Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs

Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs

24.07.2013 Aufrufe

S. Schneider Die Graslandgesellschaften Luxemburgs statt, wobei der Wiesen-Fuchsschwanz empfindlich gegen Beweidung ist (Dierschke 1997b, Dierschke & Briemle 2002). Aufgrund der blattreichen Biomasse und hohen Erträge ist der Wiesen-Fuchsschwanz ein beliebtes Futtergras. Die äußerst produktiven Fuchsschwanzwiesen zeichnen sich folglich durch einen hohen Futterwert aus, liefern hohe Erträge und bieten eine hohe Ertragssicherheit und sind somit wichtige Futterwiesen (Dierschke 1997a, b, Dierschke & Briemle 2002). Das Mähgut wird meistens zur Silageherstellung verwendet. Verbunden mit einer intensiven Nutzung ist der Einsatz schwerer Maschinen, der zu Bodenverdichtungen führt. Weiterhin ist anzunehmen, dass Alopecurus pratensis andere Grünlandarten verdrängt, da er sich recht früh entwickelt. Dadurch ist ein weiterer Rückgang der Artenzahlen zu erwarten (Dierschke 1997a). Die Gesellschaft weist keine gefährdeten Pflanzen auf und hat in Luxemburg keinen Schutzwert. Sie tritt an die Stelle artenreicher Frisch- und Feuchtwiesen, eine Entwicklung, die aus naturschutzfachlicher Sicht nicht wünschenswert ist. Eine Extensivierung solcher intensiver genutzten Wiesen wird nicht als sinnvoll angesehen (Ruthsatz 2009a, b). Untersuchungen von Schmidt (2007) haben gezeigt, dass es zwar möglich ist, aufgedüngtes Grünland auszuhagern, sich aber auf solchen Flächen keine artenreichen Wiesen ausbilden können. 160 4.6.5 Molinio-Arrhenatheretea-Klassengesellschaft (Intensivgrasland) Tab. C16, Abb. A51 Die artenarmen, intensiv genutzten Wiesen sind nur am Rande der eigenen Erhebungen erfasst worden. Es sind die an Arten verarmten Wiesen, die durch intensivere Nutzungsweisen wie stärkere Düngung, früher Schnitttermin und hohe Schnittfrequenz an Flächenausdehnung auf Kosten der artenreichen Wiesen zunehmen. Da sie in Luxemburg wie in vielen Regionen Deutschlands einen großen Anteil am Wirtschaftsgrünland haben, werden sie in diesem landesweiten Überblick mit behandelt. In der Molinio-Arrhenatheretea-Gesellschaft sind artenarme Frischwiesen zusammengefasst, die nur noch über weit verbreitete Pflanzen des Wirtschaftsgrünlandes (Molinio-Arrhenatheretea) mit breiter Amplitude verfügen und denen Arten der Arrhenatheretalia (Arrhenatherion, Polygono- Trisetion), Molinietalia (Calthion, Molinion), Potentillo-Polygonetalia (Potentillion anserinae) weitgehend fehlen. Ihre Zuordnung ist schwierig, weil ihre Nutzungsgeschichte meist unbekannt ist. Die Alopecurus pratensis-Gesellschaft hat eine sehr einheitliche Artenzusammensetzung. Sie unterscheidet sich von der hier vorgestellten Molinio- Arrhenatheretea-Klassengesellschaft durch das Vorherrschen von Alopecurus pratensis. Unter Kap. 4.6.4 sind die Veränderungen, die mit einer intensiven Nutzungsweise verbunden sind, ausführlich dargestellt. Diese Ausführungen gelten ebenso für die Molinio-Arrhenatheretea- Klassengesellschaft. In Gesellschaften der Arrhenatheretalia und Molinietalia verschwinden bei intensiver Nutzung mit starker Düngung zunächst die Assoziationskennarten, dann die Verbands- und Ordnungskennarten. Lediglich die Klassenkennarten mit meist breiter Amplitude bleiben erhalten. Daher ist die niedrigste Rangstufe hier die Klasse, nach der die Gesellschaft benannt wird. Somit können diese Wiesen sowohl aus Arrhenatheretalia- Gesellschaften (Glatthaferwiesen) als auch aus Molinietalia-Gesellschaften (Feuchtwiesen) hervorgegangen sein. Aufgrund der Vorkommen von Feuchtezeigern wie Lychnis flos-cuculi und Ranunculus repens kann davon ausgegangen werden, dass die Mehrzahl dieser Wiesen aus Feuchtwiesen entstanden ist. Die Wiesen der Molinio-Arrhenatheretea-Klassengesellschaft sind noch stärker an Arten verarmt als die Bestände der Arrhenatheretalia-Ordnungsgesellschaft; ihre mittlere Artenzahl beträgt 16. Die Artenzahlen der 25 Aufnahmen schwanken zwischen 8 und 24 Arten. Diese Wiesen sind damit ähnlich artenarm wie die Fuchsschwanzwiesen. Den grasreichen und kräuterarmen Intensivwiesen fehlen auffällige Blühaspekte, sie wirken recht homogen (Abb. 90). Arten, die generell den Grundstock im Grünland bilden, sind hier die dominanten Arten: Holcus lanatus, Alopecurus pratensis, Ranunculus repens u. a. Sie zeigen eine bessere Nährstoffversorgung an. Die mittlere Stickstoffzahl erreicht in dieser Gesellschaft den zweit höchsten Wert aller besprochenen Graslandgesellschaften mit mN 6,0. Zu beachten ist, dass Ferrantia66 / 2011

