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Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs

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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />

wie Bromus erectus, ist aber seltener. Sanguisorba<br />

minor, Brachypodium pinnatum und Euphorbia<br />

cyparissias können nur als schwache Klassenkennarten<br />

gelten, während Asperula cynanchica u. a. eng<br />

an Halbtrockenrasen gebunden sind.<br />

Das Vorkommen von Polygala calcarea (Kalk-<br />

Kreuzblume) stellt eine pflanzengeographische<br />

Besonderheit dar. Polygala calcarea gilt als atlantische-südwestsubmediterrane<br />

Art (Oberdorfer<br />

2001) und erreicht im Westen von Deutschland<br />

(Rheinland-Pfalz, Saarland) die Ostgrenze<br />

ihres Areals (Haeupler & Schönfelder 1989). In<br />

Luxemburg kommt sie im östlichen und zentralen<br />

Teil des Landes vor (Reichling unveröffentlichte<br />

Karten, Van Rompaey et al. 1979). Prunella laciniata<br />

(Abb. 101) zeigt in Luxemburg eine ähnliche<br />

Verbreitung wie die Kalk-Kreuzblume (Reichling<br />

unveröffentlichte Karten). Sie wird als submediterrane<br />

Art eingestuft (Oberdorfer 2001).<br />

4.9.2 Bromion-Verbandsgesellschaft<br />

(Trespen-Halbtrockenrasen-<br />

Verbandsgesellschaft)<br />

Tab. C20, Abb. A56, A57, A58, A59, A60<br />

<strong>Die</strong> Halbtrockenrasen <strong>Luxemburgs</strong> sind floristisch<br />

und vegetationskundlich recht gut untersucht,<br />

sie gehören im Untersuchungsgebiet zu<br />

den am besten untersuchten Vegetationstypen des<br />

Graslandes. <strong>Die</strong>s belegt die große Fülle an Untersuchungen<br />

und Veröffentlichungen: z. B. Wegener<br />

1965, Kauffmann 1973, Kirpach 1988, Klopp 1988,<br />

Colling 1992, Reckinger 1992, Werner 1992, Mersch<br />

& Weber 1993, Junck et al. 1994, Weber & Mersch<br />

1995, Steinbach 1999, 2003 und aus weiteren<br />

Jahren, Schmidt & Krippel 1997, Schmidt et al.<br />

1997, Colling et al. 1998, Krippel 2001, Steinbach et<br />

al. 2001 und Naumann et al. 2004d.<br />

Aspekt und Struktur<br />

<strong>Die</strong> Bestände der Bromion-Verbandsgesellschaft<br />

sind äußerst blüten- und kräuterreich. Sie werden<br />

von einer Vielzahl an niedrigwüchsigen Pflanzen,<br />

meist Rosetten- und Kriechpflanzen, wie Cirsium<br />

acaule, Prunella laciniata, Polygala calcarea, Hippocrepis<br />

comosa, Thymus pulegioides, Plantago media,<br />

Hieracium pilosella, Potentilla neumanniana,<br />

Anthyllis vulneraria, Trifolium medium und Linum<br />

<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011<br />

catharticum aufgebaut. <strong>Die</strong>se zeigen sich in einer<br />

meist lückigen Unterschicht mit etwa 10 bis<br />

20 cm Höhe. Sanguisorba minor, Scabiosa columbaria,<br />

Carlina vulgaris, Pimpinella saxifraga, Leucanthemum<br />

vulgare, Centaurea jacea s. l. sowie Koeleria<br />

pyramidata, Carex flacca, Briza media u. a. bilden<br />

eine lockere Mittelschicht, die vor allem von<br />

Bromus erectus und Brachypodium pinnatum sowie<br />

hochwüchsigen Wiesenpflanzen in etwa 60 bis<br />

80 cm Höhe überragt wird.<br />

In den Trespen-Halbtrockenrasen lassen sich<br />

im Jahresverlauf viele unterschiedliche Blühaspekte<br />

beobachten. <strong>Die</strong>s liegt an dem hohen<br />

Anteil an Kräutern. Hippocrepis comosa entwickelt<br />

im Frühsommer gelbe Blütenteppiche, in denen<br />

Polygala calcarea mit seinen blau leuchtenden<br />

Blüten Akzente setzt (Abb. 102). Weitere Arten<br />

wie Ononis repens, Prunella laciniata, Scabiosa columbaria<br />

und Centaurea scabiosa prägen im Verlauf der<br />

Vegetationsperiode mit ihren auffällig gefärbten<br />

Blüten in unterschiedlichen Farben (gelblichweiß,<br />

hellblau, rosafarben oder violett) das Bild.<br />

Daneben zeigen Begleitarten aus den Arrhenatheretalia<br />

(z. B. Leucanthemum vulgare, Lotus corniculatus,<br />

Centaurea jacea s. l.), den Molinietalia<br />

(Genista tinctoria, Inula salicina) und den Origanetalia<br />

vulgaris (Trifolium medium, Hypericum perforatum,<br />

Agrimonia eupatoria) farbige, meist gelbe<br />

oder rote Aspekte. Im Spätsommer treten nun<br />

auch die purpurfarbenen Blüten der Stengellosen<br />

Kratzdistel (Cirsium acaule) zwischen ihren<br />

stacheligen rosettigen Blättern auf sowie die<br />

goldfarben schimmernde Golddistel (Carlina<br />

vulgaris, Abb. 103). Orchideen (z. B. Ragwurz-<br />

Arten) verleihen den Trespen-Halbtrockenrasen<br />

eine ganz besondere Eigenheit, obwohl sie selten<br />

und meist nur vereinzelt vorkommen. Das Große<br />

Schillergras (Koeleria pyramidata) fällt durch seine<br />

silbrig glänzenden Rispen auf.<br />

Syntaxonomie<br />

<strong>Die</strong> Zuordnung der hier vorgestellten Kalk-Magerrasen<br />

kann lediglich auf der Stufe des Verbandes<br />

Bromion erecti erfolgen. <strong>Die</strong> üblicherweise vorgenommene<br />

Differenzierung in beweidete und<br />

gemähte Magerrasen ist nicht möglich. <strong>Die</strong>s hängt<br />

mit der im Laufe der letzten Jahrzehnte geänderten<br />

Nutzungsform zusammen. Der Großteil der<br />

Trespen-Halbtrockenrasen wird heute nicht mehr<br />

regelmäßig genutzt oder liegt seit längerem brach.<br />

Einige Flächen werden seit kurzem wieder gemäht<br />

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