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Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs

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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />

war bekannt, wie die an magere Bedingungen<br />

angepassten Arten wie das Borstgras verdrängt<br />

und die wenig ertragbringenden Magerrasen in<br />

ertragsreiche Fettweiden mit wesentlich höherem<br />

Futterwert entwickelt werden konnten (Klapp<br />

1951, 1965). So sind fast alle Borstgrasrasen<br />

und Heiden in produktivere Flächen überführt<br />

worden. Ruthsatz et al. (2004) weisen auf die<br />

gezielte Bekämpfung der Borstgrasrasen in<br />

Hunsrück, Eifel und Westerwald durch Umbruch<br />

und Düngungsmaßnahmen ab 1950 hin.<br />

Damit verbunden wurden viele Grenzertragsstandorte<br />

immer unrentabler und fielen brach.<br />

Manz (1991) sieht die Sukzession nach Aufgabe<br />

der Nutzung als Hauptursache der Zerstörung<br />

und nennt als Folge der Sukzession – wie auch bei<br />

anderen Vegetationstypen – eine Abnahme der<br />

Artenzahlen. So kommt es nach dem Brachfallen<br />

zur Dominanz einzelner Arten. Persicaria bistorta,<br />

Deschampsia cespitosa, Molinia caerulea und Holcus<br />

mollis können je nach Wasserangebot dominant<br />

werden und die typischen Arten verdrängen.<br />

Gleichzeitig nehmen niedrigwüchsige Arten,<br />

darunter seltene Kennarten wie Viola canina und<br />

Polygala vulgaris, ab und verschwinden schließlich<br />

ganz. Gehölze wie Schlehe (Prunus spinosa), Besenginster<br />

(Cytisus scoparius) und Weiden (Salix spec.)<br />

besiedeln die nicht mehr genutzten Flächen (Manz<br />

1991, Peppler-Lisbach & Petersen 2001).<br />

In den darauf folgenden Jahrzehnten erfolgten<br />

weitere Eingriffe durch Flurbereinigungen, bei<br />

denen kleine Parzellen zu größeren, leichter zu<br />

bewirtschaftenden Flächen zusammengelegt<br />

wurden (Manz 1991). Dem Grünlandumbruch<br />

sind weitere Borstgrasrasen zum Opfer gefallen<br />

und in Ackerflächen umgewandelt worden.<br />

<strong>Die</strong>se Entwicklungen sind auch heute noch in der<br />

Landwirtschaft zu beobachten. <strong>Die</strong> Flächen, bei<br />

denen eine Bewirtschaftung nicht rentabel ist oder<br />

die aufgrund ihrer Lage nicht maschinell bewirtschaftet<br />

werden können, fallen zunehmend aus<br />

der Bewirtschaftung heraus. <strong>Die</strong> meisten Flächen<br />

werden auf der anderen Seite immer stärker intensiviert<br />

(Düngung, häufigere Schnitttermine usw.).<br />

Mit der Intensivierung der Landwirtschaft sind<br />

vermutlich viele feuchte Borstgrasrasen durch<br />

Entwässerung zerstört worden.<br />

Borstgrasrasen unterlagen somit einem dramatischen<br />

Rückgang innerhalb der letzten Jahrzehnte,<br />

besonders in den 50er und 60er Jahren des letzten<br />

Jahrhunderts. Sie wurden zunehmend zerstört<br />

202<br />

und aufgrund ihrer sehr geringen Produktivität<br />

(5 bis 25 dt/ha Heuertrag nach Peppler-Lisbach<br />

& Petersen 2001) meist aufgedüngt und in ertragreichere<br />

Flächen überführt, nicht mehr bewirtschaftet<br />

oder aufgeforstet. Zu der Zeit galten<br />

sie aufgrund ihrer zu geringen Produktivität<br />

als unerwünscht. Klapp schreibt 1965 (S. 323):<br />

„Angesichts der mutmaßlichen Zukunft unserer<br />

Landwirtschaft erhebt sich die Frage, ob man<br />

Borstgrasweiden verbessern oder sie nicht lieber<br />

aufforsten soll.“ Nach Manz (1991: 3) ist es daher<br />

„keineswegs verwunderlich, dass innerhalb<br />

weniger Jahrzehnte der größte Teil der Heiden und<br />

Borstgrasrasen aus der heimischen Landschaft<br />

verschwunden sind“. So waren Borstgrasrasen in<br />

den Mittelgebirgslagen früher deutlich häufiger<br />

verbreitet (z. B. im Westerwald, Bergmeier 1987;<br />

im Hunsrück und Eifel, Manz 1991; im Taunus,<br />

Nawrath 2005). Auch Schwickerath (1975) betont,<br />

dass das Arnicetum montanae im Hohen Venn<br />

noch weite Ausdehnung besitzt, in anderen<br />

Gebieten aber durch Umwandlung in Fettweiden<br />

verschwunden ist. Ebenso wird der Rückgang der<br />

Borstgrasrasen aus anderen Regionen geschildert,<br />

z. B. von Apitzsch (1963) aus dem Osterzgebirge,<br />

wo sie durch Aufforstung und bodenverbessernde<br />

Maßnahmen umgewandelt wurden.<br />

Als Ursachen für den deutschlandweiten Rückgang<br />

der Borstgrasrasen-Vorkommen nennen<br />

Peppler-Lisbach & Petersen (2001: 3) ebenso<br />

Nutzungsintensivierung sowie Nutzungsaufgabe<br />

und sprechen von „Relikten vergangener<br />

Landnutzungssysteme“. Der starke Rückgang ist<br />

eine Konsequenz der zunehmenden Nutzungsintensivierung<br />

(Peppler 1992). Gefährdet sind<br />

Borstgrasrasen zudem – heute sogar verstärkt –<br />

durch die zunehmende Eutrophierung aus der<br />

Luft (u. a. Ellenberg 1996). <strong>Die</strong> schlechte Situation<br />

wird dadurch verstärkt, dass die Rasen oftmals<br />

nur kleinflächig ausgebildet sind (Peppler-Lisbach<br />

& Petersen 2001).<br />

<strong>Die</strong>se angeführten Ursachen sind ebenso für<br />

den Rückgang der Borstgrasrasen in Luxemburg<br />

verantwortlich. Derzeit stellen die Verbrachung<br />

und die zunehmende Verbuschung eine<br />

der größten Gefahren dar (z. B. im Deifeburen<br />

bei Heinerscheid, Breechen bei Clervaux). Eine<br />

Bewirtschaftung solcher Flächen schien in den<br />

letzten Jahrzehnten nicht mehr lohnend. Darum<br />

sind viele Borstgrasrasen brach gefallen und<br />

verbuschen zunehmend.<br />

<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011

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