Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
S. Schneider Die Graslandgesellschaften Luxemburgs aufgrund der symbiontischen Stickstofffixierung aus der Luft einen Konkurrenzvorteil gegenüber anderen, nicht stickstofffixierenden Arten. Des Weiteren kommen eine Reihe von Arten des mesophilen Graslandes vor: Leucanthemum vulgare, Centaurea jacea s. l., Lotus corniculatus, Plantago lanceolata, Achillea millefolium, Trisetum flavescens, Knautia arvensis und weitere. Zudem treten eine Vielzahl an typischen Begleitern der Halbtrockenrasen auf. Dazu gehören beispielsweise weitere Magerkeits- und Basenzeiger bzw. Pflanzen ruderaler Standorte wie Daucus carota, Plantago media, Briza media, Thymus pulegioides, Potentilla reptans und Hieracium pilosella. Genista tinctoria, Gymnadenia conopsea und Linum catharticum kommen häufig an wechselfeuchten Standorten in den untersuchten Halbtrockenrasen vor (Abb. 104). Arten der Origanetalia vulgaris sind stet im Aufnahmematerial vorhanden. Zum Teil sind die Halbtrockenrasen sehr stark verbuscht, häufig mit Schlehen (Prunus spinosa), Rosen sowie Weißdorn (Crataegus monogyna, C. laevigata). Die entstandenen Gebüschgruppen tragen zwar 184 Abb. 104: Kalk-Halbtrockenrasen, Aspekt mit Genista tinctoria und Gymnadenia conopsea, bei Oberanven. Foto: S. Schneider, 26.06.2008. zur Strukturvielfalt bei, sie verändern aber auch kleinräumig das Mikroklima (Beschattung, Konkurrenz) und verdrängen die licht- und wärmebedürftigen Magerrasen-Pflanzen. Neben unterschiedlich hohen Sträuchern oder Bäumen ist auf den ehemals offenen Flächen eine beträchtliche Anzahl an Junggehölzen zu beobachten. Dies zeigt die starke Unterbeweidung der Flächen an. Auf einigen Standorten kommt Juniperus communis (Wacholder) vor (z. B. in den Gebieten Geyersknapp bei Bech und Amberkneppchen bei Imbringen). Weitere erwähnenswerte Gehölze sind Daphne mezereum und Sorbus torminalis. Mit einer mittleren Artenzahl von 37 Arten sind die Trespen-Halbtrockenrasen ähnlich artenreich wie die mageren Glatthaferwiesen (Sanguisorba minor-Ausbildungsgruppe). Untergliederung Das Artengefüge der Trespen-Halbtrockenrasen ist in Luxemburg sehr einheitlich. Eine Gliederung wie sie in der überregionalen Literatur für das Gentiano-Koelerietum zu finden ist (Möseler 1989, Schmidt M. 1994, Becker C. 1996, Rost 1996, Becker 1998, Jandt 1999 u. a.) fehlt hier. Eine sehr detaillierte Differenzierung der Halbtrockenrasen im Untersuchungsgebiet haben Mersch & Weber (1993) für das Gebiet Weimericht bei Junglinster vorgenommen. Eine Untergliederung des vorliegenden Aufnahmematerials hinsichtlich der Bewirtschaftungsweise ist zum Teil möglich. Die Trennung zwischen beweideten und brachliegenden Flächen lässt sich allerdings nicht in allen Fällen klar erkennen. Auch die brachliegenden Rasen können nicht weiter differenziert werden. Die Saum- und Gehölzpflanzen streuen über das gesamte Aufnahmematerial und können folglich nicht zur Differenzierung herangezogen werden. Dies ist durch die größtenteils sehr extensive Beweidung oder fehlende Nutzung begründet. Die Mehrheit der Bestände ist als versaumte Ausprägung anzusehen. Eine Differenzierung nach einem Feuchtegradient ist nicht möglich, da Wechselfeuchtezeiger wie Genista tinctoria im gesamten Aufnahmematerial vorkommen. Auch die Basenversorgung lässt kaum Unterschiede erkennen; die mittleren Reaktionswerte schwanken zwischen mR 6,8 und 7,6 (mittlerer R-Zeigerwert aller Aufnahmen mR 7,3). Ferrantia • 66 / 2011
S. Schneider Die Graslandgesellschaften Luxemburgs Die Nährstoffversorgung kann als Kriterium zur Differenzierung herangezogen werden. Auf den etwas besser nährstoffversorgten, tiefgründigeren Böden treten Frische- und Nährstoffzeiger des Wirtschaftsgrünlandes, vorwiegend der Viehweiden verstärkt auf. Zur Differentialartengruppe der Ausbildung mit Trifolium pratense gehören Ranunculus bulbosus, Lolium perenne, Phleum pratense, Senecio jacobaea, Bellis perennis, Dactylis glomerata, Cynosurus cristatus, Trifolium repens, Cerastium fontanum subsp. vulgare, Poa trivialis und Trifolium dubium. Sie kennzeichnen Halbtrockenrasen, die extensiv, meist mit Rindern, beweidet werden. Die Ausbildung mit Trifolium pratense wird in eine differentialartenlose Variante und in eine Variante mit Bunium bulbocastanum untergliedert. Zu den differenzierenden Arten gehören Pflanzenarten der Ruderal- und Ackergesellschaften: Geranium