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Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs

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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />

Ökologie<br />

<strong>Die</strong> Juncus effusus-Gesellschaft kommt auf<br />

staunassen, quellig-sickernassen, beweideten<br />

und stark zertretenen Standorten vor (Oberdorfer<br />

1993c, <strong>Die</strong>rschke et al. 2004). Sie besiedelt dabei<br />

die nährstoff- und basenärmeren Böden (Ruthsatz<br />

& Kraß 1998).<br />

Verbreitung und Aspekte des Naturschutzes<br />

<strong>Die</strong> Juncus effusus-Gesellschaft kann sich durch<br />

Beweidung aus dem Crepido-Juncetum acutiflori,<br />

aus Kleinseggenrieden (Caricetum nigrae) oder<br />

Quellfluren (Montio-Cardaminetea) entwickeln<br />

(Oberdorfer 1993c). Sie kommt in Luxemburg<br />

innerhalb vernässter, verdichteter Bereiche von<br />

Feuchtweiden recht häufig vor. Besonders in<br />

Quellnischen oder entlang von Gräben oder<br />

Bächen treten die markanten Binsenbestände<br />

hervor. Dort finden sie sich häufig im Umfeld von<br />

Viehtränken, wo die Trittfrequenz und die daraus<br />

resultierenden Trittschäden besonders groß sind.<br />

<strong>Die</strong> Flatterbinsen-Gesellschaft zeichnet die mechanisch<br />

gestörten Vernässungszonen deutlich nach<br />

(vgl. Kap. 4.3.6). Werden die nassen Weiden nicht<br />

mehr genutzt, kann sich die Flatterbinse in den<br />

brachgefallenen Flächen weiterhin gut halten. So<br />

findet sich die Gesellschaft recht häufig in nicht<br />

mehr genutzten Feuchtgebieten und in brachgefallenen<br />

Bachtälchen des Öslings. Sie kommt<br />

zudem regelmäßig auf vernässten Waldschlägen<br />

und Windbruchflächen im Norden <strong>Luxemburgs</strong><br />

vor (Steinbach 1995a, b). <strong>Die</strong> Flatterbinsen-Gesellschaft<br />

ist besonders im Ösling häufig, kommt aber<br />

auch in anderen Landesteilen vor.<br />

<strong>Die</strong> Flatterbinse ist sehr oft mit der Spitzblütigen<br />

Binse vergesellschaftet. <strong>Die</strong> Flatterbinsen-Gesellschaft<br />

zeigt eine enge floristische und standörtliche<br />

Verwandtschaft zu den Waldbinsen-Wiesen,<br />

ist aber auch mit anderen Calthion-Gesellschaften<br />

eng verzahnt. Dabei grenzt sie sowohl an genutzte<br />

Wiesen und Weiden als auch an Brachen und<br />

somit an andere Dominanzgesellschaften wie z. B.<br />

die Bistorta officinalis-Gesellschaft, Deschampsia<br />

cespitosa-Gesellschaft und Filipendula ulmaria-<br />

Gesellschaft. Zudem ist eine Verzahnung mit<br />

Flutrasen hin und wieder zu beobachten.<br />

In Luxemburg ist die Juncus effusus-Gesellschaft<br />

nicht gefährdet und unterliegt weitestgehend<br />

keiner Schutzbedürfigkeit, da sie recht häufig<br />

ist. In der mageren Ausbildung kommen einige<br />

seltene und gefährdete Pflanzenarten vor, darunter<br />

114<br />

einige Arten der Kleinseggenriede. <strong>Die</strong> Bestände<br />

von Juncus effusus gelten auch in Deutschland als<br />

nicht gefährdet (Rennwald 2000), obwohl nach<br />

Zacharias/Von Drachenfels (in Rennwald 2000)<br />

die artenreichen, beweideten und stark gefährdeten<br />

Bestände des Calthion von den artenärmeren<br />

Beständen z. B. an Gräben unterschieden werden<br />

sollten.<br />

Der Vergleich mit der überregionalen Literatur<br />

zeigt, dass die Juncus effusus-Gesellschaft eher<br />

selten erwähnt wird. Ruthsatz & Kraß (1998)<br />

beschreiben eine Juncus effusus-Gesellschaft aus<br />

dem westlichen Hunsrück, welche der luxemburgischen<br />

floristisch sehr ähnlich ist. Duvigneaud<br />

(2001) gibt sie in seinem Synopsis-Entwurf für<br />

die Wallonie an und Schaminée et al. (1996)<br />

beschreiben mehrere Rumpfgesellschaften von<br />

Juncus effusus aus den Niederlanden.<br />

4.4 Pfeifengraswiesen<br />

(Molinion caeruleae)<br />

4.4.1 Allgemeines und syntaxonomische<br />

Einordnung<br />

<strong>Die</strong> Stellung der Pfeifengraswiesen im System der<br />

Pflanzengesellschaften wird in der Literatur unterschiedlich<br />

vorgenommen. Der Verband Molinion<br />

caeruleae wird oft mit voneinander abweichenden<br />

Inhalten belegt (Nowak 1992, Ellmauer & Mucina<br />

1993). Viele Autoren bewerten Molinia caerulea<br />

fälschlicherweise als Kennart des Verbandes,<br />

obwohl das Pfeifengras in anderen Syntaxa weit<br />

verbreitet ist und daher nur als Differentialart<br />

gelten kann. <strong>Die</strong>se Fehleinschätzung führte<br />

dazu, dass Wiesen ohne Molinia nicht als Pfeifengraswiesen<br />

aufgefasst und lediglich Moliniareiche<br />

Bestände einbezogen wurden (Nowak &<br />

Fartmann 2004). Im Untersuchungsgebiet kommt<br />

das Pfeifengras auch in mageren Feuchtwiesen<br />

(magere Ausbildung der Calthion-VG, Crepido-<br />

Juncetum acutiflori), Borstgrasrasen (Polygalo-<br />

Nardetum, Juncetum squarrosi), Kleinseggenrieden<br />

(Caricetum nigrae) und Nassbrachen (Bistorta officinalis-Gesellschaft)<br />

vor.<br />

Hinsichtlich der Gliederung des Molinion bestehen<br />

in der überregionalen Literatur ebenso unter-<br />

schiedliche Auffassungen. Während einige Autoren<br />

lediglich eine Assoziation, das Molinietum caeruleae<br />

<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011

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