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Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs

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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />

tungsschwerpunkt der beiden Arten im Ourtal.<br />

Damit kann angenommen werden, dass diese<br />

kennzeichnenden Arten früher nicht wesentlich<br />

häufiger in Luxemburg vorkamen. Heute gilt<br />

Sanguisorba officinalis in der westlichen Eifel und<br />

im Hohen Venn als „ziemlich weit verbreitet“<br />

(assez commun) bis „ziemlich selten“ (assez rare)<br />

sowie in den Ardennen als „sehr selten“ (très<br />

rare) (Lambinon et al. 2004). Auch die älteren<br />

Verbreitungskarten von Van Rompaey et al.<br />

(1979) zeigen diese Verbreitung der Art. Geranium<br />

sylvaticum wird in den zentralen und östlichen<br />

Ardennen sowie der westlichen Eifel als „ziemlich<br />

weit verbreitet“ bis „ziemlich selten“ eingestuft<br />

(Lambinon et al. 2004). Der Große Wiesenknopf<br />

gilt in Luxemburg und in Wallonien als gefährdet<br />

(Colling 2005, Saintenoy-Simon 2006), während<br />

der Wald-Storchschnabel etwas weiter verbreitet<br />

ist. Er wird in der Roten Liste von Luxemburg als<br />

„vulnerable“ eingestuft (Colling 2005). Geranium<br />

sylvaticum ist eine typische Art der Devonischen<br />

Kalkmulden und basenreichen Vulkaniten der<br />

höheren Eifel. Er kommt lokal auch auf hochgelegenen<br />

basenreichen Wiesen des Hunsrücks vor<br />

(Ruthsatz 2009a). Unter den 768 von Ruthsatz<br />

(2009a) untersuchten mageren Wiesen im<br />

nordwestlichen Hunsrück und der südwestlichen<br />

Eifel konnte Geranium sylvaticum nur in<br />

15 Wiesen (entspricht 2 %), Sanguisorba officinalis<br />

in 63 Wiesen (8 %) beobachtet werden. Geranium<br />

sylvaticum und Sanguisorba officinalis gehören auch<br />

in diesem Untersuchungsraum zu den seltenen<br />

Arten im Grasland.<br />

<strong>Die</strong> Sanguisorba-reichen Waldstorchschnabel-<br />

Wiesen sollten unbedingt erhalten bleiben,<br />

da sie einzigartig für den Norden und ganz<br />

Luxemburg sind. Sie stellen neben der Bistorta<br />

officinalis-Gesellschaft die einzige montan<br />

geprägte Wiesengesellschaft für Luxemburg dar.<br />

<strong>Die</strong> Wiesengebiete im Groussenauel beherbergen<br />

das einzige größere Vorkommen von Sanguisorba<br />

officinalis und Geranium sylvaticum innerhalb des<br />

Graslandes von Luxemburg. Der Artenreichtum<br />

sowie das Vorkommen seltener und gefährdeter<br />

Arten sowie zahlreicher Magerkeitszeiger ist von<br />

großer Bedeutsamkeit. Gefährdet sind die Storchschnabel-Goldhaferwiesen<br />

hauptsächlich durch<br />

Nutzungsintensivierung und Nutzungsaufgabe.<br />

Bergwiesen mit Geranium sylvaticum gehören nach<br />

der FFH-Richtlinie zu den geschützten Lebensraumtypen<br />

(Natura 2000-Code 6520, FFH-Richtlinie<br />

92/43/EWG, Ssymank et al. 1998).<br />

<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011<br />

Dass es diese Wiesen im Groussenauel heute noch<br />

gibt, ist sicherlich der seit Jahrzehnten äußerst<br />

extensiven Nutzungsweise zu verdanken. Hinzu<br />

kommt, dass die Flächen siedlungsfern sind und<br />

die größere Entfernung vom Hof sich kosten-<br />

und zeitintensiver gestaltet. <strong>Die</strong>se Entfernung<br />

spielte sicherlich früher in Zeiten geringer Motorisierung<br />

eine noch größere Rolle. Daher sollten<br />

diese wertvollen Waldstorchschnabel-Wiesen mit<br />

Sanguisorba officinalis weiterhin einmal jährlich zur<br />

Heunutzung gemäht werden. Langjährige Untersuchungen<br />

der Bergwiesen im Harz von <strong>Die</strong>rschke<br />

& Peppler-Lisbach (2009) haben ebenfalls gezeigt,<br />

dass eine jährliche Mahd mit Abräumen der<br />

Biomasse ab Ende Juni die beste Lösung für die<br />

Erhaltung von Bergwiesen ist.<br />

Floristisch sehr ähnliche Bestände beschreibt z. B.<br />

Klapp (1965) aus der Eifel und dem Vennvorland<br />

(Hohes Venn) als Berg-Glatthaferwiesen (Arrhenatheretum<br />

montanum Oberd. 1952) und z. T. als<br />

montane Goldhaferwiesen. In ihnen treten<br />

Geranium sylvaticum, Phyteuma nigrum, Alchemilla<br />

vulgaris agg. und Persicaria bistorta ebenfalls als<br />

Höhenzeiger sowie Magerkeitszeiger u. a. der<br />

Borstgrasrasen zunehmend auf. Ihnen fehlen<br />

auch die noch stärker montan verbreiteten Arten<br />

wie Trollius europaeus, Phyteuma spicatum und<br />

Crepis mollis. Auch treten in ihnen Basenzeiger<br />

wie Sanguisorba minor, Plantago media, Ranunculus<br />

bulbosus und Campanula glomerata auf. Arten der<br />

Glatthaferwiesen (Arrhenatherum elatius, Crepis<br />

biennis u. a.) sind allerdings mit höheren Stetigkeiten<br />

vorhanden. <strong>Die</strong> wechselfeuchten Berg-<br />

Glatthaferwiesen sind durch das Vorkommen<br />

von Sanguisorba officinalis sowie weiterer Feuchtwiesenpflanzen<br />

und das Vorkommen von Arten<br />

trockener Standorte wie Ranunculus bulbosus<br />

gekennzeichnet. Auch Foerster (1983) beschreibt<br />

Goldhaferwiesen aus der Eifel. Das von Schwickert<br />

(1992) beschriebene Geranio-Trisetetum flavescentis<br />

aus dem Hohen Westerwald steht den hier untersuchten<br />

Wiesen ebenfalls nahe. Es weist allerdings<br />

aufgrund der höheren Lage weitere Kennarten<br />

wie Trollius europaeus, Phyteuma spicatum und Poa<br />

chaixii auf. Goldhaferwiesen werden auch vom<br />

Vogelsberg und der Rhön (Nowak 1990) genannt,<br />

wo sie hinsichtlich ihrer Artenzusammensetzung<br />

besonders typisch ausgebildet sind (Nowak<br />

2001). <strong>Die</strong> untersuchten Bestände haben sehr<br />

große Ähnlichkeiten mit den von Nawrath (2005)<br />

beschriebenen Storchschnabel-Goldhaferwiesen<br />

aus dem Taunus (s. Syntaxonomie). Dabei weisen<br />

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