Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />
im Überschwemmungsbereich der Alzette ausgebildet.<br />
Mit einer mittleren Niederschlagshöhe von<br />
900 bis 1000 mm pro Jahr gehört die Minette zu<br />
den niederschlagreichsten Gebieten des Luxemburger<br />
Südens. Neben den naturräumlichen<br />
Gegebenheiten ist das Landschaftsbild vor allem<br />
durch große Siedlungs- und Industriegebiete<br />
sowie ehemalige Erz-Tagebaugebiete geprägt.<br />
Grünlandwirtschaft ist nur im Minette-Vorland<br />
vorhanden. Auf den fruchtbaren Böden des Minettebeckens<br />
sind ausgedehnte Grünlandgebiete zu<br />
finden, während die Erhebungen der Doggerschichtstufe<br />
waldbedeckt sind.<br />
2.2 Grünlandnutzung und landwirtschaftlicher<br />
Strukturwandel<br />
86 % der Landesfläche <strong>Luxemburgs</strong> werden<br />
land- und forstwirtschaftlich genutzt, 9 % sind<br />
bebaute Fläche (darunter 3 % Industrieflächen),<br />
4 % gehören zum Straßen- und Eisenbahnnetz und<br />
1 % werden von Wasserläufen und -flächen eingenommen<br />
(Statec 2008a, Angaben für das Jahr 2007).<br />
<strong>Die</strong> landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt 128.875 ha<br />
und macht somit 50 % der Landesfläche aus.<br />
67.427 ha werden als Grünland bewirtschaftet. Das<br />
entspricht 26 % der gesamten Landesfläche bzw.<br />
52 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche. 10.480 ha<br />
(8 % der landw. Nutzfl.) werden als Mähwiesen<br />
und 56.946 ha (44 % der landw. Nutzfl.) als Weiden<br />
genutzt (Statec 2007, Angaben für das Jahr 2006). Zu<br />
den Mähwiesen werden alle gemähten und nicht<br />
beweideten Flächen gezählt, während Mähweiden<br />
zu den Weiden gerechnet werden.<br />
Nach 1950 ist die Anzahl der landwirtschaftlichen<br />
Betriebe gesunken. <strong>Die</strong>s betraf vor allem<br />
viele Kleinbetriebe mit wenigen ha Nutzfläche.<br />
Gleichzeitig stieg die Zahl der Betriebe mit mehr<br />
als 50 ha Wirtschaftsfläche an (Abb. A6, Anhang<br />
A, Statec 1990, 2008c). <strong>Die</strong>ser landwirtschaftliche<br />
Strukturwandel ist auch in anderen Ländern z. B.<br />
in Deutschland heute noch im Gange (<strong>Die</strong>rschke<br />
& Briemle 2002). Derzeit weisen etwa 50 % aller<br />
landwirtschaftlichen Betriebe in Luxemburg<br />
eine Betriebsgröße von mehr als 50 ha auf (Abb.<br />
A6, Anhang A). Der Anteil der Kleinbetriebe<br />
mit einer Betriebsgröße unter 20 ha hat sich von<br />
ehemals 97 % auf 36 % verringert (Statec 1990,<br />
2008c). Damit erfolgte der Wegfall der kleinparzellierten,<br />
räumlich und zeitlich verschobenen<br />
<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011<br />
Bewirtschaftung. <strong>Die</strong> gesamte landwirtschaftliche<br />
Nutzfläche ist in den letzten Jahrzehnten von<br />
147.696 ha (1907) auf 128.875 ha (2006) gesunken<br />
(Tab. A1, Anhang A, Statec 2008d).<br />
Der Grünlandanteil an der landwirtschaftlichen<br />
Nutzfläche unterscheidet sich in den einzelnen<br />
Gemeinden <strong>Luxemburgs</strong>. <strong>Die</strong>s ist u. a. durch die<br />
geomorphologischen und geologischen Gegebenheiten<br />
bedingt. Abbildung A7 (Anhang A) zeigt die<br />
Entwicklung des Grünlandanteils im Verhältnis<br />
zur landwirtschaftlichen Nutzfläche in ausgewählten<br />
Gemeinden (im Ösling und Gutland).<br />
In den letzten Jahrzehnten folgten große Änderungen<br />
in der Bewirtschaftungsweise. Einige Merkmale<br />
einer intensiven Grünlandnutzung sind Melioration<br />
(vor allem Entwässerung), Düngung, Intensivierung,<br />
Zusammenlegung von Flächen mit dem<br />
Ziel größere Schläge zu bewirtschaften, Einsatz von<br />
größeren Maschinen, frühere Schnitt- und Beweidungszeitpunkte,<br />
höhere Anzahl an Nutzungen pro<br />
Jahr und höhere Vieh-Besatzdichten (<strong>Die</strong>rschke &<br />
Briemle 2002). Tabelle A1 (Anhang A) zeigt einige<br />
Kennwerte der Grünlandwirtschaft in Luxemburg<br />
seit 1907 und verdeutlicht damit die Veränderungen<br />
der letzten Jahrzehnte. 1910 wurden nur etwa 18 %<br />
der landwirtschaftlichen Nutzfläche als Grünland<br />
bewirtschaftet, während es 1940 bereits 42,3 %<br />
waren. Aktuell werden 52,3 % (2006) als Wiesen<br />
und Weiden genutzt. Der Ackerland-Anteil hat<br />
sich hingegen von einstmals knapp 80 % (1910) auf<br />
46,3 % (2006) verringert (Statec 1990, 2007).<br />
Frisch (1984) weist auf den starken Rückgang des<br />
Ackerlandes zugunsten des Dauergrünlandes seit<br />
Beginn des 20. Jahrhunderts hin. Er begründet<br />
diese Entwicklung zum einen mit dem großen<br />
Arbeitermangel in der Landwirtschaft durch das<br />
Abwandern der Arbeitskräfte in die Industrie.<br />
Damit mussten die arbeitsintensiven Hackfrüchte<br />
aufgegeben werden. Zum anderen wurde der<br />
Getreideanbau gebietsweise u. a. aufgrund<br />
ungünstiger Klima- und Bodenverhältnisse sowie<br />
großer Preiseinbußen eingeschränkt.<br />
2.3 Schutzstatus<br />
In Luxemburg gibt es 35 Schutzgebiete (zones<br />
protégées), dazu zählen 30 Naturschutzgebiete<br />
(réserves naturelles) und fünf Naturwaldreservate<br />
(réserves forestières intégrales) (Stand 2006).<br />
Zusammen nehmen sie 3.579 ha und damit 1,4 %<br />
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