S. Schneider Die Graslandgesellschaften Luxemburgs die Berechnung der mittleren Zeigerwerte auf sehr artenarmen Aufnahmen basiert. Magerkeitszeiger fehlen hier. Gelegentlich gesellen sich Nässezeiger (z. B. Agrostis stolonifera agg., Alopecurus geniculatus, Deschampsia cespitosa) hinzu. Daraus lässt sich schließen, dass die Arrhenatherion- und Arrhenatheretalia-Kennarten auch aufgrund von vorübergehender Staunässe ausgefallen sein können. Neben Holcus lanatus bildet hier nun auch Bromus hordeaceus Dominanzen aus. Einigen Wiesen fehlen sogar weitgehend die Klassenkennarten (lfd.-Nr. 22 bis 27). In ihnen herrschen wenige wuchskräftige und produktive Gräser vor (Holcus lanatus, Poa trivialis, Alopecurus pratensis, Bromus hordeaceus). Kräuter fehlen bis auf die Nährstoffzeiger Ranunculus repens, Taraxacum sect. Ruderalia und Glechoma hederacea. Diese Bestände sind besonders artenarm, mit einer mittleren Artenzahl von nur 13 Arten. Die Molinio-Arrhenatheretea-Klassengesellschaft lässt sich in zwei Ausbildungen untergliedern: Eine etwas feuchtere Ausbildung mit Lychnis floscuculi und eine differentialartenlose Ausbildung. Die Differentialartengruppe wird von Lychnis flos- Ferrantia66 / 2011 Abb. 90: Intensiv genutztes Grasland, Molinio-Arrhenatheretea-Klassengesellschaft bei Noertzange. Foto: S. Schneider, 07.06.2007. cuculi, Cardamine pratensis und Myosotis scorpioides agg. gebildet, wobei diese nur mit geringen Deckungen vorkommen. Die mittlere N-Zahl der Ausbildung mit Lychnis flos-cuculi ist niedriger als die der differentialartenlosen Ausbildung (mN 5,8 gegenüber mN 6,2). Diese artenarmen, nährstoffreichen Wiesen sind eine weit verbreitete Graslandgesellschaft im Untersuchungsgebiet. Meist sind sie umgeben von intensiv genutztem Grün- oder Ackerland. Den Beständen der Molinio-Arrhenatheretea-Klassengesellschaft fehlen seltene und gefährdete Arten. Es kann ihnen kein Schutzwert zugeteilt werden. Aber sicherlich sind sie im Vergleich zu Vielschnittrasen, Fettweiden oder Ansaatgrünland aus Sicht des Naturschutzes als wertvoller einzustufen. In der Literatur des Untersuchunsgebietes werden diese Bestände z. T. als ehemalige Feuchtgrünlandbestände einer Molinio-Arrhenatheretea-Basalgesellschaft zugeordnet (Takla 2001) oder als Glatthaferwiese, meist als Fuchsschwanz-Glatthaferwiese (Arrhenatheretum alopecuretosum) angesehen (z. B. Colling & Faber 1998). Dort wird auf das Zurück- 161

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statt, wobei der Wiesen-Fuchsschwanz empfindlich<br />

gegen Beweidung ist (<strong>Die</strong>rschke 1997b, <strong>Die</strong>rschke<br />

& Briemle 2002). Aufgrund der blattreichen<br />

Biomasse und hohen Erträge ist der Wiesen-Fuchsschwanz<br />

ein beliebtes Futtergras. <strong>Die</strong> äußerst<br />

produktiven Fuchsschwanzwiesen zeichnen<br />

sich folglich durch einen hohen Futterwert aus,<br />

liefern hohe Erträge und bieten eine hohe Ertragssicherheit<br />

und sind somit wichtige Futterwiesen<br />

(<strong>Die</strong>rschke 1997a, b, <strong>Die</strong>rschke & Briemle 2002).<br />

