Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs

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24.07.2013 Aufrufe

S. Schneider Die Graslandgesellschaften Luxemburgs 20 die Grenze zum Südlichen Hochösling. Das Nördliche und Südliche Hochösling sind die niederschlagsreichsten und kältesten Regionen im Norden Luxemburgs (mittlere Jahrestemperatur 7 bis 8,5 °C, mittlerer Jahresniederschlag 850 bis 1000 mm). Das Nördliche Hochösling nimmt etwa 17 % der Landesfläche ein und ist somit die größte Naturraumeinheit Luxemburgs. Der geologische Untergrund des Nördlichen Hochöslings wird von Grobschiefern (grobe sandige Tonschiefer, Lucius 1950), Sandsteinen und Phylladen der Siegener Stufe und aus Quarzsandsteinen, Quarziten und Schiefer der Emser Stufe bestimmt. Die Böden sind steinig-lehmige, nährstoffarme Braunerden, die in Hanglagen sehr flachgründig sind. Im Südlichen Hochösling dominieren Schiefergesteine der Siegenstufe (Grobschiefer, lokal auch Dachschiefer). Die Our hat sich tief in das Eifel-Ardennen-Massiv eingeschnitten und bildet ein Tal mit steilen, bewaldeten Hängen an der Grenze zu Deutschland. Die lehmigen Auenböden des Ourtals werden regelmäßig überschwemmt. Den geologischen Untergrund des Ourtals bilden in erster Linie Gesteine der Ems-Stufe (Bunte Schiefer von Clerf, Quarzit von Berlé und Schiefer von Stolzemburg). Das anstehende Gestein des Obersauer-, Wiltz-, Clierfund Bleestals besteht hauptsächlich aus Schiefer (Schiefer von Wiltz und Schiefer von Stolzemburg) und Quarzsandstein der Ems-Stufe; hinzu kommt vereinzelt Grobschiefer (Siegen-Stufe). Die Böden sind an den Hängen sehr gesteinsreich und flachgründig (Ranker und Rohböden mit anstehendem Schiefer). In den Talauen sind Auenböden ausgebildet, an den Unterhängen finden sich stau- und grundwasserbeeinflusste Böden (Pseudogleye und Gleye). Im Ourtal und in den Tälern der Sauer (Oberlauf), Wiltz, Clierf und Blees bestehen sehr starke Gefälle (von 500 bis 200 m ü. NN). Die Täler sind meist eng. Die feuchten Talsohlen werden als Wiesen und Weiden genutzt. 2.1.2 Das Gutland Das Gutland umfasst 62 % der Landesfläche (etwa 1.600 km²); zum Vergleich: der gesamte Süden Luxemburgs (Gutland inkl. Minette und Moseltal) machen 68 % der Landesfläche aus (1.758 km²). Das Gutland gehört zum Pariser Becken (Walter 2007). Die geologischen Substrate, die Böden und Landschaftsformen sind wesentlich heterogener und vielfältiger als im Norden des Landes (Abb. A2, Anhang A) und bedürfen einer etwas ausführlicheren Beschreibung. Abwechselnd stehen harte (Sandstein, Muschelkalk) und weichere Schichten (Keuper) an, die für die Entstehung der welligen Hügellandschaft mit Zeugenbergen verantwortlich sind. Die Alzette teilt das Gutland in einen westlichen und einen östlichen Teil und durchschneidet so das Plateau des Luxemburger Sandsteins. Enge und breite Tal-Abschnitte wechseln sich ab. Mit Höhen von 150 bis 350 m ü. NN gehört das Gutland der planaren, kollinen und submontanen Höhenstufe an. Seine mittlere Höhe liegt etwa um 300 m ü. NN. Einige Bergkuppen ragen um die 400 m ü. NN heraus. Der tiefste Punkt des Landes liegt bei Wasserbillig an der Mündung der Sauer in die Mosel bei 130 m ü. NN. Das Gutland ist fruchtbarer als das Ösling. Es ist aufgebaut aus Gesteinen aus dem Trias (Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper) und dem Jura (Lias). Die Trias-Formationen finden sich vorwiegend in den zentralen und östlichen Teilen des Gutlandes (Abb. A2, Anhang A), in denen Acker- und Grünlandnutzung vorherrschen (70 % der Flächennutzung). So sind die Bodentypen der Trias-Formationen sehr unterschiedlich: leichte Sandböden, schwere, wechselfeuchte und meist basenreiche Tonböden auf Keuper-Mergel sowie kalkreiche Böden des Oberen Muschelkalks. Die Gesteine des Lias bestehen etwa zur Hälfte aus dem Luxemburger Sandstein, der östlich und westlich des Alzettetals ein charakteristisches Landschaftsbild zeigt. Durch die Verwitterung des Sandsteins und die Erosion der Wasserläufe haben sich steile Felswände gebildet (z. B. im Müllerthal). Die sandigen, wasserdurchlässigen und wenig fruchtbaren Böden sind größtenteils waldbedeckt. An vielen Stellen (zu 50 %) ist der Luxemburger Sandstein von Liastonen, Kalkmergeln und in geringem Maße von Lößlehm überdeckt. Dort herrschen lehmige, tonige und mäßig stark vernässte Braunerden und Parabraunerden vor. Diese schweren Böden werden von sandig-lehmigen Braun- und Parabraunerden aus Lößlehm und Sandstein (sandige Schichten innerhalb des Lias) abgelöst. Die Flusstäler z. B. der Alzette und Sauer weisen fruchtbare typische Auenböden sowie stärker grundwasserbeeinflusste Gleye auf. Die hohen Tongehalte der Liastone und -mergel bedingen schwere wasser- Ferrantia66 / 2011

