässerregulierungen<br />

haben zum Rückgang nasser Standorte und<br />

damit der Großseggenriede geführt. Ob dies bis<br />

in unsere Zeit durch das großflächige Brachfallen<br />

von Feucht- und Nassgrünlandflächen kompensiert<br />

werden konnte, ist hier nicht zu klären. Fest<br />

steht, dass Seggenriede in den 1970er Jahren<br />

relativ häufig in den Feuchtgebieten <strong>Luxemburgs</strong><br />

verbreitet waren (s. Faber 1975). Aktuell sind die<br />

Mehrzahl der Großseggenriede in Luxemburg<br />

selten und gefährdet. Im Aufnahmematerial sind<br />

20 gefährdete Arten vertreten. Alle Großseggenriede<br />

sind ab einer Mindestgröße von 100 m² nach<br />

Art. 17 des luxemburgischen Naturschutzgesetzes<br />

geschützt (Loi du 19 janvier 2004 concernant la<br />

protection de la nature et des ressources naturelles;<br />

Ministère de l'environnement 2006).<br />

<strong>Die</strong> Großseggenriede stellen sehr stabile Sukzessionsstadien<br />

dar. So konnten während des Untersuchungszeitraumes<br />

der vorliegenden Arbeit sowie<br />

in älteren Vegetationsaufnahmen kaum Gehölze<br />

beobachtet werden, nur sehr selten findet sich<br />

Jungwuchs von Weiden oder Erlen. Nach einigen<br />

Autoren (z. B. Schwickert 1992) sind die Standortbedingungen<br />

in Großseggenrieden für Gehölze zu<br />

ungünstig sowie die Konkurrenzkraft der Seggen<br />

zu hoch, sodass Gehölze kaum Fuß fassen können.<br />

<strong>Die</strong> nassesten Großseggenriede bedürfen demnach<br />

keiner Pflege, wohingegen die weniger nassen alle<br />

zwei bis vier Jahre im Herbst oder Winter gemäht<br />

und das Mahdgut abtransportiert werden soll (s.<br />

Briemle et al. 1991). <strong>Die</strong>s gilt in erster Linie für die<br />

floristisch besonders interessanten Großseggen-<br />

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