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Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs

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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />

Produktivität und der schlechten Zugänglichkeit<br />

aus der Nutzung gefallen und liegen brach.<br />

Steinbach (1995b) weist auf die bultige Oberflächenstruktur<br />

der brachliegenden Bestände hin.<br />

Ein anderer Teil wird als Mähwiese genutzt.<br />

<strong>Die</strong> hier untersuchten Bestände der Festuca rubra-<br />

Agrostis capillaris-Gesellschaft sind wahrscheinlich<br />

nicht aus ehemaligen, kaum gedüngten Äckern<br />

entstanden wie sie z. B. von Bergmeier (1987)<br />

beschrieben werden. Es ist allerdings nicht<br />

auszuschließen, dass sich diese Gesellschaft<br />

auch als Entwicklungsstadium ehemals ackerbaulich<br />

genutzter Flächen im Gebiet finden lässt.<br />

Dazu liegt aber kein Aufnahmematerial vor. Es<br />

müssten weitere Erhebungen erfolgen, in denen<br />

die historische Nutzung der jeweiligen Flächen<br />

analysiert würde. Dazu könnte ein Abgleich mit<br />

historischen Karten von Ferraris (aus der Zeit 1770<br />

bis 1780, Maßstab 1:11.250) Aufschluss geben.<br />

Auch <strong>Die</strong>rschke (1997a) weist auf die Entwicklung<br />

aus Ackerbrachen und auf das Vorkommen an<br />

Straßenrändern und Böschungen hin. Manz (1997)<br />

beschreibt eine Festuca rubra-Agrostis capillaris-<br />

Gesellschaft von ehemals militärisch genutzten<br />

Flächen. Es ist anzunehmen, dass es sich bei den<br />

hier behandelten Aufnahmen nicht um junge<br />

Entwicklungsstadien handelt, sondern um Relikte<br />

früher weit verbreiteter Magerwiesen. Auch die<br />

Lage der untersuchten Bestände in z. T. extremen<br />

Hanglagen spricht für die ehemalige Nutzung als<br />

Grünland und nicht als Ackerland.<br />

<strong>Die</strong> Festuca rubra-Agrostis capillaris-Gesellschaft<br />

des Untersuchungsgebietes kommt der von<br />

Glavac (1983) beschriebenen nahe. Glavac (1983)<br />

bezeichnet sie als ursprüngliche Wiesenform, die<br />

auf frischen, basenarmen ungedüngten Standorten<br />

unter Grünlandnutzung vor kam. Klapp<br />

(1951) weist darauf hin, dass Nardus stricta<br />

durch stärkeren Weidebesatz in Straußgras-<br />

Rotschwingel-Wiesen verstärkt auftreten kann.<br />

Auch Bartsch & Bartsch (1940) merken an, dass<br />

Nardus stricta bei starker Beweidung zunimmt.<br />

Sicherlich ist die umgekehrte Entwicklung auch<br />

denkbar. So sind höchstwahrscheinlich einige der<br />

im untersuchten Gebiet zu beobachtenden Festuca<br />

rubra-Agrostis capillaris-Wiesen durch Nutzungsänderung<br />

aus Borstgrasrasen entstanden.<br />

Ferner beschreibt Manz (1989) eine Festuca rubra-<br />

Agrostis tenuis[=A. capillaris]-Gesellschaft aus dem<br />

südwestlichen Hunsrückvorland als Überrest<br />

altertümlicher Grünlandnutzung und einstmals<br />

<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011<br />

weit verbreiteter Magerwiesen. Er nimmt an, dass<br />

diese mageren Wiesen vor dem Einsatz produktionssteigernder<br />

Maßnahmen (Düngung) auf<br />

trockenen bis frischen Braunerden vorgeherrscht<br />

haben und sieht sie als Relikte einer sehr extensiven<br />

Bewirtschaftungsweise. Auch nach Kauter<br />

(2001) waren Magerwiesen in manchen Gebieten<br />

vor der Mitte des 19. Jahrhunderts sehr verbreitet.<br />

Im Osterzgebirge kommt der Rotschwingel-<br />

Straußgras-Gesellschaft eine so große Bedeutung<br />

zu, dass Apitzsch (1963: 198) sie als „Leitwiesengesellschaft“<br />

bezeichnet. Glavac (1983) und <strong>Die</strong>rschke<br />

(1997a) räumen ebenso eine früher weitere<br />

Verbreitung ein, die durch die Intensivierung<br />

und Umwandlung in Ackerflächen eingeschränkt<br />

wurde. So werden auch die Bestände des Untersuchungsgebiets<br />

als Reste ehemals ausgedehnter<br />

Magerwiesen (u. a. Borstgrasrasen) gesehen.<br />

Nach Bergmeier (1987) können Rotschwingel-<br />

Straußgras-Magerrasen bei unregelmäßiger oder<br />

fehlender Nutzung lange erhalten bleiben (vgl.<br />

auch Glavac & Raus 1982, Glavac 1983).<br />

<strong>Die</strong> beschriebenen Rotschwingel-Magerwiesen<br />

sind artenreich und enthalten eine Reihe gefährdeter<br />

und seltener Arten. <strong>Die</strong> Rotschwingel-<br />

Straußgras-Magerwiese gehört zu den gefährdeten<br />

<strong>Graslandgesellschaften</strong> in Luxemburg. Sie<br />

ist durch Nutzungsintensivierung (Düngung)<br />

und -aufgabe (Verbrachung) gefährdet. In einigen<br />

Beständen konnte Cytisus scoparius (Besenginster)<br />

bereits Fuß fassen (z. B. Pessenheck bei Weicherdange,<br />

Abb. 87) und stellt eine akute Gefährdung<br />

für die dortige Magerwiese dar (Schneider &<br />

Krippel 2008). Gefährdet sind die Bestände auch<br />

durch Aufforstung mit Fichten (Steinbach 1995b).<br />

Es ist anzunehmen, dass die Gesellschaft in<br />

Luxemburg früher wesentlich weiter verbreitet war.<br />

Daher müssen die Standorte dieser Magerwiesen-<br />

Gesellschaft als Restbestände gesehen werden. Sie,<br />

wie auch alle Magergrasland-Gesellschaften, sind<br />

vor allem durch Düngung stark zurückgegangen<br />

und müssen als historische Relikte erhalten bleiben<br />

(vgl. <strong>Die</strong>rschke 1997a). <strong>Die</strong> hohe kulturhistorische<br />

Bedeutung wird auch von Glavac (1983) angeführt.<br />

<strong>Die</strong> Gesellschaft wird in anderen Regionen bzw.<br />

Ländern, z. B. im Hunsrück (Manz 1989) und in<br />

Deutschland allgemein (Rennwald 2000) als gefährdet<br />

eingestuft, wohingegen sie im Saarland bislang<br />

auf der Vorwarnliste steht (Bettinger et al. 2008). In<br />

Luxemburg gehört die Festuca rubra-Agrostis capillaris-Gesellschaft<br />

als potentielle Pflanzengesellschaft<br />

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