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Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs

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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />

Ökologie<br />

<strong>Die</strong> Mädesüß-Hochstaudenflur besiedelt feuchte<br />

bis nasse Gley- und Niedermoorböden, die eine<br />

gute Nährstoff- und Basenversorgung haben. Sie<br />

kommt meist auf Standorten in Bachnähe vor, die<br />

zeitweise überflutet werden. Dadurch ist eine gute<br />

Nährstoffversorgung gewährleistet. Im Vergleich<br />

zum Crepido-Juncetum acutiflori wächst sie jedoch<br />

auf weniger nassen, aber basen- und nährstoffreicheren<br />

Böden (Ruthsatz & Kraß 1998).<br />

Wolf (1979) nennt Gleye und Nassgleye und damit<br />

grundwassernahe Standorte als typische Böden<br />

für die nasseren Ausbildungen im Westerwald. Er<br />

schließt aber nicht aus, dass sich Mädesüßfluren<br />

auch auf Brachen der Glatthaferwiesen entwickeln<br />

können und somit auf weniger grundwasserbeinflussten<br />

Böden vorkommen. <strong>Die</strong>s deckt<br />

sich mit den eigenen Beobachtungen, jedoch<br />

sind die grundwasserbeeinflussten Standorte<br />

in Luxemburg häufiger. Nach Rosenthal (1992)<br />

kommen auf dauernassen Standorten andere<br />

Arten (bspw. Scirpus sylvaticus) zur Dominanz<br />

und Filipendula ulmaria ist hier weniger konkurrenzkräftig.<br />

Neben der Grundwassererreichbarkeit ist die<br />

Nährstoffversorgung der entscheidende Faktor.<br />

<strong>Die</strong> Streubildung ist im Vergleich zur Scirpus sylvaticus-Gesellschaft<br />

nicht so ausgeprägt. Oftmals ist<br />

bis auf wenige kleinwüchsige Arten der Mineralboden<br />

unbedeckt.<br />

Das Austreiben der Sprosse beginnt bereits sehr<br />

früh im Jahr. Im Juni erfolgt dann ein rasantes<br />

Höhenwachstum von Filipendula ulmaria. Zu<br />

ihrer maximalen Wuchshöhe gelangt sie erst<br />

im Juli mit Beginn der Blüte. Bis dahin erfolgt<br />

eine starke Aufnahme von Nährstoffen, ab Juli<br />

beginnt sie bereits mit der Rückverlagerung von<br />

Nährstoffen in die Rhizome (Rosenthal 1992). <strong>Die</strong><br />

Nährstoffe werden frühzeitig in unterirdische<br />

Rhizome verlagert, sodass sie im Folgejahr wieder<br />

zur Verfügung stehen. <strong>Die</strong>ser Vorteil – ihr „hohes<br />

Nährstoffaneignungsvermögen und Umsetzung in<br />

Biomasse“ (Müller et al. 1992) – bedingt ihre rasche<br />

und starke Dominanz, sobald die Bewirtschaftung<br />

aufgehört hat (<strong>Die</strong>rschke & Briemle 2002). Aufgrund<br />

der Nährstoff-Rückverlagerung reichern sich große<br />

Mengen an Nährstoffen in der Phytomasse an<br />

(Müller et al. 1992). Zusätzlich zu dieser Akkumulation<br />

erfolgt die Aufnahme weiterer Nährstoffe, so<br />

dass solche Brachestadien nach <strong>Die</strong>rschke & Briemle<br />

(2002) als Anreicherungssysteme gelten.<br />

<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011<br />

Sekundärsukzessionen von feuchten Graslandbeständen<br />

bringen große und rasche Veränderungen<br />

mit sich. Zunächst erfolgt ein Wandel<br />

der Konkurrenzbedingungen, es kommt zu einer<br />

Umstrukturierung (<strong>Die</strong>rschke & Briemle 2002).<br />

Weitere Folgen der Nutzungsaufgabe und der<br />

damit verbundenen Ausbreitung hochwüchsiger<br />

Arten sind: die Zunahme der Bestandeshöhe und<br />

der Phytomasse, es kommt zur Anhäufung von<br />

Streu, womit ein Artenrückgang eintritt (Schiefer<br />

1981, Müller et al. 1992). Mit den oben erwähnten<br />

Veränderungen der Vegetationsstruktur ändern<br />

sich einige weitere Faktoren, die Müller et al.<br />

(1992) aus unterschiedlichen Arbeiten zusammen-<br />

getragen haben: Aufgrund der dichten Streuauflage<br />

und des geschlossenen Blätterdaches<br />

verändert sich das Lichtklima, während die<br />

Bodenerwärmung sich verlangsamt und die<br />

Stickstoffmineralisierung abnimmt. Aufgrund<br />

v. a. reduzierter Evaporation tritt eine Vernässung<br />

ein. Der geringen Stickstoffmineralisation steht<br />

eine sehr hohe Phytomassenproduktion entgegen.<br />

Uchtmann & Rosenthal (1996) führen einen<br />

Stickstoffgehalt in der oberirdischen Phytomasse<br />

der von ihnen untersuchten Mädesüßfluren von<br />

über 100 kg/ha an, dem nur eine Mineralisation<br />

von 5 kg/ha x 33 Wochen (Vegetationsperiode)<br />

gegenübersteht. Müller et al. (1992) geben für die<br />

Phytomassenproduktion von Filipendula-Brachen<br />

einen Gehalt von 80 bis 125 dtTS/ha mit einem<br />

Stickstoffgehalt von 120 bis 180 kg/ha an.<br />

Verbreitung<br />

<strong>Die</strong> Filipendula ulmaria-Gesellschaft ist im<br />

gesamten Untersuchungsgebiet häufig verbreitet.<br />

Besonders großflächig ist sie im Norden <strong>Luxemburgs</strong><br />

ausgebildet. Dort bedeckt sie großflächig<br />

nasse brachgefallene Talauen. Ausgedehnte<br />

Bestände finden sich z. B. im Naturschutzgebiet<br />

Cornely's Millen (bei Basbellain) entlang der<br />

Kléngelbaach, Weierbaach, Stauwelsbaach und<br />

besonders im Unterlauf der Woltz (Ries 1993).<br />

Steinbach (1995a) berichtet über großflächige<br />

Mädesüß-Fluren im Talgrund des Schutzgebietes<br />

Foschtbaach (bei Hautbellain). Im Süden sind die<br />

Vorkommen etwas seltener als im Norden, da der<br />

Brachenanteil dort insgesamt deutlich geringer<br />

ist. Zu ihren Kontaktgesellschaften gehören die<br />

unterschiedlichen Brachestadien der Feuchtwiesen<br />

wie die Scirpus sylvaticus-Gesellschaft, Bistorta<br />

officinalis-Gesellschaft, Phalaris arundinacea-Gesellschaft<br />

sowie Großseggenriede und Röhrichte.<br />

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