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Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs

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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />

artenreicher Magerwiesen ist weit effektiver<br />

und sicherer als der Versuch intensiv genutztes<br />

Grünland zu extensivieren (Ruthsatz 2009a, b).<br />

Bemerkenswert ist die Anzahl von seltenen und<br />

gefährdeten Arten in den Glatthaferwiesen. Mit<br />

23 Arten weisen die Glatthaferwiesen einen sehr<br />

hohen Anteil an gefährdeten Arten auf, was etwa<br />

10 % aller im Aufnahmematerial der Glatthaferwiesen<br />

vorkommenden Arten entspricht (Rote<br />

Liste-Gefährdungseinstufung nach Colling 2005).<br />

Darunter befinden sich stark gefährdete und sehr<br />

seltene Arten, z. B. Coeloglossum viride, Serratula<br />

tinctoria, Rhinanthus alectorolophus, Tragopogon<br />

pratensis subsp. orientalis sowie etwas häufigere<br />

Arten, z. B. Salvia pratensis und Campanula<br />

glomerata. Weitere Rote Liste-Arten können der<br />

Tabelle A6 (Anhang A) entnommen werden. <strong>Die</strong><br />

Fundorte der gefährdeten Arten der Glatthaferwiesen<br />

sowie aller in dieser Arbeit beschriebenen<br />

<strong>Graslandgesellschaften</strong> sind in Krippel & Colling<br />

(2008, 2010) erfasst.<br />

Bei der naturschutzfachlichen Bewertung sollte<br />

zwischen den mageren, artenreichen und den<br />

nährstoffreichen Glatthaferwiesen unterschieden<br />

werden. <strong>Die</strong>se Trennung erfolgt beispielsweise bei<br />

Rennwald (2000) sowie Nawrath (2005). Besonders<br />

stark gefährdet sind die mageren Glatthaferwiesen<br />

in Luxemburg. Nach Ruthsatz (2009b:<br />

260) hat „der Rückgang magerer und artenreicher<br />

Mähwiesen (...) inzwischen eine Größenordnung<br />

erreicht wie vor Jahrzehnten der der Magerrasen“.<br />

Aber auch schon die etwas nährstoffreicheren<br />

Glatthaferwiesen können mittlerweile<br />

als gefährdet angesehen werden. In Deutschland<br />

gelten die mageren Glatthaferwiesen (Ausbildungen<br />

von Standorten niedriger Trophiestufe)<br />

nach Rennwald (2000) als gefährdet, im Tiefland<br />

als stark gefährdet. Glatthaferwiesen der Ausbildungen<br />

hoher Trophiestufe sind im deutschen<br />

Tiefland ebenfalls gefährdet (Rennwald 2000).<br />

Magere, artenreiche, extensiv bewirtschaftete<br />

Flachland-Mähwiesen des Arrhenatherion-<br />

Verbandes sind nach der FFH-Richtlinie geschützt<br />

(Natura 2000-Code 6510, FFH-Richtlinie 92/43/<br />

EWG, Ssymank et al. 1998). <strong>Die</strong> artenreichen<br />

Ausbildungen (Kategorie A-Flächen) sind ab<br />

einer Mindestgröße von 1000 m² nach Art. 17 des<br />

luxemburgischen Naturschutzgesetzes geschützt<br />

(Loi du 19 janvier 2004 concernant la protection<br />

de la nature et des ressources naturelles; Ministère<br />

de l'environnement 2006, Naumann 2009). Nach<br />

148<br />

<strong>Die</strong>rschke & Briemle (2002) sind heute bereits alle<br />

Typen der Glatthaferwiesen schutzbedürftig.<br />

Zur Bewertung von Glatthaferwiesen sollte<br />

die floristische Qualität beurteilt werden. Als<br />

Kriterium dazu sehen Lisbach & Peppler-Lisbach<br />

(1996) den Artenreichtum sowie die An- und<br />

Abwesenheit bestimmter Indikatorarten (Magerkeitszeiger)<br />

anhand derer die Nutzungsintensität<br />

abgeschätzt werden kann.<br />

Ruthsatz (2009a) hat ein umfangreiches Bewertungssystem<br />

für die Schutzwürdigkeit artenreicher<br />

Mähwiesen anhand der Schutzwürdigkeit<br />

ihrer typischen Flora im Westen des Hunsrück<br />

und der Eifel ausgearbeitet. Dazu wurden die<br />

Wiesenpflanzen fünf nach Schutzwert abgestuften<br />

Artengruppen zugeordnet, mit denen die schutzwürdigen<br />

Mähwiesen bewertet werden können.<br />

<strong>Die</strong> Abstufung der Artengruppen erfolgt dabei<br />

nach der Seltenheit bzw. der Häufigkeit der<br />

Pflanzenarten auf den für sie typischen Standorten,<br />

auch außerhalb der Mähwiesen. Vor allem<br />

die Pflanzen der Kalkhalbtrockenrasen, Borstgrasrasen,<br />

Kleinseggenriede, Nasswiesen, Goldhaferwiesen<br />

und mageren Glatthaferwiesen sowie an<br />

mageres Grasland gebundene Pflanzen werden<br />

zur Bewertung der Wiesen herangezogen. So<br />

beinhalten die ersten beiden Artengruppen die<br />

typischen Arten der Borstgrasrasen, Pflanzen<br />

der Glatthaferwiesen sind nur in den letzten<br />

beiden Gruppen zu finden. Ruthsatz (2009a)<br />

konnte die Arten der Gruppe 1 nur auf 14 % der<br />

untersuchten Wiesen finden, die der Gruppe 2<br />

bereits auf 41 % und die Arten der Gruppe 3 bis<br />

5 auf 90 bis 100 %. Des Weiteren konnten Zusammenhänge<br />

zwischen der Abstufung der Artengruppen<br />

und einigen ökologisch relevanten<br />

Eigenschaften der Arten (z. B. N-Zeigerwert,<br />

durchschnittliche Lebensdauer der Samenbank)<br />

sowie Häufigkeits- und Gefährdungsangaben<br />

(z. B. überregionale Einschätzung des Gefährdungsgrades<br />

nach der Roten Liste Deutschlands,<br />

Häufigkeit der Arten zur Mitte des<br />

19. Jhs.) gefunden werden.<br />

<strong>Die</strong> Glatthaferwiesen in Luxemburg werden<br />

i. d. R. ein- bis dreimal im Jahr als Heuwiesen<br />

oder zunehmend auch als Silagewiesen gemäht<br />

und zum Teil nachbeweidet. <strong>Die</strong> extensive<br />

Bewirtschaftung einiger Wiesen ist durch<br />

entsprechende Bewirtschaftungsverträge mit<br />

den Landwirten sichergestellt. <strong>Die</strong>se sollten<br />

auch unbedingt aufrecht erhalten und erweitert<br />

<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011

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