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Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs

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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />

168<br />

Entscheidend für die Ausbildung von Bergwiesen<br />

sind die klimatischen Gegebenheiten. Eine kürzere<br />

Vegetationsperiode, kühlere und niederschlagsreiche<br />

Sommer haben eine verstärkte Bodenauswaschung<br />

sowie verschlechterte Zersetzung<br />

organischer Reste zur Folge. <strong>Die</strong>se ungünstigen<br />

Wuchsbedingungen bringen eine geringe Bewirtschaftungsintensität<br />

mit sich (Ellenberg 1996,<br />

<strong>Die</strong>rschke 1997a, <strong>Die</strong>rschke & Briemle 2002). Wie<br />

die meisten Bergwiesen werden auch die Flächen<br />

im Gebiet Groussenauel seit Jahrzehnten nicht<br />

gedüngt. Sie werden einmal jährlich – meist Ende<br />

Juni – zur Heunutzung gemäht (Lamberty, mündl.<br />

Mitteilung). <strong>Die</strong> Gesellschaft kommt auf einer<br />

Höhe von etwa 300 m ü. NN vor. Damit zeigt sich,<br />

dass die Goldhaferwiesen in dem stärker atlantisch<br />

geprägten Untersuchungsgebiet zumindest<br />

stellenweise bereits in tieferen Lagen ausgebildet<br />

sein können. In den meisten Regionen finden<br />

sie sich erst ab einer deutlich höheren Lage. So<br />

beschreibt beispielsweise Nawrath (2005) Storchschnabel-Goldhaferwiesen<br />

aus dem Taunus ab<br />

einer Höhe von 450 bis 500 m ü. NN, wobei sie<br />

besonders ausgedehnt erst ab 550 bis 600 m ü. NN<br />

auftreten. Dort sind sie kleinflächig auch in tieferen<br />

Lagen (etwa 330 m ü. NN) ausgebildet. In der<br />

Rhön und dem Vogelsberg kommen Goldhafer-<br />

wiesen ab (400) 450 m ü. NN (Nowak 1990) und<br />

im Hohen Westerwald ab etwa 370 m ü. NN<br />

(Schwickert 1992) vor. In den sommerwärmeren<br />

Lagen Süddeutschlands steigt die Untergrenze<br />

sogar bis auf über 800 m ü. NN (<strong>Die</strong>rschke 1997a).<br />

Neben den oben genannten von der Meereshöhe<br />

abhängigen Kriterien können auch mikroklimatische<br />

Gegebenheiten eine Rolle spielen. So<br />

weisen <strong>Die</strong>rschke & Vogel (1981) sowie Gerhards<br />

& Ruthsatz (1987) auf lokale bodennahe Kaltluftbahnen<br />

hin.<br />

Verbreitung und Aspekte des Naturschutzes<br />

<strong>Die</strong>se farbenprächtigen Wiesen mit Geranium sylvaticum<br />

und Sanguisorba officinalis sind in Luxemburg<br />

äußerst selten und konnten nur an zwei Standorten<br />

im Ösling im oberen Ourtal gefunden werden<br />

(s. Untergliederung). Solche Storchschnabel-<br />

Wiesen mit Sanguisorba officinalis finden sich in<br />

sehr ähnlicher Ausbildung in den gegenüberliegenden<br />

Auwiesen der Our (Deutschland), wenn<br />

auch dort nur noch vereinzelt.<br />

Ouraufwärts bei Lieler/Ouren konnten weitere<br />

Wiesen mit Geranium sylvaticum beobachtet<br />

werden. Sanguisorba kommt dort allerdings nur<br />

noch am Ufersaum vor. Zudem sind diese Wiesen<br />

stark aufgedüngt, artenärmer und intensiver<br />

genutzt. Da sie in hohen Anteilen Persicaria bistorta<br />

enthalten, können sie nicht den Waldstorchschnabel-Wiesen<br />

zugeordnet werden. Sie werden<br />

zur Bistorta officinalis-Gesellschaft gestellt und<br />

gehören dort zur Ausbildung der genutzten<br />

Wiesen (s. Kap. 4.3.9).<br />

Da das Geranio-Trisetetum nur sehr lokal im Untersuchungsgebiet<br />

vorkommt, kann wenig über<br />

seine Kontaktgesellschaften gesagt werden. <strong>Die</strong><br />

untersuchten Bestände grenzen meistens unmittelbar<br />

an den Ufersaum der Our oder verzahnen<br />

sich mit intensiv genutzten Auwiesen.<br />

<strong>Die</strong>se Geranium sylvaticum-Sanguisorba officinalis-<br />

Wiesen stellen die einzigen (wechsel-)feuchten<br />

Wiesen des Polygono-Trisetion in Luxemburg dar<br />

und sind lediglich auf das Ourtal beschränkt.<br />

Es ist anzunehmen, dass sie früher auch nicht<br />

wesentlich weiter verbreitet waren. In der<br />

Literatur des Untersuchungsgebietes finden sich<br />

kaum Hinweise dazu. <strong>Die</strong> Vegetationsaufnahmen<br />

von Dethioux (1988) aus den Jahren 1981 und<br />

1984 belegen diesen Wiesentyp. Im Aufnahmematerial<br />

von Reichling (unveröffentlichte Daten)<br />

gibt es keine Vegetationsaufnahmen, die diesem<br />

Typ zugeordnet werden können. Doch zeigen<br />

einige Artenlisten von Colling & Schotel (1994)<br />

die Geranium sylvaticum-Sanguisorba officinalis-<br />

Wiesen aus dem Ourtal und dessen Nebentälern.<br />

Colling & Schotel (1994) ordnen sie den Feuchtwiesen<br />

und deren Brachestadien zu. Auch Weber<br />

& Colling (1994) erwähnen wechsel- bis dauerfeuchte<br />

Geranium sylvaticum-Sanguisorba officinalis-Wiesen<br />

aus dem nördlichen Ourtal, aus dem<br />

Wirbelscheidsauel (D) nördlich der Tintesmühle.<br />

Colling & Schotel (1994) vermuten, dass Wiesen<br />

mit Sanguisorba officinalis früher sehr typisch für<br />

die Auwiesen der Our waren. Heute sind diese<br />

Bereiche größtenteils umgebrochen und durch<br />

Futtergrasmischungen ersetzt. Sie werden stark<br />

gedüngt und früh zur Silagegewinnung gemäht<br />

(Weber & Colling 1994).<br />

In den Verbreitungskarten von Reichling ist<br />

lediglich das Ourtal als Fundort für Sanguisorba<br />

officinalis angegeben. Für Geranium sylvaticum<br />

nennt Reichling ebenso Vorkommen im Ourtal<br />

und einige weitere Fundorte im Norden sowie<br />

im Süden des Landes (unveröffentlichte Karten<br />

& Datenbank Recorder 6 MnhnL). Eine Fundorts-<br />

Karte in Dethioux (1988) zeigt ebenso den Verbrei-<br />

<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011

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