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Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs

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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />

verwittert. Als Bodentypen der bodenfrischen<br />

Borstgrasrasen lassen sich nach mehreren Autoren<br />

(z. B. Klapp 1951, 1965, <strong>Die</strong>rschke & Vogel 1981,<br />

Peppler 1992, Peppler-Lisbach & Petersen 2001)<br />

hauptsächlich Ranker, Braunerde-Ranker und<br />

Braunerden finden, unter feuchteren Ausbildungen<br />

gibt es Übergänge zum Pseudogley.<br />

Unter Juncetum squarrosi-Beständen werden<br />

neben Pseudogleyen auch Anmoor- und Niedermoorböden<br />

erwähnt. Colling & Schotel (1990)<br />

haben im Rahmen ihrer vegetationsökologischen<br />

Untersuchung im Gebiet Sauerwisen (Standort<br />

der feuchten Ausbildung des Polygalo-Nardetum)<br />

ebenfalls Pseudogleye vorgefunden.<br />

Für die Nährstoff- und Wasserversorgung der<br />

Böden spielen die Klimabedingungen eine<br />

entscheidende Rolle. So ist die Lage in einem<br />

kühlen Klima eine weitere Bedingung für die<br />

Entstehung von Borstgrasrasen (Briemle et al.<br />

1991). <strong>Die</strong> höheren Lagen bieten diesbezüglich<br />

mit relativ niedrigen Temperaturen, einer kurzen<br />

Vegetationsperiode, hohen Niederschlägen<br />

und der damit verbundenen stärkeren Auswaschung,<br />

verringerten Bodenaktivität, Neigung zur<br />

Humusakkumulation und relativ langsameren<br />

Nährstofffreisetzung die besten Voraussetzungen<br />

(„Höhenkomplex“, <strong>Die</strong>rschke & Briemle 2002:<br />

101). Borstgrasrasen sind an atlantisch geprägte<br />

Klimagebiete gebunden.<br />

Verbreitung - früher und heute<br />

<strong>Die</strong> Vorkommen der Borstgrasrasen sind auf die<br />

Höhenlagen <strong>Luxemburgs</strong> und dort auf die sauren<br />

Böden des devonischen Öslings beschränkt.<br />

<strong>Die</strong> Mehrheit der luxemburgischen Nardeten<br />

kommt heute in 450 bis 500 m ü. NN vor. Es<br />

gibt nur wenige Vorkommen des Borstgrases in<br />

Luxemburg und nur wenige Nardeten. Darüber<br />

hinaus gibt es einige weitere Standorte, die ohne<br />

Nardus-Vorkommen dennoch über die typische<br />

Artenkombination verfügen und ebenfalls den<br />

Borstgrasrasen zugeordnet werden. <strong>Die</strong> Nardeten<br />

sind im Untersuchungsgebiet kleinräumig in<br />

Wiesen, Weiden und Brachegesellschaften eingebettet.<br />

Dabei verzahnen sie sich überwiegend mit<br />

Kleinseggenrieden (Caricion nigrae), Pfeifengrasreichen<br />

Wiesen, der Bistorta officinalis-Gesellschaft,<br />

dem Crepido-Juncetum acutiflori und auf<br />

trockeneren Standorten mit der Festuca rubra-<br />

Agrostis capillaris-Gesellschaft. Sie sind oftmals<br />

an Hängen oder an Kuppen auf flachgründigen<br />

Böden ausgebildet. Ihre Vorkommen sind meist<br />

<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011<br />

in ortsferner Lage. <strong>Die</strong> Mehrheit der noch existierenden<br />

Borstgrastriften ist sehr kleinflächig<br />

ausgebildet und nur wenige Quadratmeter groß.<br />

Oft ist es schwierig, die für eine Vegetationsaufnahme<br />

erforderliche Mindest-Bestandesgröße zu<br />

erreichen. Etwas größere Bestände finden sich in<br />

den Gebieten Braedmicht bei Mecher, Sauerwisen<br />

bei Wahlhausen und Conzefenn bei Wilwerdange.<br />

<strong>Die</strong> verbliebenen Borstgrasrasen sind als<br />

Relikte aufzufassen und hochgradig gefährdet.<br />

Es kann davon ausgegangen werden, dass die<br />

feuchte Molinia caerulea-Ausbildung des Polygalo-<br />

Nardetum im Untersuchungsgebiet etwas häufiger<br />

verbreitet ist als die bodenfrische Leontodon<br />

hispidus-Ausbildung. Das Juncetum squarrosi ist<br />

in Luxemburg nur von einem Standort bekannt,<br />

so dass das Polygalo-Nardetum die häufigere<br />

Assoziation ist. Vergleichbare Beobachtungen<br />

liefern Untersuchungen von Peppler (1992) für<br />

Deutschland, wonach das Juncetum squarrosi<br />

flächenmäßig weniger verbreitet ist als das<br />

Polygalo-Nardetum.<br />

<strong>Die</strong> Borstgrasrasen in Luxemburg werden unterschiedlich<br />

bewirtschaftet. <strong>Die</strong> Gebiete Braedmicht<br />

bei Mecher, Auf Falbich (Brackelsbaach) bei<br />

Troine und Rittefenn bei Hautbellain/Basbellain<br />

sowie kleine Reliktflächen bei Weicherdange<br />

(Pessenheck), Feulen (Leiterwald), Enscherange<br />

(Rosendall) und Dellen (Konekämpchen, Mäschescheierchen)<br />

werden als extensiv genutzte Weiden<br />

(i. d. R. mit Rindern) bewirtschaftet. <strong>Die</strong> Gebiete<br />

Sauerwisen bei Wahlhausen und Lukeschbaach<br />

bei Binsfeld sowie die Schutzgebiete Conzefenn<br />

bei Wilwerdange und Ramescher bei Wincrange<br />

werden gemäht. Dabei sind dies Bestände, die<br />

aus der landwirtschaftlichen Nutzung herausgefallen<br />

sind und durch eine jährliche Mahd<br />

gepflegt werden. Brachliegende Nardeten sind<br />

im Gebiet Deifeburen bei Heinerscheid, Breichen<br />

bei Weicherdange und Sauerwisen bei Huldange<br />

vorhanden.<br />

Weitere Borstgrasrasen-Relikte, von denen allerdings<br />

keine Vegetationsaufnahmen vorliegen,<br />

sind nach Dahlem & Schotel (2004) und Dahlem<br />

& Schiltz (2005) in folgenden Gebieten zu finden:<br />

Breedenthal bei Oberwampach (beweidet), Op<br />

Baerel bei Lellingen (brach, z. T. beweidet), Borby<br />

bei Troine (Vorkommen von Juncus squarrosus; brach,<br />

z. T. beweidet) und Sporbaach bei Hoffelt/Troine<br />

(beweidet). Im Rahmen der Kartierungen zum<br />

Biotopkataster konnten bislang weitere sieben Stand-<br />

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