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Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs

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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />

108<br />

Da Persicaria bistorta nicht als Kennart einer<br />

Assoziation eingestuft werden kann, können<br />

die Bestände nur als Gesellschaft und nicht als<br />

Assoziation angesprochen werden. <strong>Die</strong> Bistorta<br />

officinalis-Gesellschaft wird in Anlehnung an<br />

<strong>Die</strong>rschke et al. (2004) zum Calthion gestellt, auch<br />

wenn die meisten Calthion-Arten nicht in allen<br />

Ausbildungen vorkommen. Alternativ könnte die<br />

Gesellschaft den Molinietalia zugeordnet werden.<br />

<strong>Die</strong>rschke et al. (2004) beschreiben unter obigem<br />

Namen vorwiegend ein- bis zweischürige Wiesen,<br />

die deutlich artenreicher (mAZ 25) sind als die<br />

untersuchten Brachflächen, jedoch ähnlich artenreich<br />

wie die noch genutzten Bestände im Untersuchungsgebiet.<br />

<strong>Die</strong> Autoren führen aber auch an,<br />

dass es sich oft schon um jüngere Brachestadien<br />

handelt. Daher ist die Zuordnung sowohl der<br />

genutzten als auch der brachliegenden Bestände<br />

zur Bistorta officinalis-Gesellschaft hier vertretbar.<br />

<strong>Die</strong> Bistorta officinalis-Gesellschaft ersetzt das<br />

Bromo-Senecionetum aquatici der Tieflagen auf<br />

ähnlichen Böden der höheren Lagen (<strong>Die</strong>rschke et<br />

al. 2004). Für Luxemburg trifft dies zu; die Bistorta<br />

officinalis-Gesellschaft löst die Wassergreiskrautwiesen<br />

auf basenarmen Böden im Ösling ab (vgl.<br />

Colling & Reckinger 1997).<br />

Brachestadien mit Persicaria bistorta werden in der<br />

überregionalen Literatur meist als Gesellschaft<br />

unterschiedlichen Rangstufen zugeordnet. Wolf<br />

(1979) beschreibt aus dem Hohen Westerwald<br />

und Weißbecker (1993) aus dem Odenwald<br />

eine Bistorta officinalis-Gesellschaft. Ruthsatz &<br />

Kraß (1998) sowie Schwickert (1992) ordnen die<br />

Brachen mit Dominanz an Persicaria bistorta und<br />

Deschampsia cespitosa der Deschampsia cespitosa-<br />

Polygonum bistorta[=Persicaria bistorta]-Gesellschaft<br />

(Rasenschmielen-Wiesenknöterich-Gesellschaft)<br />

zu. Im Untersuchungsgebiet dominiert meist<br />

eine dieser beiden Arten. <strong>Die</strong> Persicaria bistorta-<br />

Ausbildung der Deschampsia cespitosa-Gesellschaft<br />

(Kap. 4.3.10) kommt dieser Gesellschaft sehr<br />

nahe. Von Persicaria bistorta beherrschte Bestände<br />

werden von Hauser (1988) in vergleichbaren<br />

Höhenlagen in Nordbayern als Polygonum bistorta<br />

[=Persicaria bistorta]-Molinio-Arrhenatheretea-<br />

Gesellschaft beschrieben. In ihnen kommen<br />

sowohl Molinietalia- als auch Arrhenatheretalia-<br />

Arten mit ähnlichen Anteilen vor. In Luxemburg<br />

kommen Arrhenatheretalia-Arten nur in bewirtschafteten<br />

Flächen vor.<br />

Artenzusammensetzung<br />

Persicaria bistorta ist in allen Aufnahmen mit<br />

hohen Deckungsgraden vorhanden. Ab und<br />

an tritt Deschampsia cespitosa hinzu. <strong>Die</strong> Brachestadien<br />

sind deutlich verarmt an Arten des<br />

Wirtschaftsgrünlandes und weisen Brachezeiger<br />

auf. Molinietalia-Kennarten wie Cirsium palustre,<br />

Galium uliginosum und Angelica sylvestris sind<br />

regelmäßig zu finden. Einige Molinio-Arrhenatheretea-Kennarten<br />

(Rumex acetosa, Holcus lanatus,<br />

Ranunculus acris, Alopecurus pratensis, Cerastium<br />

fontanum subsp. vulgare) kommen vor allem in den<br />

genutzten Beständen stet vor, in den Brachen sind<br />

sie seltener. Calthion-Arten sind weitgehend auf<br />

die Brachen beschränkt und insgesamt nicht so<br />

häufig. Vereinzelt treten Arten der Kleinseggenriede<br />

auf. Brachezeiger wie Urtica dioica und<br />

Galium aparine sind auf ältere Brachestadien<br />

begrenzt und deuten auf Eutrophierung hin.<br />

<strong>Die</strong> Gesellschaft ist artenarm (mAZ 16). <strong>Die</strong> nicht<br />

mehr regelmäßig genutzten Bestände haben sogar<br />

nur eine mittlere Artenzahl von 13, die als Wiese<br />

genutzten weisen im Mittel allerdings noch 26<br />

Arten auf.<br />

Geranium sylvaticum ist im Aufnahmematerial<br />

zweimal vorhanden und leitet zum Geranio<br />

sylvatici-Trisetetum über. Weitere Höhenzeiger wie<br />

Alchemilla xanthochlora sind äußerst selten.<br />

Untergliederung<br />

<strong>Die</strong> Bistorta officinalis-Gesellschaft gliedert sich<br />

in vier Ausbildungen. <strong>Die</strong> standörtlich-floristische<br />

Untergliederung folgt dabei dem Feuchteund<br />

Nährstoffgradienten. <strong>Die</strong> Ausbildung mit<br />

Molinia caerulea und die Ausbildung mit Juncus<br />

acutiflorus dominieren auf (wechsel-)feuchten<br />

bis nassen und nährstoffarmen Standorten<br />

(mF 7,5/7,2; mN 4,0/4,2). <strong>Die</strong> Ausbildung mit<br />

Urtica dioica und die Ausbildung mit Ranunculus<br />

repens kommen auf etwas weniger feuchten<br />

und nährstoffreicheren Böden (mF 6,5/6,1;<br />

mN 5,6/5,7) vor.<br />

<strong>Die</strong> Ausbildung mit Molinia caerulea besiedelt<br />

die nährstoffärmsten und basenärmsten Wuchsorte<br />

der Gesellschaft und vermittelt zu den Kleinseggenrieden.<br />

<strong>Die</strong> Ausbildung weist einige Magerkeitszeiger<br />

wie Molinia caerulea und Comarum<br />

palustre (zusätzlich Nässezeiger) sowie Equisetum<br />

fluviatile als Nässezeiger auf. Carex nigra wird<br />

nur als schwache Differentialart gesehen, da<br />

<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011

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