S. Schneider Die Graslandgesellschaften Luxemburgs stauende Böden, die hauptsächlich der Grünlandnutzung unterliegen. Eines der ausgedehntesten Grünlandgebiete erstreckt sich im Südwesten des Gutlandes (70 % der Flächennutzung). Ausgedehnte Wiesentäler finden sich zudem in den breiten Abschnitten der Täler der Alzette, Attert und Sauer sowie deren Nebenflüsse. Das Klima ist milder und größtenteils trockener im Vergleich zum Ösling. Die Lufttemperaturen liegen im Durchschnitt um 2 bis 3 °C höher und die jährlichen Niederschlagsmengen sind um rund 200 mm niedriger. Hinzu kommt eine bis zu 20 Tage längere Vegetationsperiode. Die Jahresmitteltemperaturen betragen 8 bis 9,5 °C und die Jahresniederschläge schwanken zwischen 700 mm und 950 mm. Innerhalb des Gutlandes nimmt die mittlere Niederschlagsmenge auf etwa 750 mm von Westen nach Osten ab, während die Temperaturen zunehmen. Ganz im Osten (Mosel-Vorland, Syrtal und Mosel) werden die niedrigsten Niederschlagsmengen und die höchsten Temperaturen verzeichnet (Abb. A4 und A5, Anhang A). Das Gutland gliedert sich in elf Naturraum- Einheiten (Abb. A1, Anhang A). Dabei sind die Naturräume Ösling-Vorland, Attert-Gutland, Eisch-Mamer-Gutland, Alzette-, Attert- und Mittelsauertal, Südliches Gutland, Rebierger Gutland sowie Pafebierger und Oetringer Gutland besonders interessant für Untersuchungen der Graslandvegetation. Die nachfolgende Beschreibung soll alle Naturräume kurz charakterisieren. Das Ösling-Vorland stellt den Übergangsbereich zwischen Ösling und Gutland dar und besteht aus Gesteinen des Trias (Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper). Der Sandstein (Voltziensandstein) des oberen Buntsandsteins ist weich und tonig. Zu den Formationen des Muschelkalks gehören der Muschelsandstein (Unterer Muschelkalk) und kalkige Dolomitgesteine (Mittlerer und Oberer Muschelkalk). Im Süden stehen Gipsmergel und bunte Mergel des Gipskeupers (Mittlerer Keuper) an. Die prägenden Böden sind lehmige und tonigsteinige Braunerden. Die aus dem Buntsandstein und Muschelsandstein hervorgegangenen Böden sind sandig-tonig, locker, leicht zu bearbeiten und fruchtbar und werden daher vorwiegend ackerbaulich genutzt. Besonders dort, wo der Buntsandstein vom Muschelsandstein überdeckt ist, sind die Böden fruchtbar (Lucius 1950). Ferrantia66 / 2011 Die Auenböden der Alzette, Attert- und Mittelsauer sind aus sandigen und lehmigen Flussablagerungen entstanden. Sie werden regelmäßig überschwemmt und sind sehr fruchtbar. Die Auen stellen ausgedehnte Grünlandgebiete dar. Auch die Talgründe der Nebenflüsse werden als feuchte Dauerwiesen genutzt. Im Norden und im zentralen Teil haben sich die Flüsse in die Formationen des Trias eingeschnitten, im Süden in den Luxemburger Sandstein (Unterer Lias). Das Klima des Alzette, Attert- und Mittelsauertals ist im Vergleich zu den umgebenden Gebieten wärmer und trockener. So fällt bei Mersch/Ettelbrück nur etwa 750 mm Jahresniederschlag, wohingegen in den umgebenden Naturräumen 800 bis 850 mm Niederschlag pro Jahr fallen. Der zentrale Teil des Gutlandes wird von Luxemburger Sandstein (gelber, kalkiger, harter Sandstein) eingenommen. Die Alzette zerschneidet das Sandstein- Plateau. Der westliche Teil gehört dem Eisch-Mamer- Gutland an, der östliche Teil des Sandstein-Plateaus wird vom Schooffielser und Müllerthaler Gutland eingenommen. Die sandigen, stark wasserdurchlässigen und folglich sehr nährstoffarmen z. T. podsoligen Böden des Sandplateaus sind bewaldet. Es finden sich dort große zusammenhängende Waldgebiete. Im Süden schließen an den Sandstein Lößlehme, Liaskalke und -mergel (Mergel und Kalke von Strassen) an. Die ton- und lehmhaltigen Böden dieser Schichten sind hingegen fruchtbarer und werden hauptsächlich ackerbaulich (abhängig vom Tongehalt) und nur zu einem geringen Anteil als Grünland genutzt. Auf den Plateaus kommen stellenweise lehmige Parabraunerden aus Lößlehm vor. Zwischen der Schichtstufenlandschaft des Muschelkalks und des Luxemburger Sandsteins, in weiten Teilen des Stegener Gutlandes sowie des Attert Gutlandes stehen ebenfalls Gipsmergel und bunte Mergel des Gipskeupers (Mittlerer Keuper) an. In ihren südlichen Teilen erfolgt der Übergang über rote Tone der Rhätschicht (Oberer Keuper) und Liasmergel zum Sandstein des Unteren Lias. Dolomitgesteine des Muschelkalks stehen in den nordöstlichen Teilen an (kalkreiche Braunerden). Die lehmig-tonigen bis tonigen zur Staunässe neigenden Braunerden, Lößlehme und Pelosole aus Mergelgestein bieten auch hier beste Bedingungen für Dauergrünland. Wohingegen die steinig-lehmigen Braunerden im nördlichen Bereich gut zu bearbeiten sind und vornehmlich zum Ackerbau genutzt werden. 21

