Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />
orte mit Borstgrasrasen bzw. Borstgras-Vorkommen<br />
nachgewiesen werden (unveröffentlichte Daten<br />
der Biotopkataster-Kartierung des Ministère de<br />
l'environnement de Luxembourg & Datenbank<br />
Recorder 6 MNHNL, Stand Juli 2009).<br />
Borstgrasrasen waren früher in Luxemburg sicher<br />
häufiger verbreitet als heute. Hinweise über die<br />
historische Verbreitung von Heiden (Borstgrasrasen<br />
und Heiden) in Luxemburg liefern die<br />
historischen Karten von Ferraris aus der Zeit<br />
zwischen 1770 und 1780 im Maßstab 1:11.250. Sie<br />
wurden von Noirfalise (1989) ausgewertet. Nach<br />
ihm bedeckten die Heideflächen im Ösling, in<br />
den Kantonen Wiltz, Vianden und Clervaux, etwa<br />
15.000 ha zum Ende des 18. Jahrhunderts. Das sind<br />
etwa 38 % der Gesamtfläche der drei genannten<br />
Kantone des Öslings. Nach Frisch (1984) hatten die<br />
Heideflächen 1845 sogar eine Ausdehnung von<br />
etwa 32.500 ha, das entspricht 22 % der landwirtschaftlichen<br />
Nutzfläche <strong>Luxemburgs</strong>. 1904 sind<br />
die Heideflächen auf etwa 8,8 % zurückgegangen.<br />
Sowohl Noirfalise (1989) als auch Frisch (1984)<br />
betonen die große Ausdehnung der Heiden (Rodund<br />
Ödland) in der Umgebung von Clervaux.<br />
Nach Frisch (1984) sind nach 1916 auch die letzten<br />
Ödlandflächen fast völlig verschwunden. Sie<br />
wurden in Äcker und Weideland umgewandelt.<br />
<strong>Die</strong> verbesserten Anbau- und Erntetechniken<br />
führten zu bedeutenden Ertragssteigerungen.<br />
Umfassende Floren aus dem 19. Jahrhundert<br />
(Tinant 1836, Koltz 1879) sowie die äusserst<br />
wertvollen Verbreitungskarten von Reichling<br />
(unveröffentlichte Karten) aus den 1950er und<br />
1960er Jahren geben weitere Hinweise auf die<br />
damalige Verbreitung. Während die Karten von<br />
Reichling genaue Angaben zur Verbreitung der<br />
Arten beinhalten (1x1 km² Raster), sind in den<br />
älteren Floren die Angaben zur Verbreitung oft sehr<br />
wage. Sie sind nur mit sehr groben Begriffen wie<br />
„commun“ („weit verbreitet“), „assez commun“<br />
(„ziemlich weit verbreitet“) oder „rare“ („selten“)<br />
eingestuft. Zum Teil sind auch nur die Vegetationstypen,<br />
in denen die jeweilige Art vorkommt, ohne<br />
Angabe der Häufigkeit genannt. Dennoch kann<br />
man Schlussfolgerungen aus dem Vergleich der<br />
heutigen mit der damaligen Verbreitung der Arten<br />
ziehen und auf die ehemalige Verbreitung der<br />
Borstgrasrasen und Heiden schließen. Fast alle der<br />
heute deutlich seltener werdenden Pflanzenarten<br />
der Borstgrasrasen – dies gilt ebenfalls für fast alle<br />
Arten der Magerwiesen – wurden vor 100 bis 200<br />
200<br />
Jahren als „weit verbreitet“ oder „ziemlich weit<br />
verbreitet“ eingestuft, meistens mit dem Zusatz<br />
„in den Ardennen“. Nardus stricta, Juncus squarrosus<br />
und Pedicularis sylvatica werden von Koltz<br />
(1879) als „weit verbreitet“ in Wiesen, Weiden,<br />
Heiden, Mooren sowie Magerrasen der Ardennen<br />
und als anderswo „selten“ angegeben. Danthonia<br />
decumbens, Polygala vulgaris und Lathyrus linifolius<br />
sind nach Koltz (1879) ebenso „weit verbreitet“<br />
und kommen in Weiden, Wiesen und Wäldern vor.<br />
Hingegen war Genistella sagittalis „selten“ in den<br />
Ardennen. Tinant (1836) führt für Arnica montana<br />
eine sehr häufige Verbreitung in den Ardennen, in<br />
Heiden und Bergwiesen an. Nach Koltz (1879) ist<br />
sie in den Ardennen mancherorts „ziemlich weit<br />
verbreitet“. Nach Colling (2005) gab es früher<br />
deutlich mehr Standorte von Arnica montana, von<br />
ehemals 14 Standorten gibt es nur noch vier. <strong>Die</strong><br />
Karten von Reichling (unveröffentlicht) zeigen<br />
die damalige Verbreitung. Nach Colling (mündl.<br />
Mitteilung) geht das Vorkommen von Arnika in<br />
den Sauerwisen bei Wahlhausen auf Versuchsanpflanzungen<br />
zurück, sodass dieses nicht berücksichtigt<br />
wird. <strong>Die</strong> Bärwurz (Meum athamanticum)<br />
wird von Schmithüsen (1940) als bezeichnende<br />
Art der atlantischen Heiden von Gebirgswiesen<br />
des Öslings erwähnt. In Koltz (1879) sind vier<br />
Ortschaften (Rambrouch, Neunhausen, Hoffelt,<br />
Hachiville) genannt, in deren Umgebung die<br />
Bärwurz verbreitet war. Meum wurde von<br />
Reichling nicht in seinen Karten (unveröffentlicht)<br />
aus den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts<br />
erwähnt. Aktuell sind zwei Fundorte<br />
bekannt. Reichling konnte in den genannten<br />
Jahren Juncus squarrosus an 12 Standorten<br />
beobachten. Heute sind nur noch vier Standorte<br />
bekannt: Sporbech bei Hoffelt, Elteschmuer bei<br />
Beaufort, Bredendall bei Derenbach, Sauerwisen<br />
bei Huldange (Owaller 2002, Reichling unveröffentlichte<br />
Karten, Datenbank Recorder 6 MnhnL<br />
& unveröffentlichte Daten der Biotopkataster-<br />
Kartierung des Ministère de l'environnement de<br />
Luxembourg). Pedicularis sylvatica, mit derzeit<br />
einem bekannten Standort in Luxemburg,<br />
wurde von Reichling an 15 Standorten gefunden<br />
(Reichling unveröffentlichte Karten, Schmidt<br />
1998). Nardus stricta war auch noch vor 50 Jahren<br />
weiter verbreitet. Reichling (unveröffentlichte<br />
Karten) gibt über 40 Standorte an, wohingegen<br />
heute noch 15 Standorte bekannt sind.<br />
Es gibt einige Pflanzenarten, die im angrenzenden<br />
Rheinland-Pfalz (Hunsrück, Eifel und<br />
<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011