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Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs

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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />

in feuchten bis nassen Viehweiden auf. Oftmals<br />

ist die Rasenschmielen-Gesellschaft nur kleinflächig<br />

mit anderen Feuchtwiesengesellschaften<br />

verzahnt. Des Öfteren grenzt sie an die Juncus<br />

effusus-Gesellschaft. Solche Brachestadien werden<br />

als recht beständig bewertet (Rosenthal 1992,<br />

Nawrath 2005).<br />

Es kommen nur sehr vereinzelt gefährdete Arten<br />

in den hier ausgewerteten Aufnahmen der<br />

Deschampsia cespitosa-Gesellschaft vor. Es wird zur<br />

Zeit keine Gefährdung sowie Schutzbedürftigkeit<br />

der Gesellschaft angenommen.<br />

Mit dem zur Verfügung stehenden Aufnahmematerial<br />

konnte für Luxemburg keine Poa chaixii-<br />

Gesellschaft nachgewiesen werden. <strong>Die</strong>se ist<br />

eine weitere typische Brachegesellschaft. So wird<br />

in Ruthsatz & Kraß (1998) für den westlichen<br />

Hunsrück ein artenarmes Sukzessionsstadium<br />

brachgefallener wechseltrockener, mäßig nährstoff-<br />

und basenreicher Wiesen (Poa chaixii-<br />

Polygonum bistorta[=Persicaria bistorta]-Gesellschaft)<br />

sowie in Nawrath (2005) für den südöstlichen<br />

Taunus eine Poa chaixii-(Polygono-Trisetion)-<br />

Gesellschaft beschrieben. Im Untersuchungsgebiet<br />

ist Poa chaixii insgesamt selten. Sie kommt schwerpunktmäßig<br />

in den Naturräumen Hochösling,<br />

Ourtal sowie Obersauer-, Wiltz-, Clierf- und<br />

Bleestal vor (Reichling unveröffentlichte Karten &<br />

Datenbank Recorder 6 MnhnL).<br />

112<br />

4.3.11 Juncus effusus-Gesellschaft<br />

(Flatterbinsen-Gesellschaft)<br />

Tab. C12, Abb. A35<br />

Aspekt und Struktur<br />

Dominanzbestände der Flatterbinse (Juncus<br />

effusus) werden in der Juncus effusus-Gesellschaft<br />

zusammengefasst. Es werden alle Aufnahmen<br />

zur Beschreibung herangezogen, in denen Juncus<br />

effusus mindestens mit dem Deckungsgrad 2<br />

vorkommt.<br />

Als Juncus effusus-Gesellschaft werden durch<br />

Viehtritt und Eutrophierung gestörte, feuchte<br />

Viehweiden und Wiesenmulden zusammengefasst<br />

(<strong>Die</strong>rschke & Briemle 2002). Hier werden zudem<br />

brachgefallene Bestände mit einbezogen. Gerade<br />

in älteren Brachen sind die Horste ausgesprochen<br />

groß. Charakteristisch stechen die Horste zudem<br />

im abgeweideten Feuchtgrasland heraus. Viele<br />

Weiden, die stark vernässt sind, können aufgrund<br />

des weichen Untergrundes sehr leicht vom Vieh<br />

zertreten werden. Es kommt zu Verdichtungen und<br />

starken Trittschäden (<strong>Die</strong>rschke & Briemle 2002),<br />

so dass zum Teil zwischen den Binsenhorsten tiefe<br />

Löcher entstehen. Juncus effusus zeigt eine hohe<br />

Tritt- und Weideverträglichkeit. Im Gegensatz<br />

zu Juncus acutiflorus wird die Flatterbinse kaum<br />

oder gar nicht vom Vieh gefressen (Weideverträglichkeit<br />

7 nach <strong>Die</strong>rschke & Briemle 2002).<br />

<strong>Die</strong> Flatterbinsen-Bestände werden von den<br />

dunkelgrünen Binsenhorsten geprägt. Zu dem<br />

zur Blütezeit grünen und zur Fruchtzeit braunen<br />

Aspekt der Binse (Abb. 57) treten im Frühsommer<br />

und Sommer farbig blühende Kräuter (z. B. Caltha<br />

palustris, Lotus pedunculatus, Persicaria bistorta,<br />

Rumex acetosa) hinzu. Höherwüchsige Arten wie<br />

Cirsium palustre überragen die Mittelschicht (ca.<br />

80 bis 100 cm Höhe), die hauptsächlich von der<br />

Flatterbinse gebildet wird. In den Brachen ragen<br />

zudem gelegentlich Angelica sylvestris, Filipendula<br />

ulmaria und Valeriana officinalis agg. hervor.<br />

Syntaxonomie<br />

<strong>Die</strong> Flatterbinsen-Bestände des Untersuchungsgebietes<br />

werden in Anlehnung an Ruthsatz &<br />

Kraß (1998), <strong>Die</strong>rschke & Briemle (2002) und<br />

<strong>Die</strong>rschke et al. (2004) als Gesellschaft gefasst<br />

und dem Calthion zugeordnet. Juncus effusus wird<br />

nach <strong>Die</strong>rschke et al. (2004) als Verbandskennart<br />

des Calthion gewertet. Da Juncus effusus eine weite<br />

soziologische Amplitude hat, wird sie nur als<br />

schwache Kennart angesehen. <strong>Die</strong> Flatterbinse<br />

tritt in allen Feuchtgraslandgesellschaften des<br />

Untersuchungsgebietes mit geringen Deckungsgraden<br />

auf. Ihr Verbreitungsschwerpunkt<br />

liegt in beweidetem Nassgrünland, sie kommt<br />

aber auch entlang von Gräben, auf vernässten,<br />

gestörten Wegrändern oder in Wäldern vor. Sie<br />

bildet immer wiederkehrende ähnliche Artenkombinationen<br />

unter bestimmten standörtlichen<br />

Bedingungen (s. Ökologie) aus und kann<br />

daher als eigenständiger Vegetationstyp aufgefasst<br />

werden. Weitere Verbandskennarten des<br />

Calthion kommen mit hohen Stetigkeiten vor, was<br />

ebenfalls für die Zuordnung zum Calthion spricht.<br />

<strong>Die</strong> Eigenständigkeit der Gesellschaft sowie der<br />

von Oberdorfer beschriebenen Assoziation, dem<br />

Epilobio-Juncetum effusi Oberd. 1957 ist derzeit<br />

immer noch nicht vollständig geklärt. Ellmauer &<br />

Mucina (1993) weisen daraufhin, dass die Frage,<br />

ob die Abtrennung als eigenständige Assozi-<br />

<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011

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