Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs

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24.07.2013 Aufrufe

S. Schneider Die Graslandgesellschaften Luxemburgs 186 Abb. 106: Kalk-Halbtrockenrasen mit Gentianella germanica bei Oberanven. Foto: S. Schneider, 26.08.2008. Molinion-Art, kommt aber auch in wechselfrischen Halbtrockenrasen vor (Oberdorfer 2001). Da er bis ca. 60 cm hoch wird, wirkt er beschattend (Steinbach 2003). Die mittlere Artenzahl dieser Ausbildung beträgt 37. Die Ausbildung ist zum Beispiel im Gebiet Weimericht bei Junglinster oder südlich des Beddelbësch bei Blaschette zu finden. Die Wechselfeuchtigkeit einiger Bestände wird durch das Vorkommen von Succisa pratensis und Serratula tinctoria bestätigt (lfd.-Nr. 17 bis 19). Der erste Aufnahme-Block in Tab. C20 (lfd.-Nr. 1 bis 15) umfasst die floristisch wertvollsten Kalk-Halbtrockenrasen mit seltenen Orchideen- und Enzianarten (Ausprägung mit seltenen Orchideen- und Enzianarten). Diese Gruppe wird aufgrund der schwachen und seltenen Differentialarten nicht als Ausbildung, sondern lediglich als Ausprägung abgetrennt. Zu den besonderen Arten gehören Ophrys insectifera, Gymnadenia conopsea, Ophrys apifera, Himantoglossum hircinum, Orchis anthropophora, Ophrys fuciflora, Orchis militaris, Anacamptis pyramidalis sowie Gentianella germanica (Abb. 106) und G. ciliata. Darüber hinaus sind etwas weiter verbreitete Orchideen zu finden; einige von ihnen haben ihren soziologischen Schwerpunkt in Wäldern: Listera ovata, Orchis purpurea, Platanthera chlorantha, Cephalanthera damasonium, Platanthera bifolia, Dactylorhiza maculata, Orchis mascula und Epipactis muelleri. Hinzu kommen weitere seltene Arten wie beispielsweise Trifolium ochroleucon, Peucedanum cervaria und Stachys recta. Eine Ausprägung auf versauerten Böden, mit azidophilen Arten (Luzula campestris, Genista sagittalis, Danthonia decumbens, Agrostis capillaris) – wie sie in der Literatur hin und wieder erwähnt wird (Oberdorfer & Korneck 1976, Goebel 1995, Jandt 1999, Nawrath 2005 u. a.) – konnte anhand des vorliegenden Aufnahmematerials nicht nachgewiesen werden. Ökologie Die Trespen-Halbtrockenrasen siedeln auf basenreichen, meist kalkreichen, flachgründigen und steinigen, trockenen bis wechseltrockenen, nährstoffarmen Rendzinen oder Braunerden mit geringer Wasserspeicherkapazität (vgl. Ellenberg 1996). Sie kommen vorwiegend auf geneigten, südexponierten, wärmebegünstigten Hängen vor. An diese hinsichtlich des Wärme- und Wasserhaushaltes extremen Standortbedingungen sind Ferrantia66 / 2011

S. Schneider Die Graslandgesellschaften Luxemburgs die konkurrenzschwachen und anspruchslosen Magerrasenpflanzen anatomisch und ökophysiologisch angepasst (Ellenberg 1996). Die tonigen Verwitterungsböden der Steinmergelkeuper trocknen im Sommer stark aus. Die bunten, grauen und violetten Mergel und Tone sind stellenweise gut aufgeschlossen und bilden markante Oberflächenformen. Auf den offenen Bereichen der Keuper-Hänge, auch als Keuper- Scharren bezeichnet, gibt es als Folge einer raschen Verwitterung und Abtragung des Steinmergel- Keuper unterschiedlich tiefe Erosionsrinnen. Verbreitung Die Bromion-Verbandsgesellschaft findet sich in Luxemburg fast ausschließlich auf den Böden des Steinmergelkeuper. Folglich liegt das Hauptverbreitungsgebiet der Kalkmagerrasen im zentralen Osten des Landes (vor allem im Naturraum Pafebierger und Oetringer Gutland). Besonders zahlreich sind sie in den Gemeinden Junglinster und Mersch ausgebildet. Sie sind räumlich eng mit Trespen- und Salbei-Glatthaferwiesen sowie mit Gesellschaften der thermophilen Säume und Magerweiden verzahnt. Ferrantia66 / 2011 Abb. 107: Halbtrockenrasen-Komplex bei Junglinster. Foto: S. Schneider, 15.06.2008. Die vorliegende Beschreibung beruht auf 119 Vegetationsaufnahmen, wovon ein Großteil aus dem Gebiet Weimericht bei Junglinster (Abb. 107) und von kleineren Magerrasen um Junglinster stammen. Daneben gibt es Aufnahmen aus bekannten Gebieten wie der Aarnescht, dem Amberkneppchen, den Gebieten Bakes und Stackbur (bei Nommern, Medernach), dem Gebiet unterhalb des Beddelbësch (bei Blaschette) und einigen kleinflächigen reliktischen Standorten. Ihre floristische Ähnlichkeit (s. Artenzusammensetzung und Untergliederung) verdanken die Magerrasen dem weitgehend einheitlichen geologischen Ausgangssubstrat. Die gut ausgestatteten und artenreichen Kalk- Magerrasen sind fast nur noch in Naturschutzgebieten zu finden. Sie spielen im genutzten Grasland eine untergeordnete Rolle. Einige Magerweiden (z. B. in der Gegend um Mersch und Junglinster) weisen noch Arten der Halbtrockenrasen auf. Dies sind ehemalige Halbtrockenrasen, deren charakteristische Artenzusammensetzung durch intensive Beweidung mit Rindern und Düngung so sehr verändert wurde, dass sie dem Cynosurion zugeordnet werden müssen. 187

