Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />
104<br />
1926 ein. Andererseits werden sie nur als Unterverband<br />
Filipendulenion ulmariae zum Calthion<br />
gestellt (Balátová-Tuláčková 1978, 1979, <strong>Die</strong>rschke<br />
1990, 1996, Ellmauer & Mucina 1993). Eine<br />
Übersicht dazu findet sich in <strong>Die</strong>rschke (1996).<br />
Andere Autoren (vgl. Ausführungen in <strong>Die</strong>rschke<br />
1996 und <strong>Die</strong>rschke et al. 2004) schlagen sogar<br />
eine eigenständige Klasse für die Hochstaudenfluren<br />
vor, sie sehen keine Zugehörigkeit zu der<br />
Molinio-Arrhenatheretea. <strong>Die</strong>rschke et al. (2004)<br />
sehen die Hochstaudenfluren ebenfalls als eigenen<br />
Strukturtyp an und befürworten eine eigenständigere<br />
syntaxonomische Stellung und damit eine<br />
Herauslösung aus dem bestehenden System. <strong>Die</strong><br />
eigene Struktur wird in erster Linie in den hohen<br />
dichten Beständen des Mädesüßes und anderer<br />
dominanter Arten gesehen, wodurch niedrigwüchsigere<br />
Arten des Calthion zurückgedrängt<br />
werden (Waesch 2003). In diesem Fall bestehen<br />
zur Zeit immer noch große Differenzen über die<br />
syntaxonomische Einstufung, die an dieser Stelle<br />
nicht weiter besprochen wird.<br />
Artenzusammensetzung<br />
Es handelt sich mit durchschnittlich 11 Arten pro<br />
Aufnahme um artenarme Brachestadien. Mit<br />
zunehmendem Brachealter nimmt die mittlere<br />
Artenzahl ab. Besonders artenarme Bestände<br />
(Artenzahlen zwischen 3 und 8) enthalten<br />
lediglich einige Brachezeiger (Urtica dioica, Galium<br />
aparine, Galeopsis tetrahit). <strong>Die</strong> Lichtkonkurrenz der<br />
Hochstaude ist so stark, dass nur wenige Arten<br />
(vorwiegend Halbschattenpflanzen wie Stellaria<br />
nemorum) in dem lichtarmen Unterwuchs wachsen<br />
können. <strong>Die</strong>s ermöglicht es nur wenigen Arten,<br />
sich neben dem kräftigen Mädesüß zu behaupten.<br />
Nur selten kommen andere Hochstauden wie<br />
z. B. Lysimachia vulgaris oder Angelica sylvestris mit<br />
hohen Deckungsgraden vor. <strong>Die</strong> Arten der Molinio-<br />
Arrhenatheretea verschwinden mit zunehmender<br />
Brachezeit aufgrund der in den dichten Beständen<br />
nicht mehr ausreichenden Konkurrenzfähigkeit<br />
fast völlig. Von den Feuchtwiesenpflanzen setzen<br />
sich einige wenige hochwüchsige Arten wie<br />
Cirsium palustre, Angelica sylvestris und Scirpus<br />
sylvaticus gelegentlich durch. Persicaria bistorta<br />
kann sich gegenüber Filipendula ulmaria wohl am<br />
besten behaupten, sie weist unter den Calthion-<br />
Arten die höchsten Artmächtigkeiten auf (bis<br />
Deckungsgrad 3). Im Unterwuchs können Caltha<br />
palustris, Myosotis scorpioides agg. und andere<br />
Arten der Feuchtwiesen durch ihre zeitlich frühere<br />
Entwicklung noch gedeihen. <strong>Die</strong> Calthion-Arten<br />
sind Relikte der früheren Nutzung. Nitrophile<br />
Arten wie Urtica dioica, Galium aparine, Calystegia<br />
sepium und Epilobium angustifolia kommen mit<br />
hohen Stetigkeiten und oft hohen Deckungsgraden<br />
vor. Besonders hohe Artmächtigkeiten<br />
zeigt dabei die Brennnessel (Urtica dioica). <strong>Die</strong>se<br />
Arten nährstoffreicher Standorte werden durch<br />
die rasche Zersetzung der Streuschicht begünstigt.<br />
Weiterhin kommen einige Phragmito-Magnocaricetea-Arten<br />
vereinzelt vor: Galium palustre, Phalaris<br />
arundinacea, Carex acuta, Iris pseudacorus u. a.<br />
<strong>Die</strong> Artenzusammensetzung wird demnach hauptsächlich<br />
von Arten der nitrophytischen Uferstaudenfluren<br />
und der Feuchtwiesen (Calthion, Molinietalia)<br />
bestimmt. <strong>Die</strong> Mehrheit der Filipendula-Bestände<br />
liegt schon seit Jahrzehnten brach und ist stark an<br />
Arten verarmt. Aendekerk et al. (1990) stufen ihre<br />
Vegetationsaufnahmen mit einem hohen Anteil an<br />
Urtica dioica (Deckungsgrad 2 bis 5) als gealterte<br />
Brachen ein.<br />
Untergliederung<br />
<strong>Die</strong> Begleiter der Filipendula ulmaria-Gesellschaft<br />
wechseln u. a. je nach Bodenverhältnissen (Wasserund<br />
Nährstoffversorgung), sodass sich drei<br />
Ausbildungen ausgliedern lassen. Zur Gliederung<br />
werden auch schwache Differentialarten herangezogen<br />
(nur mit Stetigkeit < 20 %), da die Bestände<br />
insgesamt schwach differenziert sind (wenige<br />
Trennarten mit geringen Stetigkeiten).<br />
<strong>Die</strong> Ausbildung mit Equisetum fluviatile<br />
kennzeichnet die nassen Standorte. Zur Differentialartengruppe<br />
gehören weiter Lysimachia<br />
vulgaris und Juncus acutiflorus. Sehr selten treten<br />
Magerkeits- und Nässezeiger wie Carex nigra,<br />
C. rostrata und Viola palustris auf (lfd.-Nr. 1). Sie<br />
kennzeichnen den nährstoffärmsten und nassesten<br />
Flügel der Gesellschaft. <strong>Die</strong> Ausbildung mit<br />
Elymus repens vermittelt mit den Arten Elymus<br />
repens, Cruciata laevipes und Glechoma hederacea<br />
zu den nitrophytischen Uferstaudenfluren. <strong>Die</strong><br />
differentialartenlose Ausbildung ist mit einer<br />
mittleren Artenzahl von 8 Arten die artenärmste<br />
Ausbildung.<br />
In allen Ausbildungen kommen nitrophile Arten<br />
mit hohen Stetigkeiten vor. Sie kennzeichnen die<br />
nährstoffreichen Standorte der Filipendula ulmaria-<br />
Gesellschaft. Ähnliche Bestände beschreiben<br />
Ruthsatz & Kraß (1998) aus dem Hunsrück sowie<br />
Weißbecker (1992) aus dem Odenwald.<br />
<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011