S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />

stauende Böden, die hauptsächlich der Grünlandnutzung<br />

unterliegen. Eines der ausgedehntesten<br />

Grünlandgebiete erstreckt sich im Südwesten des<br />

Gutlandes (70 % der Flächennutzung). Ausgedehnte<br />

Wiesentäler finden sich zudem in den<br />

breiten Abschnitten der Täler der Alzette, Attert<br />

und Sauer sowie deren Nebenflüsse.<br />

Das Klima ist milder und größtenteils trockener<br />

im Vergleich zum Ösling. <strong>Die</strong> Lufttemperaturen<br />

liegen im Durchschnitt um 2 bis 3 °C höher und<br />

die jährlichen Niederschlagsmengen sind um<br />

rund 200 mm niedriger. Hinzu kommt eine bis zu<br />

20 Tage längere Vegetationsperiode. <strong>Die</strong> Jahresmitteltemperaturen<br />

betragen 8 bis 9,5 °C und die<br />

Jahresniederschläge schwanken zwischen 700 mm<br />

und 950 mm. Innerhalb des Gutlandes nimmt die<br />

mittlere Niederschlagsmenge auf etwa 750 mm<br />

von Westen nach Osten ab, während die Temperaturen<br />

zunehmen. Ganz im Osten (Mosel-Vorland,<br />

Syrtal und Mosel) werden die niedrigsten Niederschlagsmengen<br />

und die höchsten Temperaturen<br />

verzeichnet (Abb. A4 und A5, Anhang A).<br />

Das Gutland gliedert sich in elf Naturraum-<br />

Einheiten (Abb. A1, Anhang A). Dabei sind die<br />

Naturräume Ösling-Vorland, Attert-Gutland,<br />

Eisch-Mamer-Gutland, Alzette-, Attert- und<br />

Mittelsauertal, Südliches Gutland, Rebierger<br />

Gutland sowie Pafebierger und Oetringer Gutland<br />

besonders interessant für Untersuchungen der<br />

Graslandvegetation.<br />

<strong>Die</strong> nachfolgende Beschreibung soll alle Naturräume<br />

kurz charakterisieren. Das Ösling-Vorland<br />

stellt den Übergangsbereich zwischen Ösling<br />

und Gutland dar und besteht aus Gesteinen des<br />

Trias (Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper).<br />

Der Sandstein (Voltziensandstein) des oberen<br />

Buntsandsteins ist weich und tonig. Zu den<br />

Formationen des Muschelkalks gehören der<br />

Muschelsandstein (Unterer Muschelkalk) und<br />

kalkige Dolomitgesteine (Mittlerer und Oberer<br />

Muschelkalk). Im Süden stehen Gipsmergel und<br />

bunte Mergel des Gipskeupers (Mittlerer Keuper)<br />

an. <strong>Die</strong> prägenden Böden sind lehmige und tonigsteinige<br />

Braunerden. <strong>Die</strong> aus dem Buntsandstein<br />

und Muschelsandstein hervorgegangenen Böden<br />

sind sandig-tonig, locker, leicht zu bearbeiten<br />

und fruchtbar und werden daher vorwiegend<br />

ackerbaulich genutzt. Besonders dort, wo der<br />

Buntsandstein vom Muschelsandstein überdeckt<br />

ist, sind die Böden fruchtbar (Lucius 1950).<br />

<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011<br />

