Ferrantia 66 Die Graslandgesellschaften Luxemburgs
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S. Schneider <strong>Die</strong> <strong>Graslandgesellschaften</strong> <strong>Luxemburgs</strong><br />
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<strong>Die</strong> Waldsimse kommt sowohl in genutzten<br />
Feuchtwiesen als auch in deren Brachestadien<br />
vor. In gemähten Wiesen kann sie aber aufgrund<br />
der Nutzung und Konkurrenzkraft der übrigen<br />
Feuchtwiesenpflanzen nicht zur Dominanz<br />
gelangen, bleibt niedrigwüchsig und eher locker<br />
verteilt. In Brachen gelangt sie zur Vorherrschaft<br />
und bildet sehr dichte Bestände aus.<br />
Syntaxonomie<br />
<strong>Die</strong> Dominanzbestände von Scirpus sylvaticus<br />
werden hier in Anlehnung an <strong>Die</strong>rschke &<br />
Waesch (2003) sowie <strong>Die</strong>rschke et al. (2004) als<br />
Scirpus sylvaticus-Gesellschaft ausgegliedert. In<br />
der überregionalen Literatur werden Scirpus-<br />
Dominanzbestände oftmals zum Scirpetum sylvatici<br />
(Ralski 1931 bzw. Maloch 1935 em. Schwick. 1944)<br />
oder zur weit gefassten Calthion-Basalgesellschaft<br />
gestellt (z. B. Rennwald 2000). <strong>Die</strong> Eigenständigkeit<br />
als Gesellschaft ist sowohl aufgrund ihrer<br />
im Untersuchungsgebiet recht ausgeprägten,<br />
gut abgrenzbaren Bestände als auch aufgrund<br />
ihrer Artenverbindungen gerechtfertigt. Darüber<br />
hinaus handelt es sich hierbei um Sukzessionsstadien<br />
von Feuchtwiesen (Calthion) und somit<br />
um artenarme Dominanzausprägungen dieser<br />
Art. Als ein weiterer Grund für die Zuordnung<br />
der Gesellschaft zum Calthion spricht das stete<br />
Vorkommen von weiteren Verbandskennarten.<br />
Auch die weite Amplitude der Waldsimse<br />
innerhalb des Verbandes (Calthion) spricht dafür<br />
die vorliegenden Waldsimsen-Bestände nicht einer<br />
Assoziation zuzuordnen. <strong>Die</strong> Waldsimse gilt nur<br />
als Verbandskennart des Calthion (<strong>Die</strong>rschke et al.<br />
2004). <strong>Die</strong> Abgrenzung der Gesellschaft erfolgt<br />
über die Dominanz von Scirpus sylvaticus und dem<br />
Fehlen anderer dominanter Arten oder Assoziationskennarten<br />
(z. B. Juncus acutiflorus, Carex-<br />
Arten) (vgl. <strong>Die</strong>rschke & Waesch 2003, <strong>Die</strong>rschke et<br />
al. 2004). In der vorliegenden Arbeit werden daher<br />
– bis auf zwei Ausnahmen (Deckungsgrad 3) – nur<br />
diejenigen Bestände zu der hier beschriebenen<br />
Gesellschaft gestellt, in denen Scirpus sylvaticus mit<br />
mehr als 50 % Deckung vorkommt.<br />
Artenzusammensetzung<br />
Kennzeichnend für die Scirpus sylvaticus-Gesellschaft<br />
ist das bestandsbildende Auftreten der<br />
Waldsimse. <strong>Die</strong> mittlere Artenzahl der 14 vorliegenden<br />
Vegetationsaufnahmen beträgt 18.<br />
Teilweise sind die Bestände recht artenreich mit<br />
bis zu 26 Arten pro Aufnahme ausgebildet (etwa<br />
die Hälfte aller Aufnahmen), daneben finden sich<br />
aber auch deutlich artenärmere Bestände mit nur<br />
7 Arten. Eine ähnlich große Amplitude der Artenzahlen<br />
findet sich u. a. bei Ruthsatz & Kraß (1998)<br />
in Beständen im westlichen Hunsrück. <strong>Die</strong>rschke<br />
& Waesch (2003) gliedern eine artenreiche Gruppe<br />
mit einer mittleren Artenzahl von 26 und eine<br />
artenarme mit 12 Arten aus. Artenarme Bestände<br />
der Scirpus sylvaticus-Gesellschaft werden von<br />
Ries (1993) als typische Ausprägung für den<br />
Norden <strong>Luxemburgs</strong> beschrieben.<br />
Ein Grund für die artenreicheren Ausprägungen<br />
ist vermutlich eine erst relativ kurze Brachezeit.<br />
Wohingegen in den vorwiegend älteren Brachen<br />
der Anteil der niedrigwüchsigen Arten deutlich<br />
geringer ist. <strong>Die</strong>s ist auf die Ausbildung einer<br />
teilweise mächtigen Streuauflage durch die<br />
Waldsimse zurückzuführen. Denn die Streu<br />
unterdrückt andere Pflanzen und fördert nitrophile<br />
Brachezeiger (<strong>Die</strong>rschke et al. 2004).<br />
Höhere Anteile am Bestandsaufbau haben vor<br />
allem hochwüchsigere Arten wie Lysimachia<br />
vulgaris, Angelica sylvestris und Filipendula ulmaria.<br />
<strong>Die</strong> Scirpus sylvaticus-Gesellschaft weist einige<br />
Molinietalia-Arten auf, hochstet sind Cirsium<br />
palustre und Filipendula ulmaria. Klassenkennarten<br />
(Rumex acetosa, Holcus lanatus) treten vereinzelt<br />
auf. Verbandskennarten wie Caltha palustris,<br />
Juncus effusus und Lotus pedunculatus kommen<br />
häufig vor (z. T. mit hohen Deckungsgraden) und<br />
unterstreichen die Zugehörigkeit zum Calthion.<br />
<strong>Die</strong> schwache Verwandtschaft der Scirpus sylvaticus-Gesellschaft<br />
mit dem Magnocaricion zeigt sich<br />
im seltenen Auftreten einiger Arten der Phragmito-Magnocaricetea<br />
(z. B. Galium palustre, Lycopus<br />
europaeus), wobei die Molinietalia-Arten in Anzahl<br />
und Menge überwiegen. <strong>Die</strong>s und die große<br />
Abundanz von Feuchtwiesenpflanzen belegen,<br />
dass es sich hier größtenteils um noch recht junge<br />
Brachestadien handelt. In den noch unregelmäßig<br />
beweideten Beständen fehlen Brachezeiger völlig;<br />
alle anderen Bestände unterliegen keiner Nutzung<br />
mehr und weisen einige Brachezeiger auf.<br />
Untergliederung<br />
<strong>Die</strong> Scirpus sylvaticus-Gesellschaft gliedert sich<br />
in eine differentialartenlose Ausbildung und in<br />
eine Ausbildung mit Juncus acutiflorus. Trennarten<br />
der Ausbildung mit Juncus acutiflorus sind<br />
Nässezeiger wie Juncus acutiflorus und Equisetum<br />
<strong>Ferrantia</strong> • <strong>66</strong> / 2011