S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />

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Abb. 106: Kalk-Halbtrockenrasen mit Gentianella germanica bei Oberanven.<br />

Foto: S. Schneider, 26.08.2008.<br />

Molinion-Art, kommt aber auch in wechselfrischen<br />

Halbtrockenrasen vor (Oberdorfer 2001).<br />

Da er bis ca. 60 cm hoch wird, wirkt er beschattend<br />

(Steinbach 2003). <strong>Die</strong> mittlere Artenzahl dieser<br />

Ausbildung beträgt 37. <strong>Die</strong> Ausbildung ist zum<br />

Beispiel im Gebiet Weimericht bei Junglinster oder<br />

südlich des Beddelbësch bei Blaschette zu finden.<br />

<strong>Die</strong> Wechselfeuchtigkeit einiger Bestände wird<br />

durch das Vorkommen von Succisa pratensis und<br />

Serratula tinctoria bestätigt (lfd.-Nr. 17 bis 19).<br />

Der erste Aufnahme-Block in Tab. C20 (lfd.-Nr.<br />

1 bis 15) umfasst die floristisch wertvollsten<br />

Kalk-Halbtrockenrasen mit seltenen Orchideen-<br />

und Enzianarten (Ausprägung mit seltenen<br />

Orchideen- und Enzianarten). <strong>Die</strong>se Gruppe wird<br />

aufgrund der schwachen und seltenen Differentialarten<br />

nicht als Ausbildung, sondern lediglich als<br />

Ausprägung abgetrennt. Zu den besonderen Arten<br />

gehören Ophrys insectifera, Gymnadenia conopsea,<br />

Ophrys apifera, Himantoglossum hircinum, Orchis<br />

anthropophora, Ophrys fuciflora, Orchis militaris,<br />

Anacamptis pyramidalis sowie Gentianella germanica<br />

(Abb. 106) und G. ciliata. Darüber hinaus sind etwas<br />

weiter verbreitete Orchideen zu finden; einige von<br />

ihnen haben ihren soziologischen Schwerpunkt in<br />

Wäldern: Listera ovata, Orchis purpurea, Platanthera<br />

chlorantha, Cephalanthera damasonium, Platanthera<br />

bifolia, Dactylorhiza maculata, Orchis mascula und<br />

Epipactis muelleri. Hinzu kommen weitere seltene<br />

Arten wie beispielsweise Trifolium ochroleucon,<br />

Peucedanum cervaria und Stachys recta.<br />

Eine Ausprägung auf versauerten Böden, mit<br />

azidophilen Arten (Luzula campestris, Genista sagittalis,<br />

Danthonia decumbens, Agrostis capillaris) – wie<br />

sie in der Literatur hin und wieder erwähnt wird<br />

(Oberdorfer & Korneck 1976, Goebel 1995, Jandt<br />

1999, Nawrath 2005 u. a.) – konnte anhand des<br />

vorliegenden Aufnahmematerials nicht nachgewiesen<br />

werden.<br />

Ökologie<br />

<strong>Die</strong> Trespen-Halbtrockenrasen siedeln auf basenreichen,<br />

meist kalkreichen, flachgründigen<br />

und steinigen, trockenen bis wechseltrockenen,<br />

nährstoffarmen Rendzinen oder Braunerden mit<br />

geringer Wasserspeicherkapazität (vgl. Ellenberg<br />

1996). Sie kommen vorwiegend auf geneigten,<br />

südexponierten, wärmebegünstigten Hängen vor.<br />

An diese hinsichtlich des Wärme- und Wasserhaushaltes<br />

extremen Standortbedingungen sind<br />

<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011

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