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Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs

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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />

<strong>Die</strong> Mehrheit der Vegetationseinheiten gehört<br />

synsystematisch der Klasse Molinio-Arrhenatheretea<br />

(Kulturgrasland und verwandte Vegetationstypen)<br />

an. Dazu gehören Pflanzengesellschaften<br />

aus den Verbänden Calthion palustris (Feuchtund<br />

Nasswiesen), Molinion caeruleae (Pfeifengraswiesen),<br />

Arrhenatherion elatioris (Glatthaferwiesen),<br />

Polygono-Trisetion (Goldhaferwiesen) und<br />

Potentillion anserinae (Flutrasen). Des Weiteren<br />

werden Pflanzengesellschaften des Magnocaricion<br />

elatae (Großseggenriede), Caricion nigrae (bodensaure<br />

Kleinseggenriede), Bromion erecti (Trespen-<br />

Halbtrockenrasen) und des Violion caninae (Borstgrasrasen)<br />

beschrieben.<br />

Bei der Beschreibung der <strong>Graslandgesellschaften</strong><br />

steht die Artenzusammensetzung mit den gesellschaftsbildenden<br />

und diagnostischen Arten im<br />

Vordergrund. Daneben werden die im Grasland<br />

vielfältigen und auffälligen Blühaspekte sowie die<br />

strukturellen Merkmale hervorgehoben. Zudem<br />

enthält die Charakterisierung Angaben zur<br />

aktuellen Verbreitung der Pflanzengesellschaften<br />

in Luxemburg. <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong><br />

werden hinsichtlich ihres Gefährdungsgrades<br />

und Schutzwertes in Luxemburg charakterisiert<br />

sowie im Hinblick auf ihren Schutzstatus nach der<br />

Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der europäischen<br />

Kommission und dem aktuellen luxemburgischen<br />

Naturschutzgesetz eingestuft. <strong>Die</strong> Schutzwürdigkeit<br />

wird u. a. anhand der seltenen und gefährdeten<br />

Blütenpflanzen sowie floristischer Besonderheiten<br />

bewertet.<br />

Neben den eigenen Ergebnissen und Beobachtungen<br />

wurde der allgemeine Stand des Wissens<br />

über die <strong>Graslandgesellschaften</strong> hinsichtlich<br />

ihrer Ökologie, Nutzung und Bedeutung für den<br />

Naturschutz anhand der Literatur zusammengetragen<br />

und umfassend eingearbeitet. <strong>Die</strong> syntaxonomische<br />

Einordnung, die Abgrenzung der<br />

Pflanzengesellschaften sowie die Namensgebung<br />

erfolgt kritisch unter Einbeziehung überregionaler<br />

Monografien sowie deutschlandweiter<br />

Übersichten.<br />

Den Schwerpunkt innerhalb der untersuchten<br />

Syntaxa nehmen die besonders umfangreich mit<br />

Aufnahmen belegte Calthion-Verbandsgesellschaft<br />

und das Arrhenatheretum elatioris ein, die sich in<br />

eine Vielzahl von Untereinheiten aufgliedern.<br />

Dabei weisen besonders die Glatthaferwiesen<br />

hinsichtlich der Wasser-, Nährstoff- und Basenversorgung<br />

eine weite Amplitude auf.<br />

212<br />

<strong>Die</strong> Abgrenzung und Zuordnung einiger<br />

<strong>Graslandgesellschaften</strong> erweist sich aufgrund<br />

einer engen räumlichen Verzahnung untereinander<br />

und der Übergänge zu standörtlich-ökologisch<br />

sowie floristisch benachbarten Syntaxa als<br />

schwierig und wurde daher jeweils ausführlich<br />

erläutert.<br />

<strong>Die</strong> geographische Verbreitung vieler <strong>Graslandgesellschaften</strong><br />

lässt sich auf die naturräumlichen<br />

– insbesondere die geologischen und klimatischen<br />

– Gegebenheiten in Luxemburg zurückführen.<br />

Während einige Pflanzengesellschaften fast<br />

ausschließlich auf den basenreicheren Substraten<br />

im Gutland (Süden) vorkommen, sind andere<br />

nur auf den sauren Böden des zum Rheinischen<br />

Schiefergebirge gehörenden devonischen Öslings<br />

(Norden) ausgebildet.<br />

Das Polygalo-Nardetum, das Geranio sylvatici-<br />

Trisetetum, die Festuca rubra-Agrostis capillaris-<br />

Gesellschaft und die Carex rostrata-Gesellschaft<br />

sind daher lediglich im Norden zu finden. <strong>Die</strong><br />

Filipendula ulmaria-Gesellschaft, die Scirpus<br />

sylvaticus-Gesellschaft und die Bistorta officinalis-<br />

Gesellschaft sind für die brachliegenden Bachtäler<br />

des Öslings bezeichnend. <strong>Die</strong> Waldbinsen-Wiese<br />

(Crepido-Juncetum acutiflori) ist eine der häufigsten<br />

Feuchtwiesen-Gesellschaften des Öslings.<br />

<strong>Die</strong> Calthion-Verbandsgesellschaft, das Bromo-<br />

Senecionetum aquatici und die Carex disticha-Gesellschaft<br />

sind im Gutland weit verbreitet. Flutrasen-<br />

Gesellschaften, vor allem das Ranunculo-Alopecuretum<br />

geniculati, das Caricetum nigrae und Großseggenriede<br />

wie das Caricetum gracilis und die<br />

Carex acutiformis-Gesellschaft sind kleinräumig<br />

mit Calthion-Wiesen verzahnt. Das Angelico-<br />

Cirsietum oleracei ist eine der seltensten Calthion-<br />

Gesellschaften <strong>Luxemburgs</strong>. <strong>Die</strong> Trespen-<br />

Halbtrockenrasen (Bromion-Verbandsgesellschaft)<br />

sowie die Salbei-Glatthaferwiesen sind auf die<br />

wärmebegünstigten und basenreichen, kalkhaltigen<br />

Muschelkalk- und Keuperböden im östlichen<br />

und zentralen Teil des Landes beschränkt.<br />

<strong>Die</strong> Lage des Untersuchungsgebietes im atlantisch<br />

geprägten Klimabereich wird an der Artenzusammensetzung<br />

bestimmter Pflanzengesellschaften<br />

sowie deren Häufigkeit bzw. Seltenheit deutlich.<br />

Es zeigt sich, dass die in Europa als schutzwürdig<br />

geltenden Graslandlebensräume auch<br />

in Luxemburg selten und gefährdet sind. <strong>Die</strong>s<br />

betrifft die Borstgrasrasen, Pfeifengraswiesen,<br />

<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011

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