Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
S. Schneider Die Graslandgesellschaften Luxemburgs 182 Abb. 102: Kalk-Halbtrockenrasen, Aspekt mit Polygala calcarea und Hippocrepis comosa, bei Oberanven. Foto: S. Schneider, 26.06.2008. Abb. 103: Carlina vulgaris bei Oberanven. Foto: S. Schneider, 26.08.2008. Ferrantia • 66 / 2011
S. Schneider Die Graslandgesellschaften Luxemburgs und nachbeweidet bzw. abwechselnd beweidet oder gemäht. Viele Magerrasen werden zwar noch mit Schafen oder Rindern „zur Pflege“ beweidet, aber mit geringerer Intensität als früher. Einige Kalk-Magerrasen werden nur einmal im Sommer für kurze Zeit mit Schafen beweidet. Damit gibt es keine klare Trennung zwischen gemähten und beweideten Beständen. Die untersuchten Halbtrockenrasen weisen Merkmale von beiden Typen auf. Beweidungszeiger wie Cirsium acaule und beweidungsempfindliche Arten wie Bromus erectus sind nebeneinander vorhanden. Oberdorfer & Korneck (1976) weisen ausdrücklich darauf hin, dass eine Differenzierung heute schwierig geworden ist und bei nachlassender Beweidung Orchideen stärker hervor treten können. Auch Ellenberg (1996) betont, dass bei wechselnder Bewirtschaftung derselben Fläche kaum eine Trennung möglich ist. Dies trifft auch auf die Halbtrockenrasen in Luxemburg zu. Wobei sie jedoch lokal noch vereinzelt die charakteristische Artenzusammensetzung und Struktur beweideter Halbtrockenrasen aufweisen. In der Literatur des Untersuchungsgebiets werden die Bestände z. T. als Gentiano-Koelerietum bzw. als reliktisches Gentiano-Koelerietum (z. B. Colling 1992, Weber & Mersch 1995) angesprochen. Junck et al. (1994) weisen darauf hin, dass durch das lange Brachestadium keine eindeutige Zuordnung zu den Assoziationen erfolgen kann und stellen die von ihnen untersuchten Halbtrockenrasen ebenfalls nur zum Verband. Sicherlich handelt es sich in Luxemburg um ehemals beweidete Magerrasen, deren Artenzusammensetzung sich aufgrund des Brachfallens und der nur gelegentlichen kurzzeitigen Beweidung geändert hat. Dass die Kalk- Magerrasen in Luxemburg früher überwiegend beweidet wurden, zeigen neben dem Vorkommen von typischen Weidezeigern auch einige Hinweise in der Literatur (z. B. Junck et al. 1994, Weber & Mersch 1995, Oeko-Bureau 1999). Dort wo heute noch eine Beweidung stattfindet und Bromus erectus fehlt, können die Bestände am ehesten dem Gentiano-Koelerietum zugeordnet werden (z. B. Gebiet Amberkneppchen bei Imbringen). In der überregionalen Literatur herrscht keine einheitliche Meinung zur Einstufung der Assoziationskennarten des Gentiano-Koelerietum. Einige Autoren nennen Gentianella germanica, G. ciliata, Koeleria pyramidata und Cirsium acaule als Ferrantia • 66 / 2011 Kennarten (Oberdorfer & Korneck 1976, Janßen 1992, Goebel 1995, Pott 1995). Nach Möseler (1989) gilt lediglich Gentianella germanica als Kennart des Gentiano-Koelerietum. Zu den kennzeichnenden Arten der Assoziation gehören nach ihm aber auch die vom Vieh verschmähten, stacheligen Arten Cirsium acaule, Carlina vulgaris, Ononis repens, O. spinosa und Juniperus communis. Einige dieser Arten sind stete Arten in den untersuchten Halbtrockenrasen, allerdings ist auch immer Bromus erectus als Kennart des Onobrychido viciifoliae- Brometum (Mesobrometum) mit hohen Deckungen vorhanden. Auf das seltene Auftreten der Enziane weisen viele Autoren hin. Das Kriterium „geringe Stetigkeit“ spricht also nicht unbedingt gegen die Zuordnung zu den Enzian-Fiederzwenken-Rasen. In der überregionalen Literatur wird fast immer zwischen beweideten und gemähten Beständen unterschieden und ein Gentiano-Koelerietum oder ein Mesobrometum ausgewiesen (z. B. Möseler 1989, Janßen 1992, Goebel 1995). Nawrath (2005) hingegen ordnet Halbtrockenrasen ebenfalls der Bromion-Verbandsgesellschaft zu. Die Kennarten des Bromion erecti können zur Unterscheidung zwischen Halbtrockenrasen und anderen Graslandgesellschaften (z. B. mageren Glatthaferwiesen) verwendet werden. Artenzusammensetzung Die Bromion-Verbandsgesellschaft des Untersuchungsgebietes ist sehr gut mit Kennarten des Bromion erecti, der Brometalia und der Festuco- Brometalia ausgestattet. Als hochstete Bromion- Arten treten Cirsium acaule und Ononis repens auf, mittlere Stetigkeiten erreichen Prunella laciniata, Carlina vulgaris und Polygala calcarea. Hinzu kommen die Brometalia-Arten Bromus erectus, Carex flacca, Koeleria pyramidata, Hippocrepis comosa, Medicago lupulina und Scabiosa columbaria, die stet auftreten. Als stete Charakterarten der Festuco- Brometalia sind Sanguisorba minor, Brachypodium pinnatum, Poa pratensis subsp. angustifolia und Euphorbia cyparissias verbreitet. Charakteristisch für (beweidete) Trespen-Halbtrockenrasen ist das Vorkommen von sog. Weideunkräutern (stachelige und giftige Pflanzen, s. Kap. 4.9.1). Weiter zeichnen sie sich, wie alle Halbtrockenrasen (Ruthsatz 1970), durch einen hohen Anteil an Leguminosen (z. B. Hippocrepis comosa, Anthyllis vulneraria, Medicago lupulina, Trifolium medium, T. montanum) aus. Diese haben 183
