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Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs

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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />

156<br />

<strong>Die</strong> meisten Vegetationsaufnahmen stammen<br />

aus Untersuchungen zum Feucht- und Magerwiesen-Pilotprojekt<br />

aus dem Südwesten (Colling<br />

et al. 1994, Colling & Faber 1996, 1998, Colling<br />

& Reckinger 1997, Steinbach & Walisch 2001,<br />

Takla 2001). Für solche Flächen sind Bewirtschaftungsverträge<br />

abgeschlossen worden, um<br />

diese schutzwürdigen Wiesen zu erhalten oder<br />

durch entsprechende Maßnahmen auszuhagern.<br />

Einige Aufnahmen stammen aus dem Ösling<br />

und repräsentieren den mitunter dort vorherrschenden<br />

Mähwiesentyp. <strong>Die</strong>se kennartenarmen<br />

Frischwiesen haben inzwischen einen ähnlich<br />

hohen Schutzwert wie die fetten Glatthaferwiesen.<br />

Um sie zu erhalten, sollten sie extensiver bewirtschaftet<br />

werden.<br />

4.6.4 Alopecurus pratensis-Gesellschaft<br />

(Wiesenfuchsschwanz-Wiese)<br />

Tab. C17, Abb. A50<br />

Aspekt und Struktur<br />

<strong>Die</strong> Alopecurus pratensis-Gesellschaft umfasst<br />

Wiesen, in denen der Wiesen-Fuchsschwanz<br />

(Alopecurus pratensis) stark hervortritt, teilweise<br />

sogar zur Dominanz gelangt (Deckung > 3). In<br />

den artenarmen Fuchsschwanz-Beständen, denen<br />

vor allem Kräuter fehlen, gibt es wenige farbige<br />

Akzente. Alopecurus pratensis selbst und andere<br />

Gräser (vornehmlich Holcus lanatus) bestimmen<br />

den Aspekt (Abb. 89) und machen den größten<br />

Teil an der Gesamtdeckung aus. Sie sind für die<br />

Dunkelgrünfärbung der „monotonen Graswiesen“<br />

– wie <strong>Die</strong>rschke (1997b: 98) zutreffend formuliert<br />

– verantwortlich. Damit lassen sie sich bereits<br />

im zeitigen Frühjahr aus größerer Entfernung<br />

von den mageren, bräunlich gefärbten Wiesen<br />

unterscheiden. Der Wiesen-Fuchsschwanz blüht<br />

bereits sehr früh im Jahr (Mitte Mai). Gelbe Blüten<br />

von Taraxacum sect. Ruderalia und Ranunculus<br />

repens sowie das Blasslila von Cardamine pratensis<br />

ergänzen den zur Alopecurus-Blütezeit rotbraunen<br />

Blühaspekt. Etwas später treten ganz vereinzelt<br />

gelbe und rosa Blüten von Ranunculus acris und<br />

Lychnis flos-cuculi hinzu.<br />

<strong>Die</strong> Fuchsschwanzwiesen sind hochwüchsig, die<br />

Oberschicht (bis zu 130 cm) wird von dem wuchskräftigen<br />

und produktiven Wiesen-Fuchsschwanz<br />

gebildet. Er ist es auch, der den Aspekt und das<br />

gesamte Bild der eintönig wirkenden Wiesen<br />

bestimmt (<strong>Die</strong>rschke 1997a). <strong>Die</strong> Mittelschicht<br />

(etwa 60 cm) ist wenig artenreich und wird von<br />

Holcus lanatus, Poa trivialis, Festuca rubra agg.<br />

und wenigen Kräutern (Ranunculus acris, Rumex<br />

acetosa) gebildet. Ranunculus repens, Cerastium<br />

fontanum subsp. vulgare und Trifolium repens bilden<br />

in weniger dichten Beständen die Unterschicht.<br />

Alopecurus pratensis hat eine relativ weite ökologische<br />

Amplitude und ist somit eine weit<br />

verbreitete Art im Grasland <strong>Luxemburgs</strong>. Er reicht<br />

von den (wechsel-)feuchten Glatthaferwiesen bis<br />

hin zu den Seggenrieden. Seinen Schwerpunkt<br />

hat er im Calthion, wo er zeitweise Vernässung<br />

verträgt. Bei langanhaltenden Überstauungen<br />

oder Überschwemmungen wie sie für Flutrasen<br />

typisch sind, wird er von Alopecurus geniculatus<br />

sowie weiteren Flutrasen-Pflanzen verdrängt.<br />

Syntaxonomie<br />

<strong>Die</strong>ser Vegetationstyp wird hier in Anlehnung<br />

an <strong>Die</strong>rschke (1997b) als Gesellschaft gefasst.<br />

Den Wiesenfuchsschwanz-Wiesen fehlen sowohl<br />

Kennarten einer Assoziation als auch eines<br />

Verbandes und einer Ordnung. Sie können<br />

mangels Kennarten folglich keiner Ordnung<br />

und keinem Verband, sondern nur den Molinio-<br />

Arrhenatheretea zugeordnet werden. Kennarten<br />

der Klasse sind aber hochstet.<br />

Zu dieser Gesellschaft gehören weder Alopecurus<br />

pratensis-reiche Bestände der Glatthaferwiesen<br />

noch der Feuchtwiesen (s. Kap. 4.3.4 Calthion-<br />

Verbandsgesellschaft, Ausbildung mit Alopecurus<br />

pratensis-Dominanz). <strong>Die</strong>se sind deutlich besser<br />

mit Kennarten der Verbände und Ordnungen<br />

gekennzeichnet. Nach <strong>Die</strong>rschke (1997a) können<br />

sie aber bei Nutzungsintensivierung in kennartenärmere<br />

Wiesenfuchsschwanz-Wiesen übergehen.<br />

In der Literatur hat die Alopecurus pratensis-<br />

Gesellschaft je nach Vorhandensein von Kennarten<br />

(Verbands-, Ordnungskennarten) eine unterschiedliche<br />

Stellung. So ordnen die meisten Autoren sie<br />

zur Arrhenatheretalia-Ordnung bzw. zum Arrhenatherion-Verband,<br />

andere zur Molinio-Arrhenatheretea-Klasse.<br />

Von <strong>Die</strong>rschke (1997a) wird die<br />

Wiesen-Fuchsschwanzwiese zum Arrhenatherion<br />

gestellt, er weist aber darauf hin, dass sie auch den<br />

Arrhenatheretalia oder den Molinio-Arrhenatheretea<br />

zugeordnet werden kann. Ellmauer & Mucina<br />

(1993) fassen sie als Assoziation, dem Ranunculo<br />

repentis-Alopecuretum pratensis, und stellen sie<br />

<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011

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