Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />
Polygono-Trisetion zugeordnet werden. Zahlreiche<br />
Autoren weisen auf die Schwierigkeit der syntaxonomischen<br />
Zuordnung der Gesellschaft hin (u. a.<br />
Apitzsch 1963, Glavac & Raus 1982, Reif et al. 1988).<br />
Glavac (1983) bedauert, dass diese Gesellschaft<br />
aufgrund der fehlenden Kenn- und Trennarten<br />
oftmals anderen floristisch besser charakterisierten<br />
Gesellschaften zugeordnet wird. So wird sie von<br />
Klapp (1965) dem Festuco-Cynosuretum eingegliedert.<br />
Wie unterschiedlich die Benennung und<br />
syntaxonomische Zuordnung dieser Gesellschaft<br />
in der Literatur ist, hat Nawrath (2005) herausgearbeitet.<br />
Er hat sich für die Benennung als Festuca<br />
rubra-(Arrhenatheretalia)-Gesellschaft entschieden<br />
und trennt die jüngeren Sukzessionsstadien auf<br />
ehemaligen Äckern oder gestörten Flächen ab.<br />
<strong>Die</strong> Festuca rubra-Agrostis capillaris-Gesellschaft<br />
tritt im Übergang zwischen den Glatthaferwiesen<br />
(Arrhenatheretum elatioris) und den Goldhaferwiesen<br />
(Geranio sylvatici-Trisetetum) auf. Sie weist<br />
zudem eine enge floristische Verwandtschaft<br />
zu den Borstgrasrasen (Violion caninae) auf und<br />
vermittelt zu den Glatthaferwiesen (Arrhenatherion<br />
elatioris) sowie Viehweiden (Cynosurion<br />
cristati). Somit ist die Abgrenzung zu anderen<br />
Syntaxa schwierig. Auch Apitzsch (1963) weist<br />
auf die gleitenden Übergänge zu benachbarten<br />
Pflanzengesellschaften und die damit verbundene<br />
erschwerte Abgrenzung hin. Er stellt die nahe<br />
Verwandtschaft zu den Borstgrasrasen heraus<br />
und weist auf deren Übergangsstellung zwischen<br />
Borstgrasrasen und Goldhaferwiesen hin.<br />
Abgrenzung gegenüber anderen Syntaxa<br />
<strong>Die</strong> Festuca rubra-Agrostis capillaris-Gesellschaft<br />
vermittelt zu einer Vielzahl anderer Magergrünland-Gesellschaften.<br />
So nimmt Glavac (1983:<br />
405) an, dass ein Teil des synsystematisch undefinierten<br />
„Übergangs-Bereiches“ im Ökogramm der<br />
Verbände ungedüngter Wiesengesellschaften von<br />
Ellenberg (1996: 787) von der Festuca rubra-Agrostis<br />
capillaris-Gesellschaft eingenommen wird. Der<br />
Gesellschaft fehlen positiv kennzeichnende Kennund<br />
Trennarten, was die Abgrenzung von anderen<br />
Gesellschaften schwierig macht. Für das Abtrennen<br />
der Gesellschaft von anderen Gesellschaften des<br />
Wirtschaftsgrünlandes, vor allem der mageren<br />
Ausbildungen des Arrhenatheretum, ist das Fehlen<br />
der Arrhenatherion-Kennarten entscheidend.<br />
<strong>Die</strong> Abgrenzung der Festuca rubra-Agrostis capillaris-Gesellschaft<br />
gegenüber den Gesellschaften<br />
<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011<br />
des Cynosurion (Cynosuro-Lolietum) kann durch<br />
das Fehlen typischer Weidezeiger erfolgen. Allerdings<br />
können diese, hauptsächlich in Weiden<br />
verbreiteten Arten, auch in beweideten Beständen<br />
der Festuca rubra-Agrostis capillaris-Gesellschaft<br />
vorkommen. <strong>Die</strong>se beiden Gesellschaften kommen<br />
sehr häufig nebeneinander vor.<br />
In der Festuca rubra-Agrostis capillaris-Gesellschaft<br />
kommen einige Borstgrasrasen-Pflanzen vor. Sie<br />
sind aber mit deutlich geringeren Stetigkeiten<br />
vertreten, so dass dies das entscheidende Abgrenzungsmerkmal<br />
zum Polygalo-Nardetum ist.<br />
Artenzusammensetzung und Untergliederung<br />
<strong>Die</strong> Rotschwingel-Straußgras-Magerwiesen sind<br />
nur durch einen kleinen Grundstock an gemeinsamen<br />
Arten gekennzeichnet, der eine Zusammenfassung<br />
zu einer Gesellschaft rechtfertigt<br />
(<strong>Die</strong>rschke 1997a). Ihre Bestände zeichnen sich<br />
durch hohe Stetigkeiten von Kennarten der<br />
Molinio-Arrhenatheretea aus. Charakteristische<br />
Gräser sind neben Festuca rubra agg. und Agrostis<br />
capillaris, Luzula campestris, Holcus lanatus, Anthoxanthum<br />
odoratum, Dactylis glomerata und Poa<br />
pratensis subsp. pratensis. Wobei Festuca rubra agg.<br />
i. d. R. mit hohen Deckungsgraden (> 3) vorkommt.<br />
Nach Oberdorfer (1993c) tritt der Rotschwingel<br />
meist auf ärmeren Böden und in klimatisch wenig<br />
begünstigten Lagen aufgrund geringerer Bewirtschaftungsintensität<br />
stark hervor.<br />
Arrhenatherum elatius, Bromus hordeaceus, Alopecurus<br />
pratensis und andere anspruchsvolle<br />
Obergräser fehlen den Beständen weitgehend.<br />
Zu den steten Kräutern gehören Arten der<br />
Arrhenatheretalia und Molinio-Arrhenatheretea,<br />
z. B. Achillea millefolium, Leucanthemum vulgare,<br />
Trifolium dubium, Rumex acetosa, Plantago lanceolata,<br />
Centaurea jacea s. l., Ranunculus acris, Trifolium<br />
repens, Cerastium fontanum subsp. vulgare und<br />
Trifolium pratense. Viele von ihnen sind an magere<br />
Standorte angepasst. <strong>Die</strong>s betont auch Glavac<br />
(1983). Magerkeitszeiger sind reichlich in den<br />
Rotschwingel-Rotstraußgras-Wiesen vertreten.<br />
Luzula campestris, Campanula rotundifolia, Hieracium<br />
pilosella, Pimpinella saxifraga, Stellaria graminea,<br />
Hypochaeris radicata u. a. sind sehr häufig in den<br />
Magerwiesen zu finden.<br />
Zu den Magerkeitszeigern gehört auch die große<br />
Gruppe der Borstgrasrasen-Pflanzen wie z. B.<br />
Potentilla erecta, Lathyrus linifolius, Galium saxatile,<br />
Hypericum maculatum und Genistella sagittalis<br />
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