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Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs

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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />

stattgefunden (Oberdorfer 1993c). <strong>Die</strong> Gesellschaft<br />

ist durch die Vorherrschaft von Filipendula<br />

ulmaria unverwechselbar. Es handelt sich hier<br />

um artenarme, von Filipendula ulmaria geprägte<br />

Brachestadien und nicht um natürliche Bachufer-<br />

Hochstaudenfluren des Filipendulion („Primärstandorte“).<br />

<strong>Die</strong> synsystematische Stellung der Filipendula-<br />

Bestände ist auch aktuell immer noch umstritten<br />

(vgl. dazu Rennwald 2000). Denn es stellt sich<br />

die Frage, ob die vorliegende Filipendula ulmaria-<br />

Gesellschaft dem Filipendulion Segal ex Lohmeyer<br />

in Oberd. et al. 1967 oder dem Calthion zugeordnet<br />

wird. Da es sich im vorhandenen Aufnahmematerial<br />

größtenteils um Dominanzbestände<br />

handelt, die aus Feuchtwiesen des Calthion<br />

nach Nutzungsaufgabe hervorgegangen sind,<br />

erfolgt die Zuordnung zum Calthion. Zudem<br />

kommt Filipendula ulmaria sehr häufig in allen<br />

genutzten Calthion-Gesellschaften und einigen<br />

feuchten Ausprägungen der Glatthaferwiesen vor,<br />

obwohl sie im Allgemeinen als schwache Filipendulion-Verbandskennart<br />

angesehen wird (u. a.<br />

<strong>Die</strong>rschke 1996, Ellenberg et al. 2001, <strong>Die</strong>rschke &<br />

Briemle 2002). Im Übrigen fehlen im Aufnahme-<br />

material weitere stete Kennarten des Filipendulion-<br />

Verbandes. Auch wenn nur Caltha palustris und<br />

Persicaria bistorta als Calthion-Arten mit mittleren<br />

Stetigkeiten vorkommen, ist eine Zuordnung zum<br />

Calthion nachvollziehbar. Calthion-Arten treten im<br />

Vergleich zu den anderen Brachegesellschaften<br />

etwas zurück. <strong>Die</strong>s lässt sich durch die starke<br />

Dominanz von Filipendula ulmaria begründen.<br />

Nach <strong>Die</strong>rschke & Waesch (2003) können Feuchtbrachen<br />

mit Mädesüß-Dominanz bei verringerter<br />

Artenzahl als Filipendula ulmaria-(Calthion)-<br />

Fragment- oder Derivatgesellschaft oder kurz als<br />

Filipendula ulmaria-Gesellschaft eingestuft werden.<br />

<strong>Die</strong> Autoren kommen zum Entschluss, dass die<br />

Filipendula-Fragmentgesellschaft zwar stark den<br />

Hochstaudenfluren des Filipendulion ulmariae ähnelt,<br />

aber aufgrund der noch artenreichen Bestände und<br />

somit dem Vorkommen von zahlreichen Verbands-,<br />

Ordnungs- und Klassenkennarten die Zuordnung<br />

zum Calthion erfolgt. Andere Autoren ordnen die<br />

Filipendula ulmaria-Gesellschaft dem Filipendulion<br />

ulmariae zu (z. B. <strong>Die</strong>rschke 1996, Ruthsatz & Kraß<br />

1998, Nawrath 2005).<br />

Nach <strong>Die</strong>rschke & Briemle (2002) ähneln<br />

Dominanzbestände, in denen das Mädesüß<br />

bestimmend ist, physiognomisch den Assozia-<br />

<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011<br />

tionen des Filipendulion. Sie sind im Vergleich<br />

zu diesen jedoch artenärmer und weniger<br />

blütenreich. Eine Zuordnung zum Filipendulion<br />

kann durch die Trennarten Urtica dioica, Galium<br />

aparine u. w. gerechtfertigt werden (Waesch 2003,<br />

Nawrath 2005).<br />

In Luxemburg kommen im genutzten Grasland<br />

keine Assoziationen des Filipendulion ulmariae<br />

vor, da wichtige und unabdingbare Kennarten<br />

der häufig ausgegliederten Assoziationen des<br />

Filipendulion fehlen und es sich hier um aufgelassene<br />

Flächen von Feuchtwiesen handelt.<br />

Zu berücksichtigen bleibt allerdings, dass sie<br />

durchaus entlang von Bächen, als natürliche,<br />

bachbegleitende Hochstaudenfluren vorkommen<br />

können. So tritt im Untersuchungsgebiet das<br />

Valeriano-Filipenduletum als Bachuferflur im<br />

Gebiet Rittefenn auf (Steinbach 1995b). Waltener<br />

(1990) erwähnt Mädesüß-Hochstaudenfluren des<br />

Filipendulion an Ufersäumen der Weißen Ernz. Im<br />

Grasland <strong>Luxemburgs</strong> kommen nach aktuellem<br />

Kenntnisstand weder das Filipendulo-Geranietum<br />

palustris W. Koch 1926 (Sumpfstorchschnabel-<br />

Mädesüßflur) noch das Valeriano-Filipenduletum<br />

Siss. in Westh. et al. ex van Donselaar 1961<br />

(Baldrian-Mädesüßflur) vor. <strong>Die</strong> Charakterart des<br />

Filipendulo-Geranietum palustris, Geranium palustre,<br />

fehlt in Luxemburg fast völlig, da sie subkontinental<br />

verbreitet ist. Valeriana repens, Kennart des<br />

Valeriano-Filipenduletum, kommt in den Mädesüßfluren<br />

nur ganz vereinzelt mit sehr geringer<br />

Deckung vor und kann daher nur als Begleiter<br />

aufgefasst werden. <strong>Die</strong>se beiden Assoziationen<br />

haben nach Oberdorfer (1993c) keine ausgeprägten<br />

Differentialarten, durch die die Bestände<br />

auch mit zurücktretenden Kennarten der jeweiligen<br />

Assoziation zuzuordnen wären. Auch die<br />

bei Oberdorfer (1993c) genannte Himmelsleiter-<br />

Flur (Valeriano-Polemonietum caerulei Rossk.<br />

1971), die bei <strong>Die</strong>rschke & Briemle (2002) nur als<br />

Gebietsausbildung des Filipendulo-Geranietum<br />

palustris angesehen wird, ist nach vorliegendem<br />

Aufnahmematerial nicht im Grasland des Untersuchungsgebietes<br />

vorhanden.<br />

Gegenstand zahlreicher syntaxonomischer Diskussionen<br />

ist ferner die Zuordnung der Mädesüß-<br />

Bachuferfluren (Filipendulion). Oberdorfer (1993c),<br />

<strong>Die</strong>rschke (1996), <strong>Die</strong>rschke & Briemle (2002)<br />

u. a. stufen sie als eigenen Verband Filipendulion<br />

ulmariae Segal ex Lohmeyer in Oberdorfer et al.<br />

1967 innerhalb der Molinietalia caerulea W. Koch<br />

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