Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />
caerulea, Galium uliginosum, Achillea ptarmica,<br />
Myosotis scorpioides agg., Lychnis flos-cuculi,<br />
Angelica sylvestris und Valeriana dioica, die für<br />
diese Ausbildung bezeichnend sind. Einige dieser<br />
Feuchtezeiger sind auch gleichzeitig Differentialarten<br />
des Juncetum squarrosi (Peppler 1992). Das<br />
häufige Auftreten einiger Feuchtezeiger (z. B.<br />
Molina caerulea und Carex panicea) beschreibt<br />
Peppler (1992) als auffällig im Polygalo-Nardetum<br />
der Eifel.<br />
<strong>Die</strong>se bodenfeuchte Ausbildung müsste dem<br />
überregionalen Molinia caerulea-Feuchtetyp<br />
von Peppler (1992) entsprechen. Sie leitet zum<br />
Juncetum squarrosi und den Kleinseggenrieden<br />
über. Zu den Differentialarten gehören nach<br />
Peppler (1992): Molinia caerulea, Carex pallescens,<br />
C. panicea, Cirsium palustre, Juncus conglomeratus,<br />
Lotus pedunculatus und Deschampsia cespitosa.<br />
<strong>Die</strong>se Ausbildung ist deutlich feuchter als die<br />
Ausbildung mit Leontodon hispidus und repräsentiert<br />
den feuchtesten Flügel des Polygalo-Nardetum.<br />
Der mittlere Feuchtezeigerwert beträgt mF 6,8.<br />
<strong>Die</strong> mittleren Reaktions- und Stickstoffzeigerwerte<br />
sind denen der frischen Ausbildung ähnlich<br />
(mR 4,2; mN 3,4), wobei der mittlere R-Wert etwas<br />
niedriger ist.<br />
Als typische Arten der Borstgrasrasen kommen<br />
einige Violion-Arten vor: Danthonia decumbens,<br />
Festuca ovina agg., Luzula multiflora subsp. congesta<br />
und Galium saxatile. Luzula multiflora subsp.<br />
congesta kommt nur in dieser Ausbildung vor.<br />
Kennarten des Polygalo-Nardetum fehlen jedoch,<br />
vermutlich aufgrund der höheren Bodenfeuchtigkeit<br />
oder etwas schlechteren Basenversorgung.<br />
Peppler (1992) hat ebenso Borstgrasrasen der Eifel<br />
beobachten können, in denen Polygala vulgaris<br />
und Viola canina nur mit geringer Stetigkeit<br />
vorkommen und sich auf die basenreicheren<br />
Ausbildungen bzw. Standorte beschränken. <strong>Die</strong>s<br />
beschreibt Peppler (1987) auch aus dem Werra-<br />
Meißner-Gebiet (Fulda-Werra-Bergland).<br />
<strong>Die</strong> an Assoziations- bzw. Unterverbands-<br />
Kennarten verarmten Bestände des Untersuchungsgebietes<br />
können aber aufgrund ihrer Artenkombination<br />
und des Vorhandenseins der Verbands-<br />
Kennarten zwanglos dem Polygalo-Nardetum<br />
zugeordnet werden.<br />
Unter den hochsteten Ordnungskennarten sind<br />
Potentilla erecta, Nardus stricta, Luzula multiflora<br />
und Carex ovalis. Arnica montana tritt nur in dieser<br />
<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011<br />
feuchten Ausbildung auf. Weiterhin kommen<br />
viele Arten des Wirtschaftsgrünlandes vor, von<br />
denen Holcus lanatus, Ranunculus acris, Rumex<br />
acetosa, Vicia cracca und Cerastium fontanum subsp.<br />
vulgare hochstet sind. <strong>Die</strong> Arten des Wirtschaftsgrünlandes<br />
weiterer Amplitude sind neben den<br />
Arten der Feuchtwiesen prägend. Arten der<br />
Arrhenatheretalia fehlen dieser bodenfeuchten<br />
Ausbildung fast gänzlich. Zahlreiche Arten weisen<br />
auf oligotrophe, saure Bedingungen hin (z. B. Viola<br />
palustris, Galium saxatile, Carex echinata, Nardus<br />
stricta, Arnica montana, Carex pilulifera, Veronica<br />
officinalis, Deschampsia flexuosa, Calluna vulgaris).<br />
<strong>Die</strong> Pflanzen der Borstgrasrasen sind größtenteils<br />
Magerkeitszeiger und gleichzeitig Säurezeiger<br />
(u. a. <strong>Die</strong>rschke & Vogel 1981).<br />
<strong>Die</strong> bodenfeuchten Borstgrasrasen (Ausbildung<br />
mit Molinia caerulea) werden von Gräsern dominiert<br />
und weisen deutlich weniger Kräuter auf. Daher<br />
liegen ihre Artenzahlen auch unter denen der<br />
basenreicheren Standorte (mAZ 33). <strong>Die</strong> Farbenvielfalt<br />
der frischen Ausbildung fehlt ihnen. Ein<br />
Unterschied zeigt sich in der Bewirtschaftung. <strong>Die</strong><br />
meisten untersuchten Flächen dieser Ausbildung<br />
werden gemäht (Pflegemahd). Solche nassen<br />
Bereiche können auch in Viehweiden auftreten,<br />
zwei untersuchte Bestände befinden sich in Weiden.<br />
Oberdorfer (1993e) erwähnt eine wechselfeuchte<br />
Subassoziation, das Polygalo vulgaris-Nardetum<br />
strictae molinietosum, geht aber nicht weiter auf<br />
Trennarten ein. Bettinger (1996, 2002) weist diese<br />
Subassoziation für die saarländischen Borstgrasrasen<br />
aus. Nach ihm vermittelt sie mit Wechselfeuchtezeigern<br />
wie Succisa pratensis, Stachys officinalis<br />
und Selinum carvifolia zu den Pfeifengraswiesen<br />
und zu den Waldbinsen-Wiesen. <strong>Die</strong>se<br />
Subassoziation steht der hier ausgewiesenen<br />
feuchten Ausbildung des Untersuchungsgebietes<br />
nahe. Auch die von Goebel (1995) ausgewiesene<br />
Subassoziation von Juncus conglomeratus sowie die<br />
Carex panicea-Ausbildung von Wolf (1979) weisen<br />
Ähnlichkeiten mit der eigenen Molinia caerulea-<br />
Ausbildung auf.<br />
<strong>Die</strong> Ausbildung mit Molinia des Polygalo-Nardetum<br />
steht dem Juncetum squarrosi sehr nahe. In Arbeiten<br />
über Borstgrasrasen in Luxemburg (z. B. Dahlem &<br />
Schiltz 2008) werden solche feuchten Bestände dem<br />
Juncetum squarrosi zugeordnet (bspw. Conzefenn<br />
bei Wilwerdange). Aufgrund der fehlenden Assoziationskennarten<br />
werden diese Vegetationsaufnahmen<br />
in vorliegender Arbeit jedoch nicht dem<br />
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