Das Mähgut wird meistens zur Silageherstellung<br />

verwendet. Verbunden mit einer intensiven<br />

Nutzung ist der Einsatz schwerer Maschinen,<br />

der zu Bodenverdichtungen führt. Weiterhin ist<br />

anzunehmen, dass Alopecurus pratensis andere<br />

Grünlandarten verdrängt, da er sich recht früh<br />

entwickelt. Dadurch ist ein weiterer Rückgang der<br />

Artenzahlen zu erwarten (<strong>Die</strong>rschke 1997a).<br />

<strong>Die</strong> Gesellschaft weist keine gefährdeten Pflanzen<br />

auf und hat in Luxemburg keinen Schutzwert.<br />

Sie tritt an die Stelle artenreicher Frisch- und<br />

Feuchtwiesen, eine Entwicklung, die aus naturschutzfachlicher<br />

Sicht nicht wünschenswert ist.<br />

Eine Extensivierung solcher intensiver genutzten<br />

Wiesen wird nicht als sinnvoll angesehen<br />

(Ruthsatz 2009a, b). Untersuchungen von Schmidt<br />

(2007) haben gezeigt, dass es zwar möglich ist,<br />

aufgedüngtes Grünland auszuhagern, sich aber<br />

auf solchen Flächen keine artenreichen Wiesen<br />

ausbilden können.<br />

160<br />

4.6.5 Molinio-Arrhenatheretea-Klassengesellschaft<br />

(Intensivgrasland)<br />

Tab. C16, Abb. A51<br />

<strong>Die</strong> artenarmen, intensiv genutzten Wiesen<br />

sind nur am Rande der eigenen Erhebungen<br />

erfasst worden. Es sind die an Arten verarmten<br />

Wiesen, die durch intensivere Nutzungsweisen<br />

wie stärkere Düngung, früher Schnitttermin und<br />

hohe Schnittfrequenz an Flächenausdehnung<br />

auf Kosten der artenreichen Wiesen zunehmen.<br />

Da sie in Luxemburg wie in vielen Regionen<br />

Deutschlands einen großen Anteil am Wirtschaftsgrünland<br />

haben, werden sie in diesem landesweiten<br />

Überblick mit behandelt.<br />

In der Molinio-Arrhenatheretea-Gesellschaft sind<br />

artenarme Frischwiesen zusammengefasst, die<br />

nur noch über weit verbreitete Pflanzen des<br />

Wirtschaftsgrünlandes (Molinio-Arrhenatheretea)<br />

mit breiter Amplitude verfügen und denen Arten<br />

der Arrhenatheretalia (Arrhenatherion, Polygono-<br />

Trisetion), Molinietalia (Calthion, Molinion),<br />

Potentillo-Polygonetalia (Potentillion anserinae)<br />

weitgehend fehlen. Ihre Zuordnung ist schwierig,<br />

weil ihre Nutzungsgeschichte meist unbekannt ist.<br />

<strong>Die</strong> Alopecurus pratensis-Gesellschaft hat eine sehr<br />

einheitliche Artenzusammensetzung. Sie unterscheidet<br />

sich von der hier vorgestellten Molinio-<br />

Arrhenatheretea-Klassengesellschaft durch das<br />

Vorherrschen von Alopecurus pratensis.<br />

Unter Kap. 4.6.4 sind die Veränderungen, die<br />

mit einer intensiven Nutzungsweise verbunden<br />

sind, ausführlich dargestellt. <strong>Die</strong>se Ausführungen<br />

gelten ebenso für die Molinio-Arrhenatheretea-<br />

Klassengesellschaft.<br />

In Gesellschaften der Arrhenatheretalia und<br />

Molinietalia verschwinden bei intensiver Nutzung<br />

mit starker Düngung zunächst die Assoziationskennarten,<br />

dann die Verbands- und Ordnungskennarten.<br />

Lediglich die Klassenkennarten mit<br />

meist breiter Amplitude bleiben erhalten. Daher<br />

ist die niedrigste Rangstufe hier die Klasse, nach<br />

der die Gesellschaft benannt wird. Somit können<br />

diese Wiesen sowohl aus Arrhenatheretalia-<br />

Gesellschaften (Glatthaferwiesen) als auch aus<br />

Molinietalia-Gesellschaften (Feuchtwiesen) hervorgegangen<br />

sein. Aufgrund der Vorkommen von<br />

Feuchtezeigern wie Lychnis flos-cuculi und Ranunculus<br />

repens kann davon ausgegangen werden,<br />

dass die Mehrzahl dieser Wiesen aus Feuchtwiesen<br />

entstanden ist.<br />

<strong>Die</strong> Wiesen der Molinio-Arrhenatheretea-Klassengesellschaft<br />

sind noch stärker an Arten verarmt<br />

als die Bestände der Arrhenatheretalia-Ordnungsgesellschaft;<br />

ihre mittlere Artenzahl beträgt 16.<br />

<strong>Die</strong> Artenzahlen der 25 Aufnahmen schwanken<br />

zwischen 8 und 24 Arten. <strong>Die</strong>se Wiesen sind damit<br />

ähnlich artenarm wie die Fuchsschwanzwiesen.<br />

Den grasreichen und kräuterarmen Intensivwiesen<br />

fehlen auffällige Blühaspekte, sie wirken<br />

recht homogen (Abb. 90). Arten, die generell<br />

den Grundstock im Grünland bilden, sind hier<br />

die dominanten Arten: Holcus lanatus, Alopecurus<br />

pratensis, Ranunculus repens u. a. Sie zeigen eine<br />

bessere Nährstoffversorgung an. <strong>Die</strong> mittlere<br />

Stickstoffzahl erreicht in dieser Gesellschaft den<br />

zweit höchsten Wert aller besprochenen <strong>Graslandgesellschaften</strong><br />

mit mN 6,0. Zu beachten ist, dass<br />

<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011

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