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Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs

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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />

<strong>Die</strong> vier Regionen unterscheiden sich sowohl in<br />

ihrer Geologie und Geomorphologie als auch in<br />

ihrem Klima und werden im Folgenden näher<br />

beschrieben.<br />

2.1.1 Das Ösling<br />

Das Ösling umfasst etwa ein Drittel der Landesfläche<br />

(828 km²) und erstreckt sich über den<br />

Norden von Luxemburg. Es besteht aus einem<br />

Hochplateau, das von tiefen, steilen Bach- und<br />

Flusstälern zerschnitten wird. Geologisch gehört<br />

es zum Ardennisch-Rheinischen Schiefergebirge<br />

(variskisches Faltungsgebiet der Ardennen und<br />

des Rheinischen Schiefergebirges), genauer zum<br />

Eifel-Synklinorium (Wiltzer Mulde) (Walter 2007).<br />

Es bildet den Übergang zwischen der deutschen<br />

Eifel und den belgischen Ardennen. Der Untergrund<br />

des Öslings wird von Gesteinen des Unterdevons<br />

(Siegen- und Ems-Stufe), Tonschiefern<br />

und Quarziten gebildet.<br />

<strong>Die</strong> Tonschiefer werden in grob geschieferte<br />

Gesteine (Schiefer), feingeschieferte Gesteine<br />

mit weitgehender Spaltbarkeit (Phylladen) und<br />

Dachschiefer (Verwendung u. a. bei großer Spaltbarkeit)<br />

untergliedert. <strong>Die</strong> sandigen Gesteine sind<br />

Quarzsandstein, Sandstein und Quarzit. Im Allgemeinen<br />

sind die Böden des Öslings nährstoffarm<br />

und vorwiegend flachgründig. <strong>Die</strong> Tonschiefer<br />

liefern lehmige, leicht abschwemmbare Verwitterungsböden,<br />

wohingegen die quarzreichen<br />

Sandsteine einen sandigen Schuttboden hervorbringen<br />

(Lucius 1950).<br />

<strong>Die</strong> aus der Verwitterung der sauren devonischen<br />

Schiefer, Phylladen und Sandsteine hervorgegangenen<br />

Böden sind steinig-lehmige, meist<br />

basenarme Braunerden, die größtenteils gering<br />

oder gar nicht vernässt sind. In Hanglagen<br />

sind die Böden sehr flachgründig (Ranker). <strong>Die</strong><br />

nährstoffarmen Böden sind nur bedingt für die<br />

landwirtschaftliche Nutzung geeignet, so dass<br />

die forstliche Nutzung überwiegt. Das Ösling ist<br />

die waldreichste Gegend des Landes (55 % der<br />

gesamten Waldfläche <strong>Luxemburgs</strong>); besonders die<br />

steilen, z. T. schwer zu bewirtschaftenden Hänge<br />

sind waldbedeckt. <strong>Die</strong> Hochflächen werden von<br />

den tiefgründigeren lehmigen Schiefer-Verwitterungsböden<br />

geprägt.<br />

Dort, wo die Verwitterungsdecke nicht der<br />

Abtragung unterlag, ist sie oft mehrere Meter<br />

<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011<br />

mächtig (Lucius 1950). <strong>Die</strong>se Verwitterungsböden<br />

werden hauptsächlich ackerbaulich genutzt.<br />

Grünland findet sich vor allem in Talauen, aber<br />

auch auf der Hochebene. <strong>Die</strong> feuchten Talauen<br />

werden größtenteils als Viehweiden genutzt.<br />

<strong>Die</strong> Hochebenen des Öslings reichen von 300<br />

bis 560 m ü. NN, wobei die mittlere Höhe etwa<br />

450 m ü. NN beträgt. <strong>Die</strong> höchste Erhebung mit<br />

560 m ü. NN liegt bei Wilwerdange (Kneiff).<br />

Damit kann das Ösling der kollinen bis submontanen<br />

Höhenstufe zugeordnet werden, mit<br />

einigen Erhebungen bis in die untere montane<br />

Stufe. Zahlreiche Bäche und Flüsse (Sauer, Wiltz,<br />

Clierf, Blees und Our) zerschneiden die Hochplateaus<br />

in tiefeingeschnittene Täler. Im Ourtal sinkt<br />

das Niveau auf 220 m ü. NN.<br />

Das Klima des Öslings unterscheidet sich deutlich<br />

von den anderen Landesteilen. Es ist kühl und<br />

niederschlagsreich im Vergleich zum Süden des<br />

Landes. <strong>Die</strong> jährliche Niederschlagsmenge liegt<br />

zwischen 850 und 1000 mm, die mittleren Jahrestemperaturen<br />

liegen zwischen 7 und 8,5 °C (1971-<br />

2000, Pfister et al. 2005) (Abb. A4 und A5, Anhang<br />

A). Damit verbunden ist eine hohe Anzahl an<br />

Frosttagen (über 100 Tage), eine länger anhaltende<br />

Schneedecke im Winter und eine vergleichsweise<br />

kürzere Vegetationsperiode (im Mittel 150<br />

bis 160 Tage; in den Flusstälern bis 170 Tage; bei<br />

> 10 °C). <strong>Die</strong>se Bedingungen zeigen eine montane<br />

Ausprägung des Klimas an. <strong>Die</strong> mittlere Lufttemperatur<br />

der Sommermonate (Mai bis September)<br />

liegt zwischen 13 und 15 °C. <strong>Die</strong> Täler der Flüsse<br />

(Our, Wiltz etc.) sind klimatisch etwas begünstigt<br />

mit einer Jahresmitteltemperatur von 8 bis 9 °C<br />

(14 bis 15 °C in den Sommermonaten) und 800 bis<br />

900 mm Jahresniederschlag.<br />

Das Ösling wird in vier Untereinheiten (Wuchsbezirke)<br />

gegliedert (Abb. A1, Anhang A): das<br />

Nördliche Hochösling, das Südliche Hochösling,<br />

das Obersauer-, Wiltz-, Clierf- und Bleestal sowie<br />

das Ourtal. Der Nordwesten und Norden des<br />

Öslings (Nördliches Hochösling) werden durch<br />

Hochebenen mit gering eingetieften Muldentälern<br />

charakterisiert. In ihnen konnten sich wegen<br />

des stauenden Untergrundes (Anhäufung des<br />

undurchlässigen, tonigen Verwitterungslehmes,<br />

Lucius 1950) und der Morphologie viele Feuchtgebiete<br />

ausbilden. Hingegen bestimmen tief<br />

eingeschnittene Kerbtäler der Sauer (Oberlauf),<br />

Wiltz, Clierf und Blees das Landschaftsbild im<br />

Süden des Öslings. Das Tal der Obersauer bildet<br />

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