<strong>Die</strong> Auenböden der Alzette, Attert- und Mittelsauer<br />

sind aus sandigen und lehmigen Flussablagerungen<br />

entstanden. Sie werden regelmäßig<br />

überschwemmt und sind sehr fruchtbar. <strong>Die</strong><br />

Auen stellen ausgedehnte Grünlandgebiete dar.<br />

Auch die Talgründe der Nebenflüsse werden als<br />

feuchte Dauerwiesen genutzt. Im Norden und im<br />

zentralen Teil haben sich die Flüsse in die Formationen<br />

des Trias eingeschnitten, im Süden in den<br />

Luxemburger Sandstein (Unterer Lias). Das Klima<br />

des Alzette, Attert- und Mittelsauertals ist im<br />

Vergleich zu den umgebenden Gebieten wärmer<br />

und trockener. So fällt bei Mersch/Ettelbrück nur<br />

etwa 750 mm Jahresniederschlag, wohingegen in<br />

den umgebenden Naturräumen 800 bis 850 mm<br />

Niederschlag pro Jahr fallen.<br />

Der zentrale Teil des Gutlandes wird von Luxemburger<br />

Sandstein (gelber, kalkiger, harter Sandstein)<br />

eingenommen. <strong>Die</strong> Alzette zerschneidet das Sandstein-<br />

Plateau. Der westliche Teil gehört dem Eisch-Mamer-<br />

Gutland an, der östliche Teil des Sandstein-Plateaus<br />

wird vom Schooffielser und Müllerthaler Gutland<br />

eingenommen. <strong>Die</strong> sandigen, stark wasserdurchlässigen<br />

und folglich sehr nährstoffarmen z. T.<br />

podsoligen Böden des Sandplateaus sind bewaldet.<br />

Es finden sich dort große zusammenhängende<br />

Waldgebiete. Im Süden schließen an den Sandstein<br />

Lößlehme, Liaskalke und -mergel (Mergel und Kalke<br />

von Strassen) an. <strong>Die</strong> ton- und lehmhaltigen Böden<br />

dieser Schichten sind hingegen fruchtbarer und<br />

werden hauptsächlich ackerbaulich (abhängig vom<br />

Tongehalt) und nur zu einem geringen Anteil als<br />

Grünland genutzt. Auf den Plateaus kommen stellenweise<br />

lehmige Parabraunerden aus Lößlehm vor.<br />

Zwischen der Schichtstufenlandschaft des<br />

Muschelkalks und des Luxemburger Sandsteins,<br />

in weiten Teilen des Stegener Gutlandes sowie<br />

des Attert Gutlandes stehen ebenfalls Gipsmergel<br />

und bunte Mergel des Gipskeupers (Mittlerer<br />

Keuper) an. In ihren südlichen Teilen erfolgt der<br />

Übergang über rote Tone der Rhätschicht (Oberer<br />

Keuper) und Liasmergel zum Sandstein des<br />

Unteren Lias. Dolomitgesteine des Muschelkalks<br />

stehen in den nordöstlichen Teilen an (kalkreiche<br />

Braunerden). <strong>Die</strong> lehmig-tonigen bis tonigen zur<br />

Staunässe neigenden Braunerden, Lößlehme und<br />

Pelosole aus Mergelgestein bieten auch hier beste<br />

Bedingungen für Dauergrünland. Wohingegen<br />

die steinig-lehmigen Braunerden im nördlichen<br />

Bereich gut zu bearbeiten sind und vornehmlich<br />

zum Ackerbau genutzt werden.<br />

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