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Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs

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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />

Koch 1926 nennen (z. B. Rennwald 2000, Nowak<br />

& Fartmann 2004), gliedern andere Autoren die<br />

Pfeifengraswiesen in mehrere Assoziationen (z. B.<br />

Ellmauer & Mucina 1993, Goebel 1995, Pott 1995).<br />

Das Selino carvifoliae-Molinietum caeruleae und das<br />

Junco-Molinietum werden des Öfteren erwähnt.<br />

Das Junco-Molinietum umfasst die atlantischsubatlantisch<br />

verbreiteten Juncus-reichen Feuchtwiesen<br />

(J. effusus) mit Molinia caerulea. Sie gehören<br />

nach <strong>Die</strong>rschke (2004), Nowak & Fartmann (2004)<br />

u. a. nicht zum Molinion, sondern sollen als Juncus-<br />

Succisa pratensis-Gesellschaft zum Calthion gestellt<br />

werden. Der Verband lässt sich durch zahlreiche<br />

Kenn- und Trennarten gut abgrenzen (Nowak<br />

& Fartmann 2004). <strong>Die</strong> Molinion-Wiesen stehen<br />

standörtlich zwischen den Verbänden Calthion,<br />

Caricion fuscae, Violion caninae, Bromion erecti und<br />

Arrhenatherion. <strong>Die</strong>s erschwert oft die syntaxonomische<br />

Zuordnung der „Übergangsbestände“ zu<br />

floristisch und ökologisch benachbarten Syntaxa<br />

(Nowak & Fartmann 2004). <strong>Die</strong>s trifft auch auf die<br />

hier untersuchten Magerwiesen zu.<br />

Zuordnung der luxemburgischen Bestände zum<br />

Molinion-Verband<br />

Um zu entscheiden, ob es sich bei den Beständen<br />

der vorliegenden Vegetationsaufnahmen um<br />

Pfeifengraswiesen handelt, um magere Calthion-<br />

Gesellschaften mit Arten der Pfeifengraswiesen<br />

(s. Kap. 4.3.4 Calthion-VG, magere Ausbildung) oder<br />

um eine Molinietalia-Gesellschaft, wurden ausführliche<br />

Vergleiche mit Bearbeitungen von Pfeifengraswiesen<br />

aus Hessen (Taunus, Gladenbacher<br />

Bergland, Rhein-Main-Gebiet) vorgenommen<br />

(Nowak 1992, Goebel 1995, Nowak & Fartmann<br />

2004, Nawrath 2005 u. a.). <strong>Die</strong> dort beschriebenen<br />

Pfeifengraswiesen stehen den Molinion-Beständen<br />

des Untersuchungsgebietes am nächsten.<br />

Da das Untersuchungsgebiet am Rand der<br />

Verbreitung von Pfeifengraswiesen und an der<br />

klimatischen Grenze für die Ausbildung von<br />

Pfeifengraswiesen liegt, muss geklärt werden, ob<br />

es in Luxemburg (noch) Pfeifengraswiesen gibt.<br />

Nach Nowak & Fartmann (2004) verläuft die<br />

westliche Arealgrenze der Pfeifengraswiesen von<br />

Südostfrankreich über das französische Zentralmassiv<br />

zur Eifel sowie weiter von der Kölner Bucht<br />

durch das Rheinische Schiefergebirge (Ostrand)<br />

zu den nordosthessischen Mittelgebirgen.<br />

Molinion-Bestände sind in subozeanischen bis<br />

kontinentalen Gebieten verbreitet. Einige Autoren<br />

<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011<br />

geben für die von ihnen untersuchten Pfeifengraswiesen<br />

in Hessen an, dass die dortigen Bestände<br />

aufgrund der Lage im subatlantisch geprägten<br />

Klimabereich – in einer niederschlagsreichen<br />

Region mit feuchten Sommern – und am Rande<br />

des Areals ärmer an Kennarten des Verbandes<br />

und reicher an Calthion-Arten sind (Nowak 1992,<br />

Goebel 1995, Nawrath 2005). <strong>Die</strong>s trifft ebenso auf<br />

die Pfeifengraswiesen in Luxemburg zu.<br />

In den Montanstufen der mitteleuropäischen<br />

Mittelgebirge kommen Pfeifengraswiesen nur<br />

noch in artenverarmten bzw. fragmentarischen<br />

Ausbildungen vor. Generell treten wechseltrockene<br />

Pfeifengraswiesen im subatlantischen<br />

Klimabereich Westeuropas zurück (Goebel 1995).<br />

<strong>Die</strong>s begründet die floristische Verarmung der<br />

hier vorgestellten Magerwiesen in Luxemburg.<br />

Weitere Kriterien, die für die Zuordnung zum<br />

Molinion bzw. zur Molinion-Verbandsgesellschaft<br />

sprechen und zur Abgrenzung von Calthionsowie<br />

Arrhenatherion-Gesellschaften dienen, sind<br />

(in Anlehnung an Nowak & Fartmann 2004 sowie<br />

Nawrath 2005):<br />

- Vorkommen von Kenn- und Trennarten des<br />

Molinion-Verbandes<br />

Als Kennarten des Verbandes kommen lediglich<br />

Stachys officinalis und Ophioglossum vulgatum<br />

vereinzelt vor. Carex tomentosa und Selinum carvifolia<br />

wurden in den Pfeifengraswiesen beobachtet,<br />

allerdings nicht mit Aufnahmen belegt. Andere in<br />

der überregionalen Literatur (z. B. Zacharias et al.<br />

1988, Bergmeier 1990, Oberdorfer 1993c, Goebel<br />

1995, <strong>Die</strong>rschke 2004, Nowak & Fartmann 2004,<br />

Nawrath 2005) genannten Kennarten wie Serratula<br />

tinctoria, Galium boreale, Dianthus superbus, Iris<br />

sibirica, Cirsium tuberosum u. a. kommen in<br />

Luxemburg aus arealgeographischen Gründen<br />

gar nicht oder nur sehr selten vor. Differentialarten<br />

wie Scorzonera humilis, Succisa pratensis,<br />

Molinia caerulea und Silaum silaus sind hingegen<br />

häufiger.<br />

- Vorkommen von Molinietalia-Arten und<br />

anderer Feuchtezeiger sowie das Zurücktreten<br />

von Calthion-Arten<br />

Als häufige Molinietalia-Arten kommen Lychnis<br />

flos-cuculi, Filipendula ulmaria und Achillea ptarmica<br />

vor. Weitere Feuchtezeiger sind Carex panicea,<br />

C. nigra, Juncus conglomeratus sowie Arten der<br />

gedüngten Feuchtwiesen (Carex disticha, Myosotis<br />

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