Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />
zu den geschützten Sand- und Silikatmagerrasen<br />
(Loi du 19 janvier 2004 concernant la protection de<br />
la nature et des ressources naturelles; Ministère de<br />
l'environnement 2006, Naumann 2009).<br />
4.6.3 Arrhenatheretalia-Ordnungsgesellschaft<br />
(Frischwiesen-<br />
Ordnungsgesellschaft)<br />
Tab. C16, Abb. A49<br />
Aspekt und Struktur<br />
Der Bestandsaufbau der Arrhenatheretalia-<br />
Ordnungsgesellschaft entspricht weitgehend dem<br />
der hochproduktiven Glatthaferwiesen (Glatthaferwiesen<br />
der Ausbildungen ertragreicher Standorte).<br />
<strong>Die</strong>se mittel- bis hochwüchsigen Wiesen werden<br />
von wuchskräftigen Obergräsern (Dactylis<br />
glomerata, Alopecurus pratensis und Festuca pratensis)<br />
sowie Mittelgräsern (Trisetum flavescens, Holcus<br />
lanatus, Cynosurus cristatus, Poa trivialis, Anthoxanthum<br />
odoratum und Lolium perenne) dominiert<br />
(Abb. 88). Gelegentlich bildet Holcus lanatus<br />
Dominanzbestände aus. Kräuter treten in diesen<br />
Wiesen im Vergleich zu den Glatthaferwiesen<br />
etwas zurück. Farbige Akzente bilden wenige, weit<br />
verbreitete Wiesenpflanzen wie Ranunculus acris,<br />
Centaurea jacea s. l., Rumex acetosa, Trifolium pratense<br />
und seltener auch Leucanthemum vulgare sowie<br />
Pimpinella major. Auffällige Blühaspekte, wie sie in<br />
den mageren Glatthaferwiesen überwiegen, fehlen<br />
hier. Niedrigwüchsige Pflanzen wie Cerastium<br />
fontanum subsp. vulgare, Plantago lanceolata und<br />
Bellis perennis bilden die Unterschicht.<br />
Syntaxonomie<br />
<strong>Die</strong>sen Wiesen fehlen sowohl Assoziations- als<br />
auch Verbandskennarten. <strong>Die</strong> Ordnung Arrhenatheretalia<br />
stellt hier die niedrigste Rangstufe dar,<br />
der die Bestände zugeordnet werden können. Sie<br />
werden daher in der Arrhenatheretalia-Ordnungsgesellschaft<br />
zusammengefasst. <strong>Die</strong> Gesellschaft<br />
ist somit lediglich negativ durch das Fehlen<br />
der Verbandskennarten und positiv durch das<br />
Vorkommen der Ordnungs- und Klassenkennarten<br />
abgrenzbar.<br />
Artenzusammensetzung und Untergliederung<br />
<strong>Die</strong> Wiesen verfügen über stete Arten der Arrhenatheretalia,<br />
die aber z. T. auch nur mit geringen<br />
<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011<br />
Deckungsgraden auftreten. Sie sind gut mit<br />
Arten der Molinio-Arrhenatheretea ausgestattet.<br />
Ihnen fehlen Magerkeitszeiger sowie seltene<br />
und gefährdete Pflanzenarten weitgehend. Nur<br />
wenige Vegetationsaufnahmen zeigen vereinzelt<br />
Vorkommen von Magerkeitszeigern wie Galium<br />
verum, Luzula campestris, Briza media u. a. Weiterhin<br />
gibt es viele Einzelvorkommen von Arten aus<br />
anderen Grasland-Gesellschaften. <strong>Die</strong> mittlere<br />
Artenzahl der 21 Vegetationsaufnahmen beträgt<br />
nur 24, wobei die Artenzahlen der Aufnahmen<br />
stark schwanken (zwischen 14 und 38 Arten).<br />
Das vorhandene Aufnahmematerial lässt sich nach<br />
dem Feuchtegradient in eine Ausbildung mit<br />
Ranunculus repens und eine differentialartenlose<br />
Ausbildung untergliedern. Zu den Differentialarten<br />
gehören die Feuchtezeiger Ranunculus<br />
repens, Lychnis flos-cuculi, Cardamine pratensis und<br />
Myosotis scorpioides agg. <strong>Die</strong> feuchtere Ausbildung<br />
(Ausbildung mit Ranunculus repens) leitet zu den<br />
Gesellschaften des Calthion über. In der differentialartenlosen<br />
Ausbildung treten einige Arrhenatheretalia-Arten<br />
(Trifolium dubium, Lotus corniculatus,<br />
Veronica chamaedrys, Heracleum sphondylium,<br />
Achillea millefolium) und einige Arten trockenerer<br />
Standorte wie Ranunculus bulbosus häufiger auf als<br />
in der feuchteren Ausbildung.<br />
Ökologie<br />
<strong>Die</strong> Gesellschaft siedelt auf nährstoffreichen,<br />
gedüngten, basenreichen, gut wasserversorgten,<br />
frischen bis (wechsel-)feuchten Böden. <strong>Die</strong><br />
Berechnung der mittleren Zeigerwerte ergibt<br />
folgende Werte: mF 5,5; mR 6,0 und mN 5,5.<br />
Verbreitung und Aspekte des Naturschutzes<br />
<strong>Die</strong>se dem Arrhenatheretum elatioris sehr nahe<br />
stehende Arrhenatheretalia-Ordnungsgesellschaft<br />
ist im Wirtschaftsgrünland von Luxemburg weit<br />
verbreitet. <strong>Die</strong>se Wiesen gehören wie die Glatthaferwiesen<br />
zu den wertvollen Futterwiesen. Mit dem<br />
allgemeinen Trend der Nutzungsintensivierung<br />
in Form von starker Düngung, hoher Schnittfrequenz,<br />
Vorverlegung des ersten Schnitttermins<br />
und intensiver Mähweidenutzung, nehmen diese<br />
an Kennarten verarmten Bestände zu Ungunsten<br />
der artenreichen Wiesen zu. Sie finden sich regelmäßig<br />
zwischen Glatthaferwiesen, Feuchtwiesen<br />
und artenärmeren Graslandbeständen (Molinio-<br />
Arrhenatheretea-Klassengesellschaft, Einsaaten).<br />
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