Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
S. Schneider Die Graslandgesellschaften Luxemburgs 110 Höhenlagen von etwa 430 bis 460 m ü. NN. Einige Arbeiten über Feuchtwiesen und -brachen im Ösling (z. B. Aendekerk et al. 1990, Klampfl et al. 1993) haben nur Ausbildungen anderer Assoziationen mit Persicaria bistorta ausgegliedert, jedoch keine Dominanz-Gesellschaft der Art beschrieben. Zu den Kontaktgesellschaften der Bistorta officinalis- Gesellschaft zählen jegliche Nassbrachestadien, vor allem die Filipendula ulmaria-Gesellschaft, das Crepido-Juncetum acutiflori, die Phalaris arundinacea- Gesellschaft sowie Klein- und Großseggenriede. Aspekte des Naturschutzes Im allgemeinen handelt es sich bei den untersuchten Flächen um brachgefallene Feuchtwiesen, die wie z. B. Ries (1993) für das Gebiet Cornely's Millen angibt, früher extensiv als Wiesen bewirtschaftet wurden. Die Schlangenknöterich-Wiesen sind nach Dierschke et al. (2004) eine anthropogene Ersatzgesellschaft montaner Ufer-, Auenund anderer Nasswälder. Zur Erhaltung ist eine gelegentliche Mahd im mehrjährigen Rhythmus notwendig. Auch Ries (1993) geht von einer fortschreitenden Sukzession über ein Staudenstadium der Filipendula-Hochstaudenfluren zum Wald aus. Diese Gesellschaft sollte uneingeschränkt als blütenreiche Ausbildung montan geprägter Feuchtwiesen durch Pflegemaßnahmen erhalten bleiben, in besonderem Maße die Bestände mit Geranium sylvaticum. 4.3.10 Deschampsia cespitosa-Gesellschaft(Rasenschmielen-Gesellschaft) Tab. C11, Abb. A34 Aspekt, Struktur und Ökologie Die Deschampsia cespitosa-Gesellschaft wird von der bis zu 1,50 m hohen horstbildenden Rasenschmiele bestimmt und ist durch deren Dominanz (Deckungsgrad ≥ 3) gekennzeichnet. Sie fällt vor allem durch ihre großen bultigen Horste auf, weniger durch den monotonen, bräunlich schimmernden Aspekt ihrer Rispenblüten (Abb. 56). Ihre Bulte erreichen Höhen über 30 cm (Schwickert 1992). Die Rasenschmielen-Bestände sind relativ artenarme Brachestadien (mAZ 20) auf feuchten, mäßig sauren und mäßig nährstoffreichen Standorten (mittlere Zeigerwerte: mF 7,0; mR 4,5; mN 4,5). Aufgrund ihrer harten, rauhen Blätter ist die Rasenschmiele ein Weideungras, wird vom Vieh gemieden und kann sich ausbreiten. Mahd drängt hingegen die Art zurück. Bei Nutzungsaufgabe kann ihr Anteil beachtlich zunehmen und sie bildet dann bultige Strukturen (Borstel 1974, Schwickert 1992, Dierschke & Briemle 2002). Die Überdauerungsfähigkeit der Horste ist nach Rosenthal (1992) die entscheidende Ursache für ihre Dominanzfähigkeit neben der erfolgreichen generativen Ausbreitungsstrategie. Die Horste von Deschampsia cespitosa engen die Verfügbarkeit von Wuchsraum für andere Pflanzen ein. Um die Horste herum sammelt sich schwer zersetzbare Streu, die niedrigwüchsige Arten behindert. Deschampsia hingegen ist es möglich ihre Streu zu durchwachsen. Einigen Arten gelingt es, sich durch unterschiedliche Wuchsstrategien (z. B. Streukeimung bei Galeopsis tetrahit) zwischen Deschampsia cespitosa durchzusetzen (Rosenthal 1992). Die Rasenschmiele ist auf wechselfeuchten, lehmigen Böden, die gelegentlich abtrocknen, konkurrenzkräftiger gegenüber dem Schlangenknöterich (vgl. Kap. 4.3.9). Syntaxonomie Die Rasenschmielen-Gesellschaft wird als relativ stabiles Sukzessionsstadium brachgefallener Feuchtwiesen und somit als eigenständige Gesellschaft angesehen. Die Deschampsia cespitosa-Gesellschaft wird aufgrund ihrer Entstehung dem Calthion zugeordnet, wenngleich die Verbandskennarten etwas zurücktreten. Die synsytematische Zuordnung wird in der Literatur unterschiedlich gehandhabt. Sabel & Fischer (1992) ordnen die Dominanzbestände der Rasenschmiele ebenfalls zum Calthion. Andere Autoren (z. B. Ellmauer & Mucina 1993) gliedern sie den Molinietalia an. In der lokalen wie auch überregionalen Literatur gibt es nur wenige Angaben zu Dominanzausbildungen der Rasenschmiele. Nawrath (2005) beschreibt artenreiche Brachestadien des Geranio sylvatici-Trisetetum mit Höhenzeigern als Deschampsia cespitosa-(Polygono-Trisetion)-Gesellschaft sowie eine artenarme Deschampsia cespitosa- Gesellschaft ohne Zuordnung zu einem höher- rangigen Syntaxa. Rosenthal (1992) hat Deschampsia cespitosa-Gesellschaften auf ehemaligen Weiden im nordwestdeutschen Tiefland untersucht und ebenfalls eine zunehmende Ferrantia • 66 / 2011