dissectum, Bunium bulbocastanum, Cirsium vulgare, Bromus hordeaceus, Myosotis arvensis, Erophila verna, Veronica agrestis und Lathyrus tuberosus. Brometaliaund Festuco-Brometea-Arten treten in dieser Variante zurück. Einige dieser Flächen wurden früher wohl beackert (Mersch & Weber 1993). Der Ferrantia • 66 / 2011 Abb. 105: Kalk-Halbtrockenrasen, Aspekt mit Inula salicina, bei Oberanven. Foto: S. Schneider, 26.06.2008. mittlere N-Zeigerwert erreicht hier den höchsten Wert aller Untereinheiten mit mN 4,2 (differentialartenlose Variante mN 3,5). Weiterhin kann eine differentialartenlose Ausbildung ausgegliedert werden. Ihr sind vorwiegend brachliegende Halbtrockenrasen zugeordnet. Die mittlere Artenzahl beträgt 33. Brachypodium pinnatum tritt gelegentlich mit hohen Deckungsgraden (Deckung > 3) auf. Die Fiederzwenke kann sich mit ihren langen Kriechtrieben schnell ausbreiten. Oft bildet sie einen dichten Filz, der die lichtbedürftigen Magerrasenpflanzen unterdrückt. Diese stark vergrasten Bestände fallen im Herbst und Winter durch ihre hellbraune, z. T. mächtige Streuauflage auf. Einige Aufnahmen zeichnen sich durch einen hohen Anteil an Saumpflanzen aus. Lokal tritt die Ausbildung mit Inula salicina auf. Inula salicina bildet vor allem in brachliegenden Kalk-Magerrasen herdenartige Dominanzbestände aus (Deckung > 2a) (Abb. 105). Der Weiden-Alant (Inula salicina) kann sich als Wurzelkriech-Pionier rasch in nicht oder sehr extensiv genutzten Halbtrockenrasen ausbreiten. Er gilt als 185
- Seite 133 und 134: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 135 und 136: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 137 und 138: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 139 und 140: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 141 und 142: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 143 und 144: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 145 und 146: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 147 und 148: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 149 und 150: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 151 und 152: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 153 und 154: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 155 und 156: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 157 und 158: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 159 und 160: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 161 und 162: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 163 und 164: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 165 und 166: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 167 und 168: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 169 und 170: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 171 und 172: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 173 und 174: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 175 und 176: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 177 und 178: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 179 und 180: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 181 und 182: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 183: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 187 und 188: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 189 und 190: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 191 und 192: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 193 und 194: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 195 und 196: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 197 und 198: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 199 und 200: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 201 und 202: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 203 und 204: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 205 und 206: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 207 und 208: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 209 und 210: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 211 und 212: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 213 und 214: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 215 und 216: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 217 und 218: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 219 und 220: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 221 und 222: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 223 und 224: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 225 und 226: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 227 und 228: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 229 und 230: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 231 und 232: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 233 und 234: S. Schneider Die Graslandgesellscha