- Seite 131 und 132: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 133 und 134: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 135 und 136: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 137 und 138: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 139 und 140: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 141 und 142: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 143 und 144: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 145 und 146: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 147 und 148: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 149 und 150: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 151 und 152: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 153 und 154: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 155 und 156: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 157 und 158: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 159 und 160: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 161 und 162: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 163 und 164: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 165 und 166: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 167 und 168: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 169 und 170: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 171 und 172: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 173 und 174: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 175 und 176: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 177 und 178: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 179 und 180: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 181: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 185 und 186: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 187 und 188: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 189 und 190: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 191 und 192: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 193 und 194: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 195 und 196: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 197 und 198: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 199 und 200: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 201 und 202: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 203 und 204: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 205 und 206: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 207 und 208: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 209 und 210: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 211 und 212: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 213 und 214: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 215 und 216: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 217 und 218: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 219 und 220: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 221 und 222: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 223 und 224: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 225 und 226: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 227 und 228: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 229 und 230: S. Schneider Die Graslandgesellscha
- Seite 231 und 232: S. Schneider Die Graslandgesellscha
S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />
und nachbeweidet bzw. abwechselnd beweidet<br />
oder gemäht. Viele Magerrasen werden zwar noch<br />
mit Schafen oder Rindern „zur Pflege“ beweidet,<br />
aber mit geringerer Intensität als früher. Einige<br />
Kalk-Magerrasen werden nur einmal im Sommer<br />
für kurze Zeit mit Schafen beweidet. Damit gibt<br />
es keine klare Trennung zwischen gemähten<br />
und beweideten Beständen. <strong>Die</strong> untersuchten<br />
Halbtrockenrasen weisen Merkmale von beiden<br />
Typen auf. Beweidungszeiger wie Cirsium acaule<br />
und beweidungsempfindliche Arten wie Bromus<br />
erectus sind nebeneinander vorhanden. Oberdorfer<br />
& Korneck (1976) weisen ausdrücklich darauf<br />
hin, dass eine Differenzierung heute schwierig<br />
geworden ist und bei nachlassender Beweidung<br />