S. Schneider Die Graslandgesellschaften Luxemburgs Dominanz von Deschampsia in den Folgejahren festgestellt. Borstel (1974) nennt eine Deschampsia cespitosa-Gesellschaft auf ungenutzten Grünlandflächen. Schwickert (1992) sowie Sabel & Fischer (1992) beschreiben für den Hohen Westerwald eine Deschampsia cespitosa-Polygonum bistorta[=Persicaria bistorta]-Gesellschaft als häufige und z. T. großflächige Gesellschaft der Brachestadien. Im Untersuchungsgebiet besteht eine enge floristische und standörtliche Verwandtschaft zur Bistorta officinalis-Gesellschaft. Deschampsia cespitosa ist regelmäßig mit Persicaria bistorta vergesellschaftet (Kap. 4.3.9). Artenzusammensetzung und Untergliederung Der Grundstock an Arten der Molinio-Arrhenatheretea und Molinietalia ist neben der z. T. starken Dominanz der namensgebenden Art vorhanden. Es treten stellenweise Magerkeitszeiger wie Agrostis canina und Comarum palustre auf. Eine längere Brachedauer wird an den geringeren mittleren Artenzahlen (mAZ zwischen 14 und 30) und dem verstärkten Auftreten von Brachezeigern deutlich. So weist auch Steinbach (1995b) bei längerer Brachezeit von Beständen im Ferrantia • 66 / 2011 Abb. 56: Rasenschmielen-Gesellschaft bei Crendal. Foto: S. Schneider, 04.07.2006. Rittefenn (bei Basbellain) auf das Vorkommen von Versaumungszeigern hin. Auch Nawrath (2005) beschreibt den Einfluss der Dauer der Brache auf die Artenzusammensetzung. Es gibt zwei Ausbildungen: eine Ausbildung mit Persicaria bistorta, die zur Bistorta officinalis- Gesellschaft vermittelt (Kap. 4.3.9) und eine differentialartenlose Ausbildung. Diese Differenzierung beruht allerdings nur auf fünf Vegetationsaufnahmen. Verbreitung und Aspekte des Naturschutzes Diese Brachestadien sind höchstwahrscheinlich aus Feuchtwiesen hervorgegangen. Sie könnten aber auch aus Frischwiesen oder sogar Borstgrasrasen entstanden sein. Belege der Deschampsia cespitosa-Gesellschaft wurden bislang nur aus dem nordwestlichen Hochösling gesammelt. Dominanzausbildungen der Rasenschmiele könnten aufgrund der Verbreitung der Art auch im Gutland vorkommen, wenn auch deutlich seltener und kleinflächiger als im Ösling. Die Gesellschaft tritt hauptsächlich in feuchten Grünlandbrachen und 111
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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />
Dominanz von Deschampsia in den Folgejahren<br />
festgestellt. Borstel (1974) nennt eine Deschampsia<br />
cespitosa-Gesellschaft auf ungenutzten Grünlandflächen.<br />
Schwickert (1992) sowie Sabel & Fischer<br />
(1992) beschreiben für den Hohen Westerwald eine<br />
Deschampsia cespitosa-Polygonum bistorta[=Persicaria<br />
bistorta]-Gesellschaft als häufige und z. T. großflächige<br />
Gesellschaft der Brachestadien.<br />
Im Untersuchungsgebiet besteht eine enge<br />
floristische und standörtliche Verwandtschaft<br />
zur Bistorta officinalis-Gesellschaft. Deschampsia<br />
cespitosa ist regelmäßig mit Persicaria bistorta<br />
vergesellschaftet (Kap. 4.3.9).<br />
Artenzusammensetzung und Untergliederung<br />
Der Grundstock an Arten der Molinio-Arrhenatheretea<br />
und Molinietalia ist neben der z. T.<br />
starken Dominanz der namensgebenden Art<br />
vorhanden. Es treten stellenweise Magerkeitszeiger<br />
wie Agrostis canina und Comarum palustre<br />
auf. Eine längere Brachedauer wird an den geringeren<br />
mittleren Artenzahlen (mAZ zwischen<br />
14 und 30) und dem verstärkten Auftreten von<br />
Brachezeigern deutlich. So weist auch Steinbach<br />
(1995b) bei längerer Brachezeit von Beständen im<br />
<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011<br />
Abb. 56: Rasenschmielen-Gesellschaft bei Crendal. Foto: S. Schneider, 04.07.2006.<br />
Rittefenn (bei Basbellain) auf das Vorkommen von<br />
Versaumungszeigern hin. Auch Nawrath (2005)<br />
beschreibt den Einfluss der Dauer der Brache auf<br />
die Artenzusammensetzung.<br />
Es gibt zwei Ausbildungen: eine Ausbildung<br />
mit Persicaria bistorta, die zur Bistorta officinalis-<br />
Gesellschaft vermittelt (Kap. 4.3.9) und eine differentialartenlose<br />
Ausbildung. <strong>Die</strong>se Differenzierung<br />
beruht allerdings nur auf fünf Vegetationsaufnahmen.<br />
Verbreitung und Aspekte des Naturschutzes<br />
<strong>Die</strong>se Brachestadien sind höchstwahrscheinlich<br />
aus Feuchtwiesen hervorgegangen. Sie könnten<br />
aber auch aus Frischwiesen oder sogar Borstgrasrasen<br />
entstanden sein.<br />
Belege der Deschampsia cespitosa-Gesellschaft<br />
wurden bislang nur aus dem nordwestlichen<br />
Hochösling gesammelt. Dominanzausbildungen<br />
der Rasenschmiele könnten aufgrund<br />
der Verbreitung der Art auch im Gutland<br />
vorkommen, wenn auch deutlich seltener und<br />
kleinflächiger als im Ösling. <strong>Die</strong> Gesellschaft tritt<br />
hauptsächlich in feuchten Grünlandbrachen und<br />
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