S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />
aufgrund der symbiontischen Stickstofffixierung<br />
aus der Luft einen Konkurrenzvorteil gegenüber<br />
anderen, nicht stickstofffixierenden Arten. Des<br />
Weiteren kommen eine Reihe von Arten des<br />
mesophilen Graslandes vor: Leucanthemum<br />
vulgare, Centaurea jacea s. l., Lotus corniculatus,<br />
Plantago lanceolata, Achillea millefolium, Trisetum<br />
flavescens, Knautia arvensis und weitere. Zudem<br />
treten eine Vielzahl an typischen Begleitern der<br />
Halbtrockenrasen auf. Dazu gehören beispielsweise<br />
weitere Magerkeits- und Basenzeiger bzw.<br />
Pflanzen ruderaler Standorte wie Daucus carota,<br />
Plantago media, Briza media, Thymus pulegioides,<br />
Potentilla reptans und Hieracium pilosella. Genista<br />
tinctoria, Gymnadenia conopsea und Linum catharticum<br />
kommen häufig an wechselfeuchten Standorten<br />
in den untersuchten Halbtrockenrasen vor<br />
(Abb. 104).<br />
Arten der Origanetalia vulgaris sind stet im<br />
Aufnahmematerial vorhanden. Zum Teil sind die<br />
Halbtrockenrasen sehr stark verbuscht, häufig<br />
mit Schlehen (Prunus spinosa), Rosen sowie<br />
Weißdorn (Crataegus monogyna, C. laevigata).<br />
<strong>Die</strong> entstandenen Gebüschgruppen tragen zwar<br />
184<br />
Abb. 104: Kalk-Halbtrockenrasen, Aspekt mit Genista<br />
tinctoria und Gymnadenia conopsea, bei Oberanven.<br />
Foto: S. Schneider, 26.06.2008.<br />
zur Strukturvielfalt bei, sie verändern aber auch<br />
kleinräumig das Mikroklima (Beschattung,<br />
Konkurrenz) und verdrängen die licht- und<br />
wärmebedürftigen Magerrasen-Pflanzen. Neben<br />
unterschiedlich hohen Sträuchern oder Bäumen<br />
ist auf den ehemals offenen Flächen eine beträchtliche<br />
Anzahl an Junggehölzen zu beobachten.<br />
<strong>Die</strong>s zeigt die starke Unterbeweidung der Flächen<br />
an. Auf einigen Standorten kommt Juniperus<br />
communis (Wacholder) vor (z. B. in den Gebieten<br />
Geyersknapp bei Bech und Amberkneppchen bei<br />
Imbringen). Weitere erwähnenswerte Gehölze<br />
sind Daphne mezereum und Sorbus torminalis.<br />
Mit einer mittleren Artenzahl von 37 Arten sind<br />
die Trespen-Halbtrockenrasen ähnlich artenreich<br />
wie die mageren Glatthaferwiesen (Sanguisorba<br />
minor-Ausbildungsgruppe).<br />
Untergliederung<br />
Das Artengefüge der Trespen-Halbtrockenrasen<br />
ist in Luxemburg sehr einheitlich. Eine Gliederung<br />
wie sie in der überregionalen Literatur für das<br />
Gentiano-Koelerietum zu finden ist (Möseler 1989,<br />
Schmidt M. 1994, Becker C. 1996, Rost 1996, Becker<br />
1998, Jandt 1999 u. a.) fehlt hier.<br />
Eine sehr detaillierte Differenzierung der Halbtrockenrasen<br />
im Untersuchungsgebiet haben<br />
Mersch & Weber (1993) für das Gebiet Weimericht<br />
bei Junglinster vorgenommen.<br />
Eine Untergliederung des vorliegenden Aufnahmematerials<br />
hinsichtlich der Bewirtschaftungsweise<br />
ist zum Teil möglich. <strong>Die</strong> Trennung zwischen<br />
beweideten und brachliegenden Flächen lässt<br />
sich allerdings nicht in allen Fällen klar erkennen.<br />
Auch die brachliegenden Rasen können nicht<br />
weiter differenziert werden. <strong>Die</strong> Saum- und<br />
Gehölzpflanzen streuen über das gesamte<br />
Aufnahmematerial und können folglich nicht zur<br />
Differenzierung herangezogen werden. <strong>Die</strong>s ist<br />
durch die größtenteils sehr extensive Beweidung<br />
oder fehlende Nutzung begründet. <strong>Die</strong> Mehrheit<br />
der Bestände ist als versaumte Ausprägung<br />
anzusehen.<br />
Eine Differenzierung nach einem Feuchtegradient<br />
ist nicht möglich, da Wechselfeuchtezeiger wie<br />
Genista tinctoria im gesamten Aufnahmematerial<br />
vorkommen. Auch die Basenversorgung lässt kaum<br />
Unterschiede erkennen; die mittleren Reaktionswerte<br />
schwanken zwischen mR 6,8 und 7,6<br />
(mittlerer R-Zeigerwert aller Aufnahmen mR 7,3).<br />
<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011