Orchideen stärker hervor treten können. Auch<br />
Ellenberg (1996) betont, dass bei wechselnder<br />
Bewirtschaftung derselben Fläche kaum eine<br />
Trennung möglich ist. <strong>Die</strong>s trifft auch auf die<br />
Halbtrockenrasen in Luxemburg zu. Wobei sie<br />
jedoch lokal noch vereinzelt die charakteristische<br />
Artenzusammensetzung und Struktur beweideter<br />
Halbtrockenrasen aufweisen. In der Literatur<br />
des Untersuchungsgebiets werden die Bestände<br />
z. T. als Gentiano-Koelerietum bzw. als reliktisches<br />
Gentiano-Koelerietum (z. B. Colling 1992, Weber &<br />
Mersch 1995) angesprochen. Junck et al. (1994)<br />
weisen darauf hin, dass durch das lange Brachestadium<br />
keine eindeutige Zuordnung zu den<br />
Assoziationen erfolgen kann und stellen die von<br />
ihnen untersuchten Halbtrockenrasen ebenfalls<br />
nur zum Verband.<br />
Sicherlich handelt es sich in Luxemburg um<br />
ehemals beweidete Magerrasen, deren Artenzusammensetzung<br />
sich aufgrund des Brachfallens<br />
und der nur gelegentlichen kurzzeitigen<br />
Beweidung geändert hat. Dass die Kalk-<br />
Magerrasen in Luxemburg früher überwiegend<br />
beweidet wurden, zeigen neben dem Vorkommen<br />
von typischen Weidezeigern auch einige Hinweise<br />
in der Literatur (z. B. Junck et al. 1994, Weber &<br />
Mersch 1995, Oeko-Bureau 1999). Dort wo heute<br />
noch eine Beweidung stattfindet und Bromus<br />
erectus fehlt, können die Bestände am ehesten dem<br />
Gentiano-Koelerietum zugeordnet werden (z. B.<br />
Gebiet Amberkneppchen bei Imbringen).<br />
In der überregionalen Literatur herrscht keine<br />
einheitliche Meinung zur Einstufung der Assoziationskennarten<br />
des Gentiano-Koelerietum. Einige<br />
Autoren nennen Gentianella germanica, G.<br />
ciliata, Koeleria pyramidata und Cirsium acaule als<br />
<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011<br />
Kennarten (Oberdorfer & Korneck 1976, Janßen<br />
1992, Goebel 1995, Pott 1995). Nach Möseler (1989)<br />
gilt lediglich Gentianella germanica als Kennart des<br />
Gentiano-Koelerietum. Zu den kennzeichnenden<br />
Arten der Assoziation gehören nach ihm aber auch<br />
die vom Vieh verschmähten, stacheligen Arten<br />
Cirsium acaule, Carlina vulgaris, Ononis repens,<br />
O. spinosa und Juniperus communis. Einige dieser<br />
Arten sind stete Arten in den untersuchten Halbtrockenrasen,<br />
allerdings ist auch immer Bromus<br />
erectus als Kennart des Onobrychido viciifoliae-<br />
Brometum (Mesobrometum) mit hohen Deckungen<br />
vorhanden. Auf das seltene Auftreten der Enziane<br />
weisen viele Autoren hin. Das Kriterium „geringe<br />
Stetigkeit“ spricht also nicht unbedingt gegen die<br />
Zuordnung zu den Enzian-Fiederzwenken-Rasen.<br />
In der überregionalen Literatur wird fast immer<br />
zwischen beweideten und gemähten Beständen<br />
unterschieden und ein Gentiano-Koelerietum oder<br />
ein Mesobrometum ausgewiesen (z. B. Möseler<br />
1989, Janßen 1992, Goebel 1995). Nawrath (2005)<br />
hingegen ordnet Halbtrockenrasen ebenfalls der<br />
Bromion-Verbandsgesellschaft zu.<br />
<strong>Die</strong> Kennarten des Bromion erecti können zur<br />
Unterscheidung zwischen Halbtrockenrasen und<br />
anderen <strong>Graslandgesellschaften</strong> (z. B. mageren<br />
Glatthaferwiesen) verwendet werden.<br />
Artenzusammensetzung<br />
<strong>Die</strong> Bromion-Verbandsgesellschaft des Untersuchungsgebietes<br />
ist sehr gut mit Kennarten des<br />
Bromion erecti, der Brometalia und der Festuco-<br />
Brometalia ausgestattet. Als hochstete Bromion-<br />
Arten treten Cirsium acaule und Ononis repens auf,<br />
mittlere Stetigkeiten erreichen Prunella laciniata,<br />
Carlina vulgaris und Polygala calcarea. Hinzu<br />
kommen die Brometalia-Arten Bromus erectus,<br />
Carex flacca, Koeleria pyramidata, Hippocrepis comosa,<br />
Medicago lupulina und Scabiosa columbaria, die stet<br />
auftreten. Als stete Charakterarten der Festuco-<br />
Brometalia sind Sanguisorba minor, Brachypodium<br />
pinnatum, Poa pratensis subsp. angustifolia und<br />
Euphorbia cyparissias verbreitet.<br />
Charakteristisch für (beweidete) Trespen-Halbtrockenrasen<br />
ist das Vorkommen von sog. Weideunkräutern<br />
(stachelige und giftige Pflanzen,<br />
s. Kap. 4.9.1). Weiter zeichnen sie sich, wie alle<br />
Halbtrockenrasen (Ruthsatz 1970), durch einen<br />
hohen Anteil an Leguminosen (z. B. Hippocrepis<br />
comosa, Anthyllis vulneraria, Medicago lupulina,<br />
Trifolium medium, T. montanum) aus. <strong>Die</strong>